Conjuring 3: Im Bann des Teufels

Kino: 01.07.2021 | Laufzeit: 112 Minuten | FSK: 16 Land: USA | Genre: Horror, Mystery | Originaltitel: The Conjuring: The Devil Made Me Do It


Kritik

Mit inzwischen über zwei Milliarden Dollar am weltweiten Box Office, ist "Conjuring" das erfolgreichste Horror-Franchise aller Zeiten und hat damit sogar die neun Filme der "Saw"-Reihe geschlagen. Nach zwei starken Teilen der Hauptreihe, dem erfolgreichen aber schwachen Spin-off "The Nun", dem desolaten "Lloronas Fluch" und drei mäßigen Ablegern von "Annabelle", stehen nun wieder Ed und Lorraine Warren im Fokus. Der achte Film des Franchise muss jedoch ohne Horrorspezialist James Wan auskommen, dem Regisseur von "Conjuring 1&2" sowie dem ersten "Saw"-Film, was natürlich Anlass zur Sorge gab. Vor allem mit Blick auf die durchwachsenen bis schwachen Spin-offs, die die Reihe bislang unter diversen Regisseuren produziert hat. Da hilf es auch nicht, dass bei "Conjuring 3" Michael Chaves auf dem Regiestuhl Platz nimmt, der zuvor "Lloronas Fluch" inszenierte. Tatsächlich macht sich Wans Abwesenheit auch bemerkbar und "Conjuring 3" kann in Sachen Gruselfaktor und Highlights nicht mit den beiden Vorgängern mithalten. Da die Chemie zwischen Patrick Wilson und Vera Farmiga jedoch wieder hervorragend funktioniert und die Story versucht neue Wege zu gehen, ist der dritte Teil der Hauptreihe trotzdem noch sehenswert geworden.

 

Im Mittelpunkt von "Conjuring 3" steht einmal mehr die wahre Geschichte des Ehepaares Ed und Lorraine Warren. Anfang der Achtziger-Jahre sorgte der sogenannte "Devil Made Me Do It"-Fall (so auch der englische Originaltitel des Films) für Aufsehen, der der erste Fall in den USA war, bei dem die Verteidigung vor Gericht dämonische Besessenheit als Beweis für die Unschuld des Täters hervorbrachte. Während des Exorzismus des achtjährigen Jungen David Glatzel, soll der Dämon auf den Freund von Davids Schwester, Arne Johnson, übergesprungen sein und einige Tage später tötete dieser seinen Vermieter mit mehreren Messerstichen. Nun liegt es am Ehepaar Warren die Existenz des Dämonen und somit die Unschuld des Angeklagten zu beweisen.

Die Hintergründe des wahren Falls kann man problemlos im Internet nachlesen und die realen Tonaufnahmen des Exorzismus werden im Abspann ebenfalls abgespielt. Wie viel Wahrheit hinter diesem Fall und der fragwürdigen Karriere des realen Warren-Ehepaares steckt, kann man sich aber denken. Nichtsdestotrotz birgt dieser wahre Fall wieder ein wunderbares Fundament für einen gruseligen Horrorfilm. Die gruseligste Szene gibt es dann auch gleich zu Beginn des Films. In der Eröffnungsszene wird eben jener Exorzismus von David Glatzel gezeigt, der in Sachen Inszenierung gewohnt spektakulär eingefangen wird. Danach sinkt der Gruselfaktor jedoch rapide ab und "Conjuring 3" fokussiert sich in der Folge auf seine Story. Und die ist tatsächlich gelungen. Die Macher des Franchise versuchen die Reihe weiter fisch zu halten, während Teil 1 im klassischen abgelegenen Landhaus spielte, verfrachtete man im zweiten Teil die Familie in ein Haus mitten in einem bewohnten Dorf. Jetzt geht man sogar völlig vom klassischen Horrorhaus weg und geht in Sachen Story neue Wege, was ich angesichts von Spoilern jedoch nicht weiter vertiefen möchte. "Conjuring 3" entspinnt jedenfalls eine Art Murder Mystery und statt die Gejagten zu sein, ist man hier eher der Jäger. Ein interessanter Kniff der "Conjuring 3" aber eher zu einem düsteren Thriller/Krimi macht, als zu einem Horrorfilm. Die gruseligen Momente halten sich nämlich deutlich in Grenzen. Klar, die obligatorischen Jumpscares werden zwar wieder abgehakt, sind jedoch weder so zahlreich, noch so durchschlagend wie in den beiden Vorgängern. Horrorfans die harte Schockmomente erwarten, werden bestimmt enttäuscht sein. Für jemanden wie mich, der Jumpscares überhaupt nicht leiden kann, kommt der Fokus auf die Geschichte jedoch wie gerufen. Zumal das Ehepaar Warren im Film weiter wunderbar funktioniert. Die Chemie zwischen Patrick Wilson und Vera Farmiga stimmt wieder und das Ehepaar hat man inzwischen einfach ins Herz geschlossen und man fiebert gerne mit den beiden mit. Insgesamt weiß die Erzählung also zu überzeugen, ein wenig vermisse ich die gruselige Nonne dann aber doch. Immerhin habe ich "Conjuring 1&2" immer als meine liebsten Jumpscare-Horrorfilme bezeichnet, etwas mehr Grusel hätte es also schon sein dürfen.

Das gleiche gilt auch für die erinnerungswürdigen Highlights des Films. Gerade Teil 2 ist für mich ein Paradebeispiel dafür, wie gut James Wan einen Horrorfilm zu inszenieren weiß. Nicht nur wenn es um einzigartige Charaktere wie der bereits erwähnten Nonne geht, sondern vor allem in außergewöhnlichen Momenten, wie meiner Lieblingsszene des gesamten Franchise, wenn Patrick Wilson seine Gitarre auspackt und den verängstigten Kindern etwas von Elvis vorsingt. Momente wie diese, sieht man in anderen Horrorfilmen kaum und auch im dritten Teil sind sie leider Fehlanzeige. Einige schöne Momente zwischen Ed und Lorraine Warren in den letzten Minuten des Films können nicht darüber hinwegtäuschen, dass "Conjuring 3" diese kleinen Alleinstellungsmerkmale fehlen. James Wans Abwesenheit ist überaus schade und obwohl "Conjuring 3" solide inszeniert ist, kommt Michael Chaves nicht an den Horror-Spezialisten heran. Filmkenner dürften sich derweil fragen ob sie etwas an den Ohren haben. In Sachen Soundtrack offenbart der Abspann nämlich ein ganz interessantes Detail. "Conjuring 3" hat nicht wirklich einen eigenen Soundtrack, sondern hat sich die Musik aus mehreren Filmen wie "Sicario 2" oder "The Purge" zusammengeklaubt. Wem die Hintergrundmusik zwischendurch bekannt vorkommt, weiß jetzt wieso.

 

Fazit

Die Abwesenheit von Regisseur James Wan gab im Vorfeld genügend Anlass zur Sorge, was durch die durchwachsenen internationalen Kritiken nur noch bestätigt wurde. Der Horror-Spezialist wird auch definitiv vermisst, denn in Sachen Gruselfaktor und inszenatorischer Highlights bleibt der dritte "Conjuring"-Film hinter seinen beiden Vorgängern zurück. Stattdessen liegt der Fokus auf der Story, die dank einiger Krimi-Anleihen und der Abkehr vom klassischen Horrorhaus, aber genügend Abwechslung bietet um die Reihe weiter frisch zu halten. Mir hat diese Neuausrichtung gut gefallen, zumal die Chemie zwischen Patrick Wilson und Vera Farmiga wieder wunderbar funktioniert, wer einen Schocker wie "Conjuring 1&2" erwartet, bei dem sich ein Jumpscare an den nächsten reiht, wird jedoch enttäuscht sein. "Conjuring 3" ist vielmehr ein düsterer Thriller mit Horrorelementen geworden, der zwar nicht an seine beiden starken Vorgänger (beide 8/10) heran kommt, am Ende aber solide unterhält.

 

6/10


Kommentare: 0

Poster&Trailer: © Warner Bros.