Ad Astra: Zu den Sternen

Kinostart: 19.09.2019 | Laufzeit: 124 Minuten | FSK: 12 Land: USA, BRA, CHI | Genre: Abenteuer, Sci-Fi | Originaltitel: Ad Astra


Kritik

Erst sein cooler Auftritt in Quentin Tarantinos "Once Upon a Time in Hollywood", jetzt seine Reise in die Weiten des Weltalls: 2019 scheint ganz das Jahr von Brad Pitt zu sein. Der 55-jährige ist zwar einer der größten Superstars in Hollywood und durfte in seiner Karriere bereits einige fantastische Rollen spielen, dennoch ist es in den letzten Jahren verdächtig ruhig um den Schauspieler geworden. Diese Zeit scheint nun jedoch der Vergangenheit anzugehören, denn Pitt meldet sich nun auch mit seinem zweiten Film in diesem Jahr eindrucksvoll zurück. Sein Charakter, Astronaut Roy McBride, und seine Beziehung zu seinem im All verschollenen Vater, bildet das Herzstück des Science-Fiction-Films von Regisseur und Drehbuchautor James Gray. Ein toll aufgelegter Brad Pitt und die gelungene Inszenierung, trösten dabei über einige Schwächen hinweg und machen "Ad Astra" zu einem Highlight des Kinojahres.

 

"Ad Astra" ist sicherlich kein Film für die breite Masse. Anders als seine direkten Genre-Kollegen wie "Interstellar" oder "Gravity" entzieht sich der Film den üblichen Blockbuster-Mechanismen. Zumal der Film mit einem Produktionsbudget von 90 Millionen Dollar dem seltenen Mid-Budget-Segment angehört und damit nicht in den gleichen finanziellen Sphären wie die beiden genannten Filme spielt. Dennoch ist "Ad Astra" der teuerste Film in der Karriere von Regisseur James Gray, der zuletzt mit dem Abenteuerfilm "Die versunkene Stadt Z" nicht so recht überzeugen konnte. Trotzdem trägt der Film unverkennbar die Handschrift des Regisseurs, was sich insbesondere beim Erzähltempo bemerkbar macht. Dieses fällt insgesamt eher langsam und ruhig aus, dennoch wirkt keine Szene zu sehr in die Länge gezogen. Gerade der Schnitt hat hier einen exzellenten Job gemacht und verleiht dem Film eine starke Sogwirkung, dank der man den Blick kaum von der Leinwand nehmen kann. Gepaart mit dem Voiceover von Brad Pitts Charakter, dem zurückhaltenden Soundtrack von Max Richter und den wunderschönen Bildern von "Interstellar"-Kameramann Hoyte Van Hoytema, ergibt sich somit eine fast hypnotische Atmosphäre. Generell ist der Film hochwertig inszeniert, die Actionszenen sehen super aus und vor allem die bunte Farbpalette, von den Rottönen auf dem Mars bis zu den Blautönen des Neptun, weiß zu überzeugen. Auf inszenatorischer Ebene überzeugt "Ad Astra" also voll und ganz, zumindest wenn man sich mit der ruhigen Erzählweise anfreunden kann.

Ganz besonders gefallen hat mir derweil die Geschichte von "Ad Astra", die die intimste Vater-Sohn-Beziehung des Kinojahres erzählt. Ironischerweiße nicht in einem realistischen Setting auf der Erde, sondern bei einer Reise zum Neptun. Diese spielt in der nahen Zukunft und zeigt eine Welt, in der die Menschen sowohl den Mond, als auch den Mars teilweise bevölkert haben (Inklusive Shoppingmeile auf dem Mond!). Derlei Meilensteine oder technologische Fortschritte stehen jedoch im Hintergrund und sind lediglich Mittel zum Zweck, um die Geschichte voranzutreiben. Technische Gedankenspiele bedeuten James Gray nämlich nichts, er fokussiert sich in "Ad Astra" stattdessen ganz auf seinen Hauptcharakter Roy McBride (Brad Pitt), der dem Vorbild seines Vaters gefolgt ist und Astronaut wurde. Sein Vater Clifford McBride (Tommy Lee Jones) ist jedoch auf einer Expedition zum Neptun verschwunden und soll nun von seinem Sohn, die sich seit über 20 Jahren nicht mehr gesehen haben, zurückgeholt werden. Aus dieser Prämisse schafft es James Gray eine emotionale Geschichte zu erzählen, die einige spannende Fragen aufwirft und am Ende auch interessante Antworten liefert, obwohl die Story so unaufgeregt erzählt wird, wie Roy McBride selbst in den schwierigsten Stresssituationen reagiert. Weitere zum Teil namhaft besetzte Nebencharaktere wie Donald Sutherland oder Liv Tyler, bleiben dagegen im Hintergrund, was allerdings eine begrüßenswerte Entscheidung ist. Zur gelungenen Sogwirkung des Films gehört nunmal auch die Story, die dank der Ungewissheit, was Roy am Ende seiner langen Reise erwartet, für genügend Spannung sorgt um über die gesamten zwei Stunden hinweg zu unterhalten. 

Umso aufgesetzter sind die Actionszenen von "Ad Astra". Es wirkt als hätte sich Gray die Story ausgedacht und erst hinterher wäre ihm (oder vielleicht auch dem Studio) aufgefallen, dass man noch ein paar Actionszenen benötigt, um mehr Zuschauer in die Kinos zu locken. Witzigerweiße war es jedoch ausgerechnet die Actionszene auf dem Mond, die in den Kommentaren zum Trailer für Missmut sorgte. Und tatsächlich würde der Film problemlos ohne besagte Szene funktionieren, zumal von den Mondpiraten nie wieder ein Wort gesprochen wird. Noch auffälliger ist der Umstand bei einer spontanen Rettungsmission. Dort unternimmt "Ad Astra" einen kleinen "Alien" bzw. "Life"-Exkurs. Der ist zwar spannend inszeniert, trotzdem hätte man sich diese Szene komplett schenken können weil sie einfach dafür da ist, um mal wieder eine Actionszene eingestreut zu haben. Was auch schade ist, ist der fehlende Realismus im Film. Bei der anfänglichen Explosion der Raumstation sind Geräusche im Weltraum zu hören, was mich direkt gestört hat, und später muss man als Zuschauer bei einem absurden Flug durch ein Asteroidenfeld schon beide Augen fest zudrücken. Hier haben andere Filme wie "Gravity" einfach schon gezeigt, wie man auch mit Realismus mitreißende und dramatische Actionszenen inszenieren kann. Es sind Momente wie diese, die leider zu einem etwas zwiespältigen Gesamteindruck führen, da sie den Zuschauer immer wieder aus der Immersion reißen und "Ad Astra" letztlich Potenzial verschenkt.

  

Fazit

Die Action ist das Hauptproblem von "Ad Astra". Wenn man auf einige völlig unnötige Actionszenen verzichtet hätte (Die Mondpiraten und die spontane Rettungsmission) und gleichzeitig mehr Realismus eingebracht hätte (Kein Sound im Weltall, sowie der absurde Asteroidenflug), wäre aus "Ad Astra" ein sicherer Kandidat für die Top 10 des besten Filme des Jahres geworden. Denn was die tolle Vater-Sohn-Beziehung angeht, die ruhige Inszenierung, die fantastischen Bilder und der toll-aufgelegte Brad Pitt, überzeugt "Ad Astra" voll und ganz. Trotz der genannten Schwächen konnte ich mich dem Sog des Films nicht entziehen und James Gray ist ein wirklich starker Science-Fiction-Film gelungen.

 

8/10


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Poster&Trailer: © Twentieth Century Fox