Big Little Lies - Staffel 2

Staffelstart: 09.06.2019 | Anbieter: Sky Ticket | Episoden: 7 | FSK: 16 | Land: USA | Genre: Drama, Krimi | Originaltitel: Big Little Lies


Kritik

Die Monterey Five sind zurück! Was wie eine Girlgroup klingt, sind in Wirklichkeit Nicole Kidman, Reese Whiterspoon, Shailene Woodley, Laura Dern und Zoë Kravitz. Die HBO-Serie "Big Little lies" beeindruckt also in erster Linie durch ihre hochkarätige Besetzung, entwickelte sich vor zwei Jahren aber zum echten Überraschungshit. Vier Golden Globes und acht Emmys gewann die erste Staffel der Serie, die damit zum Paradebeispiel für eine gelungene Frauenpower-Serie wurde. Trotz allem war "Big Little Lies" zunächst nur als Mini-Serie konzipiert, denn mit der ersten Staffel war die Handlung der gleichnamigen Buchvorlage von Autorin Liane Moriarty auserzählt. Nach dem großen Erfolg wird die Geschichte von Showrunner David E. Kelley wie so oft nun doch weitererzählt und HBO gelang mit der Verpflichtung der dreifachen Oscarpreisträgerin Meryl Streep, der wohl größte Casting-Coup der jüngeren Seriengeschichte. Glücklicherweise machen sich die Sturheit von Streep am Set, sowie der Skandal um die neue Regisseurin Andrea Arnold kaum bemerkbar und Staffel 2 gelingt es das Niveau der ersten Staffel zu halten.

 

Während alle Darsteller und Showrunner David E. Kelley für die zweite Staffel zurückgekehrt sind, wurde der auffälligste Wechsel auf dem Regieposten vorgenommen. "Dallas Buyers Club"-Regisseur Jean-Marc Vallée, der alle Episoden der ersten Staffel inszenierte, hat sich stattdessen für die grandiose HBO-Serie "Sharp Objects" entschieden, die im vergangenen Sommer ihre Premiere feierte. Als Ersatz haben die Macher Oscarpreisträgerin Andrea Arnold verpflichtet, die mich zuletzt mit ihrem Film "American Honey" begeistern konnte. Auf dem Papier klingt das wie ein adäquater Ersatz, doch der Schein trügt. Hinter den Kulissen gab es während Staffel 2 wohl einige Probleme, mit denen Andrea Arnold auch an die Öffentlichkeit ging. Obwohl ihr alle inszenatorischen Freiheiten versprochen wurden, hat HBO die Regisseurin wohl aus dem Schneideraum ausgesperrt. So soll Vallée, der als Produzent noch immer an der Serie beteiligt ist, die Staffel komplett umgeschnitten haben, um der zweiten Staffel den Look und das Gefühl von Vallées Stil aus Staffel 1 zu geben. Wie sehr Staffel 2 nun tatsächlich verändert wurde, wird der gemeine Zuschauer aber ohnehin nicht sehen. Was jedoch auffällt: Staffel 2 wirkt im Schnitt oft unruhig. Viele Szenen dauern kaum länger als 10 Sekunden und die Handlung wirkt dadurch wie im Stakkato erzählt. Da der Look, die Kameraführung und die musikalische Untermalung aber wieder einmal klasse sind, fällt dieser Umstand auch nur selten auf. Besonders lobenswert zu Erwähnen ist dabei erneut das Intro. Es gibt nach "Game of Thrones" wohl kein Serienintro, dass ich so sehr liebe wie dieses, was natürlich vor allem am großartigen Song "Cold Little Heart" von Michael Kiwanuka liegt.

Die Handlung setzt derweil da ein, wo sie mit der ersten Staffel geendet hat. Nachdem im fantastischen Staffelfinale Celestes Ehemann (Alexander Skarsgard) ums Leben kam, leben die Moneterey Five mit ihrer Lüge. Einer so großen Lüge, dass sie allen Beteiligten große Schwierigkeiten bereitet. Was auffällt ist, dass die Monterey Five deutlich mehr im Vordergrund stehen als noch in der ersten Staffel. Damals haben beispielsweise auch die Kinder eine große Rolle in der Handlung gespielt, in Staffel 2 verkommen sie leider zu Randfiguren. Dafür wird die Geschichte sinnvoll fortgeführt. Trotz dem Ende der Buchvorlage gelingt es Kelley viele der offenen Fragen aus dem Staffelfinale wieder aufzugreifen und diese im Verlauf der Staffel auch zu beantworten. Dem Finale der zweiten Staffel kann man nun problemlos eine dritte Staffel anfügen, die letzte Szene funktioniert allerdings auch hervorragend als Serienfinale. Laut HBO ist es sehr unwahrscheinlich, dass eine dritte Staffel erscheint. Bis zuletzt waren die Quoten jedoch stark und Nicole Kidman hat sich in den vergangenen Tagen bereits für eine dritte Staffel ausgesprochen.

Der interessanteste Neuzugang von "Big Little Lies" ist aber natürlich Meryl Streep. Bei den Oscars ist die 70-jährige mit ihren 21 Nominierungen inzwischen omnipräsent, in einer TV-Serie war die Schauspiellegende jedoch seit vielen Jahren nicht mehr zu sehen. Streep spielt Mary Louis Wright, die Mutter von Alexander Skarsgards Charakter, die sich in Staffel 2 einen Sorgerechtsstreit mit Celeste (Nicole Kidman) liefert. Entsprechend ist dieser Handlungsstrang auch der zentrale der zweiten Staffel und Streep erweist sich immer wieder als Szenendieb. Als "Harry Potter"-Fan hat mich ihre Rolle stark an die von Dolores Umbridge erinnert, denn wie bei der verhassten Potter-Gegenspielerin sind auch bei Mary Louis Nettigkeiten nur die Fassade für ihre abscheulichen Absichten. Und Streep hat sichtlich Spaß an ihrem bösen Charakter, vielleicht sogar etwas zu sehr. Am Set soll sich Streep nichts von Andrea Arnold und anderen Verantwortlichen im Hinblick auf ihren Charakter vorschreiben lassen. Vielleicht ein Grund dafür, warum ihr Charakter so eindimensional daherkommt. Handelt es sich gerade bei den Monterey Five um vielschichtige Persönlichkeiten, fällt Streeps Gegenspielerin merklich ab. Das ist überaus schade, denn im Grunde ist die Idee der Schwiegermutter die dem Tod ihres Sohnes auf den Grund geht sehr gelungen und Meryl Streep überzeugt definitiv in der Rolle.

 

Fazit

War eine zweite Staffel wirklich notwendig? Nein, notwendig war sie nach dem grandiosen Ende der ersten Staffel (8/10) sicherlich nicht, dennoch macht "Big Little Lies" auch in der zweiten Staffel wieder so viel Spaß, dass man sich diese Frage spätestens ab der zweiten Episode nicht mehr stellt. Nach der umstrittenen letzten Episode mögen das vielleicht viele anders sehen, meiner Meinung nach hat "Big Little Lies", trotz der Probleme hinter den Kulissen, aber nichts von seiner Klasse eingebüßt. Der großartigen Besetzung ist es zu verdanken, dass HBO erneut eine der besten Serien des Jahres gelingt. Einer dritten Staffel stehe ich somit offen gegenüber.

 

8/10


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Poster&Trailer: © HBO