Borat 2: Anschluss Moviefilm

Streaming-Start: 23.10.2020 | Laufzeit: 96 Minuten | FSK: 16 Land: USA, GBR | Genre: Komödie | Originaltitel: Borat: Subsequent Moviefilm


Kritik

Borat ist zurück! Als kasachischer Reporter mit Schnauzbart und mit dickem Akzent eroberte US-Comedian Sasha Baron Cohen im Jahr 2006 die Herzen der ganzen Welt und verhalf dem Monokini für Männer darüber hinaus zum Kultstatus. Auch der Film und Cohens Figur erlangten schnell Kultstaus, da die Figur in der Mockumentary politisch unkorrekt und völlig schamlos auf ahnungslose Passanten losging, um der amerikanischen Gesellschaft gnadenlos den Spiegel vorzuhalten. Trotz des Erfolges blieb eine Fortsetzung lange Zeit undenkbar, immerhin ist Borat inzwischen auf der ganzen Welt bekannt und es dürfte sich kaum noch jemanden finden lassen, der sich noch einmal von ihm auf den Arm nehmen lassen würde. Doch Sasha Baron Cohen findet in der überraschenden Fortsetzung nicht nur einige die scheinbar nichts von Borat mitbekommen haben, sondern schlüpft für "Borat 2" überwiegend in neue Verkleidungen. Darüber hinaus ist er dieses Mal mit seiner Filmtochter Tutar unterwegs. Bei seiner zweiten Reise durch die US und A beweist Cohen, dass die Mischung aus schamlosen Humor und viel Fremdscham auch 14 Jahre später noch hervorragend funktioniert, obwohl die Zeiten in denen wir leben durchaus ernst sind. Dabei rettet Borat vielleicht nicht das Jahr 2020, hilft uns aber wenigstens dabei, nicht das Lachen zu verlieren.

 

14 Jahre nach dem ersten Teil treffen wir Borat in einem kasachischen Arbeitslager wieder. Immerhin hat der Reporter die kasachische Reputation schwer geschädigt und sein Land der Lächerlichkeit preisgegeben (Eine gelungene Parallele, immerhin waren sie in Kasachstan überhaupt nicht glücklich mit dem ersten Teil). Doch Borat bekommt die Gelegenheit seinen Fehler wieder gut zu machen und reist, wenn auch etwas unfreiwillig, mit seiner für ihn minderwertigen Tochter zurück in die USA, um Vizepräsident Mike Pence einen intelligenten Affen zur Wiedergutmachung zu schenken. Klingt bescheuert, ist es auch. Das bildet die Rahmenhandlung für die Rückkehr der Kultfigur, die sich im Verlauf vor allem durch die Beziehung zwischen Borat und seiner Tochter Tutar definiert. Diese Szenen sind natürlich geskriptet und viele werden sich an ihrer Häufigkeit stören. Denn obwohl die frauenfeindlichen Szenen immer wieder für Lacher sorgen, nutzen sie sich mit der Zeit etwas ab und natürlich sind es die Mockumentary-Szenen, die man bei "Borat" sehen will. Allerdings hat mich die Rahmenhandlung nicht gestört, da die Vater-Tochter-Beziehung nett ist und eine witzige "Enthüllung" am Ende des Films einen insgesamt gelungenen Eindruck hinterlässt. Highlight des Films sind jedoch die Szenen mit "versteckter" Kamera. Ob Cohen da im Trump-Kostüm in eine Wahlkampfveranstaltung von Vizepräsident Mike Pence platzt oder den Ex-Bürgermeister von New York und heutigen Anwalt von Donald Trump, Rudy Giuliani, in einer kompromittierenden Szene zeigt, die für den größten Skandal des Films sorgt, ist egal. Diese Szenen bleiben auch heute noch ein Fest. Viel mehr soll an dieser Stelle auch nicht verraten werden, immerhin macht der Überraschungsmoment dieser schamlosen Gags und die urkomischen Blicke der Anwesenden viel vom Reiz des Films aus. Obwohl mir in einigen Szenen das Lachen im Halse stecken geblieben ist, habe ich mich dennoch köstlich amüsiert. (Es ist letzten Endes auch egal ob sich Giuliani im Schlafzimmer tatsächlich in die Hose greift oder nur sein Hemd richtet, allein seine Anwesenheit im Schlafzimmer mit der jungen, hübschen Reporterin und sein ekelhaft schmieriges Auftreten machen die Szene schon unangenehm). Nach 14 Jahren hat die Kultfigur also nichts von ihrem Witz verloren.

Das ist neben Sasha Baron Cohen, der auf Grund der Bekanntheit von Borat in verschiedene Verkleidungen schlüpft, aber auch der Anwesenheit seiner Filmtochter Tutar zu verdanken. Die 24-jährige Bulgarin Maria Bakalova spielt die 15-jährige Tochter des Reporters nämlich mit vollem Körpereinsatz. Wie ihr Filmpartner nimmt sie kein Blatt vor den Mund und schreckt vor keiner Schamlosigkeit zurück. Borat in der Fortsetzung eine Partnerin an die Seite zu stellen erweist sich dabei als gelungener Schachzug, da sie der altbekannten Borat-Formel nochmal etwas frischen WInd verleiht. Sasha Baron Cohen ist dabei natürlich wieder eine Wucht, der die Figur des Borat ohnehin schon längst in seiner DNA trägt.

Von der deutschen Synchro sollte man jedoch die Finger lassen, da diese nicht gerade gelungen ist und viel vom Witz verloren geht. Eine klare Empfehlung meinerseits, auf Prime Video auf die englische Sprachausgabe mit Untertiteln zu schalten.

 

Fazit

Kurz vor der Präsidentschaftswahl in den USA gießt Sasha Baron Cohen in der Haut seiner Kultfigur Borat noch einmal Öl ins politische Feuer. In der überraschenden Fortsetzung des Kulthits aus dem Jahr 2006, hält Cohen den Amerikanern wieder gnadenlos den Spiegel vor und kümmert sich ausgiebig um Republikaner, Frauenfeindlichkeit, Antisemitismus und den Corona-Virus. Natürlich gewohnt schamlos und politisch unkorrekt. Und obwohl es auf Grund der ernsten Lage, im Gegensatz zum Jahr 2006, heute deutlich öfter vorkommt dass einem das Lachen im Halse stecken bleibt, funktioniert die Borat-Formel auch heute noch hervorragend. Die Mischung aus Witz und Fremdscham geht auch in der Fortsetzung auf, auch wenn sich einige an den vielen geskripteten Szenen stören werden. Immerhin funktioniert dabei die Vater-Tochter-Beziehung, die als Grundgerüst des Films dient, ganz gut. Highlight sind aber wieder die ungläubigen und entlarvenden Blicke der nichtsahnenden Passanten in den Szenen mit versteckter Kamera. Ein besonderes Lob geht an dieser Stelle auch an Maria Bakalova als Borats Tochter, die vor nichts zurückschreckt und ihrem kultigen Filmvater fast schon ein wenig die Show stiehlt. "Borat 2" ist also eine gelungene Fortsetzung geworden, die es problemlos mit dem ersten Teil aufnehmen kann. Oder um es mit den Worten Borats zu sagen: "Very Nice!"

 

7/10


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