Star Wars: Visionen

Staffelstart: 22.09.2021 | Anbieter: Disney+ | Episoden: 9 | FSK: 12 | Land: JAP, USA | Genre: Anime | Originaltitel: Star Wars: Visions


Kritik

Kurz nach dem Ende von "Star Wars: The Bad Batch", geht die Sternenkrieger-Saga auf Disney+ schon wieder in die nächste Runde. Für das neueste Kapitel im "Star Wars"-Universum entfernt man sich jedoch vom typischen Animationsstil eines "The Clone Wars" und überlässt stattdessen sieben japanischen Anime-Studios das Ruder. Heraus kommt eine Anthologieserie im "Love, Death & Robots"-Stil, mit neun Episoden mit einer Länge von 13-22 Minuten. Das ganze Serienvergnügen dauert daher nicht länger als ein gewöhnlicher Film und dafür ist das Experiment durchaus gelungen. Obwohl die qualitativen Unterschiede riesig sind und man sich teils große Freiheiten nimmt (Was Kanon-Anhängern überhaupt nicht gefallen wird), ist der "Star Wars"-Anime interessant genug um auch einen Anime-Skeptiker wie mich zu überzeugen. Und wenn es nur für zwei großartige Episoden ist...

 

Zu Beginn der Anthologieserie serviert Disney ein echtes Highlight: "Das Duell" (8/10) begeistert vor allem auf visueller Ebene und kombiniert einen alten schwarz-weiß Look, mit bunten Farbtupfern im "Sin City"-Style. Doch die Episode sieht nicht nur unfassbar gut aus, sondern hat mit dem Reisenden auch einen mysteriösen Charakter an Bord, über den ich gerne mehr erfahren würde. Einziger Kritikpunkt an der Episode ist die Bösewichtin, deren Lichtschwert-Schirm (!) doch etwas befremdlich wirkt. Dank der tollen Action, weiß die Auftaktepisode insgesamt jedoch sehr zu überzeugen.

Bei der zweiten Episode "Tatooine Rhapsodie" (5/10) fällt es mir hingegen schwer überhaupt etwas Positives zu finden. Angelehnt an den Titel des Queen-Biopics "Bohemian Rhapsody", dreht sich die Episode um eine Rockband, die vor dem Podracer-Rennen von Jabba einen legendären Auftritt hinlegt. Statt an die Super Bowl-Halftime-Show, erinnert der Auftritt dank des unsäglichen "Gesangs" aber eher an Helene Fischers Auftritt vor dem DFB-Pokal. Für dieses Konzert muss man sicher kein Ticket lösen!

Wer von Lichtschwert-Schirmen nicht genug bekommen kann, ist bei der dritten Episode "Die Zwillinge" (6/10) gut aufgehoben. Diese erzählt die Geschichte zweier Sith-Zwillinge, die mit vereinten Kräften ungeheurere Energien freisetzen können, sich dabei jedoch zerstreiten. Was folgt ist eine Over-the-Top Action-Orgie im Weltall, inklusive Lichtschwert-Peitschen (!). Mein Fall war die übertriebene Action definitiv nicht, obwohl ich den Beginn der Geschichte durchaus interessant fand.

Deutlich geerdeter und naturverbunden kommt "Die Braut des Dorfes" (7/10) daher. Dort kehren zwei geheimnisvolle Beobachter in ein fremdes Dorf ein, dass von Separatisten unterdrückt wird. Die ruhige Geschichte um zwei Geschwister von denen eine sich opfern will und die andere sich dem Feind lieber stellen würde, ist insgesamt gelungen, bleibt dabei aber auch relativ überraschungsarm.

Dafür ist "The Ninth Jedi" (9/10) nicht arm an Überraschungen, ganz im Gegenteil. Die fünfte und längste Episode der Serie hat mich komplett begeistert. Zum einen weil sie am meisten an einen "Star Wars"-Film erinnert, zum anderen weil die Geschichte ungemein spannend und wendungsreich ist. Die Episode spielt nach dem Ende der Skywalker-Saga und schickt acht einsame Jedi auf eine Raumstation, die dem Ruf (trotz der Gefahr in eine Falle zu tappen) folgen, in Hoffnung dass der Jedi-Orden wieder auferstehen kann. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten, denn neben seinen tollen Twists, überzeugt die Episode mit einem super-interessanten Lichtschwert-Konzept und tollen Action-Einlagen. Die beste Episode der Serie!

Direkt nach diesem Highlight folgt dann aber auch wieder ein echtes Lowlight. "T0-B1" (5/10) handelt von einem Androidenjungen, der zusammen mit einem Professor auf einem Wüstenplaneten lebt. Während dieser den Planeten bepflanzen möchte, ist es der Traum von T0-B1 einmal ein Jedi-Ritter zu werden. Dieser Weg wird jedoch nicht nur im Schnellverfahren abgehandelt, die Episode ist darüber hinaus sehr kindlich geraten. Die hektisch-erzählte Geschichte konnte folglich nichts in mir auslösen.

Deutlich besser ist da schon die Episode "Der Alte" (7/10). Dort werden ein Jedi-Meister und sein Padawan von einer Erschütterung der Macht heimgesucht, die die beiden zu einem entlegenen Planeten führt. Die Dynamik zwischen den beiden Jedis weiß zu gefallen und auch der folgende Lichtschwert-Kampf ist überaus gelungen in Szene gesetzt. Eine sehenswerte Episode.

"Lop&Ocho" (6/10) wiederum spielt auf einem vom Imperium ausgebeuteten Planeten, in dessen Zentrum jedoch ein Familiendrama steht. Die Konfrontation der beiden Schwestern geht einem allerdings selten ans Herz und das Charakterdesign ist gewöhnungsbedürftig. Der Familienkonflikt bietet folglich nur mäßige Unterhaltung.

Und auch die letzte Episode "Akakiri" (6/10) vermag nur mäßig zu unterhalten. Visuell ist die letzte Episode sicher die am wenigsten ansprechendste, da weder die braune Farbgebung, noch die steifen Animationen überzeugen können. Die Story um einen von Visionen geplagten Jedi, der sich einem mächtigen Feind stellen muss, hat hingegen Potential, was auf Grund der Kürze der Episode aber kaum abgerufen werden kann.

 

Fazit

"Star Wars: Visionen" ist Disneys Antwort auf den Netflix-Hit "Love, Death & Robots" (7/10). Sieben japanische Anime-Studios dürfen sich in neun Episoden und losgelöst vom Kanon austoben. Das Ergebnis erinnert 1:1 an das Netflix-Vorbild, da die qualitativen Unterschiede sehr groß ausfallen. Während mich die beiden Episoden "Das Duell" und "The Ninth Jedi" absolut begeistert haben und ich gerne eine Fortsetzung oder sogar einen kompletten Film der beiden Geschichte hätte, wissen andere Episoden wie "Tatooine Rhapsody" oder "T0-B1" überhaupt nicht zu überzeugen. Insgesamt ist die Serie jedoch sehenswert, da alle Episoden zusammengerechnet nur etwas länger als zwei Stunden dauern und dafür ist das Anime-Experiment interessant und gelungen genug. Fans von Animes (zu denen ich normalerweise nicht zähle) werden ohnehin begeistert sein, "Star Wars"-Puristen werden sich hingegen des Öfteren an den Kopf fassen. Wer Lichtschwert-Schirme und -Peitschen nicht von vorneherein ablehnt, darf jedoch gerne einen Blick riskieren.

 

7/10


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Poster&Trailer: © Walt Disney