Es Kapitel 2

Kinostart: 05.09.2019 | Laufzeit: 169 Minuten | FSK: 16 Land: CAN, USA | Genre: Horror | Originaltitel: It: Chapter Two


Kritik

700 Millionen Dollar standen am Ende zu Buche. "Es" avancierte vor zwei Jahren nicht nur zu einem echten Horror-Hit, sondern führt bis heute die Liste der erfolgreichsten Horrorfilme aller Zeiten an. Für das produzierende Studio Warner Bros, bei einem Budget von gerade einmal 35 Millionen Dollar, ein gigantischer Erfolg. Schon damals stand eine Fortsetzung fest, immerhin hat Teil Eins nur die erste Hälfte des gleichnamigen Stephen King-Romans adaptiert. Entsprechend erscheint nun die Version mit den erwachsen gewordenen Charakteren in den Kinos, die dank James McAvoy und Jessica Chastain nicht nur namhafter besetzt ist, sondern mit einem Produktionsbudget von 70 Millionen Dollar, mehr als das doppelte des Vorgängers gekostet hat. Doch auch dieses für einen Horrorfilm sehr üppige Budget, kann die Schwächen von "Es Kapitel 2" nicht kaschieren. Während bereits der erste Teil seinem Hype nicht ganz gerecht werden konnte, fällt die Fortsetzung sogar noch weiter zurück.

 

Bereits der erste Teil aus dem Jahr 2017 ließ mich nicht begeistert aus dem Kinosaal zurück. Dafür bestand "Es" aus zu vielen aneinandergereihten Jumpscares, während der eigentliche Protagonist Pennywise alles andere als gruselig war, sondern in vielen Szenen eher unfreiwillig komisch. Das mögen viele Zuschauer vielleicht anders sehen, doch der übernatürliche Clown hat mir persönlich keine Angst eingejagt, was durch die übertriebene Inszenierung von Andy Muschietti nur noch verstärkt wurde. Erwartungsgemäß ändert sich das auch in der Fortsetzung nicht. Ganz im Gegenteil. Andy Muschietti kehrt mit einem doppelten Budget in der Hand zurück und nutzt dies für noch mehr und noch größere CGI-Effekte. Zahllose computergenerierte Monster machen "Es Kapitel 2" zwar zu einem großen Spektakel, aber eben nicht zu einem Horrorfilm. Dafür ist die Inszenierung von Pennywise in seinen verschiedenen Formen wieder viel zu übertrieben und das überfrachtete Spektakel lässt keinen Raum für gruselige Momente. Zwar streut Muschietti wieder einige Jumpscares ein, zum Glück nicht ganz so viele wie noch im Vorgänger, dennoch verbreiten diese mehr Spaß als Angst. Weniger wäre hier also definitiv mehr gewesen.

Während der fehlende Gruselfaktor bereits im Vorgänger ein Problem war, konnte sich dieser auf sein junges Darsteller-Team verlassen. Der Loser's Club war eine der großen Stärken von "Es", da die jungen Schauspieler um "Stranger Things"-Star Finn Wolfhard, die tolle Sophia Lillis und der Rest der Truppe einen ausgezeichneten Eindruck hinterließen. Als Coming-of-Age-Geschichte wusste "Es" folglich mehr zu überzeugen, wie als Horrorfilm. Zwar absolviert die junge Garde in der Fortsetzung noch einmal einige kleine Auftritte, ansonsten steht der Film aber im Zeichen der Erwachsenen. Immerhin sind seit den Ereignissen von Derry 27 Jahre vergangen und die Mitglieder des Loser's Club haben inzwischen fast alle ein Leben außerhalb der Kleinstadt begonnen. Mit Ausnahme von Mike (Isaiah Mustafa) der nach der Rückkehr von Pennywise wie geschworen seine alten Kollegen zurück in die Stadt beruft, um dem Clown ein für alle Mal den Garaus zu machen. Und aus mehr Handlung besteht "Es Kapitel 2" dann auch nicht. Die Geschichte verläuft nach Schema F, bringt zunächst alle Charaktere zurück nach Derry, schickt sie dann auf die Suche nach persönlichen Artefakten, ehe am Ende der große Endkampf gegen Pennywise folgt. Für unglaublich lange 169 Minuten ist das einfach zu wenig. Ich kenne die Romanvorlage nicht und weiß daher nicht wie viel Stephen King's Roman hergibt, doch für diese Laufzeit hat der Film einfach kaum etwas zu erzählen. Gerade im Mittelteil, als die Charaktere allein losziehen (wir sind ja schließlich in einem Horrorfilm), macht die Handlung keinerlei Fortschritte. Die persönliche Reise in die Vergangenheit ist einfach nur dazu da um noch einige gruselige Momente zu kreieren. Da diese jedoch kaum funktionieren, schleichen sich im Mittelteil unweigerlich einige Längen ein. Hier hätte man gerne die Schere ansetzen können, um den Film kurzweiliger zu gestalten. Zumal die Suche nach den Artefakten ohnehin auf einem abstrusen, mystischen Exkurs beruht. Mike hat nämlich all die Jahre damit verbracht, der Vergangenheit des Horrorclowns auf die Schliche zu kommen und stieß dabei auf eine Gruppe Ureinwohner, ein Ritual und ein mysteriösen Gefäß. Klingt absurd und ist es auch. Dadurch wirkt "Es Kapitel 2" mehr wie ein Abenteuerfilm als ein Horrorfilm. Zumal das Abenteuer-Genre (Stichwort: "Indiana Jones") auch aus der Suche nach Artefakten besteht, gepaart mit Actionszenen, Humor und einigen Gruselmomenten. Also im Prinzip genau das was "Es Kapitel 2" bietet.

Ein weitaus größeres Problem für den Film, ist jedoch die neue Besetzung. Diese besteht zwar aus angesehenen Schauspielern  wie James McAvoy und Jessica Chastain, kann dem Loser's Club jedoch nicht das Wasser reichen. Dafür waren die Kinderschauspieler zu sympathisch im Vorgänger. Ausgerechnet Jessica Chastain muss sich dabei überraschend klar Sophia Lillis als Beverly Marsh geschlagen geben, die im ersten Teil einfach einen bleibenden Eindruck hinterlassen konnte. James McAvoy erinnert da schon mehr an Jaeden Martells Rolle des Bill Denbrough. Insgesamt wirkt der Zusammenhalt der Gruppe aber längst nicht so sehr wie noch bei "Es". Mit einer Ausnahme. Bill Hader macht als Richie Tozier eine hervorragende Figur. Hader der in den USA dank "Saturday Night Live" ein bekanntes Gesicht ist, beerbt Finn Wolfhard und bringt mit seinen Witzen die nötige Portion Humor in den Horrorfilm. Der kaum wiederzuerkennende Bill Skarsgård überzeugt als Pennywise derweil erneut.

 

Fazit

"Es" war ein insgesamt sehenswerter Horrorfilm (7/10), der trotz einiger Schwächen zu unterhalten wusste. Auch die Fortsetzung ist dank Bill Hader und einiger eher unfreiwillig komischer Momente wieder unterhaltsam geworden, muss sich dabei aber hinter dem Vorgänger einsortieren. Der fehlende Grusel und die übertriebene Inszenierung auf der einen Seite, sowie die schwächelnde Handlung und die viel zu lange Laufzeit auf der anderen Seite, machen "Es Kapitel 2" nur zu einem soliden Horrorfilm. Denn auch die neue Besetzung um Jessica Chastain und James McAvoy kann nicht mit der jungen Besetzung des Vorgängers mithalten. "Es Kapitel 2" versagt zwar als Horrorfilm und wirkt stellenweise eher wie ein Abenteuerfilm, ist trotz aller Kritik aber ein recht unterhaltsamer Film geworden.

 

6/10


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Poster&Trailer: © Warner Bros.