Le Mans 66: Gegen jede Chance

Kinostart: 14.11.2019 | Laufzeit: 152 Minuten | FSK: 12 Land: USA, FRA | Genre: Biografie, Drama | Originaltitel: Ford v Ferrari


Kritik

Filme die sich mit dem Thema Motorsport auseinandersetzen und dabei auf realen Begebenheiten basieren, sind inzwischen selten geworden. Der letzte große Rennsportfilm war Ron Howards "Rush" aus dem Jahr 2013, der die Rivalität der beiden Formel 1-Rennfahrer James Hunt und Niki Lauda in der Siebzigern thematisierte. Obwohl der Film sein Publikum begeisterte, mussten Fans des Sports sechs weitere Jahre auf den nächsten Genre-Kracher warten. Während der deutsche Verleih den Film mit dem fragwürdigen Titel "Le Mans 66" ausstattete, im Original trägt der Film den überaus passenden und einprägsamen Titel "Ford v Ferrari", stieß auch dieser Film im Vorfeld auf Begeisterung. Die wahre Geschichte um den Wettstreit zwischen den beiden Autobauern Ford und Ferrari liefert einfach eine hervorragende Steilvorlage für einen mitreißenden Film und "Logan"-Regisseur James Mangold verwandelt diese in einen packenden, unterhaltsamen und überraschend emotionalen Rennsportfilm, der meine ohnehin hohen Erwartungen noch übertreffen konnte.

 

Zu Beginn der Sechziger-Jahre ist das 24h-Rennen von Le Mans das wichtigste und prestigeträchtigste Motorsport-Event des Jahres. Doch seit einigen Jahren wird es von Ferrari dominiert, die die letzten Siege allesamt für sich verbuchen konnten. Der amerikanische Autobauer Henry Ford II (Tracy Letts) will dies ändern und mit seinem Automobilkonzern Ford in den Motorsport einsteigen. Also engagiert Ford den visionären Autobauer Carroll Shelby (Matt Damon) und den talentierten, aber hitzköpfigen Rennfahrer Ken Miles (Christian Bale), die die Machtverhältnisse im Motorsport zugunsten von Ford wenden sollen. Was ein wenig nach einem trockenen Thema klingt, ist im Film aber überaus spannend in Szene gesetzt. Denn Regisseur James Mangold setzt nicht großartig auf technische Details oder politische Auseinandersetzungen, sondern geht den Film auf einem persönlicheren Level an. Gerade Shelby und Ken Miles mit seiner Familie, rücken in der Erzählung von "Le Mans 66" in den Vordergrund und bilden ein dynamisches Duo, mit dem man als Zuschauer zu jeder Zeit mitfiebert. Tatsächlich lädt der Film gerade dazu ein, da das Tempo rasant ist und der subtile Humor einem immer wieder ein Grinsen entlockt. "Le Mans 66" ist zwar alles andere als eine Komödie, ist aber dennoch ein enorm unterhaltsamer Film geworden. Die packende Geschichte sowie der hohe Unterhaltungsfaktor sorgen dafür, dass die 152 Minuten fast wie im Flug vergehen. Lediglich in der ersten Hälfte des Films hätte Mangold noch etwas mehr auf das Gaspedal drücken können, wirklich negativ fällt dieser Punkt jedoch nicht aus. Stattdessen bekommt der unwissende Zuschauer, Motorsport-Fans wissen natürlich längst um den Ausgang der Geschichte, auf der Zielgerade noch einige Überraschungen serviert. Spoiler Alert: Das sonst so übliche Happy End einer solchen Underdog-Geschichte bleibt am Ende aus und gerade in die letzten Minuten spielt Mangold gekonnt auf der Gefühlsklaviatur. Ein so emotionales Ende war tatsächlich nicht zu erwarten.

In einer Disziplin zeigt sich jedoch die ganze Klasse von "Logan"-Regisseur James Mangold: Den Rennsport-Szenen. Die Rennen sehen hervorragend gut aus und übermitteln gekonnt die Atmosphäre der damaligen Zeit, als das Wort Sicherheit noch nicht ganz so groß geschrieben wurde im Motorsport. Die Inszenierung ist gerade in diesen Szenen herausragend gut. Mangold verzichtet auf ein wildes Schnittmassaker und sorgt damit für die nötige Übersicht, während die Motorensounds durch den Kinosaal röhren. Die Rennen sind spektakulär, dramatisch und äußerst spannend und damit immer wieder das Highlight des Films. Selbst Zuschauer die mit dem Motorsport ansonsten nichts am Hut haben, dürften sich dieser packenden Inszenierung kaum entziehen können.

Auf der Seite der Schauspieler konnte man natürlich zwei Schwergewichte an Land ziehen: Matt Damon und Christian Bale. Beide passen wunderbar zu ihren realen Vorbildern und bilden das Herzstück des Films. Matt Damons Performance ist dabei etwas zurückhaltender, während Bale dank seines schwierigen und hitzköpfigen Charakters ein wenig mehr glänzen darf. Sowohl in den Szenen im Cockpit, als auch in den ruhigen Szenen neben der Strecke überzeugt Christian Bale, der für die Rolle mal wieder 30 Kilo abgenommen hat. In den weiteren Rollen sind unter anderem Jon Bernthal als Entwickler Lee Iacocca, Josh Lucas als Teamchef Leo Beebe, sowie Noah Jupe als Ken Miles' Sohn zu sehen.

 

Fazit

Was für ein Brett! "Le Mans 66" wird nicht nur Rennsport-Fans überzeugen, sondern wird auch all jenen Spaß machen, die mit Motorsport normalerweise nichts am Hut haben. Dank der packenden Inszenierung, dem subtilen Humor und einer mitreißenden Geschichte, schnürt Regisseur James Mangold ein extrem unterhaltsames Paket, bei dem 2,5h wie im Flug vergehen. Am Ende wird "Le Mans 66" sogar noch überraschend emotional, wodurch der Film meine ohnehin hohen Erwartungen sogar noch toppen konnte. Eine klare Empfehlung an alle, die einfach nur einen richtig guten Film sehen wollen.

 

8/10


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Poster&Trailer: © Twentieth Century Fox