Knives Out - Mord ist Familiensache

Kinostart: 02.01.2020 | Laufzeit: 130 Minuten | FSK: 12 Land: USA | Genre: Krimi, Komödie | Originaltitel: Knives Out


Kritik

Rian Johnson hat keine leichte Zeit hinter sich, immerhin war er in den vergangenen zwei Jahren der wohl meist-gehasste Regisseur und Drehbuchautor Hollywoods. Zumindest so lange bis David Benioff und D.B. Weiss mit ihrem „Game of Thrones“-Finale den Hass der Fans auf sich zogen. Johnson hatte es sich derweil mit den „Star Wars“-Fans verscherzt, deren Vorstellungen wie ein Film der Sternenkrieger-Saga auszusehen hat sich deutlich von der Johnsons unterschied. Auch ich war alles andere als begeistert von „Die letzten Jedi“, was aber nicht heißen soll, dass Johnson kein fähiger Autor und Regisseur wäre. 2012 lieferte er den starken Sci-Fi-Film „Looper“ ab und 2013 führte er bei der „Breaking Bad“-Episode „Ozymandias“ Regie, die bis heute als die beste Episode der TV-Geschichte gilt. Sein wahres Talent stellt er nun mit seinem neuen Film „Knives Out“ unter Beweis. Der klassische Krimi überzeugt mit einem Wahnsinns-Cast und einer ebenso humorvollen wie wendungsreichen Geschichte, die für einen starken Einstand ins Filmjahr 2020 sorgt.

 

„Knives Out“ ist eine ziemliche One-Man-Show von Rian Johnson, der den Film produzierte, das Drehbuch schrieb und letztlich auch Inszenierte. Gerade das Drehbuch weiß dabei sehr zu überzeugen. „Knives Out“ erzählt auf den erste Blick eine klassische Krimi-Geschichte mit einem Whodunit-Plot und erinnert stark an Krimi-Klassiker wie „Mord im Orient-Express“. Die Handlung dreht sich um den vermeintlichen Selbstmord des reichen Familienoberhauptes Harlan Thrombey (Christopher Plummer) der den berühmten Detektiv Benoit Blanc (Daniel Craig) auf den Plan ruft. Schnell rücken die Familie und die Pflegerin des Mannes (Ana de Armas) in den Fokus der Ermittlungen. Alle Krimi-Fans werden daran also ihre Freude haben, immerhin bleibt das Mysterium des Films bis zum Ende unvorhersehbar. Eine große Stärke des Films, auch weil am Ende sämtliche Fragen zufriedenstellend beantwortet werden. Dass die Geschichte dabei etwas konstruiert wirkt, hat mich letztlich nicht gestört. Auf dem Weg dahin schlägt die Handlung einige Haken und kann den Zuschauer immer wieder überraschen. Einziger Knackpunkt daran: Man sieht die Wendungen kurz vorher immer kommen. Die letzte Schlagkraft dieser Wendungen fehlt also letztlich, da man zumindest kurz vorher schon erahnt wo der Hase lang läuft. Das alles ist aber meckern auf hohem Niveau, da die Handlung stets unvorhersehbar bleibt und dabei auch verdammt unterhaltsam ist. Anders als in „Die letzten Jedi“ wirkt der Humor nie deplatziert und die zahlreichen Gags zünden zuverlässig, wodurch sich eine spaßige Rätsel-Atmosphäre entwickelt.

Ein weiterer Grund für den hohen Unterhaltungswert des Films ist definitiv der Cast. In „Knives Out“ drücken sich die Hollywood-Stars die Klinke in die Hand, von Daniel Craig, über Ana de Armas, Chris Evans, Toni Colette, Jamie Lee Curtis, Michael Shannon, Don Johnson, Katherine Langford, Lakeith Stanfield, bis hin zu Christopher Plummer. Und dieser Cast hat sichtlich Spaß an der Krimi-Komödie, was man vor allem „James Bond“-Darsteller Daniel Craig anmerkt, der im Original mit einen bizarren Südstaaten-Akzent spricht. Craig wurde für seine Rolle ebenso für einen Golden Globe nominiert wie „Blade Runner 2049“-Star Ana de Armas. Sie hat von allen die meiste Screentime und liefert eine mehr als überzeugende Darstellung der sympathischen Pflegerin ab, die sich immer übergeben muss wenn sie lügt. Bei all den Stars diejenige zu sein die am meisten Eindruck hinterlässt, ist ein großes Kompliment.

Bei der Inszenierung gibt es ebenfalls nichts zu meckern. Lobend erwähnt soll hier vor allem die Ausstattung werden, da die Villa in der „Knives Out“ hauptsächlich spielt wirklich, hervorragend aussieht. Obwohl der Film in der heutigen Zeit spielt, wird durch die eher klassische Einrichtung ein Gefühl der alten Krimi-Klassiker heraufbeschworen. Johnson inszeniert den dialoglastigen Film dabei sehr überzeugend. Die Kameraeinstellungen und Schnitte sitzen und geben dem Film einen richtig guten Flow, der die 130 Minuten ohne Längen und wie im Flug vergehen lässt.

 

Fazit

Nachdem „Star Wars 8“-Regisseur Rian Johnson in den vergangenen zwei Jahren der wohl meist-gehasste Regisseur und Drehbuchautor Hollywoods war, rehabilitiert er sich nun mit „Knives Out“. Die klassische Krimi-Geschichte von „Knives Out“ ist zu keiner Zeit vorhersehbar, auch wenn man die einzelnen Wendungen immer kurz vorher kommen sieht. Dank des gelungenen Humors und des gigantischen Casts um die großartigen Daniel Craig und Ana de Armas, entwickelt sich ein verdammt unterhaltsamer Rätsel-Spaß, der nicht nur bei Krimi-Fans auf viel Liebe stoßen wird. Damit gelingt Rian Johnson ein starker Einstand in das Filmjahr 2020.

 

8/10


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Poster&Trailer: © Universum