I Am Mother

Kinostart: 22.08.2019 | Laufzeit: 113 Minuten | FSK: 12 Land: AUS | Genre: Drama, Sci-Fi | Originaltitel: I Am Mother


Kritik

Mid-Budget-Filme haben es in Hollywood nicht leicht. Um ein großes Publikum anzulocken sind sie oftmals zu klein, während sie gleichzeitig zu teuer sind, um mit wenigen Kinobesuchern Profite zu machen. Viele solcher Projekte wie "Auslöschung" und "The Cloverfield Paradox" landen dementsprechend bei Netflix, um so einem drohenden Flop am Box-Office zu entgehen. Für Netflix ist es nicht immer ein Glücksfall solchen Projekten eine Heimat zu geben, im Fall von "I Am Mother" geht die Rechnung jedoch voll auf. Das Spielfilmdebüt des australischen Regisseurs Grant Sputore ist ein wunderbar gefilmter, hochspannender Science-Fiction-Thriller, der mit seiner wendungsreichen Geschichte und den ambivalenten Charakteren voll ins Schwarze trifft. "I Am Mother" bietet intelligente Sci-Fi-Unterhaltung und lebt darüber hinaus von seinen herausragenden Darstellern um Oscarpreisträgerin Hillary Swank. Hierzulande lässt sich das Werk sogar auf der großen Leinwand bestaunen, da "I Am Mother" in Deutschland nicht bei Netflix, sondern ausschließlich im Kino zu sehen ist.

 

Der Trailer zu "I Am Mother" hat Netflix jedoch einen regelrechten Shitstorm beschert. Die Kommentare unterhalb des US-Trailers waren voll von verärgerten Stimmen, die Netflix für den Trailer kritisierten, der ihrer Meinung nach die gesamte Handlung vorwegnehme. Wie es sich herausstellt war die Aufregung jedoch umsonst. Vielleicht nimmt der Trailer eine oder zwei Szenen zuviel vorweg, dennoch hat "I Am Mother" genügend Wendungen im Köcher, um den Film durchweg spannend zu halten. Die Geschichte des Films spielt in einer post-apokalyptischen Welt, die weder der Zuschauer noch die Tochter zu Gesicht bekommen. Die namenlose Tochter wuchs nämlich in einer unterirdischen Anlage auf und wurde dabei von einem Roboter aufgezogen, den sie schlicht Mutter nennt. Der Trailer nimmt hier bereits vorweg, dass die Menschheit an der Oberfläche eben nicht wie von Mutter behauptet durch einen Virus ausgerottet wurde, sondern von Robotern. Das wird der Tochter jedenfalls von der Frau erzählt, die von der Oberfläche ihren Weg in die Anlage findet. Wem von den Beiden die Tochter und man selbst als Zuschauer nun glauben kann, ist eine der größten Stärken von "I Am Mother". Die drei Charaktere bleiben bis zum Ende undurchsichtig und überzeugen durch ihre Ambivalenz. Hinzu kommt eine Story die weit mehr Fragen aufwirft, als die Frage aus dem Trailer, was an der Oberfläche nun tatsächlich passiert. Denn hinter der Anlage und ihren Bewohnern lauern noch weit mehr Geheimnisse, die das Interesse über die gesamten 113 Minuten hinweg aufrechterhalten. Das intelligente Drehbuch ist definitiv die größte Stärke des Films, zumal am Ende auch alle großen offenen Fragen beantworten werden. Bis dahin ist der Film ein wilder und überaus unterhaltsamer Ritt, der mit zahlreichen Wendungen zu überzeugen weiß. Fans von Science-Fiction-Filmen wie "Ex Machina" und "Moon" werden jedenfalls voll auf ihre Kosten kommen.

Die hochspannende Geschichte ist jedoch längst nicht alles was "I Am Mother" auszeichnet. Technisch gesehen ist der Film für sein geringes Budget nämlich überaus gelungen. Die Kameraarbeit von Steve Annis und die Inszenierung von Regisseur Grant Sputore ist ebenfalls eine Stärke des Films, zumal die moderne und kühl gehaltene Ausstattung der Anlage sehr zur Atmosphäre des Films beiträgt. Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist aber natürlich der titelgebende Roboter. Mutter ist kein CGI-Modell, sondern eine Requisite, die von einem Menschen gesteuert wird. Dafür hat man sogar extra die Hersteller der "Herr der Ringe"-Requisiten von WETA Workshop engagiert, die den Roboter zum Leben erweckt haben. Technisch gesehen überzeugt das Endprodukt dadurch auf ganzer Linie. Lediglich einem CGI-Panorama gegen Ende des Films merkt man die CGI-Herkunft an. Das sei einem günstig produzierten Film wie "I Am Mother" aber verziehen, zumal der Film ansonsten optisch einiges hermacht.

Zur tollen Optik und zur fantastischen Geschichte, gesellt sich dann auch noch ein starkes Darsteller-Duo dazu. Hillary Swank ("Million Dollar Baby") legt erwartungsgemäß einen mehr als gelungenen Auftritt als namenlose Frau hin, die vom Leben an der Oberfläche schwer gezeichnet ist. Noch besser und das ist die eigentliche Überraschung, ist jedoch Clara Rugaard als Tochter. Die 21-jährige Newcomerin aus Dänemark spielt ihre Rolle herausragend gut und überzeugt als unerfahrene Frau die zwischen den beiden einzigen Personen in ihrem Leben steht. Mutter wird im Original indes von Rose Byrne ("Insidious") gesprochen, die ihre Aufgabe ebenfalls mit Bravour meistert, da man durch ihre neutrale Ausdrucksweise nie weiß, ob Mutters Aussagen der Wahrheit entsprechen.

 

Fazit

Wer Fan von intelligentem Science-Fiction-Kino im Mid-Budget-Bereich ist, darf sich "I Am Mother" nicht entgehen lassen. Im Stile von Filmen wie "Ex Machina" und "Auslöschung", erzählt der Film eine wendungsreiche Geschichte die viele spannende Fragen aufwirft und mit ihren ambivalenten Charakteren überzeugt. Neben der grandiosen Geschichte überzeugt die gelungene Inszenierung, sowie die großartigen Darsteller um Oscarpreisträgerin Hillary Swank und Newcomerin Clara Rugaard. Dem Australier Grant Sputore gelingt mit "I Am Mother" ein grandioses Spielfilmdebüt, dass zu den besten Filmen des Jahres gehört.

 

9/10


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Poster&Trailer: © Concorde