Guardians of the Galaxy Vol. 3

Kino: 03.05.2023 | Laufzeit: 150 Minuten | FSK: 12 Land: USA | Genre: Superhelden, Action


Kritik

Sechs Jahre liegt der zweite Auftritt der Wächter der Galaxie bereits zurück, jetzt kehren Star-Lord und Co. für ein letztes Abenteuer zurück. Beinahe wäre es aber gar nicht so weit gekommen, denn Regisseur und Drehbuchautor James Gunn wurde nach ein paar kontroversen Twitter-Aussagen aus seiner Vergangenheit im Juli 2018 von Disney gefeuert. Erst durch den Einsatz von Drax-Darsteller Dave Bautista und den eingefleischten Marvel-Fans wurde die Entscheidung rückgängig gemacht. Allerdings drehte Gunn zu diesem Zeitpunkt schon für die Konkurrenz von DC „The Suicide Squad“, eine Partnerschaft, die mit der Spin-off-Serie „Peacemaker“ nicht nur fortgesetzt, sondern massiv ausgebaut wurde. Gemeinsam mit Peter Safran ist Gunn nun sogar der neue Chef des DC-Universums und wird mit „Superman Legacy“ demnächst das Franchise neu starten. Bevor er bei „Superman“ angeblich ernstere Töne anschlägt, erscheint nun aber erst einmal der Abschluss seiner „Guardians of the Galaxy“-Trilogie. Und die ist nach den ganzen MCU-Enttäuschungen der letzten Monate wieder ein echter Volltreffer geworden!

 

„Guardians of the Galaxy Vol. 3“ baut dabei nicht nur auf dem zweiten Teil auf, wo die Sovereign nun den künstlich erschaffenen Bösewicht Adam Warlock (Will Poulter) ins Feld schicken. Auch das „Holiday Special“ der Guardians, das im Dezember erschien, spielt eine Rolle, denn die Truppe hat inzwischen auf Knowhere ihr Hauptquartier eingerichtet. Und dann sind da ja noch die beiden „Avengers“-Filme, über die James Gunn nach eigener Aussage wohl keine kreative Kontrolle hatte. Dort hatte Star-Lord (Chris Pratt) das halbe Universum verdammt und musste den Tod von Gamora (Zoe Saldana) verkraften, die in „Endgame“ in einer alternativen und dadurch entfremdeten Version zurückkehrte.

Mit all dem Story-Ballast kommt James Gunn allerdings gut zurecht, da er die vergangenen Ereignisse zwar immer wieder erwähnt, davon abgesehen aber seine eigene Geschichte erzählt. Und die dreht sich dieses Mal vor allem um die Vergangenheit von Rocket (Bardley Cooper), die in einigen emotionalen und fast schon verstörenden Rückblenden erzählt wird. Generell ist dieser „Guardians“-Film deutlich düsterer als seine knallbunten Vorgänger, was allein schon das erstaunlich zurückhaltende Intro zu den traurigen Klängen eines „Creep“-Covers beweist. Wie die spaßigen Tanzeinlagen der früheren Intros geben die Anfangsminuten auch hier wieder die Richtung vor. Gerade gegen Ende wird das Trilogie-Finale nämlich sehr emotional und James Gunn gelingt ein rührender Abschied für seine beliebte Helden-Truppe. Auf dem Weg dahin präsentiert sich „Guardians of the Galaxy Vol. 3“ aber ganz schön hart für einen FSK 12-Film. Es werden einige verstörende (Tier-)Gestalten eingeführt, es gibt einige überraschend blutige Sequenzen und im englischen Original fällt das erste F-Wort der MCU-Geschichte. Gleichzeitig muss aber keiner auf den beliebten Humor der Truppe verzichten, denn auch das dritte Abenteuer ist wieder ein völlig verrückter Ritt geworden und der Film hat wieder zahlreiche lustige Gags auf seiner Seite. Wie bereits in den Vorgängern funktioniert dabei vielleicht nicht jedes Element dieses wilden Ritts und auch nicht jeder Gag zündet, ich hatte jedoch wieder ungemein viel Spaß mit „Guardians of the Galaxy Vol. 3“ und die 150 Minuten vergingen wie im Flug.

Meine beiden Hauptkritikpunkte betreffen eher die Charaktere und mit Abstrichen auch das Ende. Zum einen ist der Film nämlich ganz schön vollgestopft mit Figuren, da sich aus den Vorgängern inzwischen eine ganz schöne Schar an Charakteren gebildet hat, die auch alle ihren großen Abschiedsmoment spendiert bekommen. Neben Rocket kann auch der Rest der Guardians überzeugen und Antagonist The High Evolutionary (Chukwudi Iwuji) ist wunderbar fies in Szene gesetzt. Allerdings gibt es auch einige Opfer des vollgestopften Films, zu denen neben Sylvester Stallone, der erneut nur in einer kleinen Nebenrolle zu sehen ist, ausgerechnet auch Adam Warlock gehört. Mit dem eigentlich als großer Bösewicht angekündigten Warlock weiß Gunn nach einem eindrucksvollen Start nicht mehr viel anzufangen und Will Poulters Figur verkommt zu einer uninteressanten Randnotiz. Und auch mit dem emotionalen Ende bin ich nicht zu 100% zufrieden, da es sich Gunn schon etwas einfach macht. Mehr will ich dazu aus Spoilergründen aber nicht sagen.

Eingangs habe ich erwähnt, dass der Film einiges besser macht als seine enttäuschenden MCU-Vorgänger. Und dazu gehören auch die Effekte, die sich im Gegensatz zur Greenscreen-Hölle aus „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ und einigen miserablen Effekten aus „Black Widow“ deutlich verbessert präsentiert. Die fremden Planeten und ihre unzähligen CG-Wesen sehen richtig gut aus und gerade ein Rocket ist so glaubhaft in Szene gesetzt, das ich gerne eine Träne für einen CG-Waschbären vergossen habe. Dazu werden auch die Actionszenen gut inszeniert und der passende „Awesome Mix Vol. 3“ schallt aus den Kinolautsprechern, auch wenn er nie so awesome sein wird wie „Vol. 1“.

 

Fazit

Als Marvel vor über neun Jahren einen Film über einen sprechenden Waschbären und einen laufenden Baum ankündigte, habe ich mich noch gefragt, ob Kevin Feige und Co. nun den Verstand verloren hätten. Jahre später sitze ich im Kino und kann eine Träne für den CG-Waschbären nicht zurückhalten. Und als wäre das noch keine Errungenschaft an sich, liefert James Gunn mit „Guardians of the Galaxy Vol. 3“ ein Trilogie-Finale ab, dass seinen Vorgängern in nichts nachsteht. Dank zahlreicher gelungener Gags vergehen die 150 Minuten wie im Flug, gleichzeitig präsentiert sich das dritte Abenteuer aber auch deutlich emotionaler und düsterer als die früheren Teile. Wie in den Vorgängern funktioniert dabei vielleicht nicht jedes Element dieses wilden Ritts, da einige Figuren wie Adam Warlock im vollgestopften Film etwas untergehen und ich mich ein wenig am eigentlich gelungenen Ende des Films störe, allerdings gelingt Gunn ein rührender Abschied für seine Helden. Im Gegensatz zu den zuletzt enttäuschenden MCU-Einträgen stimmt darüber hinaus auch die Qualität der Effekte, die Actionszenen sind toll inszeniert und der „Awesome Mix Vol. 3“ macht seinem Namen wieder alle Ehre. Auch wenn er nie so awesome sein wird wie „Vol. 1“. Für mich ist „Guardians of the Galaxy Vol. 3“ zusammen mit „Avengers: Endgame“ und „Spider-Man: No Way Home“ der beste Film, den das MCU seit „Avengers: Infinity War“ hervorgebracht hat. Allerdings werden mir James Gunn und die „Guardians“ im MCU sehr fehlen.

 

8/10


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Poster&Trailer: © Walt Disney