Das Buch von Boba Fett - Staffel 1

Staffelfinale: 09.02.2022 | Anbieter: Disney+ | Episoden: 7 | FSK: 12 | Land: USA | Genre: Sci-Fi | Originaltitel: The Book of Boba Fett


Kritik

Nachdem "Solo: A Star Wars Story" ein Jahr zuvor bewiesen hatte, dass auch "Star Wars"-Filme an den Kinokassen unter gehen können und gerade das enttäuschende Finale der Sequel-Trilogie anlief, machte das beliebte Franchise nur wenige Jahre nach der Disney-Übernahme seine schwerste Krise durch. Wenn da "The Mandalorian" nicht gewesen wäre, der im Gegensatz zu "Der Aufstieg Skywalkers" die richtigen nostalgischen Töne traf und das Franchise in den Sanddünen abgelegener Planeten wieder erden konnte. Seitdem hat nicht ein neuer "Star Wars"-Film einen Starttermin erhalten, dafür stehen mit "Das Buch von Boba Fett" und der heiß-erwarteten "Obi-Wan Kenobi"-Serie bereits die nächsten Serienableger auf Disney+ in den Startlöchern. Nun soll es also der alte Kopfgeldjäger noch einmal richten, der für mich seinen besten Auftritt in "Angriff der Klonkrieger" hinlegte. Die Verstrickungen von Boba Fetts Vater mit den Klonarmeen und sein unrühmliches Ende brachten mir den Charakter näher als sonst, denn die Faszination des Kopfgeldjägers hat sich mir ansonsten nie erschlossen. Und daran ändert auch "Das Buch von Boba Fett" nichts, denn die neue "Star Wars"-Serie kann immer nur dann überzeugen, wenn Boba Fett nicht zu sehen ist.

 

Wir erinnern uns: Eigentlich hatte Boba Fett (Temuera Morrison) in "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" das zeitliche gesegnet, ehe er in "The Mandalorian" wieder von den Toten auferstanden ist. "Das Buch von Boba Fett" erzählt zum einen die Geschichte seines Überlebens, zum anderen von seiner Machtübernahme des Palastes von Jabba. Gemeinsam mit seiner rechten Hand Fennec Shand (Ming-Na Wen) versucht Boba nämlich die kriminelle Unterwelt von Tatooine unter seine Kontrolle zu bringen.

Wie sehr der Erfolg von "The Mandalorian" mitunter die Zukunft des Franchise geprägt hat, zeigt "Das Buch von Boba Fett" sehr gut, denn die Serie erinnert mit ihrem Look und der Atmosphäre schon sehr an ihren direkten Vorgänger. Die staubigen Dünen von Tatooine machen als Setting zwar nicht allzu viel her, passen aber gut zum nostalgischen Flair, den die Serie vermitteln möchte. Ich hoffe nur, "Obi-Wan Kenobi" geht in eine andere Richtung, denn in den Weiten des "Star Wars"-Universums gibt es viel zu viel Abwechslung, um immer nur auf Wüstenplaneten zu verharren. Trotzdem sieht die "Boba Fett"-Serie sehr gut aus und der Mix aus praktischen und computergenerierten Effekten kann sich zu jeder Zeit sehen lassen. Das lässt sich von den Actionszenen nicht immer behaupten. Die meisten Szenen wie der Überfall auf einen Zug oder der große Monsterkampf im Finale sind sehr gut inszeniert, allerdings leistet sich die Serie auch den einen oder anderen Schnitzer. So ist das seelenlose Geballere vor eben jenem Monsterkampf maximal uninspiriert und gerade die Verfolgungsjagd einer Motorradgang mit vier quietschbunten Speedern ist an Lächerlichkeit kaum zu überbieten. Meistens zeichnet sich dafür "Sin City"- und "Machete"-Regisseur Robert Rodriguez verantwortlich, der drei der sieben Episoden inszeniert, die wie seine gesamte Filmografie Licht und Schatten bereit halten.

Das gilt übrigens auch für die Story, die einiges an Licht, aber leider vor allem Schatten mit sich bringt. Die Geschichte des Kopfgeldjägers war bereits in der Original-Trilogie irrelevant, wo Boba Fett gerade einmal in elf Szenen zu sehen war und magere vier Sätze sprechen durfte. Seine Faszination ging überwiegend von seiner geheimnisvollen Präsenz aus, was auch besser war, denn nun, wo der Charakter endgültig entmystifiziert wird, ist klar, dass nie wirklich viel unter der Maske schlummerte. Auch in seiner eigenen Serie bleibt Boba Fett erstaunlich blass und kann mit seiner Machtübernahme von Jabbas Palast nur für wenig Interesse sorgen. Von der soliden Hintergrundgeschichte um Bobas Zeit bei den Tuskenräubern einmal abgesehen, manifestierte sich mein Eindruck, dass Fett zu den langweiligsten Charakteren des "Star Wars"-Universums gehört, immer weiter. Und so ist es kein Wunder, dass dem Kopfgeldjäger gleich reihenweise die Show gestohlen wird. Allen voran zeichnet sich dafür der Mandalorianer verantwortlich, der in Episode 5&6 direkt die Hauptrolle übernimmt. Eine seltsame Entscheidung seitens der Verantwortlichen, dem Charakter, der ohnehin schon eine zweiteilige Serie besitzt, hier so viel Zeit einzuräumen und damit den eigentlichen Hauptcharakter in die Ecke zu drängen. Letzten Endes geht die Entscheidung aber auf, denn so kann "Das Buch von Boba Fett" zumindest in zwei bis drei Episoden Interesse generieren. Gerade die erstklassig inszenierte sechste Episode von Dave Filoni ist dabei ein Fest für alle Fans der Reihe, da hier so richtig das "Star Wars"-Feeling aufkommt und die Serie für einige starke Momente sorgt. Wer auf "Star Wars" steht oder "The Mandalorian" verfolgt, der kommt um die letzten drei Folgen also nicht herum, die ersten vier kann man sich hingegen getrost sparen, ohne irgendetwas verpasst zu haben. Als Boba-Fett-Serie hat "Das Buch von Boba Fett" also versagt, als "Star Wars"-Serie ist das Ganze unter dem Strich aber ganz unterhaltsam geworden.

 

Fazit

"Das Buch von Boba Fett" ist immer dann am stärksten, wenn Boba Fett nicht zu sehen ist. Dieser Umstand macht die neue "Star Wars"-Serie zu einer bizarren Angelegenheit. Ich konnte die Faszination für den Charakter zwar noch nie nachvollziehen, dass der Kopfgeldjäger nun aber auch in seiner eigenen Serie völlig blass und uninteressant bleibt, erstaunt mich aber schon. Und so ist es einem im actionreichen Finale auch völlig egal, ob der Hauptcharakter nun das Zeitliche segnet oder nicht. Als Boba-Fett-Serie versagt das "Das Buch von Boba Fett" also auf ganzer Linie. Wie es besser geht, zeigen die Episoden 5&6, in denen sich die Serie zu "The Mandalorian" Staffel 2.5 entwickelt und kurioserweise dem Mandalorian und Grogu das Feld überlässt. Das ist dann auch der Moment, wenn das solide Western-Setting dem typischen "Star Wars"-Feeling weicht, was für einige tolle Momente und viel Gänsehaut sorgt, obwohl mir die finale Entscheidung eines Charakters nicht gefällt. Die sieben Episoden führen dadurch zu einer komischen ersten Staffel, die lange nur vor sich hinplätschert und oft nur mit ihren gelungenen Actionszenen punkten kann (Von der miserablen "Vespa"-Verfolgungsjagd einmal abgesehen). Dank des mandaloreanischen Exkurses kann man "Das Buch von Boba Fett" einen gewissen Unterhaltungswert aber auch nicht absprechen.

 

6/10


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Poster&Trailer: © Walt Disney