A Quiet Place 2

Kino: 24.06.2021 | Laufzeit: 96 Minuten | FSK: 16 Land: USA | Genre: Horror | Originaltitel: A Quiet Place: Part II


Kritik

Bis vor drei Jahren war John Krasinski einfach der Typ aus der Comedyserie "The Office", doch sein Regiedebüt "A Quiet Place" sollte ihn aus dem Stand zu einem der interessantesten Filmemacher Hollywoods machen. Im Überraschungshit des Jahres 2018, der beeindruckende 340 Millionen Dollar an den weltweiten Kinokassen einnahm, war Krasinski an der Seite seiner berühmten Ehefrau Emily Blunt zu sehen und der Horrorfilm bestach mit seiner Mischung aus postapokalyptischem Familiendrama, gepaart mit nervenzerfetzenden Spannungsmomenten. Obwohl von Anfang an nur ein Film geplant war, ließ das Cliffhanger-Ende trotzdem die Tür für etwaige Fortsetzungen weit offen. Mehr als ein Jahr später als ursprünglich geplant, erreicht "A Quiet Place 2" nun endlich die frisch geöffneten Kinosäle der Nation. Und die Fortsetzung ist mehr als gelungen, denn Krasinski gelingt es auch im zweiten Versuch die Stärken des Horrorfilms gekonnt auszuspielen.

 

"A Quiet Place 2" startet mit einer sehr sehenswerten Eröffnungssequenz, in der der Zuschauer erstmals an Tag 1 der Alien-Invasion zurückkehrt. Dort zeigen sich nicht nur einmal mehr die unübersehbaren Parallelen zwischen "A Quiet Place" und dem überragenden Videospiel "The Last of Us", auch Cillian Murphys neuer Charakter wird eingeführt. Danach geht es zurück in die Gegenwart und " A Quiet Place 2" setzt nahtlos am Ende des ersten Teils wieder ein, indem John Krasinskis Familienvater das zeitliche segnete aber auch eine Schwäche der Monster gefunden wurde. "A Quiet Place 2" setzt die Story daraufhin gekonnt fort und lässt die vierköpfige Abbott-Familie abseits ihrer heimischen (und sandigen) Wege wandern. 

Die Fortsetzung bietet dabei vor allem eins: Mehr vom Gleichen. Das mag bei vielen Filmen ein Problem sein, bei "A Quiet Place" der damals mit dem intensiven Hörvermögen der Monster ein frisches Setting etablierte und dieses mit einigen Szenen in vollkommener Stille abrundete, jedoch nicht. Denn am außergewöhnlichen Sounddesign kann ich mich so schnell nicht satt sehen. Auch in der Fortsetzung spielt Krasinski wieder mit mehreren stillen Sequenzen, gerade wenn die taube Nachwuchsschauspielerin Millicent Simmonds im Bild ist, und kreiert damit wieder eine exzellente Mischung aus ruhigen Momenten, sowie spektakulären Actionszenen und Spannungsmomenten zum Luft anhalten. Dazu muss man ihm ein Lob aussprechen, da die meisten dieser Szenen bei Tageslicht spielen, was für einen Horrorfilm natürlich äußerst ungewöhnlich ist. Trotzdem erweisen sich die Spannungsmomente als unglaublich effektiv. Wem diese Mischung bereits im Vorgänger gefallen hat, der kommt auch im zweiten Teil voll auf seine Kosten. Zumal Krasinski nicht den gleichen Fehler wie viele andere begeht und darauf verzichtet bei seiner Fortsetzung auf das altbekannte Prinzip "Höher, Schneller, Weiter." zu setzen. Obwohl die Protagonisten die heimische Farm verlassen und insgesamt deutlich mehr Menschen zu sehen sind, fühlt sich " A Quiet Place 2" im Kern immer noch wie der erste Teil an. 

Der einzige Nachtteil daran ist, dass im altbekannten Setting kaum noch Überraschungen auf den Zuschauer warten. Wenn ich an "A Quiet Place 2" also etwas zu kritisieren habe, dann dass der Film nicht nur in Sachen Inszenierung auf Nummer sicher geht. Gerade gegen Ende wird die Story doch etwas vorhersehbar und spätestens im Finale ist klar was nun passieren wird. Wie zuvor bereits geschrieben, führt Krasinski seine Reihe dadurch konsequent fort, zumindest der zweite Teil leidet jedoch etwas unter der Formelhaftigkeit die natürlich den bereits angekündigten dritten Teil vorbereitet. Dieser darf sich dann (allerdings ohne Krasinski als Regisseur, was zu tiefen Sorgenfalten bei mir führt) gerne wieder in überraschendere Gefilde begeben. 

Die etwaige Vorhersehbarkeit ändert jedoch nichts an den herausragenden Spannungsmomenten des Films. Die größte Stärke des Vorgängers ist auch hier in Hülle und Fülle zu finden und der eine oder andere Zuschauer dürfte etwas angespannter als sonst im Kinosaal sitzen. Die Inszenierung mit ihren langen Kamerafahrten, den toll animierten und blitzschnellen Monstern, sowie einem wieder einmal beindruckenden Sounddesign ist mehr als gelungen und der Film hat mit einer Laufzeit von 97 Minuten die perfekte Länge. Die Inszenierung funktioniert auch dann noch richtig gut, wenn sich die Story auf drei Handlungsstränge aufteilt und es in allen drei parallel dramatisch wird. Ohne zuviel verraten zu wollen, teilt sich die Familie in "A Quiet Place 2" auf, was dank der charismatischen Charaktere auch gut funktioniert. Emily Blunt überzeugt als kämpferische Mutter, hat allerdings deutlich weniger zu tun als noch im ersten Teil, Cillian Murphy entpuppt sich erwartungsgemäß als äußerst gelungener Ersatz für John Krasinski, das Highlight sind jedoch die beiden Kinder um den etwas ängstlichen Noah Jupe und die taube Millicent Simmonds, die beide auch im Mittelpunkt der Handlung stehen. Simmonds ist dabei nicht nur nur der sympathischste Charakter, ihr Handlungsstrang ist zugleich auch der interessanteste, da er die übergeordnete Story fortführt und die anderen beiden mehr ums Überleben kämpfen. 

 

Fazit

Wer den Vorgänger mochte, wird auch "A Quiet Place 2" schnell in sein Herz schließen, immerhin bietet die Fortsetzung 97 Minuten mehr von dem, was bereits den ersten Teil zum so starken Überraschungshit machte (8/10). "A Quiet Place 2" setzt die Geschichte der Abbott-Familie konsequent fort und besitzt wieder etliche nervenzerfetzende Spannungsmomente, die dank des großartigen Sounddesigns ihre Wirkung auch voll entfalten können. Wenn man dem Film etwas vorwerfen kann, dann dass er nichts wirklich neues zu bieten hat und dass das Finale etwas zu vorhersehbar geraten ist. Das macht den zweiten Teil aber nur zum minimal schwächeren Film, denn ansonsten besticht "A Quiet Place 2" als gelungene Fortsetzung und überaus spannender Horrorfilm, von dessen Charakteren wir hoffentlich noch einiges sehen werden. 

 

7/10


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Poster&Trailer: © Paramount