American Gods - Staffel 2

Staffelstart: 10.03.2019 | Anbieter: Prime Video | Episoden: 8 | FSK: 16 | Land: USA | Genre: Mystery, Fantasy | Originaltitel: American Gods


Kritik

Im oft zitierten "Goldenen Zeitalter der TV-Serien" ist für jeden Zuschauer etwas dabei. Der amerikanische Bezahlsender Starz bediente 2017 den etwas exquisiteren Seriengeschmack und rief seine Prestigeserie "American Gods" ins Leben. Unter der Leitung von "Hannibal"-Showrunner Bryan Fuller und Drehbuchautor Michael Green, der in den letzten Jahren unter anderem die Drehbücher zu "Blade Runner 2049" und "Logan" schrieb, entstand eine faszinierende Serie basierend auf der Romanvorlage von Neil Gaiman. Der ersten Staffel von "American Gods" konnte man dabei sicherlich einen Hang zum Style over Substance vorwerfen, war dank der treffsicheren kreativen Leitung von Showrunner Bryan Fuller dennoch ein Triumph. Der interessante Grundgedanke der aufeinanderprallenden alten und neuen Göttern wurde mit etlichen Metaphern und einer undurchsichtigen Geschichte angereichert. Staffel 1 war nicht nur sehr verrückt, sondern hat es dem Zuschauer alles andere als leicht gemacht. Wer sich jedoch auf den abgefahrenen Bilderstrom aus Neonlichtern einlassen konnte, erlebte eine gleichermaßen faszinierende wie starke Auftaktstaffel (8/10). Nach dem irren Staffelfinale geht "American Gods" nun in seine zweite Runde und kann dabei lange nicht mehr so überzeugen wie noch vor zwei Jahren.

 

"American Gods" Staffel 2 hat eine bewegte Produktionsgeschichte hinter sich. Mitten in der Produktion zur zweiten Staffel, stiegen die beiden Showrunner Fuller und Green aus der Serie aus. Ein herber Schlag für alle Fans der Serie, da der Erfolg der ersten Staffel hauptsächlich an Fullers Fähigkeiten lag. Fuller wollte sich jedoch anderweitig austoben und übernahm den Showrunnerposten bei "Star Trek: Discovery". Das schwere Erbe sollte fortan Jesse Alexander allein schultern und das geht mächtig schief. Zunächst einmal hebt sich die zweite Staffel sehr von der ersten ab. Alexander fährt den überbordenden Style deutlich herab. Die visuellen Mindfuck-Szenen sind zwar durchaus noch da, kommen in der Summe jedoch deutlich seltener zum Einsatz. Statt auf subtile Metaphern, setzt Alexander darüber hinaus viel lieber die Holzhammer-Methode ein, was dazu führt dass die zweite Staffel deutlich stringenter erzählt wird. Das wird den Zuschauern gefallen die mit der ersten Staffel vielleicht noch etwas überfordert waren, das Problem dabei: An Substanz gewinnt die Serie dadurch nicht. Zu Beginn der Staffel entledigt sich die Serie einiger Altlasten, kommt dann aber auch nicht wirklich in Fahrt. Die Geschichte rund um den schwelenden Krieg zwischen den neuen und alten Göttern plätschert größtenteils vor sich hin und kann nur in wenigen Einzelmomenten überzeugen. 

Für die zweite Staffel wird dadurch ein kleines Problem der ersten Staffel zum Hauptproblem: Der Hauptcharakter. Ricky Whittle hat bereits in der ersten Staffel keine überzeugende Figur als Shadow Moon gemacht und das ändert sich auch dieses mal nicht. Whittles Charakter dient zwar weiterhin als Anker für den Zuschauer, bleibt jedoch so oberflächlich wie zuvor und wird vom extravaganten Rest der Figuren in den Schatten gestellt. Zwar erfahren wir in Episode 2 mehr über Shadows Vergangenheit, in den neu eingeführten Flashbacks, der Hauptcharakter bleibt jedoch das uninteressante Schoßhündchen der Götter. Konnte Staffel 1 dieses Problem mit seiner visuellen Brillanz noch einigermaßen geschickt Kaschieren, fallen Shadows Schwächen nun deutlich ins Gewicht. Zumal neben Shadow auch nur wenige die Sympathien des Publikums gewinnen können, zu ambivalent sind die Figuren angelegt. Gerade Shadows Frau Laura, gespielt von Emily Browning, Mr. Nancy und New Media können einem durchaus auf die Nerven gehen. Letztere wurde übrigens neu besetzt. Die großartige Gillian Anderson, die in Staffel 1 einige kultverdächtige Auftritte unter anderem als David Bowie ablieferte, stieg kurz nach den beiden Showrunnern aus der Serie aus. Sie wurde nun durch Kahyun Kim ersetzt, die es mit Anderson zu keiner Zeit aufnehmen kann. Überzeugend sind jedoch weiterhin Ian McShane als Göttervater Odin, sowie Pablo Schreiber als Mad Sweeney. McShane stiehlt seinen Kollegen dabei regelmäßig die Show und Schreiber sorgt für den seltenen Humor in der Serie. Ein Lob geht auch noch an Crispin Glover, dessen diabolischer Bösewicht Mr. World in der zweiten Staffel nun öfters zu sehen ist und dabei eine exzellente Figur macht.

 

Fazit

Nein, Staffel 2 von "American Gods" kann das hohe Niveau der Vorgängerstaffel nicht halten. Die Style over Substance-Serie hat ihren Style größtenteils verloren und konnte gleichzeitig nicht an Substanz gewinnen. Entsprechend verschwindet "American Gods" in der zweiten Staffel im Nirwana der TV-Unterhaltung. Das ist überaus schade, denn die Serie hat vor zwei Jahren mehr als vielversprechend begonnen, kann ohne Bryan Fuller jedoch nicht mehr begeistern. Das Chaos hinter den Kulissen hat sich definitiv negativ auf die Serie ausgewirkt und in der bereits angekündigten dritten Staffel erhält "American Gods" mit Charles H. Eglee schon wieder einen neuen Showrunner. Ob Eglee der Serie zu altem Glanz verhelfen kann werde ich jedoch nicht mehr erfahren. Mich hat die Serie in ihrer zweiten Staffel, spätestens aber mit dem Abgang meines Lieblingscharakters, leider verloren. Nach der 8/10 für Staffel 1 geht es entsprechend um zwei Punkte nach unten.

 

6/10


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Poster&Trailer: © Starz