Jurassic World 3: Ein neues Zeitalter

Kino: 08.06.2022 | Laufzeit: 146 Minuten | FSK: 12 Land: USA | Genre: Abenteuer, Action | Originaltitel: Jurassic World Dominion


Kritik

Mit 1,6 bzw. 1,3 Milliarden Dollar an den weltweiten Kinokassen gehören die ersten beiden „Jurassic World“-Abenteuer zu den 16 erfolgreichsten Filmen aller Zeiten. Es ist also schwer zu glauben, dass „Jurassic World 3“ tatsächlich die Reihe zu einem Abschluss bringt und so viel sei gesagt: Die Produzenten halten sich mehr als ein Hintertürchen für neue Filme des Franchise offen. Während die Dino-Saga seit 1993 das Box Office in seinen Händen hält, sieht die qualitative Lage der Reihe deutlich schwieriger aus. „Jurassic World“ aus dem Jahr 2015 war lediglich eine solide Neuauflage des Franchise, der mit dem für Zuschauer geöffneten Park zwar einige spannende Ideen präsentierte, sich mit genveränderten Dinos und gezähmten Raptoren, teils aber auch der Lächerlichkeit preisgab. 2018 übernahm J.A. Bayona den Regieposten von Colin Trevorrow, der zwar für eine etwas gelungenere Inszenierung sorgte, allerdings unter einem lahmen Drehbuch litt. Jetzt kehrt Trevorrow auf den Regiestuhl zurück, was aus mehrerlei Hinsicht Erinnerung an die „Star Wars“-Trilogie von Disney erinnert. Statt Abrams inszeniert hier als Trevorrow den ersten und letzten Teil einer Trilogie, die mit nostalgischen Rückkehrern verzweifelt versucht, die Magie des ersten „Jurassic Park“-Films einzufangen. Wie bereits bei „Star Wars“ scheitert „Jurassic World“ allerdings kläglich daran und serviert dem Zuschauer eine überlange sowie schrecklich uninteressante Handlung, die die Dinosaurier zur Randfigur verkommen lässt.

 

Die Story von „Jurassic World 3“ zusammenzufassen ist bereits eine Aufgabe für sich: Vier Jahre sind seit dem Dino-Ausbruch auf dem Lockwood-Anwesen vergangen. Die Dinosaurier leben inzwischen unter den Menschen und haben sich auf der ganzen Welt verbreitet. Wie das so schnell passieren konnte, obwohl nur wenige Exemplare jeder Spezies entkommen konnten, sei mal dahin gestellt. Anders als es das Ende des zweiten Teils sowie das Promo-Material suggerierte (in der unter anderem ein T-Rex in ein Autokino platzte, eine Szene, von der im fertigen Film jede Spur fehlt), geht es jedoch nicht darum, wie Mensch und Dinosaurier zusammenleben. Stattdessen zaubert Trevorrow und seine Co-Drehbuchautorin Emily Carmichael eine krude Story um eine Plage von Riesenheuschrecken aus dem Hut, die ganze Getreidefelder leer fegen. Alle Getreidefelder? Nein, alle bis auf die Felder der bösen Firma Biosyn, die neben ihren genveränderten Pflanzen auch noch die DNA der Dinosaurier horten. Ein schlauer Plan von Biosyn, denn es wäre sicherlich niemand auf den Gedanken gekommen, die offensichtlich herangezüchteten Riesenheuschrecken, die lediglich die Biosyn-Felder nicht anrühren, mit der Firma in Verbindung zu bringen. Wer Ironie in diesem Satz findet, darf sie gerne behalten. Dieser Umstand ruft dann auch Dr. Alan Grant (Sam Neill) und Dr. Allie Sattler (Laura Dern) auf den Plan, die mit Hilfe von Dr. Ian Malcolm (Jeff Goldblum) versuchen, dem Biosyn-CEO Lewis Dogson (Campbell Scott) das Handwerk zu legen. Der sieht optisch nicht nur eins zu eins wie Apple-Boss Tim Cook aus, sondern ist ebenfalls ein zurückkehrender Charakter aus „Jurassic Park“. Und um mal eine Stärke des Films zu nennen: Die Integration der alten Garde gelingt „Jurassic World 3“ ziemlich gut, da die Charaktere wichtige Positionen innerhalb der Handlung einnehmen und mehr zu sehen sind, als es im Vorfeld zu vermuten war. Die Helden der ersten beiden Teile, Owen Grady (Chris Pratt) und Claire Dearing (Bryace Dallas Howard), leben derweil mit ihrer geklonten Ziehtochter Maisie Lockwood (Isabella Sermon) abgeschieden in der Wildnis, ganz in der Nähe von Raptorenmutter Blue, die mit Beta inzwischen ein Junges zur Welt gebracht hat. Doch der Frieden der drei hält nicht lange an, denn Maisie und Beta werden zur Zielscheibe und von Biosyn entführt, wo alle Stricke zusammenzulaufen scheinen. Was folgt, ist ein globaler Actionthriller voller Logiklücken, der oftmals mehr an „James Bond“ als an „Jurassic Park“ erinnert und seine eigentlichen Hauptcharaktere, die Dinos, völlig aus den Augen verliert.

Die Dinosaurier haben bei mir Erinnerungen an die „Phantastische Tierwesen“-Filme geweckt, deren titelgebenden Tierwesen auch nur noch eine Randnotiz sind. Gleichermaßen verhält es sich mit den Dinosauriern, die original nichts zur Story beitragen. Stattdessen sind zwar unzählige Dinos zu sehen und von so vielen Spezies wie nie zuvor, allerdings verkommen sie durch die Bank weg zu simplen Monstern, die nichts weiter tun, als unsere Helden zu jagen. Das führt zum Beispiel zu einer Actionsequenz in Malta, die eigentlich aus einem „James Bond“ oder „Mission: Impossible“-Film entsprungen sein könnte, nur dass hier keine bösen Jungs unsere Helden jagen, sondern eben Dinosaurier. Dass die spektakuläre Sequenz trotzdem das Highlight des Films ist, da „Jurassic World 3“ hier mal komplett frei dreht und dadurch wenigstens einmal unterhalten kann, ist bezeichnend für einen Film, der doch ziemlich öde geworden ist. Geschlagene 146 Minuten lang irren die Hauptcharaktere durch eine wirre und völlig uninteressante Story, die alle ursprünglichen Stärken der Reihe komplett aus den Augen verloren zu haben scheint. Damit geht der neue Film 20 Minuten länger als jeder andere Teil der Reihe, eine Entscheidung, die „Jurassic World 3“ überhaupt nicht guttut, da sich zahlreiche Längen einschleichen und sich der Film unnötig in die Länge zieht. Und all das nur um die Charaktere in einem Finale aufeinanderprallen zu lassen, dass wieder in einem parkähnlichen Reservat spielt mit einem absurden und vom ersten Teil der Trilogie kopierten Endkampf zwischen einem T-Rex und einem Giganotosaurus. Der Indominus Rex war in „Jurassic World“ wenigstens noch der Hauptgegenspieler, weswegen sich das Finale wenigstens etwas befriedigend anfühlte, der Giganotosaurus wird derweil nicht mal richtig eingeführt und ist nur kurz vorher zu sehen, weswegen diesem schnellen Endkampf jegliche Schlagkraft fehlt. Aber wie gesagt: Um Dinos geht es in „Jurassic World 3“ ohnehin nicht mehr.

Dass der Film immerhin keine Katastrophe geworden ist, liegt an einzelnen Momenten wie der bereits angesprochenen Actionszene in Malta und an der Rückkehr der alten Garde. Sicherlich sind nostalgische Rückkehren schon mitreißender ausgefallen, aber als Kind der Neunziger fand ich es trotzdem schön, das Original-Trio noch mal zusammen auf der Leinwand zu sehen und wie gesagt fallen ihre Rollen dabei ja auch überraschend groß und wichtig aus. Auch können sie mehr überzeugend als die eigentlichen Hauptcharaktere um Chris Pratt, der wieder einmal beweist, wie toll er seine Hand ausstrecken kann und Bryce Dallas Howard, die immerhin eine spannende Dino-Szene im Wald spendiert bekommt. Die Filmmusik zitiert selbsterklärend am laufenden Band die alten Themen von John Williams, während die Effekte-Abteilung dieses Mal sogar wieder mit animatronischen Figuren arbeitet! Eine Rückkehr, die jedoch kaum ins Gewicht fällt, da sie nur wenig zu sehen sind und von Effekten überschattet werden, die nicht immer überzeugend aussehen. Wie kann es eigentlich sein, dass die Dinos in den ersten beiden „Jurassic World“-Filmen besser aussahen als hier? 

 

Fazit

„Jurassic World? Not a Fan!“ - Dr. Ian Malcolm. Jeff Goldblum bringt mit dem Zitat seines Charakters meine Gefühlte für die „Jurassic World“-Reihe eigentlich ganz gut auf den Punkt. Ähnlich wie die Sequel-Trilogie von „Star Wars“ konnten die letzten beiden Teile nach einem soliden Start nicht mehr überzeugen. Dafür sorgt in erster Linie eine abstruse Story, die sich nicht um das suggerierte und viel spannendere Zusammenleben zwischen Mensch und Dinosaurier dreht, sondern um ein geklontes Mädchen und eine Plage von Riesenheuschrecken. Diese völlig uninteressante und teils sogar richtig dämliche Handlung lässt die viel zu langen 146 Minuten zu einer zähen Angelegenheit werden. Überzeugen kann „Jurassic World 3“ nur in einzelnen Momenten wie der spektakulären „James Bond“-Actionsequenz auf Malta und der netten Rückkehr des alten „Jurassic Park“-Trios, dass überraschend viel zu tun bekommt. Die eigentlichen Hauptcharaktere der Reihe, die Dinosaurier, spielen dafür kaum noch eine Rolle und werden zu menschenjagenden Monstern degradiert, die nicht nur schlechter aussehen als in den Vorgängern, sondern auch nichts zur eigentlichen Geschichte beitragen. Ein bisschen wie bei der „Phantastische Tierwesen“-Reihe, bei der die titelgebenden Tierwesen auch keine Rolle mehr spielen. Und so ist der Abschluss der „Jurassic World“-Trilogie ein sehr langweiliges Abenteuer geworden, das von der ursprünglichen Dino-Faszination nichts mehr übrig lässt.

 

5/10


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Poster&Trailer: © Universal Pictures