The Mandalorian - Staffel 1

Staffelfinale: 01.05.2020 | Anbieter: Disney+ | Episoden: 8 | FSK: 12 | Land: USA | Genre: Action, Abenteuer, Sci-Fi


Kritik

Disney+ ist da! Mit dem Start des neuen Streaming-Dienstes, der die Marken Star Wars, Marvel, Disney und Pixar unter einem Dach vereint, geht der Streaming-Krieg gegen Netflix erst richtig los. Doch wie wir alle in den vergangenen Jahren gelernt haben, sind bekannte Filme und Serien zwar ganz nett, letztlich steht und fällt ein gelungenes Portfolio aber mit seinen exklusiven Inhalten. Zum US-Start schickte der Mäusekonzern daher seine erste "Star Wars"-Realserie an den Start. Deutsche Fans mussten jedoch fast ein halbes Jahr länger auf "The Mandalorian" warten, kommen nun aber ebenfalls in den Genuss der acht Episoden umfassenden Serie. Und für die hat Disney richtig Geld in die Hand genommen. Das geschätzte Budget von 100 Millionen Dollar sieht man der Serie zu jedem Zeitpunkt an, darüber hinaus hat die Serie aber nicht wirklich viel zu bieten. Wie schon die letzten Kinofilme von Disney, mutiert auch "The Mandalorian" zu einer Enttäuschung. Die tolle Optik, zahlreiche Action-Szenen und ein süßer Baby Yoda können einfach nicht über die erneuten erzählerischen Schwächen des Werks hinweg täuschen. Das dann auch noch der Hauptcharakter erstaunlich blass bleibt, tut sein übrigens. So verkommt die erste Staffel von "The Mandalorian" zu einem mittelmäßigen Serien-Event, was angesichts des Talents vor und hinter der Kamera überaus Schade ist.

 

"Ach "Star Wars", was ist nur aus dir geworden?!" Diese Frage habe ich mir bei meiner Kritik zum großen Finale der Skywalker-Saga im Dezember gestellt, nachdem "Der Aufstieg Skywalkers" wie schon sein Vorgänger ein Rohrkrepierer war. Vier Monate später steht fest, dass ich mit meiner Meinung nicht nur der einzige war. Auch am weltweiten Box Office mutierte "Der Aufstieg Skywalkers" zwar nicht zum Flop, 1 Milliarde Einspiel beim Finale, nachdem man mit 2,1 Milliarden bei "Star Wars 7" gestartet war, sprechen aber eine deutliche Sprache. Hoffnung machten lediglich die euphorischen Stimmen zu "The Mandalorian". Sollte es der "Star Wars"-Reihe also ausgerechnet mit einer Serie gelingen aus der Misere auszubrechen? Die ernüchterte Antwort nach acht Episoden "The Mandalorian": Nein, das gelingt nicht. Dafür fehlt es einfach an einer guten Handlung, beziehungsweise muss man dreiviertel der Serie auf eine Handlung sogar gänzlich verzichten. Wo bei "Der Aufstieg Skywalkers" also zu viel Story in einen Film gepresst wurde, wurde nun zu wenig in die knapp fünf Stunden lange Serie gesteckt. Die Rahmenhandlung der Serie passt wohl auf eine DIN-A4-Seite, was an sich erstmal gar kein großes Drama sein muss. Immerhin kann man mit interessanten Figuren, spannenden Nebenhandlungen und einigen übergeordneten Fragen problemlos auch ohne große Story-Sprünge die Zuschauerschaft bei Laune halten. Nichts davon passiert jedoch in "The Mandalorian". Von Anfang bis Ende bleibt die Serie eine oberflächliche und vorhersehbare Angelegenheit und sorgt eigentlich nie wirklich für Spannung. Zumal die beiden Hauptcharaktere ohnehin kilometerdicke Plot Armour besitzen. Das Auftauchen von Baby Yoda am Ende der ersten Episode ist dann auch die einzige Überraschung der Serie, die auf Grund des viel früheren Startdatums in den USA natürlich längst im Internet gelandet ist und somit selbst den letzten Hinterwäldler hierzulande erreicht haben dürfte. Das ist zwar schade, dadurch dass diese Überraschung bereits in der ersten Episode erfolgt, insgesamt aber verschmerzbar. Fortan sind der schweigsame Kopfgeldjäger und sein kleiner, grüner Freund also gemeinsam unterwegs um...Ja um was eigentlich? Ein roter Faden oder ein Ziel auf dass die Serie hinsteuert, sucht man als Zuschauer vergebens. Erst in der letzten Episode wird ein Ziel in Aussicht gestellt, wodurch die erste Staffel von "The Mandalorian" wie eine Prolog-Staffel wirkt. Ob sich diese erzählerischen Schwächen auch in der zweiten Staffel fortsetzen bleibt abzuwarten. Was dann hoffentlich ausgemerzt wird, sind die unerträglichen Füllepisoden. Trotz einer geringen Laufzeit von lediglich acht Episoden, die mit einer Länge von 30-45 Minuten darüber hinaus sehr kurz sind, tragen gleich drei Episoden nichts zur Haupthandlung bei. In den Episoden 4-6 herrscht vollkommener Leerlauf und die "Star Wars"-Serie wird zu einem reinen Procedural mit einem "Abenteuer der Woche"-Prinzip. Tatsächlich kann man gerade die Episoden 5 und 6 problemlos überspringen ohne auch nur irgendetwas zu verpassen. Verschmerzbar wäre es, wenn diese an Nebenquests in Videospielen erinnernden Episoden eine interessante Geschichte erzählen würden. Die Geschichten um eine Gruppe eindimensionaler Schurken oder einem Nachwuchs-Kopfgeldjäger, sind jedoch genauso platt wie uninteressant. Spannung kommt in diesen Episoden jedenfalls keine auf.

Auch die Charaktere wachsen einem nicht wirklich ans Herz und sind höchstens noch als "nett" einzustufen. "Narcos"- und "Game of Thrones"-Star Pedro Pascal spielt den titelgebenden Mandalorianer, den man unter seiner Maske jedoch nicht zu Gesicht bekommt. Zwar kennt sich die "Star Wars"-Reihe mit komplett maskierten Charakteren aus, in diesem Fall geht die Rechnung jedoch nicht wirklich auf. Mando bleibt erstaunlich blass und Sympathien weckt der kurz angebundene Kopfgeldjäger auch nicht wirklich. Der Star der Show ist ohnehin ein anderer: Baby Yoda. Die Merchandising-Mitarbeiter werden bei der Vorstellung des kleinen Rackers wohl vor Glück vom Stuhl gefallen sein. In der Serie bekommt er dann aber erstaunlich wenig zu tun. Ja, Baby Yoda sieht süß aus und darf ab und an seine Machtfähigkeiten einsetzen, das wars dann aber auch schon. Für die beiden Hauptcharaktere der Serie bleiben Mando und Baby Yoda verdammt uninteressant. Auch von den meisten Nebencharakteren wird kaum einer länger in Erinnerung bleiben, zumal die meisten nur eine Episode da sind. Immerhin hat man mit dem deutschen Schauspieler Werner Herzog, "Breaking Bad"-Bösewicht Giancarlo Esposito, "Rocky"-Star Carl Weathers und der Ex-MMA-Kämpferin Gina Carano keine Unbekannten gecastet. Dazu kommen die Stimmen von Nick Nolte und dem frischgebackenen Oscarpreisträger Taika Waititi, der sogar bei der letzten und besten Episode der Serie Regie führt. Während die genannten eine solide Figur abgeben, gibt es allerdings auch noch den einen oder anderen Totalausfall zu bemängeln. Gerade die miesen Auftritte von Jake Cannavale als Nachwuchs-Kopfgeldjäger und "Harry Potter"-Star Natalia Tena als nervige Messerkillerin, sind unter der Kategorie "peinlich" abzustempeln. 

Bei aller Kritik macht "The Mandalorian" aber auch einiges richtig. Gerade auf technischer Ebene ist die Serie über jeden Zweifel erhaben. 100 Millionen Dollar soll die Produktion der Serie verschlungen haben und das viele Geld sieht man der Serie auch zu jeder Zeit an. Optisch steht "The Mandalorian" selbst den aktuellen Kinofilmen in nichts nach, auch wenn man auf aufwändige Action-Setpieces wie beispielsweise dem Lichtschwertkampf in den Wellen oder das Finale mit der gigantischen Luftschacht aus "Star Wars 9" natürlich verzichtet. Möglich macht das eine neue Technologie die erstmals im Film "Oblivion" verwendet wurde. Die Produktion setzt nämlich auf den Einsatz von LED-Wänden wodurch sämtliche Location-Drehs kostengünstig im Studio produziert werden konnten. Diese revolutionäre Technik wird vermutlich noch in vielen kommenden Filmen und Serien verwendet werden. Interessierte können sich die spannende Technik in einigen sehenswerten Behind-the-Scenes-Videos aus YouTube näher ansehen."Iron Man"-Regisseur Jon Favreau fungiert bei "The Mandalorian" als Showrunner und entwickelt sich damit so langsam zu einem technischen Pionier wie James Cameron, nachdem er bereits die "König der Löwen"-Realverfilmungen komplett in einer Virtual Reality-Umgebung gedreht hatte. Nur das Schreiben von Drehbüchern sollte Favreau noch einmal üben, immerhin schrieb er zu fast allen Episoden die Story. Zum Abschluss muss ich "The Mandalorian" jedoch noch einmal loben und zwar für seinen fantastischen Soundtrack. Dieser ist das beste Element der Serie und stammt von Ludwig Göransson, der unter anderem den oscarprämierten Score zum MCU-Hit "Black Panther" beigesteuert hat. Göranssons Soundtrack ist anders als alles was bisher in "Star Wars" zu hören war. Statt ständig John Williams zu zitieren, geht der Schwede völlig neue Wege und liefert damit sogar den besten "Star Wars"-Soundtrack, seit "Die Rache der Sith" ab. 

 

Fazit

Auch die erste "Star Wars"-Realserie mutiert zur Enttäuschung. Das Hauptproblem: "The Mandalorian" besitzt über weite Strecken keine Handlung und bleibt ebenso oberflächlich wie vorhersehbar. Gerade die desolaten Procedural-Episoden 4-6, in denen die Haupthandlung keinen Schritt vorwärts kommt und die dazu mit einigen peinlichen schauspielerischen Darbietungen aufwarten, stechen negativ heraus. Erst in den letzten beiden Episoden zieht die Story wieder an, sorgt aber auch da nicht für Begeisterungsstürme. Das liegt auch am blassen Hauptcharakter der unter seiner Maske kaum Sympathien weckt und an Baby Yoda, der zwar süß aussieht und ab und an seine Machtfähigkeiten nutzt, darüber hinaus aber nichts zur Serie beiträgt außer die Merchandising-Verkäufe anzukurbeln. In Sachen Optik ist "The Mandalorian" allerdings über jeden Zweifel erhaben und steht selbst den aktuellen Kinofilmen in nichts nach. Dazu überzeugt der für "Star Wars" ungewöhnliche Soundtrack von Ludwig Göransson, der mir sogar besser gefallen hat als die letzten Scores von John Williams. Unter dem Strich ist die westernartige und actionreiche Serie von "Iron Man"-Regisseur Jon Favreau also ein klassischer Blender. Die hohen Bewertungen kann ich jedenfalls nicht im Geringsten nachvollziehen.

 

6/10


Kommentare: 0

Poster&Trailer: © Walt Disney