His Dark Materials - Staffel 1

Staffelfinale: 13.01.2019 | Anbieter: Sky Ticket | Episoden: 8 | FSK: 12 | Land: GBR, USA | Genre: Abenteuer, Fantasy


Kritik

Zwischen 1995 und 2000 veröffentlichte der britische Schriftsteller Philip Pullman die "His Dark Materials"-Buchreihe, die hierzulande unter dem Namen des ersten Buches "Der goldene Kompass" Bekanntheit erlangte. Die beiden Fortsetzungen "Das magische Messer" und "Das Bernstein Teleskop" schlossen die Trilogie von Pullman dann ab. Im Jahr 2007 folgte die Verfilmung der Fantasy-Geschichte. Trotz namhafter Stars wie Daniel Craig und Nicole Kidman im Cast, enttäuschte "Der Goldene Kompass" sowohl bei Kritikern und Publikum, als auch an den Kinokassen. Mit einem Einspielergebnis von 370 Millionen Dollar avancierte der Film zwar nicht zum Flop, die Resonanz auf das 180 Millionen Dollar teure Werk fiel jedoch zu negativ aus, um auch noch die beiden anderen Bücher zu verfilmen. Zwölf Jahre später hat sich das Filmgeschäft gewandelt und großangelegte Fantasy-Projekte finden seit "Game of Thrones" vornehmlich im Serienbereich ihr neues zuhause. So geschehen auch bei "His Dark Materials" der neuen Verfilmung der Reihe, die sich in der ersten Staffel voll und ganz dem ersten Buch widmet. Die ambitionierte Serie, die aus einer Co-Produktion von BBC und HBO heraus entstand, ist vor allem optisch ein echter Hingucker und erzählt die Geschichte deutlich werksgetreuer als noch der Kinofilm. So richtig will der Funke jedoch nicht auf den Zuschauer überspringen.

 

"His Dark Materials" spielt in einer Parallelwelt vor einer Steampunk ähnelnden viktorianischen Kulisse und erzählt von den Abenteuern des Mädchens Lyra (Dafne Keen). Das Waisenkind versucht zu ergründen welche Bedeutung der kosmische "Staub" für die Menschen hat und gerät in einen Konflikt mit der strengen Kirche, die ihre Welt dominiert. So oder so ähnlich kann man die Ausgangsposition der Fantasy-Geschichte beschreiben, die allerdings noch weitaus mehr zu bieten hat. "His Dark Materials" erzählt von einer jungen Heldin und ihrer Gefährten in einem mehrere Welten umspannenden Konflikt, die darüber hinaus mit einer Menge Religionskritik verbunden ist. Dazu kommen die zahlreichen Fantasy-Elemente wie der magische "Staub" und die sprechenden Tiere. Mit letzteren habe ich in Realfilmen immer meine Schwierigkeiten, was nicht zuletzt auch die Neuverfilmung von "Der König der Löwen" bewiesen hat. Was dort im Zeichentrickfilm noch wunderbar funktioniert hatte, ging in der Realverfilmung kolossal schief, was den Disney-Film zum schlechtesten Film des Jahres 2019 machte. Trotz oder gerade wegen dem fotorealistischen Look, gingen die Emotionen völlig unter. "His Dark Materials" kann in Sachen Realismus "Der König der Löwen" nicht das Wasser reichen, da die Tiere zwar toll animiert sind, ihre CGI-Herkunft jedoch immer als solche zu erkennen ist. Besser als im Film vor zwölf Jahren sind die Effekte aber allemal und tatsächlich funktionieren die tierischen Charaktere auch besser als im Disney-Film, da ihre Gesichtsausdrücke menschlicher sind und sie dadurch fähig sind, ihre Emotionen zu übertragen. So richtig warm werde ich mit sprechenden Tieren in Filmen jedoch nie werden.

Die animierten Tiere sind jedoch nur die Spitze des Eisbergs einer wirklich hochwertig produzierten Serie. 50 Millionen Dollar haben sich BBC und HBO die Serie kosten lassen und das Geld war sehr gut angelegt. "His Dark Materials" ist wunderschön und serviert dem Zuschauer fantastische Bilder und spektakuläre Action-Szenen. Dazu kommt ein toller Soundtrack von Lorne Balfe, bei dem gerade das Hauptthema, dass auch im tollen Intro der Serie zu hören ist, zu überzeugen weiß. Die Qualität der Produktion ist also auf dem gewohnt hohen HBO-Niveau.

Mein größtes Problem mit "His Dark Materials" betrifft jedoch die Handlung. Ich kenne die Buchvorlage von Phlip Pullman nicht, habe mich aber bereits mit der Erzählung des Films schwer getan, der aber auch einiges verändert hat. "His Dark Materials" erzählt die Geschichte nun definitiv ausführlicher und auch werkgetreuer, was vielen Buchlesern sicherlich gefallen wird. Allerdings muss ich sagen, dass mir die Story einfach generell nicht sehr zusagt. Die Abenteuer von Lyra sind zwar insgesamt gelungen, der letzte Funke will jedoch nicht auf mich überspringen. Dabei kann ich der Serie gar keinen richtigen Vorwurf machen, da sie sich eigentlich kaum Fehler leistet, doch irgendwie fehlt mir die Spannung in der Serie und man fiebert doch erstaunlich wenig mit den Charakteren mit. "His Dark Materials" verläuft stattdessen in eher gemächlichen Bahnen und kann zwar mit einigen Highlights punkten, richtig hinter dem Ofen lockt mich die Serie damit aber nicht hervor. Ein großes Problem dabei ist die eine große Veränderung zur Buchvorlage. Will, der Junge der aus unserer Realität stammt, wird in der Vorlage erst im zweiten Buch eingeführt, hier wird seine Geschichte jedoch parallel zu der von Lyra erzählt. Eine Entscheidung die leider überhaupt nicht aufgeht. Wills Geschichte wäre besser in der ersten Episode der zweiten Staffel erzählt worden, denn zum einen reißen die Einschübe mit ihm den Zuschauer immer wieder aus der interessanten Fantasy-Welt heraus, zum anderen ist seine Geschichte völlig unspannend. Im Vergleich zur überzeugenden Lyra-Geschichte, in der eine Menge passiert, plätschert die Will-Geschichte hoffnungslos vor sich hin und sämtliche Szenen in unserer modernen Welt stießen bei mir auf völliges Desinteresse. Für mich eine riesige Fehlentscheidung seitens der Macher, seiner Vorgeschichte so viel Zeit einzuräumen. 

Das ist deswegen auch so schade, da Lyra-Darstellerin Dafne Keen einen wirklich tolle Performance abliefert. Die "Logan"-Darstellerin ist das Herzstück der Serie und trägt die Fantasy-Erzählung problemlos auf ihren schmalen Schultern. Vom gesamten Cast hat Dafne Keen ohne Zweifel den größten Eindruck hinterlassen, kein Vergleich zur blassen Dakota Blue Richards aus dem Film. James McAvoy ist zwar nur selten zu sehen, in seinen kurzen Auftritten als Lord Asriel weiß der Schotte jedoch zu überzeugen. Anders ging es mir bei Ruth Wilson als eine der Bösewichte Mrs. Coulter, die meiner Meinung nach nicht an Nicole Kidman aus dem Film heran kommt. Der Rest des Casts hat mir jedoch gefallen.

 

Fazit

"His Dark Materials" ist eine Serie mit viel Licht und viel Schatten. Der herausragenden Optik und einer tollen Dafne Keen, steht eine relativ spannungsarme Geschichte mit sprechenden Tieren gegenüber, mit denen ich einfach nicht ganz warm wurde. Dazu stieß die Vorgeschichte von Will in unserer Realität auf mein völliges Desinteresse. Die Entscheidung ihn nicht erst in der zweiten Staffel einzuführen, ist meiner Meinung nach der größte Fehler der Serie, da seine Geschichte nur dahinplätschert und die modernen Szenen den Zuschauer immer wieder aus der eigentlich tollen Immersion der Fantasy-Welt reißen. Die neue BBC- und HBO-Serie ist zwar besser als die Verfilmung aus dem Jahr 2007 (5/10) und Fantasy-Fans dürfen gerne einen Blick riskieren, auf mich wollte der Funke jedoch nicht ganz überspringen.

 

7/10


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Poster&Trailer: © BBC