Parasite

Kinostart: 17.10.2019 | Laufzeit: 132 Minuten | FSK: 16 Land: KOR | Genre: Komödie, Drama | Originaltitel: Gisaengchung


Kritik

Das Filmfestival in Cannes befand sich in den letzten beiden Jahren fest in asiatischer Hand. 2018 gewann der japanische Film "Shoplifters" (5/10) die Goldene Palme, während der viel bessere südkoreanische Film "Burning" (8/10), die höchsten Kritiker-Bewertungen der Geschichte bekam. Im Jahr 2019 ging der Hauptpreis dann aber endgültig nach Südkorea. Joon-ho Bongs neuer Film "Parasite" sorgte für regelrechte Begeisterungsstürme an der Côte d’Azur und erscheint nun endlich auch in den deutschen Kinos. Bong ist derweil alles andere als ein Unbekannter, immerhin gelang ihm mit seinen letzten beiden Filmen "Snowpiercer" (9/10) und dem Netflix-Film "Okja" (7/10), auch in der westlichen Hemisphäre der Durchbruch. "Parasite" ist jedoch wieder eine rein südkoreanische Produktion, bei der Bong erneut das Drehbuch schrieb und den Film inszenierte. Glücklicherweise wird das Drama seinen Vorschusslorbeeren dabei mehr als gerecht. "Parasite" ist nicht nur der beste Film in Joon-ho Bongs Karriere, sondern ein brillanter Geniestreich, der mit allen anderen Filmen dieses Kinojahres problemlos den Boden aufwischt.

 

"Parasite" dreht sich um eine vierköpfige Familie die am Existenzminimum lebt. Die Eltern sind beide arbeitslos und die Familie versucht sich mit einigen Tricks durch das Leben zu schlagen. Durch einen dieser Tricks wird Ki-woo, der Sohn der Familie, bei der vornehmen Familie Park als Nachhilfelehrer eingestellt. Eine Stelle, die das Leben der beiden Familien völlig auf den Kopf stellen wird. Mehr sei an dieser Stelle zur Handlung nicht gesagt, denn auch der Trailer hielt sich im Vorfeld vollkommen bedeckt. Ein Segen, denn je weniger man über "Parasite" im Vorfeld weiß, desto besser. Was Joon-ho Bong dem Zuschauer hier nämlich auftischt, ist nichts geringeres als das beste Drehbuch des Jahres. "Parasite" ist ungemein clever, voller Gesellschaftskritik und völlig unvorhersehbar. So beginnt der Film als äußerst launisches Unterfangen. Dank der intelligenten Handlung und vielen komischen Momenten, wird der Zuschauer prächtig unterhalten und die erste Hälfte des 132 Minuten langen Films, macht eine Menge Spaß. Was dann folgt, spottet jedoch jeder Beschreibung. Ein schockierender und unvorhersehbarer Twist lenkt den Film in eine gänzlich andere Richtung, mit der "Parasite" sogar sein Genre wechselt. Und das mehrfach! Die zweite Hälfte ist dann voll düsterer Spannung und mündet in ein atemberaubendes Finale, dass dem Zuschauer komplett den Boden unter den Füßen wegzieht. Von der ersten bis zur letzten Minute ist "Parasite" dabei ein Genuss und die brillante Handlung kann man einfach nicht genug loben. So unvorhersehbar, so schockierend und doch auch so wunderschön, war schon lange keine Geschichte mehr. 

Das "Parasite" zu jeder Zeit so verdammt unterhaltsam ist, liegt aber auch am hervorragenden Tempo des Films. Von der ersten Minute an geht es rasant zur Sache, ohne dabei überhastet zu wirken. Keine der 132 Minuten wirkt dabei überflüssig oder zu lang. Stattdessen garniert der südkoreanische Regisseur seine spannende Geschichte mit tollen Bildern. Von den dreckigen Bedingungen im Armenviertel, bis hin zur Hochglanz-Optik des Luxusanwesens, wirkt hier alles aus einem Guss. Und Joon-ho Bong nutzt diese Unterschiede nicht nur um einige schöne Bilder auf die Leinwand zu bringen, sondern auch um ordentlich Kritik an der südkoreanischen Gesellschaft zu üben. Bereits sein Film "Snowpiercer" hatte sich mit der gesellschaftlichen Schere zwischen Arm und Reich beschäftigt, damals noch in einem post-apokalyptischen Zug, heute in den Straßen einer südkoreanischen Stadt. 

Bei den Schauspielern besinnt sich Joon-ho Bong auf südkoreanische Stars zurück. Nachdem er in "Snowpiercer" und "Okja" unter anderem mit Darstellern wie Tilda Swinton und Chris Evans zusammengearbeitet hatte, sind die Schauspieler hierzulande wohl nur den wenigsten bekannt. Auch wenn einige wie Kang-ho Song oder Woo-sik Choi ebenfalls in den beiden Vorgängern schon zu sehen waren. An ihrer schauspielerischen Leistung ändert dies aber natürlich nichts. Die Darsteller machen durch die Bank weg eine hervorragende Figur, allen voran Yeo-jeong Jo als naive Frau Park, sowie Jeong-eun Lee als Haushälterin Kim. Wie gut die deutsche Synchronisation ist, kann ich derweil nicht beurteilen, da ich den Film im Original mit deutschen Untertiteln gesehen habe. Wer die Gelegenheit hat, sollte auch auf dieses Format zurückgreifen.

 

Fazit

Es gibt schlichtweg nichts zu kritisieren. Der neue Film von "Snowpiercer"-Regisseur Joon-ho Bong ist eine brillant inszenierte, bitterböse Tragikomödie, die von der ersten bis zur letzten Minute hervorragend zu unterhalten weiß. "Parasite" ist schlichtweg ein Geniestreich, der rasant und witzig beginnt, mit einem unvorhersehbaren Twist eine völlig andere Richtung nimmt und letztendlich in einem schockierenden und atemberaubenden Finale mündet. Der unkonventionelle Streifen wird seinen Vorschusslorbeeren definitiv gerecht und damit kommt der beste Film des Jahres wohl aus Südkorea!

 

9/10


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Poster&Trailer: © Koch Films