Sandman - Staffel 1

Staffelstart: 05.08.2022 | Anbieter: Netflix | Episoden: 10 | FSK: 16 | Land: USA | Genre: Fantasy, Horror | Originaltitel: The Sandman


Kritik

Nach Serien wie „The Witcher“ und „Shadow and Bone“ geht auch Netflix' Suche nach dem großen Fantasy-Hit weiter. Nächste Station: Die Graphic Novel „The Sandman“ von Autor Neil Gaiman, dessen Werke wie „Lucifer“ und „American Gods“ bereits in den vergangenen Jahren Recht erfolgreich adaptiert wurden. Bereits in den 90ern und Anfang der 2010er-Jahre gab es zahlreiche Versuche, den als unverfilmbar geltenden Stoff zu adaptieren, dessen Vorlage aus 75 Ausgaben in zehn Sammelbänden besteht. Das aufwendige Serienprojekt ist eine ungewöhnliche Co-Produktion von Warner und Netflix, immerhin besitzt Warner mit dem Netflix-Konkurrenten HBO Max ein eigenes Streaming-Portal, und steht unter der Leitung von „Wonder Woman“-Drehbuchautor Allan Heinberg. Dieser kappt die DC-Verbindungen der Comicvorlage, wo unter anderem auch Batman einen Gastauftritt hinlegte, ist ansonsten aber eine sehr werkgetreue Verfilmung, was angesichts der direkten Beteiligung von Neil Gaiman auch nicht weiter verwunderlich ist. Zumindest habe ich mir das sagen lassen, denn ich persönlich bin mit der Vorlage nicht vertraut! Und während Fans der angeblich meisterhaften Comics angesichts der zehn Episoden frohlocken, hat mich „Sandman“ schwer gelangweilt.

 

Die Fantasy-Serie dreht sich um den Herrscher der Traumwelt, Morpheus oder auch Dream (Tom Sturridge) genannt, der sich nach einem Jahrhundert in Gefangenschaft auf die Suche nach seinen mächtigen Artefakten macht. And that's it... Das ist die Prämisse von „Sandman“, die hoffentlich genauso langweilig klingt, wie sich auch die ganze Serie anfühlt. Das große Problem der Serie ist, dass sie weder mit ihrer Story noch mit ihren Charakteren auch nur einen Funken Interesse in mir erzeugen konnte. Stattdessen mäandert die Handlung in fast schon anthologieartigen Episoden umher, die also eher eine in sich abgeschlossene Kurzgeschichte erzählen, während sich die Rahmenhandlung entweder kaum nach vorne bewegt oder schlichtweg zu vage bleibt. Als jemand, der mit der Vorlage nicht vertraut ist, habe ich mich ständig gefragt, was denn jetzt eigentlich der große Konflikt ist und dadurch auch, was der ganze Quatsch hier überhaupt soll? Meiner Meinung nach bringt „Sandman“ keinerlei Gespür für seine Rahmenhandlung und Konflikte mit, weswegen die ganze Serie eher wie eine zusammenhanglose Fetch-Quest wirkt. Adaptiert werden dabei die ersten 16 Ausgaben bzw. die ersten beiden Sammelbände, wer dadurch auf eine mitreißende Mid-Season-Episode hofft, wird jedoch enttäuscht werden, da sich der Kurzgeschichten-Charakter durch die gesamte Staffel zieht. Klar sind da einige nette Einzelmomente dabei. Highlight ist für mich z.B. die fünfte Episode in einem Diner oder auch das Intermezzo zwischen Dream und einem Unsterblichen, die sich alle 100 Jahre treffen. Diese Momente sind zwar ganz nett, getragen haben diese wenigen Lichtblicke die Serie jedoch nicht.

Zumal die Struktur der Serie auch für die Charaktere ein Problem ist, da bis auf wenige Ausnahmen die Figuren lediglich in einer Episode erscheinen, bevor sie wieder von der Bildfläche verschwinden. So zum Beispiel Charles Dance im Piloten oder Gwendoline Christie als Lucifer Morningstar, neben Johanna Constantine eine von zwei Figuren, die die Macher weiblich gemacht haben, womit nicht alle Zuschauer:innen so glücklich sind. Durch diese Kurzauftritte wächst dem Publikum kein Charakter ans Herz, stattdessen wird man mit der Hauptfigur Dream vertröstet, die zwar oftmals selbst zur Randfigur gerät, allerdings schon das Herz der Serie bildet. Darsteller Tom Sturridge besitzt allerdings die Ausstrahlung einer Scheibe Knäckebrot und sein Charakter ist so kalt, distanziert und damit einfach so unsympathisch, dass es mir völlig egal war, ob er seine drei Artefakte in seiner Fetch-Quest nun findet oder nicht. Und so mangelt es der Serie leider völlig an Sympathieträgern, was im Verbund mit der uninteressanten Geschichte so wenig Interesse bei mir erzeugen konnte, dass ich „Sandman“ nach der siebten Episoden abgebrochen habe! Ein äußerst ungewöhnlicher Zeitpunkt für mich, doch nachdem ich realisiert habe, dass ich die Serie eigentlich nur des Schauens Willen weiter geguckt habe, war es besser, sich die verbleibenden zweieinhalb Stunden zu sparen.

Allerdings (und das will ich an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen) hat die Serie auch ihre ganz kläre Stärken. Und die liegen eindeutig in der visuellen Opulenz. Ordentlich Budget scheint jedenfalls vorhanden gewesen zu sein und obwohl die Effekte nicht perfekt aussehen, hinterlassen die vielen traumartigen Sequenzen einen sehr kreativen und beeindruckenden Look. Und so konnte ich während den schwulstigen, fast einschläfernden Dialogen immerhin auf die nächste opulent bebilderte Szene warten, um mich bis zur siebten Episode durchzukämpfen. Nur die 18er-Freigabe seitens Netflix erschließt sich mir nicht, da „Sandman“ eigentlich ohne großen Gewaltspitzen auskommt (Es sei denn ich habe in den letzten drei Episoden ein Splatterfest verpasst).

 

Fazit

Da ich mit der Comicvorlage nicht vertraut bin, hatte ich keine Ahnung, was mich bei der neuen Fantasy-Serie von Netflix erwarten würde und auch hinterher bin ich nicht viel schlauer. Die Story von „Sandman“ besteht letzten Endes aus mehreren Kurzgeschichten und ist nicht viel mehr als eine simple Fetch-Quest, während die Rahmenhandlung kaum Fortschritte macht und mir viel zu vage bleibt. Ich habe mich jedenfalls ständig gefragt, was denn der ganze Quatsch hier überhaupt soll und was denn eigentlich der große Konflikt ist? Hinzu kommt ein völlig unsympathischer Hauptcharakter, der mit ein paar einschläfernden Dialogen um sich wirft und Nebencharaktere, die ebenso schnell wieder von der Bildfläche verschwinden wie sie gekommen sind. Dadurch konnte „Sandman“ kaum Interesse bei mir erzeugen und ich habe die Serie nach sieben Episoden abgebrochen. Dabei gibt es durchaus gelungene Einzelmomente, wie die Geschehnisse im Diner aus Episode 5 oder die alle 100 Jahre stattfindenden Treffen zwischen Dream und einem Unsterblichen. Hinzu kommt ein opulenter Look, der dank seiner enormen Kreativität und einem angemessenen Budget einiges her macht und damit wenigsten visuell einige Highlights setzten kann. Während „Sandman“ bei Fans der Vorlage und vielen anderen Zuschauer:innen für Begeisterung sorgt, ist die neue Netflix-Serie wohl einfach nichts für mich. Da es der Serie an Sympathieträger:innen und einer mitreißenden Geschichte fehlt, kann ich „Sandman“ auch leider nicht weiterempfehlen.

 

5/10


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Poster&Trailer: © Netflix