Haus des Geldes - Staffel 4

Staffelfinale: 03.04.2020 | Anbieter: Netflix | Episoden: 8 | FSK: 16 | Land: SPA | Genre: Action, Krimi | Originaltitel: La Casa de Papel


Kritik

Spanische Wochen auf Netflix! Nach dem überraschenden Filmhit "Der Schacht" und der dritten Staffel von "Elité", feuert der Streaming-Anbieter nun auch noch sein heißestes Eisen aus Spanien ab: "Haus des Geldes" ist die meistgesehene nicht-englischsprachige Serie auf Netflix und damit ein weltweiter Hit. Neun Monate nach dem grandiosen Staffelfinale von Teil 3, geht es es nun schon wieder rein in die vierte Staffel. Denn wie schon die ersten beiden Staffeln, erzählt auch die Fortsetzung ihre Handlung über zwei Staffeln verteilt. Ein Irrglaube wie sich am Ende dieser Staffel heraus stellt, denn der Goldraub wird auch in der bereits angekündigten fünften Staffel fortgesetzt werden. Läuft die Serie damit Gefahr ihre Handlung zu sehr in die Länge zu ziehen, woran bereits viele Serienkollegen gescheitert sind, oder haben die Macher so viele Pfeile im Köcher, dass "Haus des Geldes" problemlos seine Episoden füllen kann? Zumindest für diese Staffel gibt es Entwarnung: "Haus des Geldes" bleibt auch in diesem Jahr ein Garant für große Unterhaltung.

 

Da die dritte und vierte Staffel von "Haus des Geldes" unmittelbar zusammenhängen, markiere ich hier meine Kritik zur dritten Staffel. Als Fortsetzung jener Kritik werde ich ab hier die Staffeln 1-3 spoilern, während meine Kritik zu Staffel 4 natürlich spoilerfrei bleibt. Doch das nur am Rande. Dass die Wartezeit auf die vierte Staffel so unerträglich war, was zum Glück auch Netflix wusste und nur neun Monate später bereits die Fortsetzung an den Start schickt, lag natürlich am großartigen Finale von Staffel 3. Der Phantom-Tod von Lissabon hob die Welt des Professors aus den Angeln und sorgte für eine hochspannende Ausgangssituation für die vierte Staffel. Dazu kam dann auch noch der vermeintliche, dramatische Tod von Nairobi, was den Cliffhanger perfekt machte. Diese Episode war wohl das bisher beste was "Haus des Geldes" abgeliefert hatte und so viel vorweg: An diese Dramatik reicht keine der neuen Episoden von "Haus des Geldes" heran. Nach einem actiongeladenen Staffelstart, der das Adrenalin direkt wieder auf Betriebstemperatur bringt, gönnt sich die Serie erst einmal eine kleine Pause. Gerade die zweite und dritte Episode sind von ruhigerer Natur geprägt und gehören zu den Schwachpunkten der vierten Staffel. Denn erst in der zweiten Hälfte der Staffel zieht die Geschichte wieder an und spendiert dem Zuschauer die gewohnt spannungsgeladene Mischung aus Action, Humor und Dramatik, alles im Einklang mit einem genialen Plan des Professors. Und auch wenn man als Zuschauer in der letzten Episode vorausahnt in welche Richtung sich das entwickelt, so ist das Geschehen immer noch so toll inszeniert, dass es kaum einen Fan der Serie nicht elektrisieren wird. Überraschend daran ist vor allem, dass die vierte Staffel eben nicht das Ende des Überfalls markiert. Statt für eine Zweiteilung der Handlung, haben sich die Macher mindestens für eine Dreiteilung entscheiden. Eine fünfte Staffel ist bereits angekündigt, eine sechste hingegen noch nicht. Natürlich läuft "Haus des Geldes" dadurch Gefahr, die Handlung zu sehr in die Länge zu ziehen. In dieser Staffel ist mir das allerdings noch nicht aufgefallen. Obwohl es einige Fans enttäuschen wird nun wieder mit einem Cliffhanger abgespeist zu werden, so haben die Macher zumindest in dieser Staffel aber noch genug zu erzählen. Allzu lange sollten sie den Überfall aber nicht in die Länge ziehen.

Die dritte Staffel habe ich derweil dafür gelobt, dass man auf übertriebene Acionszenen, wie Tokios Motorradfahrt unter Dauerbeschuss aus Staffel 2, verzichtet hat. In der vierten Staffel sind solche Szenen allerdings wieder zurück, was gerade den neuen Bösewicht Gandía betrifft, der Kugeln besser ausweicht als Neo in "Matrix". Glücklicherweise beschränken sich solche Aktionen aber auf wenige Szenen in der Staffel. Und natürlich gibt es weitere Situationen in denen man sich als Zuschauer durchaus am Kopf kratzt. Wie in sämtlichen Vorgängerstaffeln auch, ist auch die Handlung von Staffel 4 wieder sehr konstruiert, aber nie so sehr, dass es "Game of Thrones"-Verhältnisse annehmen würde. Lediglich aus der spannenden Ausgangsposition nach Staffel 3 hat man meines Erachtens nach nicht das volle Potenzial ausgeschöpft. Der eigentliche Überfall rückt dabei fast gänzlich in den Hintergrund, stattdessen bestimmen Rache und persönliche Rettungsaktionen die Handlung. Immerhin war die Rettung von Rio aber auch der Hauptgrund für den erneuten Überfall, was die persönliche Komponente ohnehin wichtiger macht. 

Auf Seiten der Charaktere bleibt mir erst einmal nur zu sagen, dass sie weiterhin der Hauptgrund sind, dass die Serie so hervorragend funktioniert. Denn mittlerweile ist einem die Gruppe sehr ans Herz gewachsen. Selbst Charaktere wie Tokio, die in den ersten beiden Staffeln noch mit ihren dämlichen Aktionen für wenig Sympathie gesorgt hat, tritt inzwischen gemäßigter auf und ist deutlich sympathischer geworden. In eine ähnliche Richtung geht die Geschichte der neuen Inspectora Sierra. Als schwangerer, folternder, Süßigkeiten essender neuer Bösewicht, war sie mir in der dritten Staffel viel zu karikaturesk. In Staffel 4 werden ihre Eigenheiten sehr zurückgefahren, was ebenfalls eine sehr willkommene Entscheidung ist. Der neue Bösewicht Gandía weiß, von den Actionszenen einmal abgesehen, auch zu überzeugen. Seine räumlichen Kenntnisse über die Bank sorgen für einen spannenden Gegenspieler, der die Gruppe ordentlich auf Trab hält. Berlin-Ersatz Palermo bleibt hingegen ein Problem. Wirkte seine Rolle im Vorgänger noch zu sehr nach einer Kopie von Berlin, so wirkt seine Charakterentwicklung überhaupt nicht mehr ersichtlich. Palermo wechselt munter die Seiten, seine Beweggründe bleiben jedoch viel zu vage. Damit bleibt er der Schwachpunkt der Kerngruppe von "Haus des Geldes". 

 

Fazit

Man kann sich an der konstruierten Handlung oder den teils übertriebenen Actionszenen stören, "Haus des Geldes" schnürt aber auch in der vierten Staffel wieder ein extrem unterhaltsames Paket. Die spannungsgeladene Inszenierung und die tollen Charaktere bleiben weiterhin das Herzstück der Serie, die ihren Überfall überraschenderweise in der fünften Staffel fortsetzt. Neben der Erkenntnis, dass Staffel 4 nicht ganz das Niveau der dritten Staffel halten kann, wächst die Angst, die Macher könnten die Serie nun zu sehr in die Länge ziehen. Netflix ist also gut beraten bald den Stecker zu ziehen, noch machen sich jedoch keine Abnutzungserscheinungen bemerkbar. (Alle Staffeln 8/10) Und das macht die, wegen Corona ohnehin verlängerte Wartezeit auf Staffel 5, wieder nur schwer erträglich.

 

8/10


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Poster&Trailer: © Netflix