The Woman in the Window

Streaming: 14.05.2021 | Anbieter: Netflix | Laufzeit: 100 Minuten | FSK: 16 Land: USA | Genre: Thriller, Drama


Kritik

Ein Disney-Film bei Netflix? Klingt komisch, ist aber so. Als eines der letzten Überbleibsel der 20th Century Fox-Übernahme erblickt nach einer halben Ewigkeit "The Woman in the Window" das Licht der Filmwelt, immerhin sollte der Film ursprünglich im Herbst 2019 in die Kinos kommen. Den neuen Film von "Die dunkelste Stunde"-Regisseur Joe Wright wollten die Verantwortlichen bei Disney wohl nicht so recht haben und schoben das Projekt zum größten Streaming-Konkurrenten Netflix ab. Dieser Kooperation sei Dank, kommen wir endlich in den Genuss des Streifens, auf den ich mich dank des exzellenten Casts um Amy Adams und Gary Oldman lange gefreut habe. Eine Freude die während den 100 Minuten aber zunehmend verpufft. "The Woman in the Window" hat mit "Das Fenster zum Hof" einen echten Klassiker von Alfred Hitchcock als Vorbild, bringt jedoch keinerlei Argumente hervor, warum man sich nicht lieber den Klassiker aus dem Jahr 1954 anschauen sollte. Und damit ist es dann auch keine große Überraschung, dass Disney den Film freiwillig an Netflix abgeschoben hat. "The Woman in the Window" bleibt nämlich schlichtweg hinter den Erwartungen zurück.

 

"The Woman in the Window" basiert auf dem gleichnamigen Bestseller von A.J. Finn aus dem Jahr 2018 und dreht sich um die allein lebende Kinderpsychologin Anna Fox (Amy Adams). Diese leidet an der Angststörung Agoraphobie, weswegen sie ihre Wohnung seit Monaten nicht mehr verlassen hat und stattdessen lieber alte Filme schaut und ihre Nachbarn ausspioniert. Als im Haus gegenüber neue Nachbarn einziehen, wird sie Zeuge eines Mordes, doch an der Aussage der instabilen Anna kommen Zweifel auf. 

Die Handlung des neuen Netflix-Thrillers erinnert also unweigerlich an Alfred Hitchcocks Klassiker "Das Fenster zum Hof", ist aber keine Neuinterpretation des alten Stoffes. Trotzdem bedient sich "The Woman in the Window" relativ deutlich beim Hitchcock-Klassiker (Anfangs ist sogar eine Szene des Films zu sehen) und anderen Genre-Veteranen. Und so sehr der Film auch versucht undurchsichtig zu bleiben und den Zuschauer an den Rand des Sitzes zu bringen, es geht letzten Endes nicht auf. Richtige Spannung kommt nur Einzelmomenten auf, da sich das Drehbuch zu sehr an alten Stoffen bedient und dadurch vorhersehbar wird. Für einen Thriller dieser Art natürlich ein Todesstoß. Spätestens nach der Hälfte, dürfte jeder Zuschauer wissen wie die Geschichte endet und so ist es auch wenig überraschend, dass die Auflösung am Ende unbefriedigend wirkt. Zumal das Ende so dermaßen überambitioniert inszeniert ist, dass es fast schon ärgerlich ist.

Ein generelles Problem von "The Woman in the Window", denn Regisseur Joe Wright, der bislang eher mit historischen Dramen auf sich aufmerksam machte, scheint ein großer Fan von Alfred Hitchcock und David Fincher zu sein, kommt in Sachen Inszenierung aber nicht an diese heran. im Gegenteil: In vielen Momenten wirkt die Inszenierung zu verspielt, wenn beim Mord beispielsweise ganz künstlerisch das CGI-Blut auf die Linse spritzt. Eine subtilere Inszenierung und Kameraführung hätte dem ganzen wohl gut getan. Problematisch ist auch der Soundtrack von Danny Elfman, der im Finale auch ordentlich aufdreht und dadurch die Überambitionen des finalen Showdowns noch verstärkt.

Dass ich so viel Kritik an "The Woman in the Window" äußern muss ist überaus schade, der Film kann jedoch nur in einigen wenigen Momenten aus seiner Mittelmäßigkeit ausbrechen. Immerhin kann der Film mit einem exzellenten Cast aufwarten. Die Hauptrolle spielt die großartige Amy Adams, die wieder einmal einen ziemlich abgekämpften Charakter mimt. Damit bleibt sich Adams treu und solche Rollen sind es ja auch was sie am besten kann. Obwohl "The Woman in the Window" nicht die stärkste Performance ihrer Karriere darstellt, ist es trotzdem eine One-Woman-Show und Adams weiß zu überzeugen. Das gleiche kann man über ihre Kollegen nicht behaupten, die schlichtweg verschenkt werden. Gary Oldman kann nur in einer einzigen Szene glänzen und weitere große Namen wie Julianne Moore oder Anthony Mackie kommen nur wenige Minuten vor. Am Ende wirkt der Cast lediglich wie ein Gimmick und Joe Wright verschenkt das Talent seiner Darsteller fast schon schamlos. 

 

Fazit

"The Woman in the Window" bleibt weit hinter seinen Möglichkeiten zurück, was angesichts des fantastischen Casts um Amy Adams und Gary Oldman wirklich schade ist. So gewohnt stark Adams auch hier wieder aufspielt, letzten Endes verpufft ihre darstellerische Leistung vor dem Hintergrund eines wirklich schwachen Drehbuchs, dass jedes Thriller-Klischee mitnimmt. Hinzu kommt eine überambitionierte Inszenierung von Regisseur Joe Wright, der wirklich gerne Alfred Hitchcock wäre, im Vergleich mit dem Altmeister jedoch klar den Kürzeren zeiht. Alles in allem ist "The Woman in the Window" eine vorhersehbare und ziemlich enttäuschende 2021er-Variante des Hitchcock-Klassikers "Das Fenster zum Hof".

 

5/10


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Poster&Trailer: © Netflix