The Terminal List - Die Abschussliste

Staffelstart: 01.07.2022 | Anbieter: Prime Video | Episoden: 8 | FSK: 16 | Land: USA | Genre: Action, Thriller


Kritik

Fünf Monate nach dem Serien-Reboot von „Reacher“ erscheint mit „The Terminal List“ die nächste Action-Thriller-Serie bei Prime Video, die auf einer Romanvorlage basiert. Die Serie adaptiert den ersten Band der fünfteiligen, gleichnamigen Buchreihe von Jack Carr, die sich um den Navy-Seal James Reece dreht. Die Figur wird von Hollywood-Star Chris Pratt verkörpert, der sich für „The Terminal List“ in ungewohnte ernste Gefilde begibt. Aber auch hinter der Kamera kann sich die Prime-Serie auf einiges an Talent verlassen, immerhin inszeniert „Training Day“-Regisseur und Actionspezialist Antoine Fuqua die Pilotepisode. Während sich Kritiker vom Serienprojekt des Showrunners David DiGilio unbeeindruckt zeigen, bin ich nach der Sichtung der acht einstündigen Episoden eher aufseiten des Publikums, bei dem der Action-Thriller deutlich besser wegkommt. Denn „The Terminal List“ erfindet das Rad des Genres zwar nicht neu, schnürt aber ein durchaus spannendes und hochwertig inszeniertes Paket.

 

„The Terminal List“ dreht sich um den Navy-Seal und Familienvater James Reece (Chris Pratt), der bei einem Einsatz in Syrien in einen Hinterhalt gerät, der seinem kompletten Team das Leben kostet. Zu Hause angekommen sterben weitere Personen aus dem Umfeld des traumatisierten Soldaten, und es entwickelt sich eine Verschwörung, die bis in die höchsten Kreise der Regierung führt, woraufhin Reece einen blutigen Rachefeldzug startet.

Bereits die Eröffnungsszene macht deutlich, dass es sich bei der Serie von Prime Video nicht um ein typisches Chris-Pratt-Projekt handelt. Statt flotten Sprüchen und einem charmanten Hauptcharakter sehen wir Pratt in einer bierernsten und tragischen Rolle, die vom „Guardians of the Galaxy“-Darsteller einige emotionale Szenen abverlangt. Und während Pratt sicherlich nie zu den begnadetsten Schauspielern seiner Generation gehören wird, liefert er eine überraschend gute Leistung ab. Den hasserfüllten Rachefeldzug und den beinharten Soldaten nimmt man Pratt ebenso ab wie die zahlreichen emotionalen und traumatisierten Momente des Charakters, der von Kopfschmerzen, Gedächtnisschwund und verschwimmenden Erinnerungen geplagt wird. Diese Symptome von James Reece Kriegsrückkehr sind es auch, die die ersten Episoden der Serie so interessant machen. Durch seine Erinnerungslücken wird Reece zu einem unzuverlässigen Hauptcharakter und das Publikum weiß anfangs nicht, ob Reece hier der Gute oder doch der Böse ist. Trotz einer Recht frühen Auflösung dieser interessanten Komponente überzeugt „The Terminal List“ aber auch im weiteren Verlauf der Serie. Sicher reißt einen die Handlung nicht vom Sofa, da sie sich schon am üblichen Verlauf eines Verschwörungsthrillers orientiert, dennoch schafft es „The Terminal List“ für eine gewisse Spannung und damit auch einen guten Unterhaltungswert zu sorgen. Zumal Reece bei seinem Rachefeldzug einige Male eine Grenze überschreitet und durchaus als ambivalenter Charakter betrachtet werden darf.

Neben Chris Pratt versammelt sich ein ansehnlicher Cast um Taylor Kitsch als Reeces CIA-Bruder, Riley Keough als seine Ehefrau sowie Constance Wu als Journalistin, die Reece bei der Aufklärung des Falls behilflich ist. Dazu schlüpft Jay Courtney in die Rolle eines Antagonisten-Geschäftsmannes, Sean Gunn sorgt für eine „Guardians“-Reunion und Arnie-Sohn Patrick Schwarzenegger hat eine kleine Rolle als Soldat inne. Schauspielerische Höchstleistungen darf zwar niemand erwarten, alle Beteiligten liefern jedoch eine solide Performance ab. Zu Höchstleistungen läuft hingegen die geerdete und authentische Inszenierung auf. Übertriebene Actionszenen alá „Call of Duty“ gibt es hier nicht, stattdessen bekommen wir von Antoine Fuqua realistische Action serviert, die mit ihren professionellen Abläufen sehr gut zum realistischen Militär-Setting passt. Zumindest sieht es danach aus, ich selbst habe natürlich keinerlei Erfahrung als Elitesoldat. In jedem Fall zeigt sich eine hohe Produktionsqualität wodurch die Actionserie einen gelungenen audiovisuellen Eindruck hinterlässt und dabei fast gänzlich auf Spezialeffekte verzichtet. Fans von handgemachter und realistischer Action werden also auf ihre Kosten kommen.

 

Fazit

Nachdem ich im Vorfeld keine besonderen Erwartungen an die neue Serie von Prime Video hatte, waren die acht Episoden von „The Terminal List“ doch ziemlich unterhaltsam. Die Romanverfilmung erinnert stark an die erst fünf Monate alte Prime-Serie „Reacher“ konnte mich aber mehr überzeugen als das Serien-Reboot mit Alan Ritchson. Die Action-Thriller-Serie erfindet das Rad zwar nicht neu, kann aber trotz ihrer einfach gestrickten Handlung das Interesse stets aufrecht erhalten und für Spannung sorgen. Der knallharte Rachefeldzug des Navy-Seals James Reece sorgt für einige ambivalente Momente des Hauptcharakters und für eine ungewohnt ernste und emotionale Rolle für Chris Pratt, der sonst gerne den charismatischen Sprücheklopfer gibt. Pratt gehört zwar sicherlich nicht zu den begnadetsten Schauspielern seiner Generation, jedoch liefert der „Guardians of the Galaxy“-Star eine überraschend gelungene Performance ab. Am überzeugendsten fällt jedoch die hohe Produktionsqualität und die geerdeten Actionszenen der Serie aus.  Die unter anderem von „Training Day“-Regisseur Antoine Fuqua inszenierte Serie, der in der Pilotepisode die Richtung vorgibt, setzt auf sehr authentische, übersichtliche und vor allem handgemachte Action, die sehr gut zum realistischen Militär-Setting passt. Nur das Interesse an einer zweiten Staffel hält sich bei mir in Grenzen, denn obwohl die fünfteilige Romanreihe eine Fortsetzung hergibt, hätte ich nichts dagegen, wenn Amazon die am Ende abgeschlossene Geschichte einfach ruhen lässt.

 

 

7/10


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Poster&Trailer: © Amazon