Black Panther: Wakanda Forever

Kino: 09.11.2022 | Laufzeit: 161 Minuten | FSK: 12 Land: USA | Genre: Superhelden, Action


Kritik

1,3 Milliarden Dollar an den weltweiten Kinokassen, drei Oscars und als erster Superheldenfilm überhaupt eine Nominierung als „Bester Film“. Zu behaupten, dass „Black Panther“ vor vier Jahren zu einem unerwartet großen Phänomen wurde, ist weit untertrieben, bedenkt man den enormen kulturellen Einfluss, den der erste schwarze Superheld des MCU gerade auf die schwarze Bevölkerung nahm. Doch im August 2020 stand die Filmwelt plötzlich unter Schock, als der erst 44-jährige Hauptdarsteller Chadwick Boseman seinem Krebsleiden erlag. Und so muss sich Regisseur Ryan Coogler nicht nur mit dem Erfolg seines gelungenen Auftakts messen, ihm wird auch die schwere Aufgabe zuteil, Boseman eine Art filmisches Denkmal zu setzen. Passend dazu nennt sich die Fortsetzung schlicht „Wakanda Forever“, dem Ausruf mit den verschränkten Fäusten vor der Brust, der mit dem ersten Teil zum Symbol wurde. Allzu emotional fällt sein Abschied jedoch nicht aus und auch was das Drehbuch angeht, hat „Wakanda Forever“ mit einigen Problemen zu kämpfen.

 

In „Black Panther: Wakanda Forever“ fällt das Königreich nach T'Challas Tod in eine tiefe Trauer, während sich die Feinde Wakandas das entstandene Macht-Vakuum zunutze machen wollen und nach den wertvollen Vibranium-Ressourcen greifen. Gefahr geht dabei vor allem von der geheimnisvollen mexikanischen Zivilisation Talokan aus, die unter ihrem Anführer Namor aus den Tiefen des Ozeans auftaucht.

Mit einer Laufzeit von 161 Minuten ist „Wakanda Forever“ sogar vier Minuten länger als „Eternals“ und damit der längste Film aus der vierten Phase des MCU. Uns so viel kann ich schon mal sagen: Ähnlich wie das umstrittene Werk von Chloe Zhao ist auch dieser Film schlicht zu lang geraten. Das größte Problem liegt beim aufgeblasenen und recht chaotischen Drehbuch, dem zahlreiche Aufgaben zuteilwerden. Zum einen muss sich „Wakanda Forever“ um den Tod und das Erbe von T'Challa kümmern und einen neuen Black Panther einführen. Eine Aufgabe, der Ryan Coogler einigermaßen gerecht wird, auch wenn der Abschied von Chadwick Boseman längst nicht so emotional ausfällt wie beispielsweise der von Paul Walker bei „Fast&Furious 7“ und sich die Neubesetzung von Shuri (Letitia Wright) eher wie Dienst nach Vorschrift anfühlt. Ich hätte mir einfach gewünscht, dass „Wakanda Forever“ noch mehr auf das bedeutsame Erbe von T'Challa/Boseman eingegangen wäre. Zum anderen soll der Film aber auch eine klassische Superheldengeschichte erzählen, die sich um Bösewicht Namor dreht, der sich trotz kleiner Flügelchen an den Knöcheln nicht der Lächerlichkeit preisgibt. Sein Unterwasservolk Talokan wirkt etwas wie die Marvel-Version von „Aquaman“ und gewährt mit seinen blauhäutigen Bewohnern und Unterwasserszenen schon mal einen Vorgeschmack auf den Mega-Blockbuster „Avatar: The Way of Water“ der in einem Monat in die Kinos kommt. Da bereue ich es fast, den Film nicht in 3D gesehen zu haben, denn dieser Direktvergleich wäre sicherlich spannend gewesen. Da die Motivation des Bösewichts durchaus gegeben ist, haben wir es hier mit einer soliden Geschichte zu tun, an Michael B. Jordans Killmonger aus dem Vorgänger reicht Namor allerdings nicht heran. 

Aber dann muss „Wakanda Forever“ auch noch das MCU voranbringen, was den Film ernsthaft überfrachtet. Der Kampf um die Vibranium-Ressourcen wird wohl die "Virbranium-Wars"-Story aus den Comics aufgreifen, die in „Captain America 4“ und „Thunderbolts“ fortgeführt werden könnte. Dazu kommt die Einführung des weiblichen „Iron Man“-Ersatzes „Ironheart“ die bald ihre eigene Serie auf Disney+ bekommt, was auch der einzige Grund ist, warum ihr Charakter hier auftaucht. Das gleiche gilt auch für die einzigen beiden weißen Figuren des Films, gespielt von Martin Freeman und Julia Louis-Dreyfus. Eine Nebenhandlung, die man sich komplett hätte sparen können, die aber sicherlich irgendwo, irgendwie, irgendwann wieder aufgegriffen wird. All diese Nebenschauplätze blähen den Film unnötig auf und die Fortführung der MCU-Maschinerie ist mir noch nie so negativ aufgefallen wie hier. Das ist ein Problem, da sich dadurch ab der Mitte des Films einige Längen einschleichen und sich die üppige Laufzeit definitiv bemerkbar macht. Immerhin verzichtet der Film an vielen Stellen auf den Marvel-typischen Humor, da nicht jede Szene mit einem Gag aufgelöst werden muss. Dadurch kommt „Wakanda Forever“ deutlich ernster als die letzten MCU-Filme daher.

Aus inszenatorischer Sicht behält der Film die Qualitäten seines Vorgängers weitestgehend bei. Die oscarprämierten Kostüme und die Ausstattung zeigen sich auch in der Fortsetzung wieder von ihrer beeindruckendsten Seite, während auch der Soundtrack von Ludwig Göransson die Stimmung des Films wieder sehr gut transportiert. Dazu hat Rihanna mit ihrer gefühlvollen Ballade „Lift Me Up“ den Abspannsong beigesteuert. Dafür ist durchaus auch wieder eine Nominierung drin, insgesamt ist die Songauswahl von „Wakanda Forever“ aber nicht so stark wie noch im ersten Teil. Was die umstrittenen Effekte angeht, zeigt sich „Wakanda Forever“ minimal verbessert, allerdings gibt es auch hier wieder einige Momente, die ihre CG-Herkunft nicht verschleiern können. Viel erstaunlicher ist, dass Regisseur Ryan Coogler in den Actionszenen kaum Akzente setzen kann, denn egal ob im Wasser, an Land oder in der Luft, fällt die Action doch erstaunlich generisch aus. Und um wenigstens ein Wort über die Besetzung zu verlieren: Gerade Angela Bassett liefert als vom Tod ihres Sohnes gebeutelte neue Königin eine ungemein kraftvolle Performance ab, während sich der Rest in etwa auf dem guten Niveau des Vorgängers bewegt. Letztlich fehlt der neuen Hauptdarstellerin Letitia Wright aber schlichtweg die Präsenz ihres Vorgängers.

 

 

Fazit

„Wakanda Forever“ muss den tragischen Tod von Chadwick Boseman verarbeiten und das bedeutsame Erbe des „Black Panther“ fortführen, gleichzeitig aber auch eine klassische Superheldengeschichte um den soliden Bösewicht Namor erzählen. Und dann muss der Film mit dem Kampf um das Vibranium auch das MCU voranbringen, inklusive der unpassenden Einführung von „Ironheart“ vor ihrer Disney-Plus-Serie und der völlig unnötigen Nebenhandlung um Martin Freeman und Julia Louis-Dreyfus, die bestimmt irgendwann fortgesetzt wird. Unter diesem Ballast hat „Wakanda Forever“ vielleicht mehr als jeder andere MCU-Film zu kämpfen und der aufgeblähte Film ist mit seinen 161 Minuten definitiv zu lang geraten. Dazu erreicht das filmische Denkmal für Chadwick Boseman nie die gleiche emotionale Intensität wie einst etwa bei Paul Walker und ich hätte mir gewünscht, dass die enorme Verantwortung von T'Challas Erbe eine größere Rolle spielt. So erreicht „Wakanda Forever“ auch nicht die Qualität seines oscarprämierten Vorgängers, obwohl die Ausstattung, die Kostüme und der Soundtrack von Ludwig Göransson wieder sehr gelungen sind. Und es ist ganz angenehm, dass das recht ernste Werk darauf verzichtet, jede Szene mit einem Gag aufzulösen. Aufgrund des aufgeblasenen Drehbuchs mit einigen Längen ab dem Mittelteil und den lediglich generischen Actionszenen von Regisseur Ryan Coogler, hinterlässt „Wakanda Forever“ nur einen mäßigen Eindruck und gehört damit leider zu den schwächeren Filmen der vierten MCU-Phase.

 

6/10


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Poster&Trailer: © Walt Disney