Black Mirror - Staffel 5

Staffelstart: 05.06.2019 | Anbieter: Netflix | Episoden: 3 | FSK: 16 | Land: GBR | Genre: Sci-Fi, DramaOriginaltitel: Black Mirror


Kritik

Die einstige britische Serie "Black Mirror", die inzwischen von Netflix produziert wird, gehört zu den beliebtesten Serien des Streaming-Anbieters, was hinsichtlich der großen Konkurrenz nicht unterschätzt werden darf. Seit nunmehr acht Jahren versorgt uns Showrunner Charlie Brooker mit mal mehr und mal weniger dystopischen Zukunftsvisionen, die stets neue Technologien in den Mittelpunkt rücken, die das Leben der Menschen entscheidend verändern. 1 1/2 Jahre mussten Fans jetzt auf Nachschub warten, wenn man den großartigen interaktiven Film "Black Mirror: Bandersnatch" aus dem letzten Jahr außer Acht lässt. Entsprechend enttäuscht zeigten sich viele als bekannt wurde, die fünfte Staffel bestünde lediglich aus drei Episoden. Brooker geht also zurück zur ursprünglichen Folgenanzahl und weg von den sechs Episoden die seit dem Kauf von Netflix zum Standard wurden. Dafür legt die Serie bei der Starpower zu. MCU-Star Anthony Mackie in der ersten Episode "Striking Vipers", "Sherlock"-Bösewicht Andrew Scott in der zweiten Episode "Smithereens" und natürlich Popstar Miley Cyrus in der wohl meisterwartetsten Folge "Rachel, Jack and Ashley Too", geben sich die Ehre. Die einzelnen Episoden haben in ihrer Qualität schon immer stark variiert, von 6 bis 10 Punkten war alles dabei. Insgesamt kommt "Black Mirror" bei mir bislang auf eine 8/10.

 

Episode 1 - Striking Vipers - 8/10

"Black Mirror" startet mit der Episode "Striking Vipers" in die fünfte Staffel, was gleichzeitig der Name des fiktiven Videospiels ist, was die beiden College-Freunde Danny und Karl bis in die frühen Morgenstunden spielen. Die Episode beginnt in der nicht allzu fernen Vergangenheit, gut zu sehen an der PlayStation 3, und fokussiert sich auf die beiden besten Kumpels, die zusammen mit Dannys Freundin Theo in einer Wohngemeinschaft leben. Elf Jahre später sind Danny und Theo verheiratet und haben ein gemeinsames Kind. Die Geschichte entwickelt sich jedoch erst, als Karl seinem ehemaligen besten Kumpel die neueste VR-Version ihres alten Lieblingsspiels schenkt. Bei "Strinking Vipers" handelt es sich also erneut um eine von Videospielen beeinflusste Episode, da zeigt sich wieder einmal der Background in der Spieleindustrie von Showrunner Charlie Brooker. Doch wer glaubt es würde sich nur ums zocken drehen liegt völlig falsch. Die lebensechte virtuelle Welt ist lediglich der Schauplatz einer virtuellen Liebesbeziehung zwischen den beiden besten Freunden, die mit ihren Avataren Sex haben. Klingt verrückt, ist es auch. Gerade die erste Kampfszene in der virtuellen Welt war mir persönlich zu abgedreht, doch "Striking Vipers" fängt sich schnell wieder und erzählt eine ebenso mitreißende wie emotionale Geschichte, rund um die Themen Sexualität und Beziehungen, inklusive eines spannenden Geschlechtertausches. So unwahrscheinlich es scheint in einem Beat ’em up Sex haben zu können, immerhin sorgte damals bei "GTA: San Andreas" die berüchtigte Hot-Coffee-Mod bereits für einen riesen Skandal, so hochinteressant ist doch die Grundidee. Die Auftaktepisode kann sich zudem auf sein sehenswertes Star-Ensemble verlassen. Von "Aquaman"-Bösewicht Yahya Abdul-Mateen II, bis hin zu den beiden MCU-Stars Anthony Mackie und Pom Klementieff, darf man sich auf einige bekannte Gesichter freuen, die auch eine überzeugende Leistung abliefern. Abgerundet wird die starke Auftaktepisode von einem gelungenen Ende, das an dieser Stelle natürlich nicht verraten wird.

 

Episode 2 - Smithereens - 7/10

Das "Black Mirror" nicht nur dystopische Zukunftsvisionen thematisiert, wurde bereits seit der ersten Folge etabliert. Im Auftakt zur ersten Staffel ging es um die Erpressung des britischen Premierministers, wozu keine neuartigen technischen Hilfsmittel nötig waren. Das gleiche gilt nun auch für "Smithereens". Die Episode dreht sich um den labilen Taxifahrer Chris, der nur kunden annimmt die vor der Smithereens-Zentrale, dem Facebook-Pendant der Episode, abgeholt werden wollen. Als er schließlich einen Mitarbeiter auf seinem Rücksitz hat, nimmt das Geiseldrama seinen Lauf, doch Chris will nur mit dem CEO des Unternehmens telefonieren. Die Botschaft der Episode ist klar: Facebook und Co. wissen mehr über uns als die Polizei und können uns jederzeit abhören. Zwei weitere Botschaften werden am Ende der Episode klar, auf die ich aus Spoilergründen nicht weiter eingehen möchte. Insgesamt macht "Smithereens" einen guten Eindruck. Die 70 Minuten lange Episode hätte man vielleicht etwas abkürzen können, dennoch bleibt die Geschichte bis zum Ende spannend. Einer hervorragenden Darbietung von "Sherlock"-Bösewicht Andrew Scott ist es zu verdanken, dass die Episode stets interessant bleibt. Zwischendurch wird nämlich etwas zu dick aufgetragen wie mit der Figur des Social-Media-Gurus, der ein Schweigegelübde ablegen möchte. Topher Grace kann somit nur bedingt in seiner Rolle überzeugen. In der zweiten Episode der fünften Staffel steht erneut weniger die Technik im Vordergrund, als vielmehr die Menschen hinter der Technik und "Smithereens" funktioniert als sehenswerter kritischer Kommentar zu unserer heutigen Welt. Wirkliche "Black Mirror"-Atmosphäre versprüht die Episode allerdings nicht, denn die vermittelten Botschaften sind uns allesamt nicht neu.

 

Episode 3 - Rachel, Jack and Ashley Too - 5/10

So vielversprechend die Staffel mit "Striking Vipers" auch begonnen hat, so enttäuschend endet sie. Die Episode "Rachel, Jack and Ashley Too" steht ganz im Zeichen von Popstar Miley Cyrus, der die Rolle zunächst wie auf den Leib geschneidert scheint. Sie spielt nämlich den Popstar Ashley O, die wie in Miley Cyrus Anfangsjahren rund um die Disney-Serie Hannah Montana ein perfektes Image pflegt. Beim zweiten Blick offenbart sich jedoch die Unzufriedenheit und Depression des jungen Sternchens. Die Marketingmaschine rollt jedoch ungehindert weiter, in deren Zuge Ashley Too veröffentlicht wird, eine im Prinzip auf Ashley personalisierte Version von Alexa. Dieser Roboter wird zur besten Freundin der 15-jährigen Rachel, die mit ihrer großen Schwester Jack und ihrem seltsam unbeteiligten Vater frisch umgezogen ist. So weit so gut. Die erste Hälfte der Episode ist tatsächlich gelungen. "Rachel, Jack and Ashley Too" etabliert die bröckelnde Fassade eines Popstars und baut ein interessantes Familiendrama auf, dass durch den Roboter die übliche "Back Mirror"-Bedrohlichkeit ausstrahlt. Was dann jedoch in der zweiten Hälfte der Episode passiert, hat mit "Black Mirror" rein gar nichts mehr am Hut. Die beiden Handlungsstränge werden so zusammengewebt als befinde man sich plötzlich in einer Disney-Serie für 12-jährige, inklusive trällernder Popsongs und unlustigen Slapstick-Einlagen. Dazu wird die Handlung mit jeder Minute immer abstruser und endet in einer absurden Verfolgungsjagd und einem Ende das "Black Mirror" schlichtweg nicht würdig ist. Irgendwo auf halber Strecke des Drehbuchschreibens sind Brooker wohl genauso die Sicherungen durchgebrannt wie Ashley Too in der Episode. Auch Miley Cyrus, die in der zweiten Hälfte ohnehin kaum noch etwas zu tun bekommt, kann daran noch etwas ändern. Damit geht "Rachel, Jack and Ashley Too" als bislang schwächste Episode in die Seriengeschichte von "Black Mirror" ein.

 

Fazit

Die fünfte Staffel von "Black Mirror" startet mit der starken Episode "Striking Vipers", die einige hochinteressante Themen behandelt. Der zweiten Episode fehlen zwar wirklich neue Aussagen, doch "Smithereens" ist ebenfalls noch sehenswert. Was sich Brooker jedoch mit der letzten Episode "Rachel, Jack and Ashley Too" gedacht hat, wird wohl sein Geheimnis bleiben. Insofern bleibt sich "Black Mirror" treu, es gibt auch in der fünften Staffel gelungene und weniger gelungene Episoden zu sehen. So ganz will der Funke jedoch nicht überspringen. Der Staffel fehlen zwei entscheidende Dinge, die die Serie vorher so stark gemacht haben. Zum einen sind das echte Twists und zum anderen das Markenzeichen der Serie, die niederschmetternden Enden. Nichts davon ist in Staffel Fünf zu sehen und so wird aus einer dystopischen Zukunftsvision, ein schlichtes Zukunftsszenario. Es ist der Serie deutlich anzumerken, dass Charlie Brooker langsam die Ideen ausgehen, was nach nunmehr 22 Episoden auch kein Beinbruch ist. Vielleicht wäre es daher an der Zeit weitere Autoren mit frischen Ideen ins Boot zu holen, damit die Zukunft von "Black Mirror" wieder weniger dystopisch aussieht.

 

7/10


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Poster&Trailer: © Netflix