Staffelstart: 14.04.2019 | Anbieter: Sky Ticket | Episoden: 6 | FSK: 16 | Land: USA | Genre: Fantasy, Drama | Originaltitel: Game of Thrones
Kritik
Endlich ist es soweit! Zwei quälend lange Jahre mussten Serienfans weltweit auf die finale achte Staffel von "Game of Thrones" warten. Jetzt bringt der amerikanische Bezahlsender HBO die Serie zurück auf die heimischen Fernsehbildschirme. Die letzten Tage vor der Staffelpremiere haben dabei nochmal eindrucksvoll gezeigt, was aus der 2011 noch vergleichsweise kleinen Fantasy-Serie geworden ist: "Game of Thrones" ist längst zu einem popkulturellen Phänomen geworden, dass auf der ganzen Welt eine unglaubliche Fangemeinde versammeln konnte. Dabei hat das Fantasy-Genre eigentlich den Ruf eher junge Männer anzusprechen, die HBO-Serie hat es jedoch geschafft Männer und Frauen jedes Alters für die epische Geschichte rund um Intrigen, Sex und Gewalt zu begeistern. Entsprechend begleitet die letzte Staffel der größten Serie unserer Zeit eine gigantische Erwartungshaltung. Länger als sonst hat man sich deswegen Zeit gelassen, mehr Strapazen auf sich genommen und das Budget für jede Episode noch einmal erhöht. Auf den beiden Showrunnern David Benioff und D.B. Weiss lastet dabei ein enormer Druck die Serie zu einem befriedigenden Ende zu bringen, insbesondere nachdem sie für die teils überhastete siebte Staffel durchaus einiges an Kritik einstecken mussten. Ob ihnen ein gelungenes Finale gelingt, werden wir in den nächsten Wochen erfahren, wenn die letzten sechs Episoden, die meisten davon in Spielfilmlänge, die Welt in Atem halten. Jeden Montag erscheint hier die Recap zur neuen Episode, in der ich auf die gesamte Handlung eingehe. Lest die Recaps also erst nachdem ihr die Episode gesehen habt, um euch nicht zu spoilern.
Episode 1 - Winterfell - 8/10
Die finale Staffel beginnt mit einem kleinen Jungen der sich voller Erwartungen seinen Weg durch die Menschenmenge bahnt, nur um die Ankunft der riesigen Armee mit ihren beiden Drachen zu sehen, mit denen Jon und Daenerys in Winterfell einziehen. Als Zuschauer fühlt man in diesem Moment mit dem kleinen Jungen, da man seine Vorfreude uneingeschränkt teilt. Bevor jedoch gleich die erste Szene für einen kleinen Gänsehaut-Moment von vielen in dieser Episode sorgt, überrascht HBO erst einmal mit einem neuen Intro. Die Musik und der Stil wurden zwar beibehalten, da sich die Geschichte aber nur noch an wenigen Orten in Westeros abspielt, hat man der Serie ein generalüberholtes Intro spendiert, dass vor allem Winterfell und King's Landing deutlich detaillierter zeigt. Es bleibt eine der wenigen Überraschungen in einer erwartungsgemäß ruhigen Auftaktepisode. Auch die ersten Episoden vergangener Staffeln waren mehr damit beschäftigt die Auswirkungen der vorausgegangenen Staffelfinale zu zeigen und die Story der neuen Staffel vorzubereiten. Benioff und Weiss nehmen sich auch hier die Zeit für ihre Charaktere und sorgen mit etlichen Wiedersehen für einige lang ersehnte Momente für "Game of Thrones"-Fans. Ausgerechnet das letzte Wiedersehen der Episode, Bran trifft auf Jamie, der im Serienpiloten den jungen Kletterer aus dem Fenster stieß, ist dabei der spannendste Moment. Während es Bran inzwischen kaum noch interessieren dürfte, wird Jamie in der nächsten Episode wohl trotzdem nicht mit offenen Armen empfangen werden. Doch auch an anderer Stelle werden kommende Ereignisse vorbereitet: Jon erfährt endlich die Wahrheit seiner Herkunft und Sam redet ihm bezüglich Daenerys ins Gewissen, von der er gerade erfahren hat, dass sie seinen Vater und Bruder hingerichtet hat. "You gave up your crown to save your people. Would she do the same?" Da Sansa der Drachenmutter ohnehin nicht traut (und sogar Cersei durchschaut) kommt da, neben dem in dieser Episode abwesenden Nachtkönig, auch innerhalb der Mauern von Winterfell viel Konfliktpotenzial auf uns zu. Genau wie das emotionsgeladene Drama werden auch die schockierenden Wendungen und spektakulären Actionszenen noch kommen. In dieser Episode muss man sich mit Jons sehenswerten Ritt auf dem Drachen, sowie der kleinen Horrorszene im Haus der Umbers begnügen. Dennoch ist die erste Episode eine runde Sache und macht Lust auf das Spektakel der nächsten Episoden.
Episode 2 - A Knight of the Seven Kingdoms - 9/10
Ein Ritter der sieben Königreiche oder die Ruhe vor dem Sturm. Die zweite "Game of Thrones"-Episode steht ganz im Zeichen der großen Schlacht, die uns nächste Woche endlich erwartet. Entsprechend beschränkt sich die Handlung auf die Ereignisse in Winterfell, während wir King's Landing vermutlich erst wieder in Episode 4 zu Gesicht bekommen. Episode 2 beginnt wo wir letzte Woche aufgehört haben. Jamie steht nach seiner Ankunft in Winterfell am Pranger, darf erwartungsgemäß aber bleiben. Das liegt insbesondere an Brienne die sich nach der langen Reise mit dem Kingslayer für ihn verbürgt. Es ist nur eine von drei Szenen zwischen den beiden. Nach einer erneuten Unterhaltung vor den Toren Winterfells, kommt es später zum besten Moment dieser Episode. Jamie kürt Brienne in einer spontanen Zeremonie zum Ritter der Sieben Königreiche. Ein hochemotionaler Moment für Brienne und für mich als Zuschauer, bei dem ich meine Tränen nicht zurück halten konnte. Allerdings wirkt Briennes Geschichte dadurch auserzählt, was ihre Überlebenschancen für nächste Woche nicht gerade steigert. Genauso wie Theons Chancen. Dieser hat ein ebenfalls emotionales Wiedersehen mit Sansa und macht mit der Unterstützung für Bran seine früheren Fehler wieder gut. Bran will den Nachtkönig nächste Woche aus der Deckung locken und sich ihm stellen. Das dürfte interessant werden. Deutlich weniger herzlich geht es derweil bei Daenerys zu. Erst verzeiht sie wiederwillig dem Mörder ihres Vaters, dann erschüttert Tyrion erneut ihr Vertrauen. Im Gespräch mit Sansa finden die beiden auch nicht zusammen und Jon erzählt ihr von seiner Herkunft. Daenerys wird immer einsamer und scheint sich lediglich auf die Loyalität von Jorah verlassen zu können, denn auch Grey Worm und Missandei planen nach dem Krieg fortzugehen. Eine Eskalation der Ereignisse scheint inzwischen unvermeidlich. Letztlich ist die Episode aber ein ruhiger Aufbau für die große Schlacht um Winterfell. Und als solche überzeugt die Episode auf ganzer Linie. Alle Charaktere bekommen ihre (Abschieds-)Dialoge, kleine Momente und verbringen die Nacht vor der Schlacht ganz unterschiedlich. Während viele die Konversation suchen und andere zum Weinkrug greifen, verliert Arya ihre Unschuld an Gendry. Die Episode strotzt nur so vor herzlichen Momenten und sorgt mit einer Gesangsszene für einen "Herr der Ringe"-Flashback: Podricks Song sorgt für einen grandiosen Gänsehaut-Moment und die perfekte Einstimmung auf die kommende Schlacht. Der fantastische Abspannsong von Florence & the Machine unterstreicht die dichte Atmosphäre noch einmal und so kann ich es kaum erwarten nächste Woche die lang ersehnte Schlacht zu erleben. Der Vorfreude könnte jedenfalls nicht größer sein!
Episode 3 - The Long Night - 9/10
In "The Long Night", beziehungsweise der Schlacht um Winterfell, geht es endlich ans Eingemachte. Die große Schlacht um das Schicksal von Westeros ist endlich da und muss mit den höchsten
Erwartungen zurecht kommen. Zu lange haben Fans auf diese Schlacht gewartet, zu sehr hat man in den letzten Wochen und Monaten die Erwartungen geschürt. Die Macher selbst haben die Schlacht sogar
mit dem Genre-König "Der Herr der Ringe" verglichen und wenn einer an die beiden legendären Schlachten um Helms Klamm und Minas Tirith heranreichen kann, dann "Game of Thrones". Tatsächlich
liefert Regisseur Miguel Sapochnik die längste Schlacht der Film- und Fernsehgeschichte ab. Weit über eine Stunde dauert die Schlacht in der ersten Episode der achten Staffel mit Spielfilmlänge.
Soviel vorweg: So grandios das Schlachtengetümmel auch ist, an "Der Herr der Ringe" kommt die Schlacht um Winterfell nicht heran. Dabei war die Ruhe vor dem Sturm letzte Woche so vielversprechend
und auch die ersten zehn Minuten der Episode bauen noch einmal eine unglaubliche Spannung auf. Der Beginn der Schlacht ist jedoch eher eine Enttäuschung. Die Kämpfe gehen in der gnadenlosen
Dunkelheit vor den Toren Winterfells unter. Selbst im abgedunkelten Raum fällt es schwer etwas zu erkennen, was für großes Chaos sorgt und den Zuschauer orientierungslos zurück lässt. Erst die
zurückgekehrte Melisandre sorgt nach einer knappen halben Stunde für die Erleuchtung, das hat Peter Jackson in der Schlacht um Helms Klamm, die sich ebenfalls in der Nacht abspielte, deutlich
besser hinbekommen. Die Feuer in und um Winterfell sorgen für bessere Sicht und machen die Schlacht um Winterfell doch noch zu dem mitreißenden Spektakel das alle erwartet haben. Die ersten 20
Minuten der Schlacht bleiben dadurch die einzige inszenatorische Schwäche der Episode. Miguel Sapochnik, der zuvor unter anderem die Schlachten in "Hardhome" (S5E8) sowie die "Battle of the
Bastards" (S6E9) inszeniert hat, überzeugt ansonsten erneut. Gerade mit dem wieder einmal fantastischen Soundtrack von Ramin Djawadi, kreiert Sapochnik eine chaotische und emotionale Schlacht die
sich dadurch klar von "Der Herr der Ringe" abhebt. Auf die epischen Momente und taktischen Tiefen der Mittelerde-Schlachten muss man dafür verzichten, was aber auch am Angriff der an "World War
Z" erinnernden Massen von Untoten liegt. So eine lange Schlacht kann aber auch ermüdend wirken, dank einiger Veränderungen im Pacing, wie z.B. Aryas Versteckspiel in den Tunneln Winterfells oder
die umgehende Angst in der Krypta, bleibt die Schlacht über die gesamte Laufzeit hinweg packend.
Inhaltlich bietet die Episode hingegen Licht und Schatten. Dass viele Charaktere diese Woche das Zeitliche segnen würden war klar. Während sich einige Tipps bewahrheitet haben, kamen andere Tode
bzw. Überlebende überraschend. So bleibt Brienne ebenso am Leben wie Grey Worm, die ich nach der letzten Woche noch auf der Todesliste hatte. Edd aus der Nachtwache ist der erste wichtige
Charakter der sein Leben lassen muss. Sein Tod ist ziemlich unspektakulär, immerhin rettet er noch Sam. Besser ist da schon der Abgang von Lyanna Mormont, die einen zum Charakter passenden,
letzten Badass-Moment bekommt, indem sie einen Untoten Riesen tötet. Während die Schlacht auf dem Boden also einige Opfer fordert, kämpfen Jon und Daenerys in der Luft gegen den Nachtkönig und
seinen Untoten Drachen Viserion. So cool die Luftkämpfe auch sind, dramatisch wird es erst als alle gelandet sind. Jon versucht alles um den Nachtkönig aufzuhalten, der sich auf den Weg zu Bran
macht. Dabei belebt der Nachtkönig die Toten wieder und nur dank einer erneuten Rettungsaktion von Daenerys bleibt Jon am Leben (Stichwort: Plot Armor). Den anschließenden Flammen-Angriff steckt
der Nachtkönig mit einem eiskalten Lächeln locker weg und macht sich auf den Weg zu Bran. Daenerys Drache Drogon wird derweil von den Untoten zur Flucht gezwungen, was dafür sorgt dass Daenerys
erstmals in der Serie zum Schwert greift, dann jedoch von ihrem langjährigen Begleiter und Verehrer Jorah gerettet wird, der sich für die Drachenmutter opfert. Einen emotionaleren und passenderen
Tod hätte es für den Publikumsliebling kaum geben können. Es sind die mitreißendsten, emotionalsten und besten Minuten der Episode, da sich die Ereignisse wahrhaft überschlagen. Die
Wiederbelebung der Toten aktiviert auch die Todesfalle in der Krypta, in der sich die Frauen, Kinder und Schwachen verstecken. Für einen Moment sieht es in einer hochemotionalen Einstellung so
aus, als würden Sansa und Tyrion ihr Leben verlieren, doch zuvor kommt es beim Showdown vor dem Wehrholzbaum zum dramatischen Finale. In der emotionalsten Szene der Episode opfert sich Theon
erwartungsgemäß für Bran, der durch seine bewegenden Abschiedsworte auch ein Stück weit seine Menschlichkeit wiederfindet. Dann als alle Hoffnung verloren scheint, die Armee der Toten Winterfell
überrannt hat, Jon nicht an Viserion vorbeikommt und Bran kurz vor dem Tod steht, kommt Arya aus dem Nichts und tötet den Nachtkönig! Die Untoten fallen in sich zusammen und die Lebenden gewinnen
die Schlacht. Tatsächlich verwundert der Tod des Nachtkönigs nicht. Spätestens als die Toten zum Leben erweckt wurden, sind die Charaktere so verstreut, dass ein koordinierter Rückzug nicht
möglich gewesen wäre und das alle Charaktere sterben war ausgeschlossen. So stirbt der Nachtkönig tatsächlich nach der Hälfte der Staffel und mit ihm alle meine Theorien und Wünsche für den
weiteren Verlauf der Staffel. Um ehrlich zu sein ist die Szene die größte inhaltliche Schwäche der Episode. Das recht frühe Ableben des Nachtkönigs kommt doch einigermaßen überraschend und geht
mir persönlich etwas zu einfach. Hinter dem Nachtkönig sind alle Weißen Wanderer versammelt und dennoch hält niemand Arya auf, die unbedrängt auf den Nachtkönig springen kann? Dazu kommt es
lediglich zu einem Stare-Contest zwischen Bran und dem Nachtkönig und es passiert nichts weiter zwischen den beiden? Da wäre nach all den Jahren mehr drin gewesen und obwohl Arya als Charakter
zum Tod des Nachtkönigs passt, bleibe ich am Ende schon ein wenig enttäuscht zurück. Nach all dem hin und her um den großen Krieg der eigentlich das einzige ist was zählt, richten sich nun doch
alle Blicke auf den eisernen Thron. Da werden Erinnerungen wach an den Snoke-Twist aus "Star Wars 8", dessen Tod ebenso aus dem Nichts kam und man sich einen Moment später gefragt hat: "Das
war's?" Jetzt blicke ich gespannt, aber auch mit großen Sorgen auf die zweite Hälfte der Staffel. Meine Theorien haben sich jedenfalls erledigt.
Nun aber nochmal zurück zu Arya: Ein großer Teil der Episode dreht sich um die jüngste Stark-Schwester. Nachdem sie erst ihre Kampf-Skills auspacken darf, muss sie sich später doch von Beric
Dondarrion retten lassen. Auch da war ich zunächst enttäuscht, denn für diesen Tod hat der Lord of Light Beric 19-mal wiederbelebt? Erst im Nachhinein macht alles Sinn, denn sonst wäre Arya nie
dazu gekommen den Nachtkönig zu töten. Ironie des Schicksals ist auch, dass Arya Bran vor dem Nachtkönig rettet und zwar mit genau dem Dolch aus valyrischem Stahl, der Bran in der ersten Staffel
eigentlich töten sollte. Auch für Melisandre schließt sich derweil der Kreis: Sie sagt die Ereignisse im Gespräch mit Arya voraus ("Blue Eyes") und erfüllt ihr eigenes Schicksal, in dem sie die
Lebenden bei der Schlacht unterstützt und nach getaner Arbeit vor den Toren Winterfells im Schnee zusammensackt. Wie sie es ihr vorbestimmt war.
Letztlich ist "The Long Night" eine Episode voller Höhen und Tiefen, die mich nicht restlos begeistert hat. Das liegt vor allem an den zahlreichen Drehbuchschwächen: Der Schlachtplan inklusive
Krypta-Aufenthalt wirkt nicht durchdacht, die Hauptcharaktere bekommen erneut viel zu viel Plot Armor und am Ende rettet der Held in letzter Minute den Tag bzw. die Nacht. Es passiert also genau
das was Romanautor George R.R. Martin nicht mag. Benioff und Weiß fehlt aktuell der Mut "Game of Thrones" genauso gnadenlos und ungeschönt zu Ende zu bringen, wie Martin die Geschichte einst
konzipiert hat. Dennoch gehört die Episode zu den stärksten der Serie, denn was "Game of Thrones" in diesen 78 Minuten für ein Feuerwerk abbrennt ist unglaublich. Man muss sich immer wieder
verwundert die Augen reiben, denn "Game of Thrones" ist immer noch eine Fernsehserie und kein großer Hollywood-Blockbuster. Rein inhaltlich gesehen, ist für die drei letzten Episoden jetzt alles
offen und man muss abwarten wie die Geschichte endet. Nach dieser Episode sind die Sorgenfalten auf meiner Stirn jedoch tiefer geworden.
Episode 4 - The Last Of The Starks - 7/10
Eine Woche ist seit der Schlacht um Winterfell vergangen und ich war nicht der Einzige der sich über die vergangene Episode beschwert hat. Sei es auf Grund der schwierigen Lichtverhältnisse oder
den Drehbuchschwächen, "The Long Night" ist wohl die kontroverseste Episode der "Game of Thrones"-Geschichte und spaltet die Fans. Zum Start der zweiten Hälfte der Staffel macht sich "Game of
Thrones" nun aber auf zu neuen Ufern. Der Kampf gegen den Nachtkönig ist vorbei, doch der letzte Krieg gegen Cersei beginnt erst noch. Tatsächlich muss mich '"Game of Thrones" mit dieser Episode
erst wieder ein wenig zurückgewinnen, denn der Krieg gegen Cersei fühlt sich nach dem Krieg gegen den Tod selbst doch ein wenig antiklimatisch an. Doch so viel sei gesagt: Episode 4 schafft es
mir die letzten beiden Episoden wieder schmackhaft zu machen, obwohl der Weg bis dahin durchaus steinig ist.
Die Episode lässt sich dabei grob auf zwei große Handlungsstränge herunterbrechen: Den Krieg gegen Cersei und den Machtkampf zwischen den Starks und den Targaryens. Dazwischen gibt es jedoch noch
etliche kleine Szenen, was die 78 Minuten lange Folge wieder zu einer vollgepackten Episode macht. "The Last Of The Starks" knüpft direkt an die Schlacht um Winterfell an und startet mit einer
sehenswerten Beerdigungsszene. Beim anschließenden Leichenschmaus in den Hallen Winterfells wird die Stimmung mit jedem Krug Wein immer ausgelassener, doch längst nicht allen Charakteren ist zum
Feiern zumute. Die frischgebackene Kriegsheldin Arya hält sich fern von den Feierlichkeiten und lehnt darüber hinaus einen Antrag von Gendry ab, der kurz zuvor von Daenerys zum Lord von Storm's
End ernannt wurde. Alles andere hätte auch überrascht, denn seit der ersten Staffel hat Arya immer betont keine Lady sein zu wollen. Stattdessen macht sich Arya zusammen mit dem Hound auf den Weg
nach King's Landing. Der Cleganebowl ist also nur eine Frage der Zeit und wird nächste Woche hoffentlich für ein echtes Highlight sorgen. Für Brienne und Jamie geht es hingegen diese Woche schon
zur Sache. Beide zeigen sich in der gemeinsamen Szene in Briennes Schlafgemach von ihrer verletzlichen Seite und es gleicht einer Erlösung die beiden endlich zusammenkommen zu sehen. Doch dieser
schöne Moment währt nur kurz. Letztlich zieht es Jamie doch wieder zurück zu seiner Schwester, weil er weiterhin der Meinung ist, dass sie diejenige ist die er nach all seinen Taten verdient, was
Brienne zugleich das Herz bricht. Ich habe jedoch meine ganz eigene Theorie was Jamie und Cersei anbelangt, denn Jamies Geschichte kann eigentlich nur auf eine Weise enden: Er wird vom Kingslayer
zum Queenslayer. Nicht umsonst hat Cersei in dieser Episode die Zivilisten als menschlichen Schutzschild in die Festung geholt. Ich denke Jamie wird seine Schwester töten wenn die Schlacht
verloren ist, Cersei trotzdem nicht aufgeben will und stattdessen die Unschuldigen für sie sterben lässt. Also wie einst als der Mad King brüllte "Burn them all!". Das Fragezeichen bleibt jedoch
Arya. Ich bin gespannt was wir von ihr nächste Woche sehen, allerdings kann sie nicht beide Bösewichte der Serie, den Nachtkönig UND Cersei töten, das wäre schlichtweg zu viel Guten. Nun aber
noch noch zu einer weiteren kleinen Szene zwischen Jamie, Tyrion und Bronn. Wie letzterer mit seiner Armbrust im Anschlag gemütlich durch Winterfell spazieren konnte wird zwar für immer ein
Rätsel bleiben, das Dreiergespann ist jedoch wie immer unterhaltsam. Das Bronn die beiden nicht töten würde war klar, für den alles andere als ehrbaren Ritter ist es jedoch die perfekte
Gelegenheit um noch mehr Profit aus der Angelegenheit zu schlagen, was ihn letztlich zum Lord von Highgarden machen könnte.
Jetzt aber zu den beiden Hauptthemen der Episode. Wie ich bereits in meiner Recap zur zweiten Episode geschrieben habe, ist eine Eskalation der Ereignisse innerhalb der Winterfell-Allianz wohl
unvermeidlich. Denn während alle beim Leichenschmaus ausgelassen feiern, bleibt eine außen vor: Daenerys. Die Drachenmutter realisiert spätestens als Jon von Tormund als wahrer König gefeiert
wird, dass ihre Liebschaft noch zu einer Gefahr für sie werden könnte. Zwar beteuert Jon dass er den Platz auf dem eisernen Thron nicht will, doch das wird später keinen mehr interessieren, denn
er ist nunmal der rechtmäßige Thronerbe. Wie Aragorn in "Der Herr der Ringe" wird auch er sich mit seinem Schicksal auseinandersetzen müssen, ob er will oder nicht. Entsprechend sucht Daenerys
Jon in seinen Schlafgemächern auf und will ihn davon überzeugen, seine Herkunft niemandem zu verraten. Doch wir kennen Jon inzwischen viel zu lange um zu wissen, dass er ein solches Geheimnis
seiner Familie nicht vorenthalten wird. Beim anschließenden Gipfeltreffen der Stark-Kinder erfahren Arya und Sansa dann auch von seiner Herkunft, die Reaktionen der beiden Geschwister zeigt man
uns Zuschauern aber nicht. Es reicht jedoch ein Blick in Sansas Augen bei der anschließenden Szene mit Tyrion, um zu wissen welche Tragweite die Information hat. Dessen ist sich auch Sansa
bewusst und da sie bei Littlefinger, dem Experten in Sachen Intrigen, viel gelernt hat, reicht sie die Information sogleich an Tyrion weiter, obwohl sie Jon zuvor versprochen hatte das Geheimnis
für sich zu behalten. Doch Sansa ist jedes Mittel recht um Daenerys vom Thron abzuhalten und stattdessen einen für sie geeigneteren Kandidaten (Jon) zu finden. Das Intrigenspiel dass so lange das
Herz von "Game of Thrones" war, kehrt in Episode 4 also unweigerlich zurück. Das ruft auch Varys wieder zurück auf den Plan, der endlich aus seinem Winterschlaf erwacht. Bislang hat er kaum ein
Wort gesprochen in dieser Staffel, doch nun ist der Eunuch wieder voll in seinem Element und spinnt zusammen mit Tyrion wieder seine Intrigen, nur dieses mal gegen Daenerys. Conleth Hill
präsentiert sich dabei wieder einmal in Hochform und es tut einfach gut dieses Duo wieder zusammen zu sehen.
Letztlich richten sich alle Blicke jedoch erstmal gegen King's Landing. Bevor die Armeen in die Hauptstadt aufbrechen heißt es erst einmal Abschied nehmen. Tormund geht zusammen mit Ghost, der
ansonsten wohl das Budget gesprengt hätte, wieder zurück in den Norden, Sam und Gilly, die ein gemeinsames Kind erwarten, bleiben in Winterfell zurück. Daenerys bricht zusammen mit den Unsullied
in Richtung Dragonstone auf, wird auf dem Weg jedoch von Eurons Flotte aufgehalten. Eurons Feuerkraft beweist, dass Cersei alles andere als untätig war und die Skorpion-Ballisten, die in Staffel
7 noch zu schwach für den Panzer der Drachen waren, deutlich vergrößert hat. Ehe sich Daenerys versieht stirbt Rhaegal durch drei platziert geschossene Pfeile. Womit wir wieder beim Thema
Drehbuch wären: Der Tod des Drachen kommt plötzlich, geschieht geradezu beiläufig und ist eigentlich auch nur ein Mittel zum Zweck. Da Jon wohl nicht mehr auf den Drachen angewiesen ist, ist er
plötzlich entbehrlich geworden. Sein Tod sorgt dafür, dass die beiden verfeindeten Armeen immer ausgeglichener werden und soll dem Zuschauer noch einmal ins Gedächtnis rufen warum man Euron
hassen sollte. Es ist der erste Teil der eingangs erwähnten Rückkehr zum Kampf gegen Cersei und Euron, die man in dieser Episode erst wieder zu bedrohlichen Bösewichten aufbauen muss, damit sich
der Kampf für den Zuschauer eben nicht antiklimatisch anfühlt. Insgesamt ist mir die Szene jedoch viel zu konstruiert. Das Problem sind hier erneut die beiden Autoren Benioff und Weiß, die bei
Inside the Episode bezeichnenderweise sagten, dass Daenerys Eurons Flotte schlicht vergessen hat. Es ist letztlich nur eine billige
Ausrede für ihre eigene Faulheit. Denn wenige Szenen zuvor ist beim Taktikgespräch in Anwesenheit von Daenerys noch die Rede von seiner Flotte und eigentlich hätte Daenerys so hoch oben den
Hinterhalt auch erkennen müssen. Die actionreichste Szene der Folge ist somit gleichzeitig auch wieder die schwächste. Denn auch Missandeis Entführung kommt aus dem Nichts und warum Euron nicht
die geschwächten Soldaten tötet, die entkräftet an das Ufer schwimmen, bleibt ebenfalls ein Rätsel. Die gesamte Szene ist letztlich nur ein Mittel zum Zweck für das Finale der Episode. Das Finale
ist ungemein packend und sorgt dafür, dass der Zuschauer lernt Cersei ebenfalls wieder zu hassen. Missandeis Tod ist keinesfalls schockierend sondern letztlich unausweichlich. Ihr Todesurteil war
mit ihrer Entführung unterzeichnet, denn Daenerys weiß ganz genau, dass die Verhandlungen mit Cersei zu nichts führen werden. Cersei ist zu weit gekommen um nun einfach den Thron freiwillig
abzugeben und wie sie selbst in Staffel 1 zu Ned Stark sagte: "Entweder man gewinnt oder man stirbt beim Spiel der Throne". Während ich mich noch frage warum niemand zur Vergeltung Quiburn tötet
oder wieso Cersei, jetzt wo die Karten offen auf dem Tisch liegen, nicht doch einen Pfeilhagel auf Tyrion schießt, macht Daenerys die spannendste Entwicklung durch: Sie wird zur Mad Queen.
Hinweise dass es dazu kommen könnte hat man in früheren Staffeln schon gestreut, wie etwa in der letzten Staffel als sie die beiden Tarlys hinrichten ließ. Nach dem Tod von Jorah, Missandei, zwei
ihrer Drachen, den Dothraki und ihrer Liebe zu Jon, besteht in der letzten Szene jedoch kein Zweifel mehr. Daenerys wird nächste Woche kein Stein in King's Landing auf dem anderen lassen und ihr
wird kein Opfer zu groß sein solange sie am Ende auf dem eisernen Thron Platz nimmt. Nächste Woche wird es also wieder spannend. Die beiden Königinnen werden vor nichts zurückschrecken und
entsprechend können wir uns auf eine gnadenlose letzte Schlacht freuen. Allerdings wäre alles andere als Cerseis Tod eine faustdicke Überraschung.
Die Schlacht wird glücklicherweise bei Tag spielen und Miguel Sapochnik wird uns sicherlich wieder einen inszenatorischen Leckerbissen bescheren. Darüber wie gut oder schlecht die Episode
letztlich wird, wird aber wieder das Drehbuch entscheiden. Die Showrunner David Benioff und D.B. Weiß machen es sich in letzter Zeit etwas zu einfach und können ohne die Romanvorlage von George
R.R. Martin das hohe Niveau nicht halten. Das zeigt sich auch am enorm hohen Tempo diese Woche. Das höhere Tempo wird seit Staffel 7 stets von einigen Fans kritisiert, hat mich jedoch nur gestört
wenn die Charaktere innerhalb der Episode von Ort zu Ort springen. In dieser Episode ist das auch der Fall, dafür reicht ein Blick auf Daenerys. Sie startet in Winterfell, wird auf See von Euron
angegriffen und geht nach Dragonstone, nur um am Ende der Episode vor den Toren der Hauptstadt zu stehen. Die letzte "Game of Thrones"-Staffel bleibt also ein zweischneidiges Schwert. "The Last
Of The Starks" bietet mehr Action und Tode als zu erwarten waren, hat jedoch auch wieder mit etlichen Problemen zu kämpfen und wirkt insgesamt zu gehetzt. David Nutters letzte Episode (er
inszenierte unter anderem die "Red Wedding") ist trotz allem gelungen, da sie Lust auf die letzten beiden Episoden macht und die einzelnen Versatzstücke wie Daenerys Entwicklung zur Mad Queen,
sowie das zurückgekehrte Intrigenspiel definitiv zu überzeugen wissen. Nächste Woche folgt die letzte Schlacht bei der uns wahrscheinlich Cerseis Untergang erwartet, ehe in der letzten Episode
das Intrigenspiel nochmal auf Hochtouren laufen wird, wenn endgültig geklärt wird, wer auf dem begehrten Thron Platz nehmen wird.
Episode 5 - The Bells - 9/10
Apokalypse! Staffel 8 und vor allem die beiden Autoren, David Benioff und D.B. Weiß, müssen von allen Seiten herbe Kritik einstecken. Der qualitative Zerfall sorgt für zahlreiche wütende Fans,
die die Episoden mit 1/10-Bewertungen bombardieren. So ist "The Last Of The Starks" die mit Abstand am schwächsten bewertete Episode der "Game of Thrones"-Geschichte. Ist das gerechtfertigt?
Natürlich nicht. Auf der einen Seite ist der Qualitätsrückgang beim Drehbuch nicht zu verleugnen, nicht umsonst habe ich in den letzten beiden Wochen selbst viel Kritik an der Serie geäußert, auf
der anderen Seite agiert die Serie was die Produktionsqualität angeht, dem gigantischen Spektakel und den weiterhin großartigen Schauspielern weiterhin auf einem Niveau welches man im Fernsehen
noch nie zu Gesicht bekommen hat. Trotz allem kann ich die Fan-Wut nachvollziehen, denn auch bei mir haben die enttäuschenden letzten beiden Episoden ihre Spuren hinterlassen. Für die vorletzte
Episode wurde uns erneut ein gigantisches Spektakel versprochen, meine Erwartungen waren jedoch nicht sonderlich hoch. Doch dann zaubert "Game of Thrones" eine Episode aus dem Hut, die mich
fassungslos vor dem Bildschirm zurücklässt. Schlicht "The Bells" heißt die schockierende Episode, die das dunkelste und brutalste Kapitel der "Game of Thrones"-Geschichte schreibt. Benioff und
Weiß gehen All-In und werden mit dieser moralisch vollkommen verwerflichen Episode, für etliche Kontroversen sorgen und für alle Zeiten die Fangemeinde spalten.
Doch beginnen wir mit der ruhigen ersten halben Stunde. Varys meinte vergangene Woche noch zu Tyrion, dass beide eine Entscheidung zu treffen hätten und die haben sie getroffen. Varys geht
gegenüber Jon ganz offen mit dem Verrat an "seiner Königin" um, Tyrion bleibt hingegen auf Daenerys Seite und verrät seinen alten Eunuchen-Freund. Ob das die richtige Entscheidung war? Auf Varys
Aussage von letzter Woche bekommen wir in dieser Episode noch ein überdeutliche Antwort. Wie dem auch sei, letztlich ist dieser Verrat Varys letzte Intrige in Westeros. Drogons Drachenfeuer
beendet das Leben des undurchsichtigen und dennoch sympathischen Charakters, der in der letzten Woche noch einmal vollends überzeugen konnte. Er stirbt letztlich durch die Hand von Daenerys, DEM
Charakter dieser Episode. Missandeis Tod und die zahlreichen Verluste haben deutliche Spuren an der einst so friedfertigen Khaleesi hinterlassen. Ihr Hungerstreik und vielleicht etwas zu dick
aufgetragenen Augenringe, bestätigen noch einmal den Eindruck aus der letzten Episode: Daenerys wird zur Mad Queen. Allein, ohne Berater dem sie vertrauen kann und zerfressen von Rachegelüsten
steht sie nun am Fenster. Sie verzieht bei Varys Tod keine Miene, realisiert dass Jon sie niemals lieben wird und droht Tyrion den Tod an, wenn dieser noch einmal versagen sollte. Ein Satz der
mich um meinen Lieblingscharakter fürchten lässt, denn Tyrion sorgt kurze Zeit später für einen weiteren Verrat an seiner Königin. Er befreit seinen Bruder Jamie, der beim Verlassen von
Winterfell abgefangen wurde. Tyrion hat die Hoffnung auf eine friedliche Lösung noch nicht aufgegeben und erteilt seinem Bruder den Auftrag in King's Landing die Glocken läuten zu lassen, als
Zeichen für die Aufgabe. Was folgt ist eine bewegende Abschiedsszene der beiden Lannister-Brüder, ehe beide in die letzte Schlacht von Westeros ziehen.
Doch Moment mal, eine Schlacht? Auch wenn anfangs vieles darauf hindeutet, beide Armeen Stellung bezogen haben und auf den Startschuss warten (Dass die Frauen und Kinder noch auf den Straßen
sind, erinnert ein wenig an die Schlacht um Minas Tirith in "Der Herr der Ringe"), gibt es überraschenderweise keine Schlacht. Denn Drogon lässt sich nicht so einfach vom Himmel holen wie seine
beiden Geschwister, was dazu führt, das Daenerys mit der taktischen Zerstörung beginnt. Sie zerstört nicht nur Eurons Flotte und die viel zu langsamen Skorpione auf den Mauern von King's Landing,
sondern durchbricht dank einer gigantischen Feuersbrunst das Tor und tötet dabei etliche Soldaten der Gold Company. Ehe man sich versieht, dringen die Bodentruppen, angeführt von Jon, Grey Worm
und Ser Davos in die Stadt ein und zwingen die verteidigenden Soldaten dazu, ihre Waffen niederzulegen. Innerhalb von 10 Minuten, ist King's Landing in der Hand der Angreifer und in mir regten
sich bereits leichte Zweifel: "Das kann es ja wohl nicht gewesen sein, oder?" Vor meinem geistigen Auge schrieb ich schon meine Recap mit dem totalen Verriss dieser Episode, doch was dann folgte
habe ich in meiner gesamten Zeit als Film- und Serienfan noch nicht gesehen. "Burn them all!" Die Worte des irren Königs Aerys Targaryen schweben wie Wolkenfetzen über der zweiten Hälfte der
Episode. Eigentlich ist King's Landing eingenommen, doch Daenerys blickt hasserfüllt in Richtung Red Keep in der sich Cersei aufhält und lässt ihrem Hass freien lauf. Es ist die Geburt der Mad
Queen und dieses mal ist kein Jamie Lannister in der Nähe um den irren König bzw. die irre Königin aufzuhalten. Die Münze wurde geworfen, Daenerys ist Teil der irren Targaryens. Ich habe nach
letzter Woche gehofft, dass sich "Game of Thrones" in menschliche und moralische Abgründe begeben würde. Ein hochinteressantes Thema, dass auch schon bei "The Walking Dead" für die besten Szenen
gesorgt hat. Doch was "Game of Thrones" dann entfesselt spielt nicht in der gleichen Liga wie beispielsweise Ricks Kirchenblutbad in "The Walking Dead", es ist nicht mal der gleiche Sport.
Daenerys lässt keinen Stein auf dem anderen und vernichtet ganz King's Landing. Sie tötet rücksichtslos jeden Mann, jede Frau und jedes Kind, das in ihrer Reichweite ist. Es ist ein Gewaltexzess
der in seiner Gnadenlosigkeit sogar für "Game of Thrones"-Verhältnisse überrascht und Daenerys auf einen Schlag zum größten Bösewicht der ganzen Serie macht. Kein Verbrechen von Joffrey, Ramsay
oder selbst von Cersei war so verheerend wie der Angriff von Daenerys. Das interessante dabei: Wir sehen den Wahnsinn vom Boden aus. Daenerys ist ab der Entscheidung den Angriff zu starten nicht
mehr im Bild zu sehen und Drogon wird wie das Monster in einem Horrorfilm sehr selten und nur noch ganz kurz gezeigt. Gleichzeitig attackieren Grey Worm, der ebenfalls blutige Rache für Missandei
nimmt, und die Fußsoldaten die Soldaten die sich ergeben haben. Jon versucht seine Männer noch aufzuhalten, doch der Wahnsinn bricht los und Jon versucht zu retten was nicht mehr zu retten ist.
Ob bewaffnet oder unschuldig, alle sterben einen grausamen Tod und die ganze Armee fällt in einen Blutrausch. Regisseur Miguel Sapochnik fängt das unfassbare Massaker in ultrabrutalen Bildern
ein. Körper werden gespalten und die Straße färbt sich blutrot. Es ist ein nicht in Worte zu fassendes Gemetzel, bei dem der Zuschauer, genau wie Tyrion, nur fassungslos zuschauen kann. Fortan
gibt es keine Zurückhaltung mehr. Das Gemetzel, die Verzweiflung, das Chaos und die Zerstörung nehmen Überhand und rufen wahrhaft die Apokalypse hervor.
Am besten sieht man den entfesselten Wahnsinn aus der Sicht von Arya, die es zusammen mit dem Hound nach King's Landing geschafft hat, kurz vor dem Ziel dennoch kehrt macht. Clegane ist sich
bewusst, dass keiner der beiden lebend aus der Red Keep herauskommen würde und hält Arya davon ab, Cersei zu töten. Die gemeinsame Reise der beiden endet mit einem schlichten aber von Herzen
kommenden "Thank You", doch Arya ist dadurch längst nicht in Sicherheit. Was folgt ist eine irre Odyssee durch die Straßen von King's Landing. Auf ihrer spektakulären Flucht in den engen Gassen
entgeht die jüngste Stark-Schwester mehrmals dem Tod. Hier kann man sich sicherlich wieder über zu viel Plot Armor aufregen, doch bei der Masse an Hauptcharakteren die in dieser Episode ihr Leben
lassen müssen, ist das verkraftbar. Nicht so rosig sieht es derweil für eine Gruppe von Familien aus, die Arya retten will, die jedoch alle von Daenerys getötet werden. Arya überlebt letztlich
nur knapp und voller Staub bedeckt und reitet im Schlussbild der Episode auf einem weißen Pferd, das irgendwie überlebt hat, aus King's Landing heraus. Weltuntergangsstimmung auch beim lang
ersehnten Cleganebowl. Loyalitäten gibt es zu diesem Zeitpunkt nicht mehr, alle geben sich ihrer Rache hin. Qyburn, der sich dem Mountain dummerweiße in den Weg stellt, findet ein jähes Ende und
vor der Kulisse des untergehenden King's Landing gehen die beiden Clegane-Brüder aufeinander los. Der Kampf ist zunächst wuchtig und episch inszeniert, wandelt sich aber schnell zu einem
gnadenlosen Faustkampf, mit klaren Vorteilen für den Mountain. Wer die Hoffnung hegte, Sandor würde den Kampf vielleicht überleben, wird schnell eines besseren belehrt, denn sein Zombie-Bruder
ist praktisch nicht zu töten. Nicht einmal ein Dolch zwischen die Augen tötet die Kreatur. Also opfert sich der Hound, der einem in der Serie mit seinen zynischen Sprüchen immer mehr ans Herz
gewachsen ist, und springt mit seinem Bruder aus dem Turm. Der knallharte Kampf dürfte dabei kaum jemanden enttäuschen und der Untergang beider Cleganes ist sicherlich auch treffend.
Jamie setzt indes den Plan seines Bruders um. Das Glockenläuten hat letztlich zwar nichts gebracht, dennoch bricht er zu seinem Ruderboot auf. Am Ufer trifft er jedoch auf Euron, der nach der
Vernichtung seiner Flotte allein aus dem Wasser steigt. Der Kampf ist gut choreografiert und endet erwartungsgemäß mit dem Tod Eurons, der mir leider immer etwas zu Over the top war. Jamie
überlebt den Kampf irgendwie und schleppt sich zurück zu Cersei, die inzwischen aufgelöst und völlig allein dem sicheren Tod in der zusammenstürzenden Red Keep entgegentritt. Die Trümmer
verhindern letztlich auch die Flucht der beiden und so kommt es zur von Fans am meisten kritisierten Szene der Episode: Jamie und Cersei werden unter den zusammenfallenden Tunneln begraben. Viele
haben sich gefragt durch welche Hand Cersei, die bis heute wohl der größte Bösewicht der Serie war, denn nun sterben würde. Einige setzten auf Arya, die aber sicherlich nicht beide
Hauptbösewichte der Serie, Cersei und den Nachtkönig, töten sollte, andere, wie meine Wenigkeit, auf Jamie. Letztlich sind es jedoch herabstürzende Felsbrocken die das Ende des Geschwisterpaares
besiegeln. Ich kann den Ärger der Fans durchaus verstehen, für mich hat sich die Szene jedoch nicht falsch angefühlt. Ansonsten weiß ich nicht wirklich was ich davon halten soll. Ob die
Entscheidung in den Armen Cerseis zu sterben nach der enormen Charakterentwicklung von Jamie Sinn macht? Ich bin mir unsicher. Fakt ist, mit Jamie stirbt ein liebgewonnener Charakter, den man zu
Beginn der Serie noch gehasst hat und sich später zum Publikumsliebling gemausert hat. Von allen Charakteren hat Jamie wohl die größte Entwicklung hingelegt. Cersei war hingegen nie sympathisch
und hat sich spätestens mit dem Wildfire-Einsatz im Staffelfinale der sechsten Staffel zum großen Bösewicht aufgeschwungen. Die Faszination ihres Charakters, für den sich die Prophezeiung nun
endgültig erfüllt hat, geht aber zu großen Teilen auch von Lena Headey aus, die man nicht genug loben kann. Obwohl sie in dieser Staffel und speziell in dieser Episode nur wenig zu tun bekommen
hat, war es immer eine Freude ihr grandioses Schauspiel zu bewundern.
Was bleibt sind letztlich etliche wichtige Figurentode und die pure Fassungslosigkeit. "The Bells" hat zwar sicherlich seine Schwächen, konnte mich aber als erste Episode dieser Staffel so
richtig umhauen. Dank der grandiosen Inszenierung von Schlachten-Experte Miguel Sapochnik, von dem wir in Zukunft hoffentlich noch einiges sehen werden, vergehen die 74 Minuten wie im Flug und
sorgen für ein unvergessliches TV-Erlebnis. Im Internet wird die Folge derweil kontrovers aufgenommen, viele sind mit Cerseis Untergang und Daenerys Werdegang nicht einverstanden. Cerseis Tod ist
sicherlich nicht so befriedigend wie damals Joffrey oder Ramsays Ableben und Daenerys ist der Lieblingscharakter von vielen, vor allem von weiblichen Fans die sich mit ihr identifizieren konnten,
die jetzt dabei zusehen müssen was für ein Monster aus ihr geworden ist. Ich für meinen Teil habe diese Woche jedoch kaum etwas zu meckern. Ich habe darauf gehofft dass moralische Grenzen
überschritten werden, doch so krass hätte ich es tatsächlich nicht für möglich gehalten. Nächste Woche folgt dann der finale Showdown. Die letzte "Game of Thrones"-Episode mit dem Duell zwischen
den Starks und der Mad Queen um den eisernen Thron. Ich setze mein Geld auf Jon Snow als König!
Episode 6 - The Iron Throne - 8/10
Aus und Vorbei! Die 73. und letzte Episode von "Game of Thrones" zieht einen Schlussstrich unter die größte Serie aller Zeiten. Die Episode hört auf den Namen "The Iron Throne" und damit nicht
wie vermutet auf den Namen des letzten Buches "A Dream of Spring", und bringt in 75 Minuten das Spiel um den gleichnamigen Thron zu einem vorschnellen Ende. So sehr ich die grandiose Episode aus
der letzten Woche auch verteidigt habe, nach der eine peinliche Petition den Umlauf machte, die nichts geringeres als ein Remake der achten Staffel mit neuen Autoren forderte und bis heute über
eine Millionen Unterzeichner gefunden hat, so muss ich diese Woche doch wieder ein wenig Kritik an der Episode äußern. Obwohl den Machern ein befriedigendes Ende der Geschichte gelingt.
Doch der Reihe nach: Die letzte "Game of Thrones"-Episode wird in zwei Hälften unterteilt. Die eine Hälfte spielt nach dem verheerenden Angriff auf King's Landing in der vergangenen Woche, die
andere unternimmt nach ca. 40 Minuten einen kleinen Zeitsprung und bringt die Geschichte zu Ende. Zunächst kommt es aber zum tiefen Luftholen nach der Schlacht. Tyrion wandert mit Grauen durch
die völlig zerstörten Gassen von King's Landing, die von Leichen gepflastert sind. Verbrannte Kinder und verstörte Überlebende sorgen für eine bedrückende Stimmung. Tyrion bahnt sich jedoch
seinen Weg durch die Verwüstung und sucht in den Tunneln der Red Keep nach einer Spur seines Bruder, nur um schließlich in Tränen auszubrechen, als er seine beiden Geschwister tot auffindet.
Abstruse Theorien die auf das Überleben von Jamie spekuliert haben, können also erwartungsgemäß ad acta gelegt werden. Kurze Zeit später wird Tyrion von Daenerys gefangen genommen, nachdem dieser
das Abzeichen der Hand demonstrativ vor ihr hinwirft. Nach dem Verrat der letzten Woche, als Tyrion seinen Bruder befreite, die logische Konsequenz. Die frischgebackene Mad Queen legt derweil
ihren großen Auftritt hin und betritt in einem fast schon ikonischen Bild das Schlachtfeld, denn die Flügel von Drogon werden für einen Moment zu ihren eigenen Flügeln. Vor den versammelten
Armeen der Unsullied und Dothraki (Wie viele haben die Schlacht um Winterfell denn bitte überlebt?) hält sie eine flammende Rede. Sie ist weiter fest entschlossen das Rad zu zerstören und will
nach King's Landing nun auch den Rest der Welt "befreien". Als Zuschauer kann man sich jedoch schon denken, dass es dazu nie kommen wird, immerhin ist nur noch diese Episode übrig.
Bleibt die Frage wer am Ende die Mad Queen zur Strecke bringen darf. Zur finalen Entscheidung kommt es im fast völlig zerstörten Thronsaal. Das Set sieht zwar ein wenig anders aus, insgesamt
erfüllt sich jedoch Daenerys' Vision aus dem Finale der zweiten Staffel, die die Drachenmutter in einem zerstörten und verschneiten Thronsaal auf dem Weg zum eisernen Thron zeigte. Nach letzter
Woche konnte man davon ausgehen, dass es sich beim vermeintlichen Schnee um Asche handelt, doch aus welchen Gründen auch immer schneit es in dieser Episode in King's Landing. Dabei ist der lange
Winter doch Geschichte? Wichtiger ist jedoch das Eintreffen von Jon, der seine große Liebe zur Rede stellt. Zuvor kam es auf den Straßen von King's Landing zu einer Auseinandersetzung zwischen
ihm und Grey Worm, der die gefangenen Soldaten auf Geheiß der Königin exekutieren sollte und das schließlich auch tat. Danach stattete Jon Tyrion in seiner "Zelle" einen Besuch ab, der ihn davon
zu überzeugen versuchte, dass nur er Daenerys aufhalten könnte. Doch Jon hält erstaunlicherweise zu seiner Königin, obwohl er in der letzten Episode hautnah dabei war, als Daenerys ihren Wahnsinn
entfesselte. Erst als Tyrion Arya und Sansa ins Spiel bringt, scheint bei Jon eine Art Umdenken statt zu finden. Im Thronsaal kommt es dann zum leisen Finale: Während dem Kuss sticht Jon seiner
Königin ins Herz und tötet damit Daenerys. Ein nahezu poetisches Ende für den Lieblingscharakter von so vielen und obendrein die Bestätigung der Azor Ahai-Prophezeiung aus den Büchern? Letztlich
geht mir der Tod von Daenerys aber etwas zu schnell von statten, ich hätte dem Moment vielleicht einen Augenblick mehr Zeit eingeräumt. Drogon ist über den Tod seiner Mutter natürlich gar nicht
erfreut und sorgt letztlich für den Moment, den ich mir von Anfang an erhofft hatte: Der eiserne Thron schmilzt im Drachenfeuer dahin und beendet damit symbolisch den Kampf um den wohl
unbequemsten Stuhl der Seriengeschichte. Der Drache beweist in diesem Moment eine beeindruckende Weitsicht, indem er sich nicht an Jon rächt, sondern das Objekt zerstört, dass für Daenerys eine
toxische Motivation war und letztlich alle einen hohen Preis dafür zahlen ließ. Danach schnappt sich Drogon seine Mutter und fliegt mit ihr in die weite Welt hinaus. Es ist die letzte Szene von
Daenerys, denn obwohl Bran später meint er möchte nachsehen wo sich der Drache aufhält, kommt bis zum Schluss nichts mehr, was ich durchaus schade fand.
Danach folgt ein kleiner Zeitsprung, gut zu sehen an Tyrions Bart und seiner abwetzten Kleidung, in die zweite Hälfte der Episode. Die letzte halbe Stunde der Serie beginnt mit einer Versammlung
aller Anführer von Westeros im Dragonpit, der auch schon in Staffel 7 als Schauplatz der Verhandlungen genutzt wurde. Dort gibt es ein Wiedersehen mit einigen Charakteren die man schon länger
nicht mehr gesehen hat, wie Robin Arryn, dessen Truppen zuletzt Jon in der Schlacht der Bastarde zu Hilfe eilten. Dialogzeilen bekommen jedoch nur wenige Charaktere, wie Yara, die trotz des
Massenmords unerklärlicherweise noch immer auf Daenerys Seite steht und Jon am liebsten hinrichten würde. Jon, der rechtmäßige Erbe des Throns, sitzt bei der Verhandlung jedoch in einer Zelle.
Grey Worm erscheint lediglich mit Tyrion zur Versammlung, bei der ein neuer König gekrönt werden soll. Edmure Tully, der seit der Riverrun Eroberung in der sechsten Staffel nicht mehr zu sehen
war, wirft seinen Hut in den Ring, wird von Sansa jedoch sofort zurückgewiesen. Auch Sams Vorschlag der Demokratie, was vielleicht die zufriedenstellendste Auflösung der Geschichte gewesen wäre,
nun da der eiserne Thron zerstört wurde, wird mit schallendem Gelächter abgewiesen. Und so kommt es zu einem echten Paukenschlag: Niemand geringeres als Bran gewinnt das Spiel der Throne! Ich
weiß ja nicht wer auf das jüngste Stark-Kind gesetzt hat, die Wettquoten dürften demjenigen jedoch ein hübsches Sümmchen einbringen. Bran, der vom Nachtkönig getötet werden sollte weil er die
Erinnerungen und Geheimnisse der Menschheit mit sich herum trägt, wird von Tyrion als neuer König vorgeschlagen (Deswegen war Tyrion in der zweiten Episode auch so an Brans Geschichte
interessiert) und die anwesenden Anführer stimmen seinem Vorschlag zu. Mit einer Ausnahme: Der Norden bleibt unabhängig, darauf pocht Sansa ehe sie ihre Einwilligung gibt. Interessant ist der
Gedanke allemal. Bran ist das Gedächtnis von Westeros und mit seiner Entwicklung zum Three-Eyed Raven kann er wohl besser als jeder andere rationale Entscheidungen treffen. Zudem verändert man
auch die Thronfolge, die nicht länger innerhalb der Familie vererbt wird. Die Chance auf Tyrannen wie Joffrey wird dadurch merklich gesenkt. Komisch ist es jedoch schon, Bran als König zu sehen.
Bis zuletzt galt Jon als klarer Favorit auf den Thron, mit Bran habe ich persönlich überhaupt nicht gerechnet. Insgesamt kann ich mich mit der Entscheidung jedoch anfreunden. Das Rad wurde nicht
zerstört, sondern hat sich neu erfunden. Es gibt keinen fundamentalen Wandel in Westeros, doch keine Utopie die "Game of Thrones" uns heute hätte auftischen können, würde vor neuen Problemen
schützen und das muss es auch nicht. So bleiben die Fragen was passiert wenn Bran stirbt oder wenn sich weitere Königreiche nach dem Vorbild von Sansa abspalten wollen. Wir werden es wohl nie
erfahren, allerdings zeichnet die letzte Episode ein hoffnungsvolles Bild von der Zukunft Westeros'.
Danach wird endgültig das Ende eingeläutet und es heißt Abschied nehmen von den lieb gewonnenen Charakteren. Grey Worm segelt mit den Unsullied nach Naath, der Heimat von Missandei, um dort
seinen Frieden zu finden. Brienne vervollständigt Jamies viel zu kurzen Eintrag im Buch der Ritter der Königsgarde, über den sich Joffrey vor langer Zeit lustig gemacht hatte. Tyrion wird indes
von Bran wieder zur Hand des Königs ernannt und leitet seinen ersten Small Council. Sam ist inzwischen der neue Maester, Ser Davos wurde zum Meister der Schiffe ernannt, Bronn tatsächlich zum
Lord von Highgarden und Master of Coin, Brienne ist die neue Anführerin der King's Guard und Podrick wurde zum Ritter geschlagen. Manche Dinge ändern sich dann aber doch nicht, wie eine
Diskussion über den Wiederaufbau der Bordelle zeigt. Die letzten Minuten der Serie gehören dann aber ganz und gar den Starks. Die Verabschiedung der drei Stark-Geschwister von Jon erinnert ein
wenig an die Anfurten-Szene aus "Die Rückkehr des Königs", aber ohne dessen emotionale Wucht oder visuelle Brillanz zu erreichen. Was folgt ist eine sehenswerte Endmontage die noch einmal für
Gänsehaut sorgt: Arya segelt unter dem Stark-Banner in Richtung Westen an den Rand der Weltkarte und Sansa wird in Winterfell zur Königin des Nordens gekrönt. Jons Reise endet da wo sie begonnen
hat: Bei der Nachtwache. Eine Strafe mit der der frischgebackene Queenslayer sicherlich leben kann. Viele hätten ihn sicherlich gerne auf dem Thron gesehen und natürlich wäre Jon ein guter König
gewesen. Letztlich ist im neuen politischen System von Westeros jedoch kein Platz mehr für den rechtmäßigen Erben des Throns. Immerhin darf Jon jetzt endlich Ghost streicheln, was ihm vor zwei
Wochen noch viele übel genommen haben, ehe er Tormund und die anderen Wildlinge bei ihrer Rückkehr in den eisigen Norden begleitet. Und so endet "Game of Thrones" im Wald vor der Mauer, dort wo
vor acht Jahren im Cold Opening der ersten Episode alles begann.
Bei aller (berechtigter) Kritik über ihre Drehbücher, aus inszenatorischer Sicht kann man den beiden Showrunnern David Benioff und D.B. Weiss kaum einen Vorwurf machen. Benioff und Weiss haben
die letzte Episode zur Chefsache gemacht und noch einmal die Regie übernommen. "The Iron Throne" ist letztlich eine sehr ruhige letzte Episode, die mit viel Fingerspitzengefühl in Szene gesetzt
wurde. Überzeugend ist auch nochmal der wie immer fantastische Soundtrack von Ramin Djawadi, der in dieser Episode zahlreiche musikalische Themen noch einmal aufgreift. Direkt nach der Episode
hat sich zunächst eine große Leere in mir breit gemacht. Zum einen weil "Game of Thrones" nun tatsächlich vorbei ist, zum anderen weil ich die Ereignisse des Staffelfinales auch erst einmal
verarbeiten musste. Im Laufe des Tages hat sich dann aber doch noch ein zufriedenstellendes Gefühl eingestellt. Das versprochene bittersüße Ende wurde eingehalten und obwohl die Episode im
Internet völlig verrissen wird, empfand ich das Ende als befriedigend, auch wenn der Weg dorthin durchaus steinig war.
Fazit
"And Now My Watch Is Ended." Nach 73 Episoden endet "Game of Thrones" mit einer mehr als umstrittenen achten und letzten Staffel. Die Showrunner David Benioff und D.B. Weiss mussten harsche Kritik für das Finale einstecken, was letztlich sogar zu einer Petition führte, die ein Remake der achten Staffel forderte. Bei aller Enttäuschung, so etwas ist natürlich Quatsch. Letztlich bleibt diesen Fans nur die Hoffnung, dass George R.R. Martin noch irgendwann seine letzten beiden Bücher veröffentlicht. Aber ob es dazu jemals kommen wird und ob Martin ein besseres letztes Buch gelingen würde, bleibt erstmal fraglich. Mir hat die Staffel insgesamt sehr gut gefallen. "Game of Thrones" hat die Messlatte für TV-Produktionen noch einmal hochgeschraubt und für atemberaubende Bilder und spektakuläre Action gesorgt. Dem Team hinter der Serie, sowie den überzeugenden Darstellern ist kaum ein Vorwurf zu machen. Benioff und Weiss hingegen schon. Was sich in Staffel 7 bereits angekündigt hatte, hat in der achten Staffel endgültig Überhand genommen. Zahlreiche erzählerische Schwächen trüben das Gesamtergebnis merklich, als größtes Problem hat sich dabei jedoch die fehlende Zeit herausgestellt. Sechs Episoden waren letztlich zu wenig um die Geschichte zu einem runden Abschluss zu bringen. Eine Staffel mehr hätte der Serie definitiv gut getan. Vielleicht hätte man auch die recht ereignisarmen ersten beiden Episoden zu einer Spielfilmlangen Episode zusammenfassen können, um nach der Schlacht um Winterfell mehr Zeit für die zahlreichen Entwicklungen zu haben, denn dort haben sich die Ereignisse wahrhaft überschlagen. So haben die Macher immer wieder Abkürzungen genommen, wie Eurons wiederholtem Überraschungsangriff in Episode 4 und vielschichtige Entwicklungen wie Daenerys Werdegang zur Mad Queen, konnten nicht richtig zur Entfaltung kommen. Darüber hinaus hat nicht jeder Charakter ein zufriedenstellendes Ende seiner Charakterentwicklung genommen, gerade der Tod des Nachtkönigs hinterließ einen faden Beigeschmack. Trotz allem bleibt es bei Meckern auf höchstem Niveau und Stimmen die die Serie nun in ihre Einzelteile zerreißen, sind natürlich maßlos übertrieben und möglicherweise auch einer übertriebenen Erwartungshaltung geschuldet, die nicht zuletzt auf Grund etlicher Fantheorien im Internet geschürt wurde. Lange habe ich mit mir gerungen ob ich der letzten Staffel acht oder neun Punkte vergebe. Letzten Endes habe ich mich für eine 8/10 entschieden, denn "Game of Thrones" bleibt auch in der achten Staffel ein einzigartiges Serienerlebnis, voller großartiger Momente. Dazu empfinde ich das Serienende als insgesamt befriedigend. Der Weg bis dahin war jedoch beschwerlich, weswegen Staffel 8 auch die schwächste Staffel der Serie darstellt. "Game of Thrones" behält derweil als einzige Serie neben "Breaking Bad" seine 10/10 und man kann sich nur für die zahlreichen großartigen Stunden die uns die Serie beschert hat bedanken. Jetzt ist es an der Zeit weiterzuziehen. Viele Darsteller werden bzw. haben bereits Fuß in Hollywood gefasst, während sich Benioff und Weiss mit der nächsten gnadenlosen Fanbase herumschlagen müssen, da sie bei der neuen "Star Wars"-Trilogie Regie führen werden. Für uns Zuschauer muss das derweil nicht der Abschied von Westeros sein, denn neue Spin-Off-Serien könnten uns schon bald erneut in die Welt von George R.R. Martin ziehen.
8/10
Poster&Trailer: © HBO