Little Women

Kinostart: 30.01.2020 | Laufzeit: 135 Minuten | FSK: 0 Land: USA | Genre: Drama, Romanze


Kritik

Die Award Season liegt in den letzten Zügen und als neunter und letzter Nominierter für den "Besten Film" erscheint nun "Little Women" in den deutschen Kinos. Greta Gerwig, die bereits für ihr Regiedebüt "Lady Bird" fünf Oscar-Nominierungen abstauben konnte, darf sich dieses mal sogar über sechs Nominierungen freuen. Die junge Regisseurin schrieb auch wieder das Drehbuch und adaptierte damit den uralten Roman von Louisa May Alcott, die die autobiografische Geschichte im Jahr 1869 veröffentlichte. Frühere Verfilmungen des Stoffes gibt es zuhauf, immerhin wurde der Roman bereits 1933 mit Katherine Hepburn, 1949 mit Elisabeth Taylor und 1994 mit Winona Ryder, sowie in zahlreichen TV-Versionen verfilmt. Im Gegensatz zu diesen Adaptionen, wählt Gerwig einen etwas zeitgemäßeren Ansatz und wandelt die Geschichte gerade am Ende etwas ab um das heutige Bild der starken Frau zu unterstreichen. Für mich war es indes die erste Berührung mit dem Stoff und vermutlich auch die letzte. Wie bereits bei "Lady Bird" bin ich mit Gerwigs Geschichte nämlich nicht wirklich warm geworden, auch wenn der Film an sich richtig gut gemacht ist.

 

"Little Women" erzählt die Geschichte der vier March-Schwestern Jo (Saoirse Ronan), Meg (Emma Watson), Amy (Florence Pugh) und Beth (Eliza Scanlen), die gemeinsam mit ihrer Mutter Marmee (Laura Dern) in der von starren Geschlechterrollen geprägten Gesellschaft der Vereinigten Staaten aufwachsen. Greta Gerwigs Adaption unterscheidet sich dabei vor allem in zwei Dingen von der Romanvorlage: Der Erzählstruktur und dem Ende. Das Ende wird im Film etwas zeitgemäßer aufbereitet und wirkt nicht so kitschig wie das Happy-End der Vorlage, dafür aber auch etwas bemüht. Die Erzählstruktur unterscheidet sich derweil klar von der Vorlage, da die Geschichte nicht chronologisch erzählt wird, sondern munter zwischen den Ereignissen in den sieben Jahren der March-Familie umherspringt. Das mag sich für Kenner der Vorlage vielleicht frischer anfühlen, als jemand der noch nie mit der Vorlage in Berührung kam, hat mir diese etwas chaotische Erzählstruktur jedoch nicht wirklich zugesagt. Vielleicht ein Grund warum mich die Geschichte der March-Schwestern letzten Endes so kalt gelassen hat. Natürlich kann man jetzt argumentieren, dass ich als Mann in den Mitzwanzigern nicht unbedingt die Zielgruppe des Films bin, immerhin richtete sich bereits die die Romanvorlage explizit an Mädchen. Jedoch fällt es mir normalerweise leicht mich in andere Schicksale von Filmcharakteren einzufühlen, was auch ein wenig einen guten Film ausmacht. Bei "Little Women" habe ich die gleiche Erfahrung wie bei "Lady Bird" aus dem Jahr 2018 gemacht. Das gefeierte Regiedebüt von Gerwig hat mich damals nämlich genauso kalt gelassen. Es muss also irgendetwas an Gerwigs Erzählstil gegen, der bei mir nicht die richtigen Knöpfe drückt. Auch "Little Women" schafft es erst in der letzten halbe Stunde mich mit einer der March-Schwestern, in diesem Fall mit Jo, mitfühlen zu lassen. Erst da konnte mich die Handlung des Films zum ersten Mal packen, bis dahin habe ich mich eher gelangweilt.

Bis hierhin ist das nicht ohne Grund eine sehr subjektive Kritik. An für sich ist "Little Women" nämlich ein richtig guter Film, der sich objektiv gesehen eigentlich kaum Fehler erlaubt. Allerdings hat der Film bei mir persönlich einfach nicht gezündet, vielleicht auch weil es mir immer schwer fällt mich für Historiendramen und Liebesfilme zu begeistern. "Little Women" vereint also alle für mich schwierigen Genre. Dennoch ist "Little Women" eben alles andere als ein schlechter Film. In zwei Aspekten weiß die Verfilmung nämlich definitiv zu überzeugen. Zum einen wären da die herausragenden Darsteller, denn Gerwig versammelt für ihren zweiten Film ein beachtliches Ensemble. Saoirse Ronan übernimmt wie bereits in "Lady Bird" die Hauptrolle und wurde erneut als "Beste Hauptdarstellerin" nominiert. Eine verdiente Nominierung, denn die Schauspielerin mit dem unaussprechlichen Namen liefert eine starke Performance ab. Übertroffen wird sie meiner Meinung nach nur von Florence Pugh, die als "Beste Nebendarstellerin" nominiert wurde. Pughs kometenhafter Aufstieg mündet damit also in einer Oscarnominierung, nachdem sie mich bereits im Wrestling-Film "Fighting with my Family" und im Horrorfilm "Midsommar" begeistern konnte. Ihre Wandlungsfähigkeit und ihr enormes Talent beweist sie wieder einmal eindrucksvoll und Pugh ist auf dem Weg eine der ganz Großen zu werden. Die beiden anderen March-Schwestern werden von "Harry Potter"-Star Emma Watson, die nach zwei Jahren Schauspielpause endlich ihr Comeback gibt, sowie der recht unbekannten Eliza Scanlen verkörpert, die beide ihren Kolleginnen auch nicht das Wasser reichen können. Doch auch in den Nebenrollen ist das Historiendrama exzellent besetzt. Laura Dern, Timothée Chalamet, Bob Odenkirk und niemand Geringeres als Meryl Streep geben sich die Ehre und sorgen mit ihren ebenfalls tollen Darbietungen dafür, dass "Little Women" zum gelungenen Schauspielkino wird.

Aber nicht nur die Schauspieler machen "Little Women" zu einem guten Film. Auch in den technischen Aspekten macht der Film eine tolle Figur. Der Look ist mehr als stimmig und die tollen Sets und herausragenden Kostüme fange die Atmosphäre des 19. Jahrhunderts passend ein. Gerade der Oscar für das "Beste Kostümdesign" wird dem Film völlig zurecht nicht zu nehmen sein. Der Soundtrack von Alexandre Desplat konnte ebenfalls viel Lob und eine Nominierung einheimsen, ist mir allerdings nicht wirklich in Erinnerung geblieben. Dafür hinterlässt die Inszenierung von Greta Gerwig einen guten Eindruck. So wenig ich mit ihrem Drehbuch zurechtkomme, so gelungen empfand ihre Fähigkeiten als Regisseurin.

 

Fazit

Von allen neun Oscarnominierten in der Kategorie "Bester Film", ist "Little Women" für mich der schwächste. Dabei ist der Film objektiv gesehen sogar richtig gut, da sowohl der stimmige Look mit den tollen Kostümen und Sets, sowie die herausragenden Darsteller um Saoirse Ronan und Florence Pugh überzeugen. Trotzdem hat mich der Film wahnsinnig kalt gelassen. Da ich weder die Romanvorlage noch die früheren Verfilmungen kenne, war "Little Women" mein erster und vermutlich auch letzter Kontakt mit dem Stoff. Denn mit Ausnahme der letzten halbe Stunde, in der mich das Schicksal von Jo endlich etwas mitreißen konnte, regierte ansonsten die Langeweile. Genauso erging es mir aber auch schon mit Gerwigs gefeiertem Regiedebüt "Lady Bird" (7/10), mit dem ich ebenfalls nicht warm wurde. Letzten Endes ist es also eine sehr subjektive Kritik an einem sicherlich sehenswerten Film, der für mich persönlich einfach nicht funktioniert hat. Interessant dabei ist, dass ausgerechnet bei den beiden Drehbuch-Favoriten "Little Women" und "Once Upon a Time in Hollywood", meiner Meinung nach das Drehbuch die größte Schwäche des Films darstellt.

 

7/10


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Poster&Trailer: © Sony Pictures