Moon Knight - Staffel 1

Staffelfinale: 04.05.2022 | Anbieter: Disney+ | Episoden: 6 | FSK: 16 | Land: USA | Genre: Action, Abenteuer


Kritik

Wenn eines über die sechs bisher erschienenen MCU-Serien gesagt werden kann, dann, dass sie sich thematisch deutlich unterscheiden. „WandaVision“ überzeugte als Sitcom-Hommage mit rätselhafter Story, „Loki“ mit seinen Zeitlinien und dem Sixties-Look, „The Falcon and the Winter Soldier“ als geerdeter Actionthriller um das Erbe von Captain America, „What If...?“ als animierte Anthologieserie und „Hawkeye“ als Abenteuer im weihnachtlichen New York. Natürlich wird auch bei den Serien die typische MCU-Formel angewendet, ansonsten könnten sich beispielsweise die „Star Wars“-Serien, bei denen außerhalb der endlosen Wüsten Tatooines nichts mehr zu existieren scheint, durchaus eine Scheibe vom MCU abschneiden. Jetzt schreiben die abwechslungsreichen Serien ihr neuestes Kapitel, immerhin verschlägt es Hauptdarsteller Oscar Isaac mit seiner multiplen Persönlichkeitsstörung ins alte Ägypten. Nicht allein deswegen erinnert das neue Marvel-Abenteuer an eine Mischung aus „Indiana Jones“, „Split“ und „Batman“. Ein Mix, der nach den spannenden Trailern den Erwartungen jedoch nicht ganz gerecht werden kann und trotz einiger Highlights eher Marvel-Standardkost bietet. Und im Gegensatz zu den kurzweiligen Filmen bedeutet das bei den längeren Marvel-Serien nun mal auch, dass „Moon Knight“ lediglich solide Unterhaltung bietet.

 

Der Museumsmitarbeiter Steven Grant (Oscar Isaac) ist eigentlich ein unauffälliger Mann, doch eine multiple Persönlichkeitsstörung macht ihn immer wieder zum Söldner Marc Spector (ebenfalls Oscar Isaac), der in einen uralten Krieg ägyptischer Gottheiten hineingezogen wird. An seiner Seite steht Layla El-Falouly (May El Calamawy) die den Mondritter im Kampf gegen den mystischen Arthur Harrow (Ethan Hawke) unterstützt.

 

Nachdem sich unter anderem Tom Hardy in „Legend“ und James McAvoy in „Split“ richtig austoben durften, ist nun also Oscar Isaac an der Reihe, der dank einer multiplen Persönlichkeitsstörung seines Charakters in eine Doppelrolle schlüpfen darf. Issac ist derweil kein Unbekannter bei Marvel und hat bereits beim mittelmäßigen „X-Men: Apocalypse“ den gleichnamigen Bösewicht verkörpert. Jetzt darf er aber die große Bühne des MCU betreten und etwas mehr von seinem Können zeigen als im Film von 2016. Erwartungsgemäß liefert Isaac in der Titelrolle eine hervorragende Vorstellung ab und verkörpert sowohl den nervösen Steven als auch den grimmigen Marc hervorragend. Deren Superhelden-Alter-Ego Moon Knight glänzt dabei in erster Linie durch die visuelle Gestaltung des Anzugs, dass je nach Charakter unterschiedlich aussieht. Gerade Marcs Outfit lässt sich aber problemlos als das schönste und coolste des gesamten MCU bezeichnen (Hinter dem „Iron Man“-Anzug vielleicht). Der tolle Look, die unterschiedlichen Persönlichkeiten und ein charismatischer Oscar Isaac sorgen dafür, dass der Hauptcharakter klar der beste Part an „Moon Knight“ ist. Einer Serie, die abseits ihres weiß gekleideten „Batman“-Verschnitts allerdings mit einigen Problemen zu kämpfen hat.

Zum einen wäre da die schwachen Nebencharaktere zu erwähnen, die nie großes Interesse hervorrufen können. Layla El-Falouly, gespielt von May El Calamawy, ist die Freundin von Marc und begleitet die beiden auf ihrer Reise nach Ägypten. Ihr flacher Charakter kann jedoch kaum überzeugen und ihr Wandel im überhasteten Staffelfinale kommt mehr oder weniger aus dem nichts. Ethan Hawke ist gleichzeitig sichtlich darum bemüht, seinem Bösewicht Arthur Harrow etwas mehr Leben einzuhauchen, allerdings geht seinem Charakter spätestens in Richtung Finale die Luft aus. Zumal sich die Bedrohung die von ihm ausgeht, vor dem Hintergrund der ägyptischen Gottheiten ziemlich schnell in Luft auflöst. Dadurch schafft es „Moon Knight“ nicht, den Zuschauer durchgängig an den Bildschirm zu fesseln. Zwar bleibt Oscar Isaacs Geschichte stets unterhaltsam, darüber hinaus hat die MCU-Serie aber einfach nicht viel zu bieten. Was die bis dahin etwas dröge Serie rettet, ist ein spannender Twist am Ende der vierten Episode, der dann auch zur mit Abstand besten Episode der Serie führt. Während mich die fünfte Episode folglich bestens unterhalten konnte, ist das Staffelfinale im Anschluss dann aber ganz schön unausgegoren. Die vergleichsweise kurze Episode wirkt viel zu überhastet erzählt und schließt die erste Staffel nicht sonderlich zufriedenstellend ab. Immerhin kann die Mid-Credit-Scene noch einige Fragezeichen ausräumen, insgesamt ist das Gezeigte jedoch zu wenig.

Ungewöhnlich für eine Disney-Plus-Serie ist hingegen die schwankende Qualität der Effekte. Während spätere Effektshots zu überzeugen wissen, schleicht sich in der ersten Episode eine Verfolgungsjagd ein, deren Effekte teils richtig mies und billig aussehen. Da sind wir von Marvel anderes gewöhnt! Davon abgesehen bringt die Produktion die üblichen MCU-Qualitäten mit sich, auch wenn die Filmmusik und die Inszenierung keine entscheidenden Akzente setzen können. Ein Novum ist hingegen, dass einzelne Episoden mit einer 16er-Freigabe daherkommen. Warum blieb mit jedoch ein Rätsel, denn richtig blutig oder brutal wird es zu keinem Zeitpunkt. Da der Comic aber genau das gewesen sein soll, hätte ich mir etwas mehr Mut von Disney gewünscht.

 

Fazit

Den Erwartungen, die der tolle Look der Serie in den Trailern erwecken konnte, kann „Moon Knight“ leider nicht standhalten. Abgesehen von einem spannenden Twist in der vierten Episode und einer dann bärenstarken fünften Folge kommt die neue MCU-Serie trotz einer kurzen Laufzeit von lediglich sechs Episoden oftmals zu dröge daher. Dafür sorgen zum einen die schwachen Nebencharaktere um Layla El-Falouly und Ethan Hawkes Bösewicht Arthur Harrow, zum anderen ein überhastetes Finale, das zu viele Fragen offenlässt. Untypisch für Marvel sind einige miese Effekte, gerade in der Verfolgungsjagd aus der ersten Episode. Während ich mir zudem etwas mehr Brutalität gewünscht hätte, hat „Moon Knight“ aber auch seine Stärken vorzuweisen. Und die liegen ganz klar bei Oscar Isaac, der die multiplen Persönlichkeiten seiner Figur hervorragend verkörpert. Sein Titelcharakter ist das größte Verkaufsargument der Serie, da seine Geschichte sehr gelungen ist und sein Moon Knight-Kostüm einfach fantastisch aussieht. Das erhoffte Highlight ist „Moon Knight“ am Ende aber nicht geworden, stattdessen bietet die sechste MCU-Serie nur gewöhnliche Marvel-Kost.

 

6/10


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Poster&Trailer: © Walt Disney