Godzilla II: King of the Monsters

Kinostart: 30.05.2019 | Laufzeit: 131 Minuten | FSK: 12 Land: USA | Genre: Action, Fantasy | Originaltitel: Godzilla: King of the Monsters


Kritik

Die Riesenechse Godzilla begeistert bereits seit Jahrzehnten die Menschen. In Japan war das gigantische Monster zunächst der Bösewicht, der zur Auseinandersetzung mit dem Thema Atomwaffen diente, wurde später aber zum Volkshelden gemacht. Seit Roland Emmerichs Version aus dem Jahr 1998 ist der Titan auch aus Hollywood nicht mehr wegzudenken und dient jetzt als Zugpferd für Warner Bros. Monster-Universe. Den Anfang machte vor fünf Jahren Gareth Edwards "Godzilla", der zwar von vielen für das viel zu frühe Ableben von Bryan Cranstons Charakter und den zu wenigen Godzilla-Szenen (das titelgebende Monster kam gerade einmal acht Minuten im Film vor) kritisiert wurde, jedoch ganz unterhaltsam war (6/10). 2017 betrat King Kong die Bühne, doch das Remake "Kong: Skull Island" hinterließ nur einen mäßigen Eindruck (5/10). Ehe diese beiden legendären Filmmonster im nächsten Jahr aufeinander treffen, schickt Horror-Regisseur Michael Dougherty Godzilla noch ein zweites Mal in den Ring. "Godzilla II: King of the Monsters", dessen Marketing-Kampagne ohne Frage die besten Trailer der letzten Monate hervorgebracht hat, setzt seinen Fokus jedoch wieder zu sehr auf die Menschen und kann deswegen nur bedingt überzeugen.

 

Tatsächlich schlagen bei "Godzilla II" zwei Herzen in meiner Brust, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Auf der einen Seite steht das miserable menschliche Drama, auf der anderen das unterhaltsame Monster-Gekloppe. Warum man sich Seitens der Macher wieder für so einen starken Fokus auf die menschlichen Charaktere entschieden hat, nachdem man bereits 2014 dafür vehement kritisiert wurde, erschließt sich mir nicht. Dass man dem Zuschauer eine menschliche Bezugsperson in dem ganzen Spektakel an die Hand geben möchte ist verständlich, doch in "Godzilla II" verkommt der Titelheld erneut zu einer Art Randfigur, da das menschliche Drama im Vordergrund steht. Allen voran ein vorhersehbares Familiendrama zwischen "Stranger Things"-Star Millie Bobbie Brown und ihren beiden getrennten Eltern Tyson Chandler und Vera Farmiga, die vor fünf Jahren bei Godzillas Angriff in San Francisco ihren Sohn verloren haben. Und wer jetzt denkt er weiß wie sich diese Geschichte entwickelt, der hat völlig recht, denn die Familiengeschichte verläuft so vorhersehbar wie es eben nur geht. Immerhin wird Millie Bobbie Brown dabei zum echten und einzigen Sympathieträger des Films. Die weiteren Charaktere hat man bereits vor dem Abspann wieder vergessen. Da helfen auch große Namen wie "Game of Thrones"-Star Charles Dance oder "Shape of Water"-Star Sally Hawkins nichts, wenn die Darsteller vom miserablen Drehbuch nicht gefordert werden. Ohnehin hat "Godzilla II" ein riesiges Problem mit seinen Charakteren, denn das Ensemble ist schlicht zu groß geraten. Es gibt gleich eine ganze Schar an Nebencharakteren die nur eine Aufgabe haben: Exposition. Ausgearbeitet ist keiner der Charaktere, sie alle dienen nur dazu den Plot zu erklären, was zu zahlreichen geradezu absurden Momenten führt. Wenn ein Wissenschaftler plötzlich Luftsprünge macht weil sich seine Theorie bewahrheitet, dass sich Godzilla durch irgendwelche Unterwasser-Tunnel rasend schnell fortbewegen kann oder wenn die chinesische Wissenschaftlerin aus dem nichts Nachforschungen herauskramt, die zeigen dass es sich bei Gidorah um einen Ausserirdischen handelt, staunt man als Zuschauer nicht schlecht. Auch der teilweise eingestreute Humor funktioniert überhaupt nicht. Zwei Nebencharaktere sind eigentlich nur deshalb in den Film eingebaut worden, doch ihre unlustigen Sprüche zünden einfach nicht und schaden sogar noch der aufgebauten Atmosphäre. Momente wie diese sorgen für Fremdscham und dafür, dass dem Zuschauer die menschlichen Szenen irgendwann gehörig auf die Nerven gehen. 

Denn sind wir mal ehrlich: Was möchte der Zuschauer sehen wenn er eine Eintrittskarte für "Godzilla II: King of the Monsters" löst? Ein gigantisches Action-Spektakel das förmlich den Kinosaal zerreist natürlich. Wenn es dann zu solchen Szenen kommt, enttäuscht der Film auch nicht. Die Effekte sind hervorragend, die Bilder atemberaubend und die Action genau so brachial wie man es sich von einem "Godzilla"-Film wünscht. Dazu knallen die wuchtigen Soundeffekte aus allen Lautsprechern und der epische Soundtrack von Bear McCreary weiß zu gefallen. Lediglich die erste große Action-Szene des Films, als Gidorah in der Antarktis erweckt wird, ist auf Grund der Dunkelheit und des Schneegestöbers noch etwas zu unübersichtlich geraten, ansonsten überzeugen die Action-Szenen aber alle. Die schiere Größe der Monster ist beeindruckend und die gigantische Zerstörungswut macht definitiv Spaß. Spätestens wenn ein entfesselter Godzilla im Endkampf auf den dreiköpfigen Drachen Gidorah losgeht, kommt man aus dem Staunen so schnell nicht mehr raus. So macht "Godzilla II" Spaß, schade nur dass die Kämpfe immer wieder vom menschlichen Drama unterbrochen werden und dem Spektakel den Wind aus den Segeln nehmen.

 

Fazit

Was will der Zuschauer in einem Film der sich "Godzilla II: King of the Monsters" nennt sehen? Ein vorhersehbares Familiendrama sicherlich nicht. Doch scheinbar haben die Macher genau das gedacht. Wie der Vorgänger aus dem Jahr 2014, richtet auch "Godzilla II" seinen Fokus auf die menschlichen Charaktere und das geht kolossal schief. Das Drehbuch ist einfach miserabel, sorgt für zahlreiche peinliche Szenen und für eine viel zu große Schar an Charakteren die letztlich nur der Exposition dienen. Da der Film mit seinen 131 Minuten dazu noch viel zu lang ist, gehen einem sämtliche menschlichen Dialoge irgendwann nur noch auf die Nerven. Hätte man 20-30 Minuten Familiendrama ersatzlos gestrichen, wäre "Godzilla II" ein besserer Film gewesen. Auf der Gegenseite steht das versprochene gigantische Spektakel, an dem jeder Monster-Action-Fan seine helle Freude haben wird. Zwar sind wenige Szenen zu unübersichtlich geraten, letztlich machen die gigantischen Action-Szenen aber eine Menge Spaß. Vor allem im Kino entfaltet sich dabei die tolle audiovisuelle Wirkung, die letztlich aber nicht über die eklatanten Schwächen des Films hinwegtäuschen kann. Am Ende ist "Godzilla II: King of the Monsters" nur ein durchwachsener Beitrag des Kinojahres 2019.

 

5/10


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Poster&Trailer: © Warner Bros.