The Adam Project

Streaming: 11.03.2022 | Anbieter: Netflix | Laufzeit: 106 Minuten | FSK: 12 Land: USA | Genre: Sci-Fi, Action


Kritik

"Stranger Things"-Regisseur Shawn Levy befindet sich weiter auf dem aufsteigenden Ast, denn nach seinem überraschend starken Videospielfilm "Free Guy" aus dem vergangenen Jahr führt er nun Regie bei einem der größten Netflix-Highlights des Jahres: "The Adam Project". Und damit nicht genug, kurz vor dem Streamingstart des Sci-Fi-Blockbusters wurde auch bekannt, dass Levy die Regie beim heißerwarteten "Deadpool 3" übernehmen wird. Dort wird er erneut auf Hauptdarsteller Ryan Reynolds treffen, der hier seinen zweiten Netflix-Film nach "Red Notice" abliefert, wo er neben Dwayne Johnson und Gal Gadot im vergangenen Jahr für den erfolgreichsten Original-Film des Streaminganbieters gesorgt hatte. Und so viel vorweg: Im Gegensatz zu dieser uninspirierten Abenteuer-(Tor)tour ist "The Adam Project" ein deutlich unterhaltsamerer Blockbuster geworden. Das liegt zum einen am launigen Cast um Reynolds, Zoe Saldana, Mark Ruffalo, Jennifer Garner und Neuzugang Walker Scobell, zum anderen daran, dass "The Adam Project" sein Herz am rechten Fleck hat.

 

Bei "The Adam Project" handelt es sich um einen Zeitreisefilm, in dem der Pilot Adam (Ryan Reynolds) aus dem Jahr 2050 in unsere heutige Gegenwart reist und dort seinem jüngeren zwölfjährigen Selbst (Walker Socbell) begegnet. Allerdings sind die beiden nicht allein, sondern werden von bewaffneten Einheiten verfolgt. Um der Bedrohung Einhalt zu gebieten, machen sich die beiden zusammen mit der kampferprobten Laura (Zoe Saldana) auf die Suche nach ihrem Vater (Mark Ruffalo).

Die Handlung des Films klingt nicht sonderlich originell und "The Adam Project" kommt am Ende als ein Mix aus "Terminator", "Star Wars" und den Spielberg-Filmen der 80er-Jahre daher. Die Geschichte um einen Mann der in die Vergangenheit zurückreist um die Zukunft zu verändern ist ebenso alt wie die Idee Reynolds Charakter auf sein jüngeres Selbst prallen zu lassen. Trotzdem ist es genau dieser Part, der bei "The Adam Project" am meisten aufgeht. Die Beziehung zwischen den beiden Adams funktioniert richtig gut, da Ryan Reynolds und Jungdarsteller Walker Scobell eine fantastische Chemie zusammen besitzen und Scobell eine wunderbare und nie aufgesetzt wirkende jüngere Version von Reynolds verkörpert. Hinzu kommt die familiäre Ebene des Films, die sich zum einen um die Vater-Sohn-Beziehung dreht und zum anderen aber auch die Beziehung zwischen der Mutter und ihrem Sohn beleuchtet. Obwohl Jennifer Garner, Mark Ruffalo und Zoe Saldana gar nicht so viel im Film zu sehen sind, macht das Trio ebenfalls eine gute Figur und sorgt dafür, dass "The Adam Project" ganz klar von seinen sympathischen Charakteren lebt. Auch Reynolds Charisma und sein typischer Humor funktionieren hier sehr gut und der Film trifft durchaus auch seine emotionalen Töne, auch wenn sich der Film gegen Ende in keinen kompletten Tearjerker verwandelt. Schwieriger sieht es da schon bei der Sci-Fi-Geschichte aus, denn diese holt sich zahlreiche Anleihen von "Terminator" und kann weniger überzeugen als das Charakterdrama. Entsprechend fällt die erste Hälfte des Films deutlich besser aus, wo die Sci-Fi-Story zunächst vage bleibt, wenn sie später aber in den Fokus der Handlung rückt, macht sich ihre Vorhersehbarkeit und Formelhaftigkeit aber definitiv bemerkbar. So hat sich trotz der kurzen Laufzeit von 106 Minuten in der zweiten Hälfte auch die eine oder andere Länge eingeschlichen, weswegen die schwächere zweite Hälfte nicht mit dem sehenswerten Auftakt mithalten kann.

Neben den tollen Charakteren und der mäßigen Sci-Fi-Story schwächelt "The Adam Project" aber auch in Sachen Action. Nicht dass diese schlecht inszeniert wäre, ganz im Gegenteil, da auch die Effekte gelungen sind, viel mehr stört man sich an ihrem generischen Charakter. Allzu viele Akzente vermag Shawn Levy in den Actionszenen nämlich nicht zu setzen und klaubt sich seine Versatzstücke viel lieber aus Vorbildern wie "Star Wars" zusammen, inklusive Doppel-Lichtschwert! Da wäre deutlich mehr drin gewesen, zumal Levy bei "Free Guy" bewiesen hat, wie er trotz Versatzstücken für kreative Einfälle sorgen kann. Das ist letztlich schade, im Hinblick auf die gute Produktionsqualität der Szenen und der oftmals spaßigen musikalischen Untermalung unterhält "The Adam Project" aber auch in seinen Actionsequenzen.

 

Fazit

Der erste große Netflix-Blockbuster des Jahres kommt wie ein wilder Mix aus "Terminator", "Star Wars" und den Steven Spielberg Filmen der 80er daher. Die Zeitreise-Geschichte ist zwar nicht sonderlich originell und gerade in der zweiten Hälfte schleicht sich durchaus die eine oder andere Länge ein, letztendlich hat der Film aber sein Herz am rechten Fleck. Gerade das Charakterdrama bildet den Kern des Films und überzeugt mit seiner herzerwärmenden familiären Ebene um die gelungene Vater-Sohn-Geschichte. Hinzu kommt die tolle Chemie zwischen Hauptdarsteller Ryan Reynolds und seinem jüngeren Selbst, der von Walker Scobell überaus treffend gespielt wird, sowie die bekannten Nebendarsteller um Zoe Saldana, Mark Ruffalo und Jennifer Garner, die aus ihrer kurzen Screentime erstaunlich viel herausholen. Trotzdem reicht es am Ende nur zu einem soliden Science-Fiction-Film, da die generischen Actionszenen fernab ihrer "Star Wars"-Anleihen zu wenig eigene Akzente setzen können. Damit reicht der Film zwar nicht an Regisseur Shawn Levys Vorgänger "Free Guy" heran, doch "The Adam Project" unterhält als sympathischer Action-Blockbuster mit Herz.

 

6/10


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Poster&Trailer: © Netflix