The Tomorrow War

Streaming: 02.07.2021 | Anbieter: Prime Video | Laufzeit: 140 Minuten | FSK: 16 Land: USA | Genre: Sci-Fi, Action


Kritik

Die Kinos in Deutschland öffnen wieder und ein 200 Millionen Dollar Blockbuster erscheint exklusiv bei einem Streaming-Anbieter. Was auf den ersten Blick wie eine fragwürdige Entscheidung wirkt, ist auf den zweiten Blick gar nicht mal so blöd. Immerhin hätte es "The Tomorrow War" ohne Vorlage und Franchise im Rücken gegen die Konkurrenz um "Godzilla vs Kong", den MCU-Film "Black Widow" oder den neunten Ableger von "Fast&Furious" verdammt schwer gehabt. Auf Amazon Prime ist der Sci-Fi-Blockbuster mit Chris Pratt in der Hauptrolle hingegen der größte Film des Jahres und konnte dort nicht nur aggressiv vermarktet sondern nun auch bequem von zuhause im Abo gestreamt werden. Ein großer Vorteil wenn man bedenkt, dass es mir schwer gefallen wäre eine Empfehlung für ein Kinoticket auszusprechen. Dafür ist die Story von "The Tomorrow War" einfach zu dämlich und für einen guten Film wird zu viel Potenzial verschenkt. Dank seinen spektakulären Actionszenen weiß der Amazon-Film dennoch zu unterhalten.

 

Beim WM-Finale 2022 in Katar erscheinen plötzlich schwerbewaffnete Soldaten auf dem Spielfeld, die 30 Jahre in der Zeit zurück gereist sind. Sie bitten die Zuschauer um Hilfe, da im Jahr 2051 die Menschheit auf Grund einer Alien-Invasion vor dem Abgrund steht und nur mit Kämpfern aus der Gegenwart ihr Fortbestand gesichert werden könne. Als einer dieser Kämpfer wird der Lehrer und Familienvater Dan Forester (Chris Pratt) eingezogen, der zusammen mit einer genialen Wissenschaftlerin (Yvonne Strahovski) versucht, die Menschheit zu retten.

In Sachen Story erinnert "The Tomorrow War" ein wenig an eine Mischung aus "Starship Troopers" und "Edge of Tomorrow". Tatsächlich besitzt die Story auch einiges an Potenzial, dass der Film jedoch kaum ausspielen kann. Eigentlich ist die Grundidee, Zivilisten aus der Gegenwart via Zeitreise in den Krieg der Zukunft zu schicken, ganz spannend und auch das Familiendrama im Kern dieser Geschichte bietet genügend Raum für große Emotionen. Leider schneidet das Drehbuch von Zach Dean sämtliche Themen und Botschaften nur oberflächlich an. Viel schlimmer wiegen jedoch die unzähligen Logiklöcher des Films. Ich bin normalerweise keiner der groß auf Logiklücken herumreitet und gönne den Filmen viel kreativen Spielraum, bei "The Tomorrow War" sollte man sein Hirn jedoch schon komplett ausschalten. Neben den üblichen Zeitreise-Paradoxen scheint Zach Dean nicht wirklich gewusst zu haben, wie er die Geschichte zu einem funktionierenden Ganzen zusammenfügen soll und der Drehbuchautor wirkt letzten Endes etwas überfordert mit seiner eigenen Sci-Fi-Geschichte. Alleine das Finale macht hierbei mehr als die Hälfte des Films obsolet, da die ganze Hetzjagd zuvor sich eigentlich als vollkommen unnötig erweist. Die Story von "The Tomorrow War" macht also nur wenig Sinn, was schade ist, denn eigentlich hätte die Idee durchaus Potenzial für richtig gute Sci-Fi-Unterhaltung geboten.

Getragen wird der 200 Millionen Dollar Blockbuster folglich von seinen Schauwerten und die sind bei einem Film dieser Größenordnung auch definitiv gelungen. Regisseur Chris McKay, der zuvor vor allem im "The Lego Movie"-Franchise zugange war, inszeniert seinen Film im großen Stil. Ganze Massen von Aliens treffen auf die Soldaten, der Film vollzieht mehrere Schauplatzwechsel und es wird aus allen Rohren geballert. Dank der brachialen und oftmals erstaunlich intensiven Action, weiß "The Tomorrow War" letztlich dann trotz aller Storyschwächen zu unterhalten. Das liegt auch an den toll designten und animierten Aliens, die dafür sogen, dass die spektakulären Schlachten richtig Laune machen.

Chris Pratt ist als Hauptdarsteller dafür natürlich ebenfalls bestens geeignet. Zum einen bringt er nach "Guardians of the Galaxy" und "Jurassic World" genügend Blockbuster-Erfahrung mit, zum anderen kann er mit seinem Charisma über einige Logiklücken hinwegtäuschen. Trotzdem stößt Pratt hier sichtbar an seine Grenzen. Beim Familiendrama zeigen sich die durchaus limitierten Fähigkeiten des Darstellers, die denen seiner Co-Stars um Betty Gilpin, J.K. Simmons und allen voran Yvonne Strahovski um einiges nachstehen. Strahovski hat beispielsweise einen emotionalen Ausbruch, in der Pratt ihr gegenüber eher wie ein Statist wirkt. Immerhin bringt Pratt auch wieder etwas Humor in den eigentlich ziemlich düsteren Streifen ein. Dieser Humor steigert den Unterhaltungswert etwas, allerdings kann längst nicht jeder Witz zünden und nicht jeder Charakter kann hierbei überzeugen. Der dauerbrabbelnde Charlie (Sam Richardson) beispielsweise wirkt in in vielen Szenen schlichtweg unpassend.

 

Fazit

Wer sein Hirn ausschaltet, kann mit "The Tomorrow War" erstaunlich viel Spaß haben. Die Logiklücken sind zwar gigantisch und die Story macht generell nicht allzu viel Sinn, letzten Endes weiß jedoch die brachiale Action und die spektakuläre Inszenierung zu überzeugen. Dazu hat man mit Chris Pratt einen charismatischen Hauptdarsteller an Bord, der lediglich in den dramatischeren Szenen von seinen Co-Stars um Yvonne Strahovski und Betty Gilpin an die Wand gespielt wird. Obwohl der Sci-Fi-Blockbuster somit viel Potenzial verschenkt, wurde ich dennoch ganz gut unterhalten und einer Fortsetzung wäre ich generell nicht abgeneigt. Dann aber bitte mit einem anderen Drehbuchautor!

 

6/10


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Poster&Trailer: © Prime Video