The Midnight Sky

Streaming-Start: 23.12.2020 | Laufzeit: 118 Minuten | FSK: 12 Land: USA | Genre: Drama, Sci-Fi


Kritik

Seit vielen Jahren wird das Weihnachtsgeschäft von einem großen Blockbuster bestimmt, der zur besinnlichen Zeit die Zuschauer in Scharen in die Kinos lockt. In den vergangenen Jahren war dies oft ein neuer "Star Wars"-Film, "Avatar" oder auch "Der Herr der Ringe". im Jahr 2020 ist jedoch alles anders und so buhlen dieses mal nicht die großen Filmstudios um die Aufmerksamkeit der Zuschauer, sondern die Streaming-Dienste. Disney+ schickt mit dem neuen Pixar-Film "Soul" das unangefochtene Highlight ins Rennen, in den USA erscheint "Wonder Woman 1984" parallel zum Kinostart bei HBO Max und der dritte im Bunde ist der Science-Fiction-Film "The Midnight Sky" auf Netflix. Der ist zwar kein Blockbuster im klassischen Sinne, kann sich dank eines exzellenten Casts um George Clooney, Felictiy Jones und Kyle Chandler, sowie einer Sci-Fi-Thematik nach Vorbildern wie "Gravity" oder "Interstellar", trotzdem berechtigte Hoffnungen auf einen Hit machen. Allerdings steht sich "The Midnight Sky" dabei viel zu oft selbst im Weg. Der erste Netflix-Film von Regisseur und Hauptdarsteller George Clooney ist eine herbe Enttäuschung, der mit seinen Vorbildern, an denen er sich offensichtlich orientiert, nie mithalten kann.

 

"The Midnight Sky" spielt im Jahr 2049, doch statt einer Cyberpunk-Utopie wie in "Blade Runner 2049" steht die Welt am Abgrund. Denn drei Wochen zuvor kam es zu einem Ereignis, dass die Menschheit wohl größtenteils auslöschte. So richtig klar ist das aber nicht, denn anders als in "Interstellar" werden die Zustände auf der Erde nie wirklich gezeigt. Stattdessen muss man sich damit abfinden, dass die Luft auf der Erde nun giftig ist. "The Midnight Sky" folgt dabei drei Handlungssträngen. George Clooney, der allein auf einer Forschungsbasis in der Arktis lebt und auf ein kleines Mädchen trifft, der Besatzung des Raumschiffs AEther, die auf der Suche nach einem bewohnbaren Planeten war und nichts ahnend zur Erde zurückfliegt, sowie einigen Szenen eines Familiendramas. 

Der erste Handlungsstrang mit George Clooney und Newcomerin Caoilinn Springall wurde von Clooney mit "The Revenant" verglichen, ich würde jedoch eher den Vergleich zu "Der Marsianer" ziehen, nur eben in der Arktis statt auf dem Mars. In der ersten Hälfte des Films nimmt dieser Handlungsstrang klar die meiste Zeit ein und bereits früh fällt auf, dass er der Geschichte etwas an Schwung fehlt. "The Midnight Sky" entpuppt sich als ein extrem ruhig erzählter Film und da das Mädchen, auf dass Clooney im Verlauf trifft, stumm ist, schafft auch keine Abhilfe. Gerade wenn sich die beiden etwas näher kommen und man sich langsam an die beiden gewöhnt hat, richtet sich der Fokus der Geschichte auf die Besatzung des Raumschiffs. In der zweiten Hälfte des Films wird hauptsächlich ihre Geschichte erzählt, die mit der Thematik um einen bewohnbaren Planeten, einer sterbenden Menschheit und Familiendramen auf der Erde an "Interstellar" erinnert. Garniert wird das ganze mit Inspirationen die Clooney wohl am Set von "Gravity" aufgeschnappt hat. Eine Weltraumwanderung im Verlauf des Films erinnert nämlich stark an Alfonso Cuarons Meisterwerk, ist sogar völlig gleich aufgebaut und deshalb schon etwas zu sehr kopiert. Das Problem an all diesen Inspiration: "The Midnight Sky" kann mit keinem seiner drei Vorbilder auch nur ansatzweiße mithalten. Das Familiendrama ist längst nicht so emotional wie in "Interstellar", zudem wird die Dringlichkeit und die Problematik auf der Erde nie wirklich greifbar, weil der Film zu vage bleibt. In seinen Action-Szenen wiederum kann Clooney nicht mit seinem Vorbild Cuaron mithalten, was auch in Sachen Spannung und Dramatik gilt. Und zu guter Letzt fehlt es dem ernsten Film auch am Humor und Unterhaltungsfaktor eines "Der Marsianer". Die Geschichte kommt einfach nie richtig in Fahrt und der Film ist trotz einer milden Laufzeit von knapp zwei Stunden sehr langatmig geraten.

Dennoch gibt es auch einige Sachen die der Netflix-Film gut macht. Viele Bilder sehen wunderschön aus, gerade die Aufnahmen vom Raumschiff sind beeindruckend. Dazu kommt ein starker Cast, der seinen vergleichsweise leeren Charakteren wenigstens etwas Leben einhaucht. George Clooney, Felicity Jones und Kyle Chandler gilt es dabei besonders hervorzuheben. Und als Science-Fiction-Fan interessiere ich mich auch sehr für die Thematik des Films, der Funke will jedoch nie wirklich überspringen. Dafür funktioniert in "The Midnight Sky" einfach zu wenig. Das ist dann  auch deswegen schade, weil die offensichtlichen Vorbilder zeigen wie groß das Potenzial des Films eigentlich ist. Zudem konnte Clooney mit Alexandre Desplat einen zweifachen Oscarpreisträger für den Soundtrack gewinnen, auffällig ist sein Soundtrack in diesem ruhigen und unaufgeregten Film jedoch nicht. 

 

Fazit

Man nehme etwas "Gravity", füge eine Prise "Interstellar" dazu und garniere das Ganze mit "Der Marsianer", fertig ist "The Midnight Sky". So oder so ähnlich dürfte sich George Clooney seinen ersten Netflix-Film vorgestellt haben, die Realität sieht da nur etwas anders aus. "The Midnight Sky" kann nämlich mit keinem seiner drei Vorbilder auch nur ansatzweiße mithalten. Dafür reißen die Charaktere den Zuschauer emotional zu wenig mit, die Geschichte kommt nie wirklich in Fahrt (und bleibt viel zu vage) und selbst die Action ist nie so spektakulär in Szene in gesetzt. Das alles macht den Film zu einer recht langatmigen Erfahrung, ein schlechter Film ist "The Midnight Sky" deswegen aber noch lange nicht. Die Bilder sind teilweise schon sehr schick, die Darsteller machen einen guten Job und die Thematik ist ebenfalls interessant. Obwohl ich mich frage, ob man inzwischen jeden Science-Fiction-Film mit einem Familiendrama künstlich aufblähen muss? Die drei Vorbilder haben jedenfalls gezeigt wie viel Potenzial in einer solchen Sci-Fi-Story steckt, deshalb ist es überaus schade, dass "The Midnight Sky" sein Potenzial nicht ausschöpfen kann und sich letztlich in die Riege mittelmäßiger Netflix-Filme einreihen muss.

 

5/10


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Poster&Trailer: © Netflix