11 Jahre MCU - Das Ende der Infinity Saga

Ein Rückblick auf die 23 Filme des erfolgreichsten Film-Franchise aller Zeiten und wie der Erfolg weitergehen könnte.

Avengers: Infinity War © Walt Disney
Avengers: Infinity War © Walt Disney

April 2019 - 11 Jahre, 23 Filme, aufgeteilt in 3 Phasen. Das Marvel Cinematic Universe (kurz: MCU) hat eine beispiellose Erfolgsgeschichte hinter sich. Aus der klammen Filmsparte des Comic-Riesen, der um zu Überleben die Rechte von "Spider-Man" an Sony und die Rechte der "X-Men" an 20th Century Fox verkaufen musste, ist inzwischen eine wahre Goldgrube geworden. Über 19 Milliarden US-Dollar haben die 23 Filme an den Kinokassen eingenommen. Tendenz steigend, denn mit "Avengers: Endgame" wird das MCU die magische 20 Milliarden Grenze knacken. Disney hat bereits früh die Zeichen der Zeit erkannt und hat im Laufe der ersten Phase Marvel von Paramount übernommen. Beeindruckend an diesen Zahlen sind jedoch nicht die Einspielergebnisse der vier "Avengers"-Zusammenkünfte, sondern die vielen großen Erfolge der Einzelfilme. Wer hätte es denn vor 2008 für möglich gehalten, dass Superhelden wie "Captain Marvel" oder "Black Panther" weltweit über 1 Milliarde Dollar einspielen würden? All das ist der Verdienst von Produzent Kevin Feige, dem Chef des MCU. Feige überblickt die Produktion aller MCU-Filme und sorgt für die Verbindung der einzelnen Filme zu einem großen Ganzen. Ein Blick auf die planlose Konkurrenz von DC oder der hauseigenen "Star Wars"-Reihe zeigt, wie schwierig dieses Unterfangen ist. Unter Feiges Führung ist aber nicht nur ein stimmiges Gesamtbild entstanden, auch die zahlreichen Helden aus der zweiten Reihe wurden im Laufe des immer größer werdenden Hypes zu echten Hits. Nach "Avengers: Endgame" ist es nun aber an der Zeit zurückzublicken auf die drei Phasen des MCU, die offiziell den Namen "The Infinity Saga" tragen. Vom 2008 erschienenen "Iron Man", bis hin zum großen Finale "Avengers: Endgame" aus dem Jahr 2019. An der Seite sind alle Filme aufgelistet, versehen mit meinen Bewertungen.

PHASE 1 (2008-2012)

Was wohl passiert wäre, wenn "Iron Man" 2008 nicht der erste MCU-Film gewesen wäre? Ob die Geschichte einen ebenso erfolgreichen Lauf genommen hätte, wäre "Der Unglaubliche Hulk", den viele durch die spätere Umbesetzung von Edward Norton zu Mark Ruffalo gar nicht auf den Rechnung haben wenn es um das MCU geht, der erste Film gewesen? Oder der bis heute schwächste MCU-Film "Captain America: The First Avenger", mit seinem geradezu lächerlichen Bösewicht und dem überpatriotischen Helden, den Auftakt gemacht hätte? Man weiß es nicht. So startete das MCU auf einer grandiosen Note. Robert Downey Jr. entpuppte sich als die Idealbesetzung für den exzentrischen Milliardär, der mit seinen lockeren Sprüchen und coolen Action den Ton des MCU bestimmte. Dank des zwei Jahre später angelaufenen Nachfolgers wurde "Iron Man" schnell zum Publikumsliebling und Zugpferd der Reihe, die sich in der ersten Phase erst noch ein wenig finden musste. Zusammen mit dem grünen Wutmonster, dem aufgetauten Schildknappen, dem Donnergott höchstpersönlich, sowie den Helden ohne Einzelfilm, Black Widow und Hawkeye, bildete der Eisenmann die erste "Avengers"-Gruppe. Regisseur Joss Whedon machte dabei alles richtig und sorgte für eine grandiose erste Zusammenkunft der Superhelden, die es so auf der Leinwand noch nicht zu sehen gab.

PHASE 1
Iron Man 9/10
Der unglaubliche Hulk 6/10
Iron Man 2 7/10
Thor 7/10
Captain America: The First Avenger 5/10
The Avengers 9/10

PHASE 2 (2013-2015)

2013 startete die zweite Phase des MCU. Der enttäuschende "Iron Man 3" markierte den dritten Einzelauftritt von Downey Jr. im siebten Film. Danach überließ man den anderen Helden das Feld. Der umstrittene "Thor 2" hielt das Niveau seines Vorgängers, während sich die Russo-Brüder mit dem starken zweiten Auftritt von "Captain America", der fast alle Schwächen des Vorgängers ausmerzte, für weitere Aufgaben empfahlen. Das Highlight der zweiten Phase lieferte jedoch James Gunn ab. Viele waren skeptisch ob eines sprechenden Waschbären und seiner laufenden Zimmerpflanze, doch Gunn überraschte alle und lieferte den gefeierten ersten Auftritt der "Guardians of the Galaxy" ab, der wiederum den Ton der dritten Phase des MCU maßgeblich beeinflussen sollte. Jedoch war lange nicht alles Gold was glänzt. Joss Whedons zweiter "Avengers"-Film enttäuschte an den Kinokassen und qualitativ. Gegen die drei anderen "Avengers"-Auftritte wirkt Teil 2 auch rückblickend lediglich wie Füllmaterial für die große Bedrohung durch Thanos. Abgeschlossen wurde die Phase jedoch durch den ersten Auftritt von "Ant-Man". Bis heute nicht der beliebteste der Helden, sehenswert waren der Film dank der kreativen Action-Einfälle aber dennoch.

PHASE 2
Iron Man 3 6/10
Thor: The Dark Kingdom  7/10 
The Return of the First Avenger  8/10 
Guardians of the Galaxy 9/10 
Avengers: Age of Ultron 7/10 
Ant-Man 7/10 

PHASE 3 (2016-2019)

Die dritte Phase des MCU, die erstmals 11 und nicht 6 Filme beinhaltete, wurde von "Captain America 3" eröffnet, der für viele Fans der eigentliche zweite "Avengers"-Film ist. In "Civil War" spalten sich die "Avengers" und es kommt zum Kampf, erneut stark eingefangen von den Russo-Brüdern. Danach übernahm Benedict Cumberbatch die Rolle von "Doctor Strange" und die "Guardians of the Galaxy" bekamen einen ebenfalls extrem unterhaltsamen zweiten Auftritt spendiert. Dann betrat 2017 "Spider-Man" die Arena. Ein Deal zwischen Disney und Sony, die mit den beiden "The Amazing Spider-Man"-Filmen alles andere als zufrieden waren, ermöglichte dem wohl beliebtesten Marvel-Helden einen durchaus gelungenen Einstieg ins MCU. "Thor 3" hob sich stilistisch klar von seinen beiden düsteren Vorgängern ab und sorgte für einen endgültig einheitlichen Stil der MCU-Filme. 2018 folgte dann das Jahr des MCU. "Black Panther" übertraf alle Erwartungen und war in den USA sogar erfolgreicher als der heiß-erwartete "Avengers: Infinity War". Bei der Oscar-Verleihung schrieb der erste schwarze Marvel-Held Geschichte. Als erste Comicverfilmung war "Black Panther" als bester Film nominiert und nahm insgesamt drei Auszeichnungen mit nach Hause. Das wahre Highlight war jedoch der dritte "Avengers"-Film. Den Russo-Brüdern gelang ein herausragender Blockbuster in dem endlich einmal etwas auf dem Spiel stand. Thanos' Fingerschnippen ist schon jetzt legendär und machte den Film für mich zum Meisterwerk. Die einzige Comicverfilmung neben "The Dark Knight" die von mir jemals die volle Punktzahl bekam. Dagegen wirkte der zweite Film von "Ant-Man" und der erste weibliche Solo-Flm "Captain Marvel" wieder eher wie Füllmaterial auf dem Weg zum großen Finale "Avengers: Endgame". Im dreistündigen Finale hieß es nun Abschied nehmen von einigen geliebten Charakteren. Der Film war zwar nicht frei von Schwächen, den Russo-Brüdern gelang trotzdem ein großartiger Abschluss. Wobei die dritte Phase, warum auch immer, erst mit "Spider-Man: Far From Home" endete, der direkt an "Endgame" ansetzte und die Geschichte um Spider-Man und seinen verlorenen Mentor gekonnt fortführte.

PHASE 3
The First Avenger: Civil War 8/10
Doctor Strange 7/10
Guardians of the Galaxy Vol. 2 8/10
Spider-Man: Homecoming 7/10
Thor: Tag der Entscheidung 7/10
Black Panther 7/10
Avengers: Infinity War 10/10
Ant-Man and the Wasp 6/10
Captain Marvel 6/10
Avengers: Endgame 8/10
Spider-Man: Far From Home 7/10

Bleibt die Frage wie lange die Erfolgsgeschichte noch weitergeht? Vereinzelte Zwischenrufe nach Superhelden-Müdigkeit gibt es schon lange, an den Box Office-Zahlen hat sich das jedoch noch nicht ausgewirkt, zumal das MCU weiterhin ohne Flop auskommt. Doch nach "Avengers: Endgame" steht das MCU am Scheideweg: Können die Abgänge vieler beliebter Helden aufgefangen werden oder ist das Publikum irgendwann doch satt vom stets gleichen Spektakel? Zumal das MCU immer weiter wächst und sich demnächst nicht mehr nur auf der Kinoleinwand abspielen wird. Mehrere Marvel-Serien wie "WandaVison", "The Falcon and the Winter Soldier" und "Loki" sind bereits für den neuen Streaming-Dienst Disney+ angekündigt und sollen anders als bisher auch direkte Auswirkungen auf das MCU haben. Auf der einen Seite eine spannende Idee das MCU auf ein zweites Medium wie Serien auszuweiten, auf der anderen Seite wird es für den normalen Zuschauer immer schwieriger auf dem aktuellen Stand zu bleiben. Disneys Kauf von 20th Century Fox wiederum, wird es beliebten Superhelden wie den "X-Men" und "Deadpool" ermöglichen ebenfalls zum MCU zu gehören. Auf den ersten MCU-Auftritt der neuen Helden werden wir uns jedoch noch eine Weile gedulden müssen. Umso wichtiger wird es für Kevin Feige und Co. werden, für genügend Abwechslung zu sorgen um die Filme stets frisch wirken zu lassen. Statt uninspirierte Pflichtfilme wie "Ant-Man and the Wasp" oder "Captain Marvel" abzuliefern, sollte man wieder mehr kreativen Leuten wie James Gunn freie Hand geben und den Einzelfilmen generell mehr Bedeutung zukommen lassen. Wie großartig die Filme werden wenn für die beliebten Helden wirklich etwas auf dem Spiel steht, haben die letzten beiden "Avengers"-Auftritte eindrucksvoll bewiesen. Dazu würde ich mir persönlich wünschen, dass man auch das wohl größte Problem der Filme angeht: Die schwachen Bösewichte. Mit Ausnahme von Loki, Killmonger und Thanos gab es fast ausschließlich austauschbare Bösewichte in den Filmen. Wenn sich das MCU in diesen Punkten ein wenig weiterentwickelt wird es so schnell sicher keine Superhelden-Müdigkeit geben. So oder so bin ich mir aber sicher, dass die Ära des Marvel Cinematic Universe noch lange nicht vorüber ist.


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