Narcos: Mexico - Staffel 2

Staffelfinale: 13.02.2020 | Anbieter: Netflix | Episoden: 10 | FSK: 18 | Land: MEX, USA | Genre: Krimi, Drama


Kritik

Packt eure Spanisch-Wörterbücher wieder aus, "Narcos: Mexico" geht in die zweite Staffel! Die Krimi-Serie "Narcos" gehört seit 2015 zu den besten Netflix-Serien und hat es sogar in meine Liste der besten Serien des Jahrzehnts geschafft. Die Mutterserie beschäftigte sich in zwei Staffeln mit dem Aufstieg und Fall des berüchtigten kolumbianischen Drogenbosses Pablo Escobar und den Machenschaften seines Medellín-Kartells. In der dritten Staffel übernahm das Cali-Kartell die Hauptrolle und die Geschichte des Kokainhandels in Kolumbien wurde weitergeschrieben. Seit 2018 hat die Spin-off-Serie "Narcos: Mexico" das Zepter übernommen und beschäftigt sich, welch Überraschung, mit dem Drogengeschäft in Mexico. Die erste Staffel erzählte vom Aufstieg des Guadalajara-Kartells unter der Leitung von Miguel Ángel Félix Gallardo. Seine Vision die zahlreichen mexikanischen Drogenkartelle zu vereinen und neben Marihuana auch das kolumbianische Kokain in die USA zu schmuggeln, ging in der ersten Staffel voll auf und der ruhige und berechnende Drogenboss baute sich ein beachtliches Imperium auf. Doch nach dem Aufstieg folgt wie so oft der Fall, womit wir bei der zweiten Staffel von "Narcos: Mexico" wären, die seit dem 13. Februar auf dem Streaming-Dienst abrufbar ist. In dieser kehrt "Narcos: Mexico" nach einer teils etwas lahmen Auftaktstaffel zu alter Stärke zurück.

 

Egal wie groß die Föderation von Miguel Ángel Félix Gallardo (Diego Luna) auch sein mag, am Ende kann ein ein Fehler alles zunichte machen. Im Falle des mexikanischen Drogenbosses ist es der Mord am DEA-Agenten Kiki Camarena (Michael Peña) am Ende der ersten Staffel. Sein brutaler Tod rief am Ende die "Operation Leyenda" ins Leben, mit der die Amerikaner den Tod einer der ihren untersuchen und gleichzeitig auch rächen wollten. "Narcos: Mexico" basiert weiter auf wahren Begebenheiten und setzt direkt nach dem Ende der ersten Staffel wieder ein, im Jahr 1985 und zeichnet den Werdegang des mexikanischen Drogengeschäfts bis ins Jahr 1989 fort. Auf der einen Seite folgen wir einem strauchelnden Miguel Ángel, der es mit ordentlich Gegenwind aus den eigenen Reihen, aber auch mit Gegenwind aus der Politik zu tun bekommt. Dazu kommt die neue Spezialeinheit der DEA um Agent Breslin (Scoot McNairy), die alles daran setzt den Drogenboss zur Strecke zu bringen. Dieses bekannte Katz-und Maus-Spiel ist jedoch nur eine Facette der zweiten Staffel von "Narcos: Mexico", denn darüber hinaus werden viele kleine Nebenschauplätze aufgemacht, wie der schwelende Konflikt zwischen dem Sinaloa-Kartell und dem Tijuana-Kartell (der bis heute in einem heftigen Drogenkrieg andauert) bis hin zur sehr persönlichen Geschichte des Kriminellen Pablo Acosta (Gerardo Taracena), der das Drogenmilieu hinter sich lassen möchte. Alle Geschichten haben dabei eines gemeinsam: Sie sind hochinteressant erzählt. Die feindlichen Dynamiken zwischen den eigentlich vereinten Kartellen sind spannend mit anzusehen, Miguel Ángel bekommt ordentlich Kontra und kämpft verzweifelt um seine Macht und daneben führt die DEA einen aussichtslosen Kampf gegen die Kartelle, inmitten einem Strudel aus Gewalt, manipulierten Wahlen und Korruption.

Der Fall des Guadalajara-Kartells ist dabei spannender als sein Aufstieg. Die erste Staffel von "Narcos: Mexico" hatte mitunter etwas unter seinem lahmen Tempo zu kämpfen, was insbesondere an der Art des Hauptcharakters lag. Miguel Ángel war nunmal keine schillernder Persönlichkeit, mit der ein Pablo Escobar die ersten zwei Staffeln von "Narcos" so überragte. Stattdessen ist der Charakter des Drogenbosses deutlich zurückhaltender und kalkulierter. Seine ruhige Art sorgte jedoch für eine etwas unspektakuläre erste Staffel, die zwar immer noch auf hohem Niveau zu überzeugen wusste, allerdings nicht ganz an die Faszination der Mutterserie heran reichte. Mit der zweiten Staffel kehrt "Narcos: Mexico" aber genau zu jener alten Stärke zurück. Die Handlung und die Charaktere sind mitreißend geschrieben und es steht mächtig etwas auf dem Spiel. Dazu wird gleichzeitig aber auch die Geschichte klug fortgeführt. Charaktere wie der legendäre Drogenboss "El Chapo" (Alejandro Edda) werden von Randfiguren der ersten Staffel zu echten Hauptcharakteren und am Ende der Staffel kann man es kaum erwarten, wie die Geschichte der nun getrennt voneinander operierenden Kartelle weitergeht. Ließt man sich die reale Geschichte eines dieser neuen Hauptcharaktere Amado Carrillo Fuentes (José María Yazpik) auf Wikipedia einmal durch, darf man sich auch sehr auf alles was da noch kommt freuen. Etwaige Abnutzungserscheinungen, wofür einige Kritiker die Serie attackiert haben, habe ich derweil nicht im Geringsten gespürt. Das der Kampf gegen den Drogenhandel aussichtslos ist, sollte jedem Zuschauer klar sein, immerhin tobt auch im Jahr 2020 der Drogenkrieg ungehindert weiter und fordert dabei sogar mehr Opfer denn je. Dennoch sind die Geschichten so spannend und auch lehrreich erzählt, dass Netflix hoffentlich noch viele weitere Staffeln in Auftakt gibt.

Denn weiterhin ist die Serie außerordentlich hochwertig produziert. Die Achtziger-Jahre Atmosphäre ist regelrecht spürbar, die mexikanischen Schauplätze sehen toll aus und auch die Action hat nichts von seiner Durchschlagskraft verloren. Der hohe Gewaltgrad beschönigt dabei nichts, weiterhin ist die Spin-off-Serie etwas expliziter als die Mutterserie, was sich auch in der höheren Altersfreigabe bemerkbar macht (Auch die zweite Staffel ist wieder nur für Erwachsene freigegeben). Allen die bisher noch nicht mit der Serie in Berührung kamen, kann ich dabei nur sagen: Schreckt nicht vor den Untertiteln zurück, denn diese zu lesen lohnt sich. Weiterhin sind weit über die Hälfte der Serie auf Spanisch mit deutschen Untertiteln, der Glaubwürdigkeit und Atmosphäre kommt diese Entscheidung immer noch zu Gute. Wer will kann dabei auch gerne mit "Narcos: Mexico" anfangen. Zwar kann ich es nur empfehlen zuerst die Mutterserie zu schauen, zumal einige Charaktere der Mutterserie in "Narcos: Mexico" Gastauftritte absolvieren, man versteht die Handlung der Serie aber auch ohne "Narcos" vorher gesehen zu haben.

 

Fazit

In der zweiten Staffel kehrt "Narcos: Mexico" zu alter Stärke zurück. Nachdem der Aufstieg von Drogenboss Miguel Ángel Félix Gallardo in der ersten Staffel zeitweise etwas zu lahm vonstattenging (8/10), kann die spannende Handlung und ihre interessanten Charaktere nun wieder vollends überzeugen. Die von einigen kritisierten Abnutzungserscheinungen habe ich dabei nicht gespürt, ganz im Gegenteil. Trotz des Wissens dass der auch heute noch tobende Drogenkrieg nie gewonnen werden kann, gehört die auf wahren Begebenheiten basierende Geschichte weiterhin zum besten was Netflix zu bieten hat. Die hochwertige Produktion und die tollen Darsteller sorgen darüber hinaus für einen hervorragenden Gesamteindruck, der die zweite Staffel wieder auf das brillante Niveau der Mutterserie (9/10) hievt. Die Ausgangsposition am Ende der zweiten Staffel ist darüber hinaus mehr als spannend und ich kann es kaum erwarten in einem Jahr wieder meine nicht vorhandenen Spanisch-Kenntnisse aufzufrischen.

 

9/10


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Poster&Trailer: © Netflix