Biohackers - Staffel 1

Staffelstart: 20.08.2020 | Anbieter: Netflix | Episoden: 6 | FSK: 12 | Land: DEU | Genre: Drama, Sci-Fi


Kritik

Netflix scheint im Jahr 2020 fest in deutscher Hand zu sein. Angeführt von der alles überragenden finalen Staffel von "Dark", kamen mit "How to Sell Drugs Online (Fast)", "Unorthodox", sowie dem erst kürzlich erschienenen Film "Freaks", bereits einige deutsche Stoffe auf dem Portal des Streaming Anbieters. Nun schickt sich mit "Biohackers" erst die dritte deutsche Netflix-Serie an, die bereits wenige Tage nach Release um eine zweite Staffel verlängert wurde. Und das obwohl die Kritiken und ersten Stimmen der Zuschauer lediglich mäßig ausfielen. Entsprechend überrascht war ich während meiner Sichtung, wie gut "Biohackers" sich dann doch schlägt. Die Freiburger Serie kann sich nämlich auf seine beiden Hauptdarstellerinnen verlassen, die sich ein spannendes Duell liefern und die kurzweilige Serie enorm unterhaltsam machen.

 

Interesse hat "Biohackers" vor allem wegen seinem Trailer bei mir geweckt, der durchaus Erinnerungen an "Dark" hervorrief. Aber auch Freiburg als unverbrauchtes Setting, gefiel mir als Badener der nicht weit von Freiburg entfernt wohnt, natürlich sehr gut. Die Zweifel die die mäßigen Kritiken geschürt hatten, konnte "Biohackers" jedoch gleich in seinen ersten Minuten vergessen machen. Der rätselhafte Einstieg in einem Zug führt nicht nur gekonnt die sympathische Hauptcharakterin Mia Akerlund (Luna Wedler) ein, sondern teast zugleich ein größere Mysterium an, dass über den Ereignissen der Handlung schwebt. Wie der Name der Serie bereits verrät, geht es um die gefährliche Biohacking-Technologie, also der genetischen Veränderung von Pflanzen, Tieren und Menschen. Mia Akerlund ist eine Medizin-Studentin die es aus irgendwelchen Gründen auf ihre Dozentin Tanja (Jessica Schwarz) abgesehen hat. Daraus entwickelt sich ein spannender Schlagabtausch zwischen den beiden Frauen, der erheblich von den Schauspielkünsten der beiden Darstellerinnen profitiert. Jessica Schwarz liefert als ruchlose Wissenschaftler eine herausragende Performance ab, aber auch die junge und kaum bekannte Luna Wedler, kann dank ihrer sympatischen Art und beherzten Darstellung überzeugen. In den Reihen der Nebendarsteller schwächelt "Biohackers" aber gehörig, was sich gerade bei den WG-Mitbewohnern von Mia bemerkbar macht. Diese sind nicht nur hoffnungslos übertrieben dargestellte Stereotypen, sondern fallen zudem mit ihrem Overacting negativ auf. Im Drehbuch haben sie klar die Aufgabe der durchaus ernsten Serie immer wieder Humor einzuflößen, so richtig aufgehen will der Plan allerdings nicht. Hier kann man nur hoffen das Showrunner Christian Ditter seine Nebenfiguren in der zweiten Staffel etwas ernster nimmt. Auch die Romanzen zwischen den Charakteren bleiben nur sehr oberflächlich. Sowohl bei Mias Arbeitskollegen Jasper, als auch bei dessen besten Freund Niklas will der Funke nicht ganz überspringen.

Trotzdem ist die Handlung der Serie durchaus spannend, da man mit den Charakteren genügend mitfiebert. Wie nah "Biohackers" dabei an der Realität ist, kann ich nicht beurteilen. Da hab ich vom Thema zu wenig Ahnung. Man braucht aber kein Experte sein um zu erkennen, dass die Ereignisse ziemlich übertrieben dargestellt sind. Gestört hat mich das jedoch nicht, da wir bei "Biohackers" ja auch von einer fiktionalen Sci-Fi-Serie reden. Dass da nicht alles wissenschaftlich korrekt ist, ist völlig normal. Wer die deutsche Serie "Bad Banks" mag, wird sicherlich auch bei "Biohackers" dranbleiben. Zumal die Serie selbst dann keinem Wehtut, wenn man sich nur schwer auf die Serie einlassen kann. Die erste Staffel von "Biohackers" besteht lediglich aus sechs Episoden á 45 Minuten. Wobei diese 45 Minuten nochmal deutlich kürzer daherkommen, da jede Episode aus 8-10 Minuten Abspann besteht! Nach etwas mehr als drei Stunden ist die Staffel als durchgebingt. Diese enorme Kurzweiligkeit hilft der Serie aber auch definitiv weiter. In Sachen Inszenierung ist die Serie gelungen und J.J. Abrams wird dank der ganzen Lense Flares stolz sein. Die Serie sieht Netflix-typisch richtig gut aus und überzeugt mit einem modernen und düsteren Look. Gerade die Hochglanzsets von Tanjas Villa oder dem Forschungslabor sind dabei gelungen. Der Soundtrack kommt derweil sehr zurückhaltend daher und hätte etwas mehr Wumms vertragen können. Letzten Endes ist "Biohackers" also ganz solide inszeniert, ohne je das Niveau von "Dark" zu erreichen.

 

Fazit

Nach den mäßigen Kritiken bin ich überrascht, wie gut mir "Biohackers" am Ende gefallen hat. Mit ihren sechs Episoden, die durch den knapp zehn minütigen Abspann lediglich 30-40 Minuten lang sind, kommt die neue deutsche Netflix-Serie extrem kurzweilig daher. Zudem weckt die sympathische Hauptdarstellerin Luna Wedler, gepaart mit einem größeren Mysterium, von Anfang an das Interesse des Zuschauers. Und dieses Interesse ebbt bis zum Ende der Staffel auch nicht mehr ab, obwohl sich zwischendurch einige Schwächen einschleichen, wie beispielsweise die völlig übertriebenen Mitbewohner von Mia oder die oberflächlichen Romanzen. Gerade das Duell zwischen der großartigen Jessica Schwarz und Luna Wedler, machen "Biohackers" aber am Ende zu einer überraschend sehenswerten Serie. Wie nah die Serie derweil an der Realität ist, kann ich nicht beurteilen, da ich mich mit dem Thema null auskenne. In diesem Aspekt hat mich "Biohackers" an die deutsche Serie "Bad Banks" erinnert, die ebenfalls ein nieschiges Thema rasant und etwas übertrieben dargestellt hat. Unterhaltsam sind jedenfalls beide Serien und nach dem dicken Cliffhanger am Ende, kann die zweite Staffel von "Biohackers" sehr gerne kommen.

 

7/10


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Poster&Trailer: © Netflix