Star Trek: Picard - Staffel 1

Staffelfinale: 27.03.2020 | Anbieter: Prime Video | Episoden: 10 | FSK: 12 | Land: USA | Genre: Sci-Fi, Abenteuer


Kritik

"Der Weltraum - unendliche Weiten. Dies sind die Abenteuer des neuen Raumschiffs Enterprise...". Unter anderem mit diesen Worten begann von 1987 bis 1994 die Serie "Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert". Darin trat Patrick Stewart alias Jean-Luc Picard als neuer Captain der Enterprise das schwere Erbe von William Shatner alias James T. Kirk an, der zuvor die Hauptrolle in der legendären Science-Fiction-Reihe inne hatte. Doch Stewart spielte sich schnell in die Herzen aller Trekkies und stand seinem Vorgänger somit in nichts nach. Neben der TV-Serie folgten von 1994 bis 2002 vier Kinoauftritte der neuen Enterprise-Crew, danach war Schluss. Eine Rückkehr hatte Stewart lange Zeit ausgeschlossen, doch nun kehrt die britische Schauspielikone nach 18 Jahren doch noch einmal zurück in die unendlichen Weiten des Weltraums. In der neuen CBS-Serie "Star Trek: Picard", die hierzulande auf Prime Video ausgestrahlt wird, will es ein gealterter Picard noch einmal wissen und dank der Rückkehr vieler alter Bekannter dürfte die Serie für alle Trekkies schon interessanter sein als "Star Trek: Discovery". Trotzdem verschenkt auch "Star Trek: Picard" viel von seinem Potenzial beim immer wieder schwächelnden Drehbuch.

 

Vor dem Start der Serie war ich mir nicht sicher wie groß meine Leidenschaft für das "Star Trek"-Franchise sein würde. Als Kind habe ich viele der alten Episoden mit Jean-Luc Picard gesehen, jedoch niemals chronologisch oder geschweige denn eine ganze Staffel. Umso erstaunter war ich wie groß die nostalgischen Gefühle letzten Endes doch waren, die "Star Trek: Picard" in mir heraufbeschworen hatte. Gleich in der ersten Szene der Serie erwartet den Zuschauer nicht nur die Rückkehr von Picard, sondern auch von meinem Lieblingscharakter Commander Data und sorgte damit direkt für einen großen Gänsehaut-Moment. Ein Umstand der sich auch im Verlauf der Serie nicht legen sollte. Die Wiedersehen mit Rückkehrern wie Picards rechter Hand Will Ryker (Jonathan Frakes) sind allesamt emotional und herausragend gut in Szene gesetzt und gerade in diesen nostalgischen Momenten weiß "Star Trek: Picard" besonders zu überzeugen. Daneben wird dieses alte "Star Trek"-Feeling jedoch nur selten heraufbeschworen. Immerhin sind seit "Die nächste Generation" nunmehr 26 Jahre vergangen und die Art Serien zu machen hat sich in dieser Zeit grundlegend verändert. Das alte Feeling der beinahe billigen Sets wird sich in der heutigen Zeit nur schwer heraufbeschwören lassen und so geht "Picard", wie auch schon "Star Trek: Discovery", neue Wege. Trotz seines Status als Admiral der Sternenflotte, pflegt Picard mit seinem einstigen Arbeitgeber keine gute Beziehung mehr. Und so ist er auch auf sich allein gestellt, als eines Tages die mysteriöse junge Frau Dahj vor seinem Haus in den idyllische Weinbergen steht und ihn um Hilfe bittet. Picards Hilfsbereitschaft führt ihn aber auch ohne die Hilfe der Sternenflotte zurück in den Weltraum, wo der alteingesessene Captain etliche Dramen und Verschwörungen erwarten. Nach einem starken Staffelauftakt, tut sich "Picard" erst einmal schwer damit, seine Geschichte in Gang zu bringen. Die neue Crew des Admirals muss erst einmal eingeführt werden und die neue Welt erst einmal geordnet werden. Das braucht ein paar Episoden in denen "Picard" eher in gemächlichen Gewässern schippert, ehe die Handlung zum Ende hin dann endlich anzieht und spätestens im kontroversen Staffelfinale wieder das alte "Star Trek"-Feeling aufkommen lässt. Kontrovers deshalb, weil die Macher einige schwerwiegende Entscheidungen treffen die nicht alle aufgehen. Welche das sind, soll an dieser Stelle natürlich nicht verraten werden. Nur so viel: Die Drehbuchautoren haben es sich am Ende schwerer gemacht als es nötig gewesen wäre und sich aus dieser Sackgasse für alle Beteiligten herauszuschreiben, gelang ihnen nur mit einigen Logiklücken und fragwürdigen Entscheidungen. Generell leidet die Staffel immer wieder darunter, dass einige der neuen Story-Elemente nicht richtig funktionieren. Ein paar Wendungen wirken arg konstruiert und Entscheidungen der Charaktere nicht immer nachvollziehbar. Dazu bleiben die Bösewichte verdammt eindimensional. Insgesamt verschenkt die Serie dadurch eine Menge von ihrem Potenzial, denn in Sachen Humor, Action und Nostalgie weiß die Serie immer wieder zu überzeugen. Letzten Endes ist "Star Trek: Picard" immer dann am stärksten wenn die Serie die Nostalgiekeule schwingt, während die neuen Elemente sich nicht immer nahtlos einfügen. Unterhaltsam sind die zehn Episoden der Science-Fiction-Serie aber trotzdem.

Dafür sorgt auch die gelungene Optik der Serie. Wie zuvor schon erwähnt sind die billigen Sets früherer Serien verschwunden und nun durch einen deutlichen hochwertigeren Look ersetzt worden. Die CGI-Effekte sehen toll aus und sämtliche Szenen im Raumschiff oder auf fremden Planeten sind absolut authentisch. Der Soundtrack bleibt weitestgehend im Hintergrund, rezitiert aber immer wieder die klassischen Melodien von früher und verstärkt damit den Nostalgiefaktor noch einmal.

Auf der Seite der Darsteller sticht natürlich vor allem Patrick Stewart heraus. Der Brite verkörpert den diplomatischen Captain so überzeugend wie eh und je und bildet, wie es der Titel der Serie natürlich auch suggeriert, das eindeutige Herzstück der Serie. Seine Performance und sein geliebter Charakter sorgen für tolle Momente wann immer er zu sehen ist. Daneben fallen die weiteren Crew-Mitglieder etwas zurück. Hier wissen vor allem Santiago Cabrera als exzentrischer Captain, der darüber hinaus gleich in mehreren Ausführungen seines selbst zu sehen ist, sowie Michelle Hurd als Leutnant Raffi mit ihren Alkoholproblemen und die nah am Wasser gebaute Wissenschaftlerin Agnes (Alison Pill) zu überzeugen. Weniger gelungen sind hingegen die recht steifen Darbietungen von Evan Evagora als Picards Beschützer Elnor und leider auch Isa Briones in ihrer mysteriösen Rolle als Dahj. Von den ohnehin flachen Bösewichten ganz zu Schweigen.

 

Fazit

"Star Trek: Picard" ist immer dann am stärksten, wenn die Serie die Nostalgiekeule schwingt. Die zahlreichen Wiedersehen mit den altbekannten Charakteren werden an kaum einem Trekkie spurlos vorüber gehen und sorgen im Verbund mit dem wie immer tollen Patrick Stewart für eine ordentliche Portion Gänsehaut. Die eigentliche Story fällt demgegenüber aber deutlich ab. Obwohl einem die neue Crew im Laufe der Zeit ans Herz wächst, trüben einige Logiklücken und Drehbuchschwächen die eigentlich unterhaltsame Serie. Auch die neueste "Star Trek"-Serie verschenkt dadurch wieder eine Menge Potenzial, hat mir aber, trotz der gleichen Wertung, noch einen Tick besser gefallen als "Star Trek: Discovery" (7/10). Für alteingesessene Trekkies ist die Serie sicherlich einen Blick wert, alle neuen Zuschauer können auf Grund des fehlenden Nostalgiefaktors aber getrost einen Bogen um "Star Trek: Picard" machen.

 

7/10


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Poster&Trailer: © CBS