Thor 4: Love and Thunder

Kino: 06.07.2022 | Laufzeit: 119 Minuten | FSK: 12 Land: USA, AUS | Genre: Superhelden, Action


Kritik

Obwohl der vierten Phase des MCU weiter die großen Highlights fehlen, unterscheiden sich die Filme immerhin tonal voneinander. Nach der nostalgischen und ungewohnt emotionalen Rückkehr der drei Spideys in „Spider-Man: No Way Home“ sowie dem bislang düstersten und horrorlastigsten MCU-Abenteuer „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“, kommt mit „Thor: Love and Thunder“ nun eine knallige 80er-Hommage mit albernem Humor in die Kinos. Als erster Held des MCU bekommt Donnergott Thor dabei einen vierten Solofilm spendiert, der an die Ereignisse aus „Thor: Ragnarok“ und „Avengers: Endgame“ anknüpft und den zuletzt fettleibigen Helden erneut auf einen Selbstfindungstrip schickt. Für „Thor: Love and Thunder“ kehrt der neuseeländische Filmemacher Taika Waititi auf den Regiestuhl zurück und drückt der Komödie von Anfang bis Ende seinen Stempel auf. Bei seinem albernen Humor scheiden sich aber durchaus die Geister, wer also bereits mit „Thor: Ragnarok“ nichts anfangen konnte, wird auch bei „Thor: Love and Thunder“ nicht glücklich werden. Alle anderen dürften in den kurzweiligen zwei Stunden aber gut unterhalten werden.

 

Nachdem er mit den „Guardians of the Galaxy“ durch das All gereist ist, scheint Thor (Chris Hemsworth) seinen inneren Frieden gefunden zu haben. Doch der Ruhestand des Donnergotts währt nicht lange, denn der Götterschlächter Gorr (Christian Bale) droht damit, Asgard zu vernichten. Gemeinsam mit Königin Valkyrie (Tessa Thompson) und seiner Ex-Freundin Jane Foster (Natalie Portman) setzt Thor alles daran, Gorr aufzuhalten.

„Thor: Love and Thunder“ als einen wilden Ritt zu bezeichnen wäre hoffnungslos untertrieben denn das neue MCU-Abenteuer ist eine chaotische Achterbahnfahrt der Tonalitäten. Von Beginn an setzt Regisseur Taika Waititi voll auf seinen Humor und der Film wirkt des öfteren wie eine Persiflage des Charakters. Damit steht „Thor: Love and Thunder“ weiter im krassen Gegensatz zu den eher düsteren ersten beiden Teilen, setzt die Humorschiene des Vorgängers und von „Avengers: Endgame“ aber fort, wo der fettleibige Donnergott mehr als Comic Relief anstatt als Superheld auftrat. Wie schon bei „Thor: Ragnarok“ werden sich die Geister bei dieser Art von Humor wieder scheiden. Zumal viele Gags des Films ins Leere laufen beziehungsweise Waititi gerne mal den Bogen überspannt. Teilweise war mir „Thor: Love and Thunder“ dann doch etwas zu albern, während andere Gags (wie Stormbreakers Eifersucht auf Mjölnir) wiederum gut funktionierten. Dazu wird der Theater-Gag des Vorgängers weiter ausgebaut und Russel Crowe legt einen sehr unterhaltsamen Auftritt als selbstverliebter Göttervater Zeus hin.

Im krassen Gegensatz dazu stehen sämtliche Szenen mit Antagonist Gorr, die sehr ernst und düster geraten sind. Christian Bale liefert eine tolle Performance ab und der Voldemort-Look des Bösewichts sieht ebenfalls überzeugend aus. Seine tragische Hintergrundgeschichte gibt ihm auch genügend Motivation, um als Zuschauer seine Beweggründe nachvollziehen zu können und Gorr ist sicherlich einer der besseren Bösewichte des MCU. Die tonalen Unterschiede zwischen den knallig-bunten Szenen mit ihrem albernen Humor und den düsteren Bildern von Gorr, die gerade am Ende auch noch in Schwarz-Weiß inszeniert werden, ist trotzdem enorm. Gerade in der ersten Hälfte wirkt „Thor: Love and Thunder“ dadurch etwas unausgegoren, was aber auch am sehr hohen Tempo des Films liegt. Waititi pflügt im Schnellverfahren durch den 119 Minuten langen Film, was „Thor: Love and Thunder“ zum einen sehr kurzweilig macht, zum anderen hätte ich mir gerne mehr Raum zum Atmen gewünscht. Zu Beginn hatte ich mit dem neuen MCU-Abenteuer dadurch meine Schwierigkeiten, denn Gorrs Einführung im Opening des Films ging mir etwas zu schnell von statten und auch die krebskranke Dr. Jane Foster wird so schnell zur Mjölnir schwingenden Mighty Thor, dass es den Figuren durchaus schadet. Davon abgesehen ist Natalie Portmans Rückkehr zur Reihe aber sehr gelungen, da sie weiter eine gute Chemie zu Chris Hemsworth besitzt und ihre Szenen als Mighty Thor definitiv Spaß machen. Nur zeigt sich auch hier die Diskrepanz zwischen der lustigen, sprücheklopfenden Superheldin und der ernsten, todkranken Doktorin.

Schade ist, dass einige Nebencharaktere wie Sif (Jamie Alexander) und Darcy (Kat Dennings) lediglich einen kurzen Auftritt spendiert bekommen und dadurch eher wie ein Anhängsel wirken. Das Gleiche gilt auch für die „Guardians of the Galaxy“. Wer sich nach „Avengers: Endgame“ auf gemeinsame Abenteuer mit Thor und den Guardians gefreut hat, wird sich mit einer kurzen Compilation begnügen müssen, was überaus schade ist. So wirkt „Thor: Love and Thunder“ zu Beginn wie ein gehetztes Abenteuer, dass den Story-Ballast aus den Vorgängern erst loswerden muss, anstatt ihn sinnvoll fortzusetzen. Während ich von der ersten Hälfte also wenig angetan war, bessert sich der Film in der zweiten Hälfte, in der die tonalen Unterschiede kleiner werden und die eigentliche Geschichte stärker in den Fokus rückt, was dem anfangs doch ziemlich chaotischen Film eine klare Linie gibt. Hier zeigt sich dann auch, wie gut Gorr als Bösewicht und die Rückkehr von Jane Foster funktioniert, da der Film am Ende auch die nötigen emotionalen Töne trifft und zu einem schönen Ende kommt.

Während die Handlung etwas unausgewogen daher kommt und nicht immer zu überzeugen weiß, kann ich das gleiche von der Inszenierung nicht behaupten. „Thor: Love and Thunder“ ist nämlich hervorragend inszeniert und macht sowohl in seinen bunten Settings als auch in seinen düsteren Momenten einiges her. Gerade die farblosen Schwarz-Weiß-Szenen sehen klasse aus und sind mehr als nur ein Gimmick. Dazu feuert der Film auch in Sachen Soundtrack aus allen Rohren und überzeugt mit einem ABBA-Song und als Best-of-Album der „Guns n’ Roses“. Wenn Thor zu den Klängen von „Paradise City“ die Gegnerhorden verdrischt, macht das einfach eine Menge Laune und auch wenn längst nicht jeder Gag zündet, so macht „Thor: Love and Thunder“ am Ende dennoch eine Menge Spaß!

 

Fazit

„Thor: Love and Thunder“ ist ein chaotisches MCU-Abenteuer, dass mit seinen tonalen Unterschieden immer wieder zu kämpfen hat. Während die Szenen mit Christian Bales Gorr, einem der besseren Bösewichte des MCU, meist richtig gut funktionieren, überspannt Regisseur und Drehbuchautor Taika Waititi in den humorvollen Abschnitten den Bogen etwas, was den Film leider zu oft ins alberne abdriften lässt. Gerade mit der ersten Hälfte des Films hatte ich durchaus meine Probleme, da die Gags nur unzuverlässig zünden und das enorm hohe Tempo den Charakterentwicklungen von Gorr und Jane Foster schadet. Wenn dann aber alle Charaktere zueinandergefunden haben, funktioniert „Thor: Love and Thunder“ in der zweiten Hälfte deutlich besser, was auch einer stringenteren Erzählung geschuldet ist. Dass sich „Thor: Love and Thunder“ am Ende auf eine 7/10 rettet, liegt aber auch an der tollen Inszenierung von Taika Waititi, der mit seiner knalligen 80er-Hommage und gerade in den dazu in Kontrast stehenden Schwarz-Weiß-Bildern einige starke Szenen kreiert. Dazu machen die Actionsequenzen eine Menge Laune, was in großen Teilen am hervorragenden Soundtrack mit Hits von den „Guns n’ Roses“ und „ABBA“ liegt. „Thor: Love and Thunder“ hat zwar mit etlichen Problemen zu kämpfen und bietet nicht mehr als Marvel-Standardkost, ist dank seiner Kurzweiligkeit und dem hohen Unterhaltungswert trotzdem sehenswert geworden. Zumindest wenn ihr mit dem speziellen Humor von Taika Waititi etwas anfangen könnt...

 

7/10


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Poster&Trailer: © Walt Disney