Gebt uns mehr Spiele-Remakes!

Wie die Horror-Remakes von „Dead Space“ und „Resident Evil“ meine kritische Haltung verändert haben.

„Dead Space“ (2023) © Electronic Arts
„Dead Space“ (2023) © Electronic Arts

November 2023 - Jahrelang war ich bei der Präsentation neuer Videospiele unzufrieden, wenn ein Remake oder Remastered angekündigt wurde. Vermutlich bin ich als Filmfan einfach zu geschädigt von der Flut an misslungenen Neuverfilmungen und wollte nicht, dass dieser Trend auch noch auf die Spieleindustrie überschwappt. Doch wenn die Entwicklung neuer Spiele immer teurer wird, dann gehen Publisher wie die Hollywood-Studios weniger Risiken ein. Immerhin ist der Erfolg aufgrund etablierter Marken und nostalgischen Fans fast schon garantiert. Auch ich konnte mich diesem Trend nicht ewig erwehren, da ich in jüngeren Jahren nicht gerade den erlesensten oder ausgewogensten Spielegeschmack besessen habe. Statt einige der größten Klassiker unserer Zeit zu spielen, habe ich lieber unzählige Stunden in Sportspiele wie „FIFA“ oder Ego-Shooter wie „Battlefield“ gesteckt. Und so kam es dazu, dass ich in letzter Zeit viele legendäre Spiele wie „Dead Space“, „Resident Evil 2&3“, „Mafia“ und mehr nachgeholt habe, die meine Meinung zu Spiele-Remakes komplett umgedreht haben. Denn zur Wahrheit gehört eben auch, dass Remakes wie „Dead Space“ und „Resident Evil 4“ zu den besten Spielen des Jahres gehören. Und das völlig zurecht!

Der gnadenlose Psycho-Terror von „Resident Evil 2“ © Capcom
Der gnadenlose Psycho-Terror von „Resident Evil 2“ © Capcom

Warum Remakes toll sind...

Als „Dead Space“ im Jahr 2008 veröffentlicht wurde, war ich gerade einmal 15 Jahre alt. Angespielt habe ich das Ganze wohl ein bis zwei Jahre später, aber ich sag es euch ganz ehrlich: Ich habe mir beim atmosphärischen Survival-Horror in die Hose gemacht und das Spiel nach rund zwei Stunden wieder beiseitegelegt. Viele Jahre und unzählige Horrorfilme später sah die Lage nun etwas anders aus und ich habe mich gerne mit dem Weltraum-Ingenieur Isaac Clarke auf die USG Ishimura begeben. Zumal oder gerade weil EA dem Spiel ein nahezu perfektes Remake spendiert. Anders als in einem Remaster wird in einem Remake eben nicht nur die Grafik aufgehübscht, die bei „Dead Space“ einen herausragenden Eindruck hinterlässt, sondern das Spiel grundlegend aufgebohrt und neu interpretiert. Bestenfalls aber möglichst nah am Original, da zu viele Veränderungen wie beim „Final Fantasy VII Remake“ das Original zu sehr verwässern können. Wie gerne würde ich den legendären siebten Teil der „Final Fantasy“-Reihe in einem einzelnen Remake zum ersten Mal erleben, aber die auf drei Teile aufgeblähte Story reizt mich nicht wirklich. „Dead Space“ macht es da besser. Entwickler Motive Studios verändert die solide Geschichte kaum, setzt aber genügend neue Akzente, indem sie Isaac erstmals sprechen lassen und teilweise sogar das Layout der Raumstation verändern. Die zahlreichen kleinen Story-, Gameplay- oder einfach nur Quality-of-Life-Verbesserungen hüllen das Spiel dabei in ein zeitgemäßes Gewand. Das Gleiche gilt übrigens auch für die tollen Remakes von „Resident Evil 2&3“ sowie dem ersten „Mafia“-Teil, die den Spielen ebenfalls weit mehr als eine aufgebohrte Grafik bescheren.

Für mich ist die „Mass Effect: Legendary Edition“ eine Enttäuschung © BioWare
Für mich ist die „Mass Effect: Legendary Edition“ eine Enttäuschung © BioWare

... und Remastered-Versionen nicht

Wo Licht ist, gibt es aber auch Schatten und so kann nicht jede Neuveröffentlichung in diesem Maße überzeugen. Teilweise kommen die Remakes auch einfach zu früh, wie „The Last of Us Part I“ bewiesen hat. Das mag zwar auch einen sehr gelungenen Eindruck hinterlassen haben, die Sinnhaftigkeit nur wenige Jahre nach dem Original bereits ein Remake nachzuschieben, darf aber durchaus infrage gestellt werden. Besonders kritisch sehe ich jedoch die Remastered-Versionen. Ja, auch da gibt es positive Beispiele wie „Call of Duty 4: Modern Warfare Remastered“ mit dem ich nach all den Jahren einen wunderbaren zweiten Playthrough hatte. Im Vergleich mit den aufwendigen Remakes wirkt so ein Remaster aber eher lieblos. „Grand Theft Auto: The Trilogy“ sah mit seinen minimalen optischen Verbesserungen und einem desaströsen Release-Zustand wie ein klassischer Cashgrab aus, der im Fahrwasser des Trends genauso versagte wie das enttäuschende „Red Dead Redemption“-Remaster von dem sich so viele ein Remake erhofften. Ganz so schlimm stand es um die „Mass Effect: Legendary Edition“ zwar nicht, enttäuscht haben mich die ersten beiden Teile dennoch. Sieht man sich den Vergleich mit dem „Dead Space“-Remake an, dessen Original nur ein Jahr nach dem ersten „Mass Effect“-Teil erschien, fallen nicht nur die optischen Unterschiede gravierend auf. Ungeachtet dessen, dass ich von der gefeierten Story und ihren beliebten Charakteren bisher ernüchtert bin, wirkt die ganze Trilogie mit ihren altbackenen Animationen und der teils schwammigen Steuerung doch ziemlich aus der Zeit gefallen. Ohne Nostalgiebonus tue ich mich bei „Mass Effect“ überraschend schwer, werde den dritten Teil jetzt aber in Angriff nehmen. Vielleicht überzeugt mich das Finale ja noch vom Gegenteil.

Ach, wie schön wäre ein „Schlacht um Mittelerde“-Remake © Electronic Arts
Ach, wie schön wäre ein „Schlacht um Mittelerde“-Remake © Electronic Arts

Was die Zukunft bereit hält

Ihr seht also: Meiner Meinung nach stehen sich bei Neuinterpretationen alter Spieleklassiker zwei Lager gegenüber. Die Remakes, die mir mit ihren tiefgreifenden Verbesserungen richtig gut gefallen und die Remasters, deren Veränderungen mir schlichtweg nicht weit genug gehen. Umso schöner ist es, dass sich die Industrie eher den Remakes zuwendet. So stehen die Neuinterpretationen von „Star Wars: Knights of the Old Republic“, von dem ich lediglich Teil zwei gespielt habe, „Gothic“, dass ich damals nur angespielt habe und „The Witcher“, wovon ich ausschließlich den dritten Teil kenne, ganz oben auf meiner Liste. Nachdem ich den zweiten Teil so geliebt habe, würde ich mir für die Zukunft aber auch ein richtiges Remake von „Red Dead Redemption“ wünschen und sollten EA und Dice mal auf die Idee kommen, endlich wieder ein gutes „Battlefield“-Spiel machen zu wollen, können sie von mir aus auch einfach „Bad Company 2“ oder „Battlefield 3“ neu auflegen. Mehr braucht es gar nicht. Ganz oben auf meiner Wunschliste steht jedoch ein Strategiespiel: „Der Herr der Ringe: Die Schlacht um Mittelerde“. Von keinem Spiel würde ich mir so sehr ein Remake wünschen wie von meinem persönlichen Strategie-Favoriten, dass es nach dem Verlust der Rechte nirgendwo mehr zu kaufen gibt. Nach Highlights wie „Dead Space“, „Resident Evil“ und Co. ist mein Hunger auf weitere Remakes also groß, zumal ein paar Remakes pro Jahr neue Titel und Ideen nicht ausschließen und sogar Spiele zugänglich machen, die sonst heute kaum noch erhältlich wären. Vorausgesetzt, sie erscheinen weiterhin in dieser hohen Qualität.


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