Army of Thieves

Streaming: 29.10.2021 | Anbieter: Netflix | Laufzeit: 127 Minuten | FSK: 16 Land: DE, USA | Genre: Krimi, Action


Kritik

Matthias Schweighöfer goes Hollywood! Nachdem der 40-jährige über viele Jahre hinweg mit mehr oder weniger lustigen Komödien, die deutsche Filmlandschaft neben Til Schweiger und Elyas M'Barek entscheidend prägte, hat ihm Star-Regisseur Zack Snyder nun zum internationalen Durchbruch verholfen. Dieser hatte Schweighöfer erst im Mai in seiner Zombie-Actionkomödie "Army of the Dead" als ebenso nervöser, wie exzentrischer Safeknacker Ludwig Dieter besetzt, der mit seinem mädchenhaften Gekreische und zahlreichen Witzen schnell zum Publikumslieblings avancierte. Ein Potenzial was Zack Snyder frühzeitig erkannte und Schweighöfer noch während der Dreharbeiten zu "Army of the Dead" den Auftrag gab, mit "Army of Thieves" ein Prequel zu seiner Figur zu inszenieren. Folglich fungiert Schweighöfer hier nicht nur als Hauptdarsteller, sondern auch noch als Regisseur. Und sein englischsprachiges Regiedebüt hat tatsächlich nur noch wenig mit den immer gleichen deutschen Komödien zu tun. Stattdessen ist "Army of Thieves" eine rasante und richtig unterhaltsame Heist-Komödie geworden.

 

Nur fünf Monate nach dem erfolgreichen Franchise-Opener "Army of the Dead", erscheint also direkt ein zweiter Teil des neuen Universums auf Netflix, dass bald durch eine Animationsserie und das Sequel "Planet of the Dead" fortgeführt wird. Der Film dient als Prequel zum Vorgänger und erzählt die Vorgeschichte von Ludwig Dieter (Matthias Schweighöfer), der in Potsdam ein langweiliges Leben als Bankangestellter führt. Bis die geheimnisvolle Kriminelle Gwendoline (Nathalie Emmanuel) in sein Leben tritt, die seine Fähigkeiten als Hobby-Tresorknacker gebrauchen kann. Also schließt sich Ludwig ihrem vierköpfigen Team an und gemeinsam planen sie einen dreiteiligen Heist, der die Truppe quer durch Europa führt.

"Army of Thieves" steht als Heist-Komödie mit einigen rasanten Action-Szenen, in der Tradition anderer Genrevertreter wie "Ocean's Eleven" oder "The Italian Job". Von Zombies ist im Prequel nicht allzu viel zu sehen, lediglich einige weniger gelungene Traumsequenzen und die Berichterstattung über den Ausbruch der Zombieapokalypse in Las Vegas, stellen Verbindungen zum Vorgänger her. Zusätzlich ist der Götterdämmerung-Tresor aus "Army of the Dead", der vierte und letzte in der nach Richard Wagners mehrteiligen Oper benannten Tresor-Reihe. Doch ehe Ludwig diesen im 160-Millionen Dollar Spektakel knackt, sind hier erst einmal die anderen drei Tresore an der Reihe. Eine Hatz die Schweighöfer und sein Team einmal quer durch Europa führt. Von Berlin, über Paris und Prag, bis nach St. Moritz. Der rasante Europa-Trip ist dabei aus mehrerlei Hinsicht interessant. Zum einen bieten die europäischen Schauplätze eine tolle Kulisse für die verschiedenen Heists (ganz besonders die finale Location im malerischen St. Moritz sticht dabei ins Auge), zum anderen sieht "Army of Thieves" wirklich hochwertig produziert aus und vermittelt nicht das Gefühl einer typisch deutschen Produktion. Stattdessen sieht die Komödie wie ein waschechter Hollywood-Film aus und Schweighöfer darf hier mehr denn je seine inszenatorischen Fähigkeiten unter Beweis stellen. Dass diese nämlich durchaus vorhanden sind, zeigt sich eigentlich über die gesamte Länge des Films, da auch die Actionszenen überraschend gut und übersichtlich gefilmt sind. Da springt die Kamera auch gerne mal mit dem Darsteller aus einem Fenster, Spielereien die ich nicht unbedingt erwartet hätte und durchaus die Einflüsse eines Zack Snyders aufzeigen. Ansonsten steht "Army of Thieves" jedoch auf eigenen Beinen und sieht dabei eben verdammt gut aus (Was auch für die zahlreichen CGI-Shots der Tresor-Mechanismen gilt). In Sachen Soundtrack kann sich Schweighöfer auf niemand Geringeren als Hans Zimmer verlassen, der nach "Dune" und "Keine Zeit zu sterben" zusammen mit Steve Mazzaro nun die Musik für einen Schweighöfer-Film beisteuert. Das war bis vor Kurzem auch noch undenkbar. Viel wird allerdings von Mazzaro und nicht vom Großmeister selbst stammen, immerhin bietet "Army of Thieves" bei der Musik nur Standardkost. In einigen Szenen schimmert der typische Action-Score von Zimmer aber durch. 

Dass "Army of Thieves" aber wieder ganz gut bei mir funktioniert hat, liegt weniger an der Handlung, die eine ganz normale Heist-Geschichte erzählt, sondern einmal mehr an den Charakteren. Das fünfköpfige Team sorgt nämlich erneut für jede Menge Spaß. Matthias Schweighöfer trägt den Film problemlos auf seinen Schultern und sein Sidekick-Charakter Ludwig Dieter funktioniert auch als Hauptcharakter erstaunlich gut. Sein Gekreische ist mir jedenfalls nicht auf die Nerven gegangen und auch ansonsten hinterlässt der Deutsche wieder einen sympathischen Eindruck. Ihm gegenüber steht mit "Game of Thrones"- und "Fast&Furious"-Star Nathalie Emmanuel das wohl bekannteste Gesicht aus dem Cast. Emmanuel spielt die Taschendiebin und Anführerin der Truppe souverän und ihre Liebesgeschichte mit Ludwig funktioniert richtig gut. Ironischerweise ist auch Schweighöfers Real-Life-Freundin Ruby O. Fee an Bord, die eine osteuropäische Hackerin spielt und nicht immer überzeugen kann. Daneben sorgt Stuart Martin als Möchtegern-Actionheld im Wolverine-Look für einige Action und Guz Khan bleibt als Fahrer Rolph sehr blass und verweilt damit eher im Hintergrund. Letztendlich ist es die gute Chemie zwischen den Charakteren, die einen Großteil des sehenswerten Films ausmacht, 15 Minuten weniger hätten "Army of Thieves" aber gut getan. Für dass was der Film zu erzählen hat, sind 127 Minuten etwas zu üppig, immerhin fällt er nicht so übertrieben lang aus wie die Snyder-Filme.

 

Fazit

"There is a new Kid in Town!" sagte Jimmy Fallon kürzlich, als Matthias Schweighöfer in seiner US-Talkshow zu Gast war. In Deutschland ist Schweighöfer natürlich kein Unbekannter aber während ich mit seinen deutschen Komödien nicht viel anfangen kann, gefällt mir seine Figur des Ludwig Dieter ausgesprochen gut und Schweighöfer zeigt neben seinem sympathischen Schauspiel, auch seine inszenatorischen Fähigkeiten. Immerhin wirkt "Army of Thieves" nicht wie ein typisch deutscher Film, sondern wie eine waschechte Hollywood-Produktion und der deutsche Export beweist auch in den Actionszenen ein überraschend gutes Händchen. Letzten Endes sind es aber die Charaktere, die den Film sehenswert machen. Die Handlung ist ganz gewöhnliches Heist-Kino und dafür ist "Army of Thieves" auch etwas zu lang geraten, die Chemie zwischen den Charakteren und ganz besonders zwischen Schweighöfer und Nathalie Emmanuel, ist aber sehr gelungen. Insgesamt führt das zu einer gelungenen und richtig unterhaltsamen Heist-Komödie, die ihre Truppe quer durch Europa jagt.

 

7/10


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Poster&Trailer: © Netflix