Mr. Robot - Staffel 4

Staffelstart: 06.10.2019 | Anbieter: Prime Video | Episoden: 13 | FSK: 18 | Land: USA | Genre: Krimi, Thriller | Originaltitel: Mr. Robot


Kritik

Der amerikanische TV-Sender USA Network ist nicht gerade für seine qualitativ hochwertigen Serien bekannt. Tatsächlich ist „Mr. Robot“ die einzige Hitserie des Senders, die hierzulande auf Amazon Prime zu sehen ist. Nun kommt die Hacker-Serie nach vier Staffeln zu ihrem leisen Ende, immerhin verabschiedete sich „Mr. Robot“ mit überschaubaren Einschaltquoten vom amerikanischen Publikum. Das ist überaus schade, denn wer diese finale Staffel nicht gesehen hat, der hat ein unglaubliches Highlight verpasst. Aus der starken Serie (Staffel 1-3 jeweils 8/10) wird in der letzten Staffel nämlich ein überwältigendes Meisterwerk. 

 

Meine Erwartungen an das Finale von „Mr. Robot“ waren hoch, immerhin waren die ersten drei Staffeln der Serie sehr überzeugend und in jeder Staffel gab es mindestens einen großen Twist, der dem Zuschauer komplett den Boden unter den Füßen weggerissen hatte. Dazu wurden die begeisterten Stimmen zur vierten Staffel von Woche zu Woche lauter, die ein großartiges Serien-Highlight versprachen. So viel vorweg: „Mr. Robot“ hat mit der vierten Staffel selbst meine kühnsten Erwartungen gesprengt. Der Hauptgrund hierfür liegt sicherlich an der genialen Handlung. Über die soll an dieser Stelle natürlich möglichst wenig verraten werden, weswegen ich hier auf jegliche Details verzichte. Nur so viel: Die vierte Staffel beginnt ohne Umschweife und Showrunner Sam Esmail lässt bereits in den ersten fünf Minuten der Staffel einen wichtigen Hauptcharakter sterben. Dieser Tod macht nicht nur stutzig sondern läutet ein Finale ein, dass nun keine halbe Sachen mehr macht. Esmail etabliert damit von Anfang an eine bedrohliche Stimmung in der jeder Charakter zu jeder Zeit sterben kann, wovon Esmail auch Gebrauch macht. Es ist der Startschuss einer hochspannenden Staffel. Der Kampf zwischen Elliot (Rami Malek) und Whiterose (BD Wong) ist ungemein packend und zu keiner Zeit vorhersehbar, wodurch sich eine nervenzerfetzende Spannung entwickelt. Und Esmail spielt mit dieser Spannung wie kaum ein zweiter Showrunner und serviert dem Publikum wieder unglaubliche Highlight-Episoden wie die surreale Episode 4, die dialoglose fünfte Episode, sowie die siebte Episode die wie ein Theaterstück aufgebaut ist und vor Spannung nicht mehr auszuhalten ist. All diese großartigen Episoden führen zu einer sensationellen neunten Episode mit der „Mr. Robot“ ein fantastisches Finale feiert. Doch dann stehen noch vier Episoden aus! Esmail hätte die Serie ganz sicher über die Ziellinie rollen lassen können und die vierte Staffel wäre immer noch grandios gewesen. Stattdessen geht der Showrunner mit den letzten drei Episoden All-In und was er damit abreißt spottet jeder Beschreibung. Die letzten drei Episoden sind purer Mindfuck und es ist bis in die letzten Minuten der Staffel nicht klar, wo Esmail eigentlich mit seiner Serie hin möchte. Das phänomenale und völlig unvorhersehbare Ende ist dann aber ungemein befriedigend und lässt sogar die ersten drei Staffeln noch einmal in einem helleren Licht erstrahlen. Denn erst ganz am Ende merkt man als Zuschauer wie genial die Handlung von „Mr. Robot“ eigentlich wirklich ist und wie viele Hinweise Esmail dem Zuschauer von Anfang an gegeben hat. Ich saß jedenfalls die meiste Zeit mit offenem Mund und Gänsehaut am ganzen Körper auf dem Sofa und konnte einfach nicht glauben was sich da gerade vor meinen Augen abspielt.

Genauso loben wie die Handlung muss ich jedoch die außergewöhnliche und überaus kreative Inszenierung der Serie. Sam Esmail hat bereits einige grandiose Episoden abgeliefert, wie die Episode ohne Schnitt in Staffel 3, doch in der vierten Staffel agiert er noch einmal völlig losgelöst. Esmail, der bei jeder Episode Regie geführt hat, glänzt mit beeindruckenden Bildern und großartigen Kameraflügen, letzten Endes sind es aber die bereits erwähnten einzigartigen Ideen, die „Mr. Robot“ einmal mehr zu etwas ganz besonderem machen. Die vierte Episode ist so surreal und verirrend, dass sie locker auch aus einem David Lynch-Film stammen könnte. Die fünfte Episode kommt gänzlich ohne Dialoge aus, ein Kniff der zwar nichts zur Story beiträgt, trotzdem zeigt wie spannend selbst Episoden ohne Dialoge sein können. Die siebte Episode ist derweil aufgeteilt in fünf Akte und intensiviert damit noch einmal die nervenzerfetzende Spannung, da jeder Akt der Kammerspielartigen Episode auf den vorigen noch einen daraufsetzt. Dazu kommen die letzten drei Episoden zu denen ich aber am besten gar nichts erzähle, denn wer das nicht gesehen hat, ist selber Schuld. Ein Lob geht darüber hinaus noch an die hervorragende Musikauswahl, die immer wieder für Gänsehaut sorgt.

Auf der Seite der Darsteller hat sich derweil nicht viel verändert, mit Ausnahme von Hauptdarsteller Rami Malek, der nun erstmals als Oscar-Gewinner agiert. Malek der mit „Mr. Robot“ seinen Durchbruch feierte kehrt nach seinem Oscar für „Bohemian Rhapsody“ zu seinem schwarzen Kaputzenpullover zurück und spielt die Rolle des Elliot wieder einmal fantastisch. Bei all dem Wahnsinn den Esmail hier entfesselt, braucht es einen hervorragenden Schauspieler um all die emotionalen Regungen des Hauptcharakters glaubhaft darzustellen und Malek ist definitiv der Richtige für diese Aufgabe. Ansonsten bleibt der Cast weitestgehend gleich, auf große Neuzugänge verzichtet Esmail und überlässt den exzellent geschriebenen Nebencharaktere das Feld, die durch die Bank weg überzeugen können. Ganz besonders aber Christian Slater der als titelgebender Mr. Robot noch einmal glänzen darf, Carly Chaikin als Darlene, sowie Michael Cristofer als Philip Price, der in dieser Staffel einen bleibenden Eindruck hinterlässt.

 

Fazit

Showrunner Sam Esmail eskaliert komplett, lässt alle Fäden der Serie auf brillante Art und Weiße zusammenlaufen und erschafft mit vielen schockierenden Wendungen und purem Mindfuck eines der besten Serienenden aller Zeiten. Es ist aber nicht nur die geniale Handlung die das Finale von „Mr. Robot“ zu einem unvergesslichen Erlebnis macht, sondern auch die herausragende Inszenierung, die dem Zuschauer Highlights wie eine dialoglose Episode und eine Theater-Episode in fünf Akten beschert. Dazu wissen die brillant geschriebenen Charaktere und ihre Darsteller um den frischgebackenen Oscarpreisträger Rami Malek zu glänzen. Nach drei starken Staffeln (jeweils 8/10) liefert „Mr. Robot“ zum Abschluss ein meisterliches Ende voller nervenzerfetzender Spannung ab, welches man so schnell nicht vergisst.

 

10/10


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Poster&Trailer: © USA Network