Jojo Rabbit

Kinostart: 23.01.2020 | Laufzeit: 108 Minuten | FSK: 12 Land: CZE, NZL, USA | Genre: Komödie, Drama


Kritik

Ende gut, alles gut könnte man sagen. Es gab in der Entstehungsgeschichte von "Jojo Rabbit" einen Moment, in dem nicht einmal klar war, ob die Hitler-Satire überhaupt jemals veröffentlicht werden würde. Der neue Film von Taika Waititi, der zuvor den Indie-Film "Wo die wilden Menschen jagen" und den Marvel-Blockbuster "Thor 3" inszenierte, entstand ursprünglich unter dem Banner von 20th Century Fox. Nach der Übernahme von Disney stand plötzlich der risikoscheue und konservative Mäusekonzern hinter der gewagten Komödie und schockierte mit seinen Hitler-Witzen die Verantwortlichen. Ein Glück dass diese dem Film dann aber doch grünes Licht gegeben haben. Die Belohnung folgte nämlich kurze Zeit später: "Jojo Rabbit" wurde für insgesamt sechs Oscars nominiert, darunter in der Hauptkategorie als "Bester Film". Der neue Film des neuseeländischen Regisseurs ist nämlich alles andere als ein geschmacklose Komödie über Hitler und die Nazis, sondern begeistert vielmehr mit seinem cleverem Humor und einer emotionalen Geschichte.

 

"Darf er das?" hat ein berühmter deutscher Comedian einmal gefragt. Darf man Witze über den vielleicht größten Tyrannen der Weltgeschichte reißen und ihn ins Lächerliche ziehen? Ich bin sogar der Meinung man muss, denn was hilft mehr gegen die Geister der Vergangenheit als ein herzhaftes Lachen? Zumal "Jojo Rabbit" nach Filmen wie "Er ist wieder da" oder "Inglourious Basterds" auch nicht der erste Film ist, der auf Hitlers Kosten Witze reißt. Was die Geschichte von "Jojo Rabbit" dabei noch witziger macht: Der Diktator wird im Film von Regisseur und Drehbuchautor Taika Waititi verkörpert, der selbst Jude ist. Seine Version von Adolf Hitler ist der imaginäre Freund des zehnjährigen Jungen Jojo (Roman Griffin Davis) der selbst ein fanatisches Mitglied der Hitlerjugend ist. Bis er eines Tages herausfindet, das seine alleinerziehende Mutter (Scarlett Johansson) ein jüdisches Mädchen (Thomasin McKenzie) in ihrem Haus versteckt. Diese verzwickte Lage ist die Ausgangssituation von "Jojo Rabbit", aus der sich eine mehr als gelungene Geschichte entwickelt. Waititis oscarnominiertes Drehbuch spielt mit den abstrusesten Theorien über Juden, durchgeknallten Nazis und erzählt die eigentlich düstere Geschichte mit ganz viel Witz und noch mehr Herz. Von der herrlichen Situationskomik in Szenen wenn Sam Rockwell und Rebel Wilson ihren Schülern der Hitlerjugend beibringen wie man Krieg führt, bis hin zu den unterhaltsamen Dialogen zwischen Jojo und Hitler. Letzten Endes zünden die Witze fast ausnahmslos und man kann über den Film herzhaft lachen. Eine reine Komödie ist "Jojo Rabbit" dadurch aber nicht. Gerade in der zweiten Hälfte des Films schlägt der Film auch ernstere Töne an und wird zunehmends emotionaler. Auf die humorvollen Szenen folgen dann auch einige schockierende Szenen, in denen dem Zuschauer das Lachen schnell im Halse stecken bleibt. Einige Zuschauer kritisierten dabei, dass dem Film die Balance zwischen dem Humor und der Ernsthaftigkeit nicht gelingt. Meiner Meinung nach meistert "Jojo Rabbit" diesen schwierigen Spagat aber bravourös, weil er sich auf seine großartigen Charaktere verlassen kann, die jede emotionale Wendung glaubhaft verkörpern können.

Ein großer Pluspunkt des Films ist nämlich die herausragende Besetzung. Angeführt vom tollen Kinderdarsteller Roman Griffin Davis, der sich seine Golden Globe-Nominierung redlich verdient hat. Für Scarlett Johansson sprang sogar eine Oscarnominierung als "Beste Nebendarstellerin" heraus. Ihre Doppelnominierung für "Marriage Story" und "Jojo Rabbit" zeigt nicht nur wie sehr sie nach ihrem Leinwandtod in "Avengers: Endgame" aufblüht, sondern auch ihre Vielseitigkeit. Ihre Rolle in diesem Film unterscheidet sich doch sehr von der dramatischen Rolle in Noah Baumbachs Film und Johansson weiß definitiv zu überzeugen. Das gleiche gilt auch für Sam Rockwell, dessen Charakter einfach urkomisch ist und in gewohnter Rockwell-Manier einfach verdammt cool herübergebracht wird. Daneben überzeugen die Darsteller um Rebel Wilson, Alfie Allen, Thomasin McKenzie, Archie Yates und natürlich Taika Waititi. Ein witziges Detail findet sich derweil in der englischen Fassung wieder. Obwohl der Film in Deutschland spielt, sprechen alle Charaktere auf Englisch. Allerdings in einem ebenfalls sehr lustigen deutschen Akzent, der gerade als Deutscher den Filmspaß noch einmal aufwertet.

Auch in den technischen Aspekten weiß "Jojo Rabbit" zu überzeugen. Obwohl der Film im zweiten Weltkrieg spielt und später an Ernsthaftigkeit gewinnt, wird der Film nie brutal. Das FSK 12 ist entsprechend vollends gerechtfertigt. Dazu gab es Nominierungen für den "Besten Schnitt", das "Beste Produktionsdesign" und das "Beste Kostümdesign". Sämtliche Nominierungen sind gerechtfertigt, da Waititis Film nicht nur sehr gut aussieht, sondern dank der tollen Inszenierung die 108 Minuten auch wie im Flug vergehen lässt. "Jojo Rabbit" ist der bislang beste Film des Neuseeländers!

 

Fazit

Der neue Film von Taika Waititi ist alles andere als stumpfer Klamauk. Stattdessen überzeugt die Hitler-Satire mit seiner herrlichen Situationskomik und den witzigen Dialogen, über die man als Zuschauer herzhaft lachen kann. Gerade in der zweiten Hälfte des Films häufen sich dann aber auch die ernsten Szenen, ein Balanceakt der Waititi meiner Meinung nach aber sehr gut gelingt. Dank der herausragenden Darsteller um Roman Griffin Davis, Scarlett Johansson und Sam Rockwell wird aus "Jojo Rabbit" ein frühes Highlight des Filmjahres 2020, das mit ganz viel Witz und noch mehr Herz zu überzeugen weiß. 

 

8/10


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Poster&Trailer: © 20th Century Fox