Dark - Staffel 3

Staffelstart: 27.06.2020 | Anbieter: Netflix | Episoden: 8 | FSK: 16 | Land: DEU | Genre: Mystery, Drama


Kritik

"Der Anfang ist das Ende und das Ende ist der Anfang". Der Tag der Apokalypse ist gekommen, der letzte Zyklus beginnt. Der 27. Juni 2020 markiert nicht nur den Weltuntergang innerhalb der Serie, sondern zeitgleich auch das Startdatum der letzten Staffel von "Dark" auf Netflix. Damit endet die einjährige Wartezeit auf das Finale, nach einem der brutalsten Cliffhanger überhaupt. In der zweiten Staffel mutierte die erste deutsche Netflix-Serie von einer großartigen Mystery-Serie zum Meisterwerk. Mit unzähligen großen Wendungen und Enthüllungen zog man dort dem Zuschauer gleich mehrfach den Boden unter den Füßen weg, wofür es folgerichtig die volle Punktzahl gab. Dadurch hat die letzte Staffel aber auch mit einer immensen Erwartungshaltung zu kämpfen, kann jedoch selbst die höchsten Erwartungen erfüllen. Denn am Ende werden alle Mysterien zufriedenstellend aufgelöst und der Zuschauer wird für all sein Kopfzerbrechen belohnt. Damit gelingt der Serie, die von Anfang an als Trilogie ausgelegt war, ein überwältigendes und schlichtweg geniales Finale.

 

Es folgen Spoiler zu Staffel 1&2, aber KEINE Spoiler zu Staffel 3:

Es ist der 21. Juni 2019. Die letzten Sekunden der zweiten Staffel von "Dark" laufen am Ende meines Serien-Marathons und Martha spricht einige der berühmtesten Worte der jüngeren Serien-Geschichte: "Die Frage ist nicht aus welcher Zeit, sondern aus welcher Welt". Cut to Black. Ende. Dieses Staffelfinale gehört wohl zu den brutalsten Cliffhanger-Enden überhaupt und ließ die Wartezeit auf die finale Staffel unerträglich werden. Nun ist der letzte Zyklus der hochkomplexen Mindfuck-Serie endlich erreicht. Und wer glaubt er hätte bis hierhin alles verstanden wird schnell eines Besseren belehrt, denn in der letzten Staffel erreicht "Dark" eine weitaus höhere Komplexität als ohnehin schon. Dafür sorgt in erster Linie die alternative Realität in die Martha und Jonas am Ende der zweiten Staffel reisen. Denn nun existiert jeder Charakter der Serie noch in einer alternativen Version. Und als wäre das nicht genug, reisen die Charaktere munter durch Raum und Zeit und sorgen für fast schon chaotische Zustände. Gerade in der ersten Hälfte der Serie ist dabei von Auflösung nichts zu spüren. Neue Charaktere werden eingeführt und viele weitere Fragen gestellt, so dass man sich Mitte der dritten Staffel schon fragt, wie das alles zusammenkommen soll. Entsprechend mischte sich bei mir nach vier Episoden eine ordentliche Portion Skepsis dazu, ob es den Serienmachern um Jantje Friese und Baran Bo Odar gelingen würde, all diese Fragen zufriedenstellend zu beantworten. Doch all diese Sorgen stellen sich schon sehr bald als unbegründet heraus. Denn "Dark" findet einen mehr als runden Abschluss für seine Geschichte und liefert in den letzten beiden Episoden eine allumfassende Erklärung für sämtliche Momente der Serie. Es ist beeindruckend zu sehen wie genial die einzelnen Stränge zusammenlaufen und kaum auszudenken wie viel Vorbereitung in diese hochkomplexe Handlung geflossen sein muss. Ganz am Ende verschwimmen dann sogar Raum und Zeit in einem transzendenten Finale, dass seinen Zuschauer schlichtweg überwältigt aus der Serie entlässt. Viel mehr soll an dieser Stelle auch nicht verraten werden, immerhin ist jeder Satz zuviel schon ein Spoiler. Am Ende haben sich alle Mühen und die Aufmerksamkeit die man als Zuschauer in die Serie stecken musste, aber definitiv gelohnt.

Ein Lob soll dafür jedoch nicht nur an Jantje Friese gehen, die sämtliche Drehbücher der Serie schrieb, sondern auch an ihren Ehemann Baran Bo Odar, der sämtliche Episoden der Serie inszenierte. Die Qualität der Serie wurde im Vergleich zu den vorangegangenen Staffel noch einmal gesteigert. Odar und sein Kameramann Nikolaus Summerer fangen Winden hervorragend ein und garnieren die Serie mit zahlreichen Kniffen, wie Parallelmontagen und Übergängen, die nicht nur einfache technische Spielereien sind, sondern zur Orientierung der Zuschauer dienen. Und diese ist auch von Nöten, immerhin umfasst die Handlung von "Dark" eine Zeitspanne von über einem Jahrhundert, in zwei verschiedenen Welten.

Und auch vor der Casting-Abteilung kann man nur wieder seinen Hut ziehen. Die Schauspieler sind hervorragend ausgewählt, da sie nicht nur viel Talent mitbringen, sondern sich auch optisch so sehr ähneln, dass man als Zuschauer zu jeder Zeit nachvollziehen kann um wen es sich dabei handelt. Auch die Maske spielt da wunderbar mit. Gut zu sehen am Beispiel von Claudia Tiedemann und ihrem Wandel von der Dauerwellen-tragenden Schauspielerin Julika Jenkins zu ihrer Grauhaarigen, gealterten Version von Schauspielerin Gwendolyn Göbel. Hier wird einfach nichts dem Zufall überlassen und jedes Rädchen fügt sich perfekt ineinander. 

Kann man der letzten Staffel von "Dark" also irgendetwas vorwerfen? Abgesehen von ein paar Kleinigkeiten tatsächlich nicht viel. Vielleicht fehlt der letzten Staffel etwas die Durchschlagskraft der zweiten Staffel, die mich mit ihren schockierenden Enthüllungen etwas öfters aus den Socken gehauen hat. Da solche Momente größtenteils fehlen, fühlt sich die dritte Staffel anders an als noch ihr Vorgänger, kann aber dank ihrer immensen Spannung und der perfekten Auflösung genug Punkten, um sich ebenfalls die volle Punktzahl abzuholen. 

 

Fazit

"Dark" erfüllt die höchstmöglichen Erwartungen. Was die Eheleute Jantje Friese und Baran Bo Odar mit "Dark" geschaffen haben, lässt sich kaum in Worte fassen. Die erste deutsche Netflix-Serie findet in ihrer dritten und letzten Staffel ein perfektes Ende für ihre hochkomplexe Mindfuck-Geschichte. Andere Serien wie "Lost" oder "Game of Thrones" sind gnadenlos daran gescheitert, als es darum ging all ihre Mysterien und Charaktere zu einem runden Abschluss zu bringen, aber nicht "Dark". Das überwältigende Finale der Serie legt in Sachen Komplexität nochmal mindestens drei Schippen obendrauf, während so gut wie alle Fragen zufriedenstellend beantwortet werden. Es ist darüber hinaus kaum zu glauben, dass diese Serie tatsächlich aus Deutschland kommt, denn "Dark" ist nicht nur anders als alles was in Deutschland bislang produziert wurde, sondern auch besser. Und so schafft der internationale Netflix-Hit mit seiner letzten Staffel sogar den Sprung in meinen Serien-Olymp, auf einer Stufe mit "Breaking Bad" und "Game of Thrones" als die beste Serie aller Zeiten! Und damit bleibt mir abschließend nur noch eines zu sagen: Danke Jantje Friese und Baran Bo Odar für dieses Meisterwerk! (Staffel 1: 9/10, Staffel 2: 10/10, Staffel 3: 10/10)

 

10/10


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Poster&Trailer: © Netflix