Story
In den 1820ern zieht der legendäre Trapper Hugh Glass (Leonardo DiCaprio) durch die Weiten der USA, wo er mit einer von Captain Andrew Henry (Domhnall Gleeson) angeführten Expedition dabei ist, den Missouri River zu erforschen. Am Fluss hat er einen unachtsamen Moment – den ein Grizzly ausnutzt, ihn übel zuzurichten. Glass schwebt in Lebensgefahr. Seine Begleiter, unter ihnen der raubeinige John Fitzgerald (Tom Hardy) und der junge Jim Bridger (Will Poulter), glauben nicht, dass er den Vorfall überleben wird und als sie dann Ureinwohner in der Nähe ihres Lagers erspähen, fackeln sie nicht lange. Sie nehmen dem Schwerverwundeten Gewehr, Messer und seine weitere Ausrüstung ab und überlassen ihn sich selbst. Aber überraschend überlebt Glass doch – und schwört allen Begleitern Rache, die ihn zurückgelassen haben. Auf der Suche nach ihnen schleppt sich der verletzte Abenteurer durch die eisige Bergwelt…
Kritik
Genau ein Jahr ist es her, als der mexikanische Regisseur Alejandro González Iñárritu mit seinem großartigen „Birdman“ das Kinojahr 2015 eröffnete. Das exzellent besetzte Drama gewann bei den Oscars die Hauptpreise für den besten Film, die beste Regie und das beste Drehbuch. Darüber hinaus ging der Oscar für die beste Kamera zum zweiten Mal in Folge (nach 2014 für „Gravity“) an Iñárritus Landsmann Emmanuel Lubezki. Jetzt, nur ein Jahr später, kehrt das Dreamteam schon wieder ins Kino zurück, was für einen Regisseur, insbesondere bei einem solch aufwändigen Projekt wie „The Revenant“, außergewöhnlich ist. Zumal die Dreharbeiten für jede Menge Schlagzeilen sorgten, da die Produktionskosten explodierten, einige Crew-Mitglieder aus Protest das Set verließen und Iñárritu kurzerhand einen der Produzenten entließ. Iñárritu ließ sich glücklicherweiße aber nicht von seinem Weg abbringen und wird dabei von niemand geringerem als Leonardo DiCaprio unterstützt, der nach seiner Schauspielpause endlich wieder auf die Leinwand zurückkehrt. „The Wolf of Wall Street“ im Januar 2014 war DiCaprios bis dato letzter Film und mit Hilfe des Gespanns Iñárritu und Lubezki, feiert DiCaprio ein glorioses Comeback. „The Revenant“, der erste Kinofilm des Jahres, reserviert sich gleich einen Platz unter den besten Filmen des Jahres 2016, denn der Überlebens-Rache-Thriller fängt die rohe und knallharte Natur gekonnt ein, ist unglaublich bebildert, großartig inszeniert und punktet mit einem überragenden Leonardo DiCaprio.
The Revenant - Der Rückkehrer
Kinostart: 06.01.2016
Länge: 151 Min.
FSK: 16
Genre: Western, Abenteuer
Regie: Alejandro González Iñárritu
Land: USA
Originaltitel: The Revenant
Dabei dauert es eine Weile bis die Story die aus den Trailern bekannte Richtung einschlägt. Bis DiCaprio auf sich allein gestellt ist und der Film überhaupt erst zum Überlebens-Thriller wird, vergeht bereits eine ganze Stunde. Da hat der Trailer meiner Meinung nach schon etwas zu viel vorweggenommen. Zudem ist der Film mit seinen 151 Minuten etwas lang geraten. Das ruhige Tempo lässt „The Revenant“ insgesamt eher langatmig erscheinen, bleibt dabei aber immer interessant und wird dadurch nie langweilig. Auf den aus „Birdman“ bekannten Humor muss man hingegen komplett verzichten, denn hier regiert der ernste und kompromisslose Kampf zwischen Mensch und Natur. Schön das Iñárritu dabei auch auf eine schwarz-weiß Zeichnung seiner Charaktere verzichtet. Sowohl John Fitzgerald als auch die Indianer haben genug Gründe für ihre Taten und bekommen ausreichend emotionale Tiefe zugesprochen. Die auf wahren Begebenheiten beruhende Story erzählt die beeindruckende Geschichte des Trappers Hugh Glass, allerdings ist die Geschichte nichts Neues und wird dadurch auch nicht sonderlich im Gedächtnis bleiben.
Auch wenn die Story vielleicht nicht Gedächtnis bleiben wird, die Inszenierung wird es. Was Iñárritu und insbesondere Emmanuel Lubezki hier abliefern ist wieder einmal ganz groß. Lubezki übertrifft sich mit „The Revenant“ wieder einmal selbst. Die Mischung seiner bisherigen Stile, bestehend aus Plansequenzen, einer über den Action-Szenen schwebenden Kamera oder seine schlichtweg sensationellen Landschaftsaufnahmen, der Mexikaner spielt in seiner ganz eigenen Liga und ist so etwas wie der Kamera-Gott Hollywoods. Da „The Revenant“ zusätzlich noch ausschließlich in natürlichem Licht gedreht wurde, muss das der dritte Oscar in Folge für Lubezki werden. „The Revenant“ fängt dadurch die winterliche Atmosphäre großartig ein, da gerade die Landschaftsaufnahmen zu den Besten gehören die seit „Der Herr der Ringe“ gemacht wurden. Auf der anderen Seite fängt der Film somit auch die rohe Seite der Natur gekonnt ein. Dazu passt die ungeschönte Brutalität des Films hervorragend. Bereits beim Angriff der Indianer zu Beginn wird klar, dass es hier nicht gerade zimperlich zugeht. Pfeile durchbohren die verzweifelten Trapper, das Blut spritzt, Tiere werden ausführlichst ausgeweidet, Finger abgeschlagen und der vom Bären-Angriff verwundete DiCaprio ist vor lauter Schnittwunden und Blut kaum noch zu erkennen. Seine FSK 16-Einstufung hat sich der Film jedenfalls redlich verdient, dass er am Ende so knallhart und brutal ist, hätte ich aber nicht erwartet. Dennoch verherrlicht der Film zu keinem Zeitpunkt die Gewalt, sondern bleibt stets realistisch, was wunderbar zum Überlebens-Kampf passt. Die rar eingesetzten CGI-Effekte sind darüber hinaus hervorragend gelungen. Gerade beim brachialen und genial choreografierten Bären-Angriff macht sich dies bemerkbar.
Die schauspielerischen Leistungen sind ebenso hervorragend. Neben Tom Hardy, der seiner recht eindimensionalen Figur John Fitzgerald die nötige Tiefe verleiht oder Domnhall Gleeson als viel kritisierter Anführer der Gruppe, wissen vor allem die Indianischen Schauspieler zu überzeugen. Doch einer sticht natürlich heraus: Leonardo DiCaprio. Zwei Jahre nach seinem bislang letzten Film, überzeugt er in „The Revenant“ mehr denn je und das obwohl seine Rolle sehr schweigsam ausgefallen ist. Doch DiCaprio braucht nicht viele Worte um den Zuschauer mit seiner Performance zu fesseln, da er sich mit Leib und Seele seiner Rolle verschreibt. DiCaprio gibt alles! Er kriecht über den verdreckten Boden, isst rohen Fisch und echte Leber und ist unter seinen langen Haaren und dem Vollbart kaum wiederzuerkennen. Kein Vergleich zu seinen sonstigen Rollen in denen er meistens in einen feinen Anzug schlüpft. Eine physische Glanzleistung, gepaart mit seinem brillanten Spiel zeigen einmal mehr, das DiCaprio der größte Schauspieler unserer Zeit ist. Und vielleicht hinterlässt diese Leistung auch endlich mal bei der Academy genügend Eindruck.
Fazit
“The Revenant“ ist roh! Nicht roh im Sinne von unfertig, sondern roh im Umgang mit seinem Thema. Der Überlebens-Thriller zeichnet ein kompromissloses, realistisches Bild der rohen Natur und geht dabei knallhart zu Werke. Ein blutig, brutaler Alptraum der seiner überragend gespielten Hauptfigur keine Luft zum Atmen lässt. Die auf wahren Begebenheiten beruhende Story gewinnt zwar keine Innovationspreise und der Film ist sehr langatmig geraten, doch insbesondere durch seine großartige Inszenierung ist „The Revenant“ gleich eines der Filmhighlights des Jahres 2016!
Wertung: 9/10
Poster&Trailer: © Twentieth Century Fox of Germany GmbH
Story: Quelle: Filmstarts.de
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