Legion - Staffel 3

Staffelstart: 24.06.2019 | Anbieter: Sky Ticket | Episoden: 8 | FSK: 16 | Land: USA | Genre: Action, Drama, Sci-Fi | Originaltitel: Legion


Kritik

Gefühlt sage ich es eingangs zu jeder zweiten Kritik: Egal ob in der Filmwelt oder in der Serienlandschaft, man kommt um Comicverfilmungen einfach nicht herum. Superhelden haben die Unterhaltungsbranche fest im Griff, da ist es ein Glück, dass längst nicht alle Comicverfilmungen generische Unterhaltung bieten. Ein hervorragendes Beispiel dafür ist die FX-Serie "Legion", die hierzulande bei Sky zu sehen ist, und alles andere als Unterhaltung von der Stange bietet. Immerhin sitzt Noah Hawley als Showrunner am kreativen Steuer der Serie, der mit der fantastischen Serie "Fargo" bereits voll ins Schwarze getroffen hat. Hohe Wellen hat auch das Debüt seiner zweiten FX-Serie geschlagen. Denn "Legion" war vor zwei Jahren gänzlich anders. Mit allen kreativen Freiheiten tauchte Hawley in die Köpfe seiner Protagonisten ein und kreierte damit einen teils psychedelischen, enorm kreativen Look, der "Legion" zu einer der faszinierendsten Serien der TV-Landschaft machte. Nach dem großartigen Auftakt (9/10), konnte die zweite Staffel das Niveau leider nicht ganz halten und war zudem mit seinen elf Episoden zu lang geraten (7/10). Für die dritte und letzte Staffel der Serie kehrt man nun wieder zum alten Format von acht Episoden zurück, was der Serie definitiv gut tut. Zum großen Finale präsentiert sich die FX-Serie dabei noch einmal in Hochform. 

 

"The Hero is the Villain". Nachdem im Staffelfinale Protagonist David Haller (Dan Stevens) den Wandel zum Bösewicht der Serie vollzogen hatte, war lange nicht klar welche Perspektive die FX-Serie in der letzten Staffel einnehmen würde. Die dritte Staffel hätte gut und gerne auch aus der Sicht von Syd (Rachel Keller) und Co. erzählt werden können, stattdessen bleibt David auch als Bösewicht der Hauptprotagonist der Serie. Eine willkommene Entscheidung denn die Ausgangsposition für Staffel 3 war zu spannend um den Gedanken von David als Antagonist einfach in den Hintergrund zu rücken. Zu Beginn der Staffel sehen wir David, der zu einer Art Guru geworden ist und eine Sektenähnliche Gruppe leitet zu der nun auch Lenny (Aubrey Plaza) gehört. Doch all das ist nur nebensächlich, denn David ist fest entschlossen die Fehler mit Syd wieder gerade zu rücken und seinen Erzfeind Amal Farouk (Navid Negahban) alias The Shadowking ein für allemal zu vernichten. Dafür greift er auf die Hilfe der neuen Figur Switch (Lauran Tsai) zurück, die das Thema Zeitreisen in die Serie einführt. Mehr sei an dieser Stelle zur Story nicht gesagt, denn "Legion" typisch bietet diese wieder eine ordentliche Portion Mindfuck und ist insgesamt sehr gelungen. Gerade die erste Hälfte der Staffel sei an dieser Stelle erwähnt, die absolut großartig ist. Die zweite Hälfte ist hingegen etwas schwächer, das Staffelfinale dafür aber enorm befriedigend. Da "Legion" ohnehin schon immer mit den Erwartungen der Zuschauer gespielt hat, ist es nur passend das eine große Schlacht am Ende der Serie ausbleibt, sondern Noah Hawley die Ereignisse auf seine eigene, unkonventionelle Weise auflöst. 

"The Villain is the Hero". Gegenspieler Amal Farouk hat im Staffelfinale indes die gegenteilige Entwicklung vollzogen und ist einer der Guten geworden. Zumindest vordergründig. Auf die Frage ob der Meister der Täuschung seinen neuen Kollegen von Divison 3 nur etwas vor macht, gibt es jedenfalls eine klare Antwort in der dritten Staffel. Generell ist es fantastisch wie viele Facetten Hawley dem Bösewicht der Serie abgewinnen konnte. Denn eigentlich ist es unüblich dass der Bösewicht länger als eine Staffel in einer Comicverfilmung zu sehen ist, der Shadowking begleitet David hingegen über alle drei Staffeln hinweg. Vom gelbäugigen Monster, zum trickreichen Gegenspieler, bis hin zum vernünftigen Helden hat Farouk eine beachtliche Entwicklung vollzogen. Aber auch die weiteren Helden von Divison 3 kommen nicht zu kurz. Angeführt von Syd wollen diese den entfesselten David aufhalten, was jedoch leichter gesagt ist als getan. Zumal David dank der Zeitreisefähigkeiten von Switch Ereignisse problemlos wieder rückgängig machen kann.

Die Story und die sympathischen Charaktere sind also auch in Staffel 3 auf dem gewohnt hohen Niveau von "Legion". Auch bei der Inszenierung gibt es quasi nichts zu bemängeln. Noah Hawleys kreative Einfälle scheinen kein Ende zu haben und visuell ist die Serie sowieso über jeden Zweifel erhaben. Insbesondere die Inszenierung der Zeitfresser hat mir unglaublich gut gefallen. Der Look und die Bewegung der furchteinflößenden Monster sind mit das beste an der neuen Staffel. Auch die musikalischen Einlagen sind stets gelungen, da sie sie nicht nur zur Atmosphäre beitragen, sondern auch die Lyrics wunderbar zur aktuellen Situation der Charaktere passen. Auf darstellerischer Seite kann man sich auf die Rückkehr sämtlicher alter Bekannter freuen, auch wenn Jean Smart und Jemaine Clement als Melanie und Oliver Bird nur in einer einzigen Episode zu sehen sind. Ansonsten überzeugen die Rückkehrer erneut auf ganzer Linie, allen voran Dan Stevens der auch die neue Aufgabe als Bösewicht hervorragend löst. Erwähnenswert sind darüber hinaus die drei größten Neuzugänge der finalen Staffel. Die bislang unbekannte Lauran Tsai macht eine tolle Figur als Switch, die für David über ihre Grenzen hinaus geht und am Ende ein mehr als zufriedenstellendes Ende spendiert bekommt. Die beiden namhaftesten Neuzugänge sind jedoch Stephanie Corneliussen ("Mr. Robot") und Harry Lloyd ("Game of Thrones"), die Davids Eltern verkörpern und das sehr überzeugend. Gerade das Aufeinandertreffen von David und seinem Vater Charles Xavier ist für alle jene interessant, die der "X-Men"-Reihe schon länger gewogen sind.

 

Fazit

Mit der dritten und letzten Staffel verlässt eine der kreativsten, mutigsten und unkonventionellsten Serien der letzten Jahre die Bühne. Showrunner Noah Hawley hat gezeigt, dass sein Serien-Hit "Fargo" keine Eintagsfliege war, sondern dass er zu den talentiertesten Filmemachern gehört, die Hollywood aktuell zu bieten hat. Mit Staffel 3  gelingt Hawley ein zufriedenstellendes Finale einer stets außergewöhnlichen Serie, die mich in ihren 27 Kapiteln ordentlich verwirrt und gleichzeitig bestens unterhalten hat. Dank der geringeren Episodenanzahl ist Staffel 3 insgesamt besser als die zweite Staffel (7/10), muss sich jedoch ebenfalls hinter der grandiosen Auftaktstaffel (9/10) einsortieren. Nichtsdestotrotz gehört "Legion" zu den größten Highlights dieses Serienjahres und ich kann es kaum erwarten in Zukunft noch mehr von Noah Hawley zu sehen.

 

8/10


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Poster&Trailer: © FX