Das neue PS Plus ist kein Game (Pass) Changer

Warum das neue PS Plus dem Game Pass keine Konkurrenz macht und Sony das trotzdem egal sein kann.

Eine neue Ära für PlayStation Plus © Sony
Eine neue Ära für PlayStation Plus © Sony

Juni 2022 - Fünf Jahre nach der Einführung des Xbox Game Pass erscheint am 23. Juni endlich Sonys Antwort auf Microsofts extrem beliebten Abo-Service. Das neue PlayStation Plus vereint die bisherigen Dienste um PS Plus und PS Now und schnürt mit drei unterschiedlichen Modellen ein umfangreiches Paket. Wieso das neue PlayStation Plus dem Game Pass trotzdem nicht das Wasser reichen kann, Sony das Abo-Modell (noch) nicht braucht und womöglich sogar die langfristig gesündere Strategie verfolgt, erfahrt ihr hier:

„Spider-Man: Miles Morales“ ist im PS Plus Extra- und Premium-Abo enthalten © Sony
„Spider-Man: Miles Morales“ ist im PS Plus Extra- und Premium-Abo enthalten © Sony

Was bietet das neue PS Plus?

Das neue PlayStation Plus - Abo bietet euch drei Optionen. PS Plus Essential (8,99€ für 1 Monat / 24,99€ für 3 Monate / 59,99€ für 12 Monate) ist das seit Jahren bekannte Standard-Abo, dass es euch ermöglicht, im Online-Multiplayer zu spielen und Zugriff auf den Cloud-Speicher sowie exklusive Rabatte gibt. Und auch die monatlichen Gratis-Spiele (2x PS4 und 1x PS5) kehren wieder zurück. PS Plus Extra (13,99€ für 1 Monat / 39,99€ für 3 Monate / 99,99€ für 12 Monate) bietet euch alle Essential-Vorteile und Zugriff auf einen Katalog aus 400 PS4- und PS5-Spielen, darunter Titel wie „God of War“ und „Spider-Man: Miles Morales“. Die dritte und letzte Stufe PS Plus Premium (16,99€ für 1 Monat / 49,99€ für 3 Monate / 119,99€ für 12 Monate) bietet euch wiederum alle Vorteile eines Essential- und Extra-Abos. Zudem wird der Katalog um einige PS1-, PS2- und PSP-Klassiker erweitert und die Möglichkeit des Cloud-Streamings freigeschalten. Damit könnt ihr zusätzlich PS3-Spiele und den Rest des ca. 740 Spiele umfassenden Katalogs streamen, von den PS5-Titeln einmal abgesehen. Obendrauf gibt es noch sogenannte Game-Trials, also Demo-Versionen bekannter Spiele, die es euch erlauben, Titel wie „Cyberpunk 2077“ und „Horizon Forbidden West“ einige Stunden lang anzuspielen.

Im Vergleich dazu bietet euch der Game Pass für PC oder Konsole (je 9,99€/Monat) ebenfalls Zugriff auf einen riesigen Spiele-Katalog, inklusive Xbox Game Studios-Titel am Tag der Veröffentlichung und exklusive Rabatte. Mit dem Game Pass Ultimate (12,99€/Monat) könnt ihr den Großteil des Katalogs auch über die Cloud streamen. Außerdem sind in der Ultimate-Variante Xbox Live Gold enthalten, das Pendant zu PS Plus Essential sowie EA Play mit einer Bibliothek voller EA-Spiele wie „FIFA 22“ und „Star Wars Jedi: Fallen Order“.

Auf „God of War Ragnarök“ werden Fans erstmal verzichten müssen © Sony
Auf „God of War Ragnarök“ werden Fans erstmal verzichten müssen © Sony

Sony braucht das Abo-Modell (noch) nicht

Im direkten Vergleich der beiden Abo-Modelle fallen vor allem zwei Dinge auf: Im Gegensatz zum Game Pass werden Spiele zum Release kein Teil von PS Plus werden und trotzdem liegen die Preise über denen der Xbox. Zumindest bei der monatlichen Abrechnung, wer sich 12 Monate lang an PS Plus binden möchte, kann gerade bei der Premium-Variante ein konkurrenzfähiges Abo zum Game Pass Ultimate finden. Obwohl Sony damit ein umfangreiches Paket schnürt, reicht es dennoch nicht an das beliebte Angebot des Game Pass heran. Aus Sicht des japanischen Unternehmens muss es das aber auch gar nicht, da sie nicht nur in Sachen Konsolenverkäufe seit Jahren die Nase vorne haben, sondern auch mit ihren beliebten AAA-Titeln eine sehr erfolgreiche Infrastruktur etablieren konnten. Da kann Microsoft gerne Activision Blizzard für fast 70 Milliarden Dollar aufkaufen, an die Zugkraft der PS-Exklusiv-Titel kommen die Xbox-Spiele (bisher) nicht heran. Entsprechend aggressiv fällt die Strategie des Unternehmens im Vergleich zur eher konservativen Strategie von Sony auch aus. Für Microsoft sind die milliardenschweren Käufe und der Game Pass eine Investition, um in der Zukunft PlayStation den Rang ablaufen zu können. Sony hat bereits in der Gegenwart ein so gut funktionierendes System, dass sie ein solches Abo-System (noch) nicht brauchen. Auch wenn es an der Zeit war, die beiden bisherigen Dienste zu verschmelzen und eine Alternative zum Game-Pass-Hype zu liefern.

„Stray“: Ausnahmen bestätigen die Regel © BlueTwelve Studios / Annapurna Interactive
„Stray“: Ausnahmen bestätigen die Regel © BlueTwelve Studios / Annapurna Interactive

Ist Sonys Strategie langfristig die Gesündere?

Meiner Meinung nach erweckt das Sony-Modell aber auch den gesünderen Eindruck. Noch finden Spieler:innen beim Game Pass ein wahres Paradies vor, doch zu einer so aggressiven Strategie gehört es nun mal auch zunächst die Kunden und Kundinnen auf die Plattform zu locken und später die Preise zu erhöhen. Irgendwann müssen die milliardenschweren Investitionen ja auch refinanziert werden. Gerade das Beispiel DAZN hat gezeigt, wie schnell ein solcher Dienst vom Good Guy zum Bad Guy werden kann. Ich glaube allerdings auch, dass Microsoft intelligenter als der Sport-Streamer vorgeht und seinen Abonnierenden nicht gleich eine hundertprozentige Preissteigerung um die Ohren haut. In Sachen Nachhaltigkeit sehe ich Sony dennoch klar vorn. Langfristig können sich Vollpreistitel, die zum Release für 10-13€ in einer Flatrate zur Verfügung stehen, einfach nicht rentieren. So sieht das auch Sonys Finanzchef Hiroki Totoki, der bereits ausführte, dass sie in diesem Fall „die Investitionen der AAA-Spiele senken müssten, wodurch sich die Qualität der First-Party-Spiele verschlechtern würde“. Zumal die PlayStation auch mit ihren zahlreichen älteren Spielehits wie „Uncharted“ oder „Ghost of Tsushima“ genügend Zugkraft besitzen dürfte, um Spieler:innen zu ihrem Abo-Modell zu locken. Und ganz auf Release-Titel verzichten müssen Abonnierende wiederum auch nicht, zumindest wenn es sich um Spiele von kleinen Teams handelt. So wurde bereits angekündigt, dass das Katzen-Adventure „Stray“ zur Veröffentlichung am 19. Juli auch bei PS Plus Extra und Premium zur Verfügung steht. Es dürfte also interessant werden, die Entwicklung der beiden Abo-Modelle über die kommenden Jahre zu beobachten. Von reinen PS Now-Nutzer:innen einmal abgesehen, die mit dem neuen Modell statt 9,99€ nun satte 16,99€ pro Monat für das Cloud-Gaming auf den Tisch legen müssen, sind in beiden Fällen ohnehin die Gamer:innen die Gewinner. Denn beide Abos bieten aktuell ein umfangreiches und fair bepreistes Angebot für unzählige Stunden Spielspaß!


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