A Toy Story: Alles hört auf kein Kommando

Kinostart: 15.08.2019 | Laufzeit: 100 Minuten | FSK: 0 Land: USA | Genre: Animation, Komödie | Originaltitel: Toy Story 4


Kritik

24 Jahre ist die "Toy Story"-Reihe nun schon alt. Damals im Jahr 1995 erschien der erste Teil der legendären Filmreihe, der als erster Animations-Spielfilm nicht nur in die Geschichte einging, sondern zugleich eines der erfolgreichsten Genres der letzten Jahre erfand. Dem starken Auftakt (8/10) ließ man 1999 einen etwas schwächeren zweiten Teil folgen (7/10), ehe man die Trilogie im Jahr 2010 mit dem überragenden "Toy Story 3" abschloss (9/10). Da dieser jedoch über eine Milliarde Dollar an den Kinokassen generierte, kommen wir neun Jahre später doch noch einmal in den Genuss eines neuen Kapitels in der Geschichte der lebenden Spielzeuge. Ein schweres Erbe, immerhin war das Ende der Trilogie schlichtweg perfekt und daran anzuknüpfen mit erheblichem Risiko verbunden. Doch Pixar wäre nicht Pixar wenn sie mit dem vierten Teil nicht wieder einen exzellenten Film abliefern würden, der erneut alle Stärken der Animationsschmiede vereint. Wieso der Film dabei in Deutschland nicht schlicht und einfach "Toy Story 4" heißt, wie im Original, bleibt derweil ein Rätsel. Die grandiose Schnapsidee den vierten Teil in Deutschland "A Toy Story: Alles hört auf kein Kommando" zu nennen, gehört jedenfalls schon jetzt in die lange Liste der dämlichsten Filmtitel deutscher Verleiher. Dem Film tut das jedoch keinen Abbruch.

 

Am Ende von "Toy Story 3" war alles gut: Der inzwischen erwachsen gewordene Andy übergab seine geliebten Spielzeuge in die Obhut des kleinen Mädchens Riley und sorgte damit für ein hochemotionales und passendes Ende der Trilogie. "Toy Story 4" setzt diese Geschichte nun nahtlos fort und zeigt die liebgewonnenen Spielzeugcharaktere wie Woody und Buzz Lightyear in den liebevollen Händen der kleinen Riley. Dass diese jedoch auch gut ohne Andys Spielsachen ausgekommen wäre, zeigt ihr erster Tag in der Vorschule, in der sie sich aus einem Plastik-Göffel kurzerhand ein eigenes Spielzeug baut: Forky. Der ist jedoch von seiner neuen Berufung als Spielzeug so gar nicht begeistert und sucht viel lieber den Mülleimer, denn Plastiklöffel sind nunmal Abfall. Da hat er die Rechnung jedoch ohne Woody gemacht, der händeringend versucht ihn vom Mülleimer abzuhalten.

Ja wenn es einen Kritikpunkt am vierten "Toy Story"-Abenteuer gibt, dann sicherlich die Story des Films. Nicht dass die Geschichte um Forky schlecht wäre, ganz im Gegenteil, trotzdem geht Pixar mit "Toy Story 4" ganz auf Nummer sicher. Den erneuten Roadtrip der inzwischen zahlreichen Charaktere hat man zuvor schon in der Reihe gesehen. Pixar erfindet "Toy Story" also nicht neu, sondern setzt stattdessen auf altbewährtes. Das ist zwar nicht sonderlich originell und man muss sich schon fragen, ob ein vierter Teil tatsächlich nötig gewesen wäre, letztendlich ist es jedoch meckern auf höchstem Niveau. Denn wenn Pixar mit der "Toy Story"-Reihe weiter ein so hohes Niveau erreicht, dann muss "Toy Story 4" auch nicht der letzte Teil gewesen sein. Denn altbewährtes wieder aufzuwärmen bedeutet auch, die gewohnte Pixar-Qualität zu bekommen. Diese besteht im wesentlichen aus drei Punkten: Zum einen der Humor, der sich natürlich durch (fast) alle Animationsfilme zieht. Forky sorgt zwar für einige Schmunzel-Momente, vielmehr sind es jedoch die neuen Charaktere um Duke Caboom, sowie das Plüsch-Duo Ducky und Bunny, die sich immer wieder als Szenendiebe erweisen. Gerade die Visionen der beiden Teddybären sind urkomisch. Doch witzige Momente kreieren auch andere Animationsschmieden. Was Pixar so einzigartig macht, sind die erwachsenen Themen die behandelt werden. "Toy Story 4" funktioniert mal wieder hervorragend für Erwachsene und das obwohl Spielzeuge die Hauptrolle einnehmen. Pixar schreckt nämlich nicht vor großen Menschheitsfragen zurück und thematisiert Dinge wie die menschliche Existenz, die Notwendigkeit von Wandel und Abschieden, und ermutigt dazu, das Schicksal in die eigene Hand zu nehmen. Es sind zutiefst menschliche Fragen die in "Toy Story 4" auf leichtfüßige Art und Weiße behandelt werden und dabei für Kinder verständlich gemacht werden. So lädt auch dieser Pixar-Film wieder zum Lachen, Weinen und Staunen ein. Das gilt in erster Linie für das phänomenale Ende des Films, das sich emotional nicht vom großartigen Ende des Vorgängers zu verstecken braucht und dem Hauptcharakter Woody einen fantastischen Abschied beschert. Generell ist "Toy Story 4" in erster Linie ein Woody-Film, denn der Sheriff steht im neuesten Ableger mehr denn je im Mittelpunkt. Gestört hat mich dieses Ungleichgewicht zwischen den Charakteren jedoch nicht, da sich der Woody-Fokus spätestens am Ende voll auszahlt. 

Neben der herzergreifenden Geschichte ist es aber auch Tradition, dass Pixar im Animationsbereich mit jedem Film neue Maßstäbe setzt. So auch hier. Wer bereits beim hervorragend animierten Wasser von Disneys "Vaiana" ins Staunen geriet, dem wird bei "Toy Story 4" die Kinnlade nach unten klappen. Die Anfangssequenz die nachts im Regen spielt, gleicht nämlich einer Tech-Demo und ist so fotorealistisch, dass man sich fragt ob das tatsächlich alles animiert wurde. Der Look des Films ist schlichtweg fantastisch und bietet einige große visuelle Highlights, die die Messlatte für künftige Animationsprojekte noch ein Stück höher legen. Langsam ist aber auch Schluss, immerhin sieht "Toy Story 4" inzwischen fast fotorealistisch aus.

 

Fazit

War ein vierter Teil der Animationsreihe wirklich notwendig? Diese Frage muss wohl jeder für sich selbst beantworten, von mir gibt es jedoch ein klares "Ja!" als Antwort. Dass Pixar mit "Toy Story 4" auf altbewährte Zutaten setzt und insgesamt auf Nummer sicher geht, ist meckern auf hohem Niveau. Denn "Toy Story 4" ist alles was man sich von einem Pixar-Film wünscht. Die herzergreifende Geschichte behandelt wieder große menschliche Themen auf eine so leichtfüßige Art und Weiße, dass sowohl Jung als auch Alt ihre Freude an dem Film haben werden. Hinzu kommt ein hochemotionales Finale, dass sich nicht vor dem großartigen Abschluss von "Toy Story 3" verstecken muss. Somit wirkt der vierte Teil zu keiner Zeit wie eine unnötige Fortsetzung, sondern wie eine sinnvolle und bewegende Fortführung der Geschichte um die liebgewonnenen Spielzeuge.

 

8/10


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Poster&Trailer: © Walt Disney