Cloud Gaming: Die besten Anbieter im Vergleich

Der Cloud-Gaming-Test mit Google Stadia, GeForce Now und den Streaming-Lösungen von PlayStation und Xbox.

Nur ein Notebook oder Smartphone zur Hand? Mit Cloud Gaming kein Problem! © Microsoft
Nur ein Notebook oder Smartphone zur Hand? Mit Cloud Gaming kein Problem! © Microsoft

November 2021 (Aktualisiert: Juli 2022) - Ein teurer Gaming-PC für Tausende Euro oder immer die neueste Konsolengeneration? Diese Dinge könnten bald der Vergangenheit angehören! Cloud Gaming nennt sich die Technologie der Stunde, die sich anschickt, die Welt der Videospiele für immer zu verändern. Zwar gibt es noch immer viele Zweifler und Traditionalisten, für mich besteht jedoch schon lange kein Zweifel daran, dass Cloud Gaming für Videospiele das ist, was Spotify für die Musikbranche und Netflix für die Film- und Serienwelt war. Nun war es in den vergangenen Monaten an der Zeit für mich, endlich selbst Hand anzulegen und die diversen Cloud-Gaming-Anbieter miteinander zu vergleichen. Dabei habe ich auf Dienste wie Shadow verzichtet, über die sich gleich ein ganzer PC mieten lässt, die aber sündhaft teuer sind und monatelange Wartezeiten mit sich ziehen. Stattdessen habe ich mich den bekanntesten Anbietern gewidmet, mit denen sich im monatlichen Abo unkompliziert Spiele streamen lassen. Genauer gesagt habe ich die Dienste von Google Stadia, GeForce Now, Xbox Cloud Gaming und PlayStation Cloud-Streaming getestet:

PlayStation Plus © Sony
PlayStation Plus © Sony

Platz 4: PlayStation Cloud-Streaming

Den Anfang macht Sonys hauseigener Cloud-Gaming-Dienst der schon seit vielen Jahren unter dem Namen PlayStation Now auf dem Markt ist. Seit der Zusammenführung von PS Plus und PS Now, ist Cloud-Streaming ein Teil des Premium-Tarifs. Dieser lockt seine Kunden mit einer Bibliothek von hunderten PS4- und PS5-Titeln, darunter zahlreiche große Blockbuster und Exklusivtitel wie "God of War" und "Horizon: Zero Dawn". Dazu gibt es eine begrenzte Auswahl an Klassikern von der PS1 bis zur PS3. Die große Spieleauswahl gibt es zu einem Preis von 16,99€ pro Monat bzw. lässt sich mit einem Abo für 3 Monate (49,99€) oder 12 Monate (119,99€) noch einiges an Geld sparen. Da die Streams lediglich von einer PS4 kommen, ist es aktuell nicht möglich, die PS5-Titel der Bibliothek über die Cloud zu streamen. Ähnlich wie beim Xbox Game Pass sind zudem auch nicht alle PS4-Spiele über die Cloud verfügbar, auf "Red Dead Redemption II" müsst ihr zum Beispiel verzichten. Dadurch sind die 16,99€ im Monat für reine Cloud-Nutzer derzeit zu teuer, zumal PS-Now-Abonnenten bis zur Umstellung gerade einmal 9,99€ im Monat bezahlen mussten. Eine saftige Preissteigerung! Auf einer PS4 und PS5 ist der Streaming-Dienst derweil auch als klassischer Abo-Service nutzbar, dort lassen sich also alle Spiele herunterladen und ohne die Cloud spielen. Auf dem PC ist dies nicht möglich und die Windows-App hat mit einigen Problemen zu kämpfen. So zeigt sich die App gerne etwas verbuggt, wenn beispielsweise Bilder nicht laden oder die Streams nicht starten wollen. Zudem scheinen die Probleme auch abhängig von den Spielen aufzutreten. Während ich "The Last of Us Part II" ohne Probleme streamen konnte, ist mir "Mafia: Definitive Edition" ständig eingefroren. Bei den Kinderkrankheiten der App zeigt sich, wie stiefmütterlich Sony seinen Cloud-Gaming-Dienst bisher behandelt hat und wer auf mobilen Endgeräten streamen will, schaut ohnehin in die Röhre. Immerhin hat Sony in den vergangenen Monaten die Stabilität und die Qualität der Streams deutlich verbessert. Inzwischen laufen die Streams in einer Auflösung von 1080p, vor wenigen Monaten mussten sich Abonnenten noch mit fast unspielbaren 720p zufriedengeben. Gerade bei schnellen Bewegungen verwaschen die Bilder jedoch stark. Dank der tollen Spieleauswahl besitzt das Cloud-Streaming ein großes Potenzial und wenn Sony weiter an der Stream-Qualität schraubt, dürfte PlayStation Plus im Ranking noch deutlich steigen.

+ Große Spieleauswahl, viele Exklusivtitel

+ Gute Stream-Qualität und -Stabilität

+ Spiele-Klassiker (PS1-PS3) verfügbar

+ Spiele-Download auf der PlayStation

- PC-App macht Probleme

- Streams kommen nur von einer Standard-PS4 (Keine PS5-Spiele)

- Nicht im Browser und auf mobilen Geräten verfügbar

+ Hoher Preis für reine Cloud-Nutzer (16,99€/Monat, früher: 9,99€/Monat)


Xbox Game Pass © Microsoft
Xbox Game Pass © Microsoft

Platz 3: Xbox Cloud Gaming

Im Gegensatz zur Cloud-Lösung von Sony ist Xbox Cloud Gaming ist erst seit Kurzem auf dem Markt und befindet sich aktuell noch in der Beta. Dafür laufen die Streams in der Xbox-App für Windows schon recht gut, allerdings weist der Dienst die meisten Kompressionsartefakte und die größten Bitrate-Probleme aller Anbieter auf. Gerade in schnellen Szenen, einem Dschungelrennen bei "Forza Horizon 5" zum Beispiel, geht die Qualität in den Keller. Dazu verliert der Dienst gerne mal die Verbindung zum Server, was entweder zu einer kurzen Wartezeit oder zu einem völlig verpixelten Stream führt. Dafür stammen die Streams inzwischen alle von der Xbox Series X, was für rasend schnelle Ladezeiten und 1080p in 60fps sorgt. Theoretisch ist also auch eine 4K-Auflösung möglich, allerdings bietet Microsoft diese noch nicht an. Der größte Vorteil des Anbieters liegt aber natürlich an der Anbindung des Xbox Game Pass. Dieser besitzt nicht nur eine große Spieleauswahl, sondern neue Xbox-Titel wie "Forza Horizon 5" oder "Halo Infinite" sind bereits ab dem ersten Tag im Abo spielbar. Stark! Allerdings sind noch nicht alle Game-Pass-Spiele in der Cloud verfügbar. Für reine Cloud-Nutzer könnte der Dienst mit 12,99€ dadurch etwas teuer sein. Dafür kostet der erste Monat nur 1€ und anders als bei Sony könnt ihr den Dienst auch im Browser und auf mobilen Endgeräten nutzen. Wer zudem über einen leistungsstarken PC oder eine Xbox-Konsole verfügt, kann den Dienst auch als Abo-Service nutzen und sich die Spiele klassisch herunterladen. Jetzt muss Microsoft bis zum Ende der Beta nur noch weiter an der Stream-Qualität schrauben und alle Game-Pass-Spiele in die Cloud bringen.

+ Erster Monat nur 1€

+ Streaming über Xbox Series X

+ Große Spieleauswahl, neue Titel zum Release

+ Spiele-Downloads auf der Konsole und dem PC verfügbar

- Streams haben Qualitätsprobleme

- Nicht alle Game-Pass-Spiele in der Cloud spielbar

- Für reine Cloud-Nutzer etwas teuer (12,99€/Monat)


GeForce Now © NVIDIA
GeForce Now © NVIDIA

Platz 2: GeForce Now

Auf dem zweiten Platz landet der Cloud-Gaming-Dienst von NVIDIA, der über eine Windows-App, im Browser und auf mobilen Geräten verfügbar ist. GeForce Now geht dabei einen anderen Weg als Sony und Microsoft und bietet keinerlei Spiele im Abo an. Stattdessen kauft ihr euch eines der unterstützen Spiele auf Steam, im Epic Store und Co. und spielt diese dann über GeForce Now in der Cloud. Eine perfekte Gelegenheit für alle, die keinen leistungsstarken PC besitzen und trotzdem die aktuellsten Blockbuster spielen möchten. Allerdings unterstützen nur wenige Publisher den Dienst und die Spielauswahl lässt ziemlich zu wünschen übrig. Immerhin lässt sich über ein zusätzliches Abo bei Ubisoft+ fast der gesamte Ubisoft-Katalog streamen, was ich selbst für "Anno 1800" und "Assassin's Creed Valhalla" genutzt habe. Dazu wirbt der Dienst mit Raytracing und durch die mächtige Hardware sind höchste Grafikeinstellungen kein Problem. So habe ich beispielsweise "Cyberpunk 2077" bei 1080p und stabilen 60 fps, in maximalen Details und Raytracing auf Ultra spielen können. Dazu glänzt der Dienst als einziger im Test mit individuellen Streaming-Einstellungen und einer Maus- und Tastaturunterstützung. In der brandneuen RTX3080-Variante sind sogar 1440p mit 120 fps möglich und wer einen NVIDIA Shield TV besitzt, kann damit sogar in 4K streamen. Der Haken an der Sache: Diese Qualität lässt sich NVIDIA einiges kosten, immerhin schlägt die Priority-Variante mit 9,99€/Monat zu Buche, während die RTX3080-Variante schlappe 19,99€/Monat kostet. Wohlgemerkt ohne Spiele! Immerhin gibt es eine komplett kostenlose Gratis-Variante, allerdings ist die Sessiondauer dort auf eine Stunde begrenzt und gerade zu Stoßzeiten sind die Wartezeiten auf einen freien Platz sehr lang. Was zudem nervt: Vor fast jeder Session musste ich mich bei Steam und Co. neu anmelden und oftmals werden die Grafikeinstellungen aus der letzten Session nicht gespeichert. Zudem hat der Dienst etwas mit seiner PC-Infrastruktur zu kämpfen, immerhin ist es bei FPS-Problemen nicht möglich, den Grund dafür herauszufinden oder einfach den Task-Manager zu öffnen. Dazu werden die Spielstände nicht automatisch gespeichert, bei einem Disconnect geht also alles, was nicht gespeichert wurde, verloren. An diesen mangelnden Komfort-Funktionen muss NVIDIA dringend schrauben, ansonsten bietet der Dienst jedoch die beste Grafik und mit die beste Streaming-Qualität.

+ Kostenlos spielbar (1h pro Session)

+ Spiele über Steam, Epic und Co. kaufen

+ Raytracing und höchste Grafikeinstellungen möglich

+ Maus- und Tastatur-Unterstützung

+ Individuelle Streaming-Einstellungen

+ RTX 3080: 4K+HDR auf Shield TV bzw. 1440p+120 fps auf PC

- Keine Spiele im Abo

- Wenige Publisher unterstützt

- Lange Wartezeiten (Gratis-Variante)

- Hoher Preis (Priority: 9,99€/Monat, RTX 3080: 19,99€/Monat)

- Nerviges Anmelden

- Kein automatisches Speichern bei Disconnect

- Grafikeinstellungen werden nicht immer gespeichert


Google Stadia © Google
Google Stadia © Google

Platz 1: Google Stadia

Das reicht jedoch nicht, um den strauchelnden Cloud-Gaming-Anbieter Google Stadia vom Thron zu stoßen. Dass sich ausgerechnet der viel gescholtene Dienst den ersten Platz sichert, liegt hauptsächlich an der besten Streaming-Qualität im Test. Mit einem Stadia Pro-Abo für 9,99€ im Monat sind 4K, HDR und Surround Sound kein Problem und nirgends liefen die Streams so stabil wie bei Google Stadia. Verfügbar ist der Dienst im Browser, auf mobilen Endgeräten, auf einigen Android-Smart-TVs und über einen Chromecast Ultra bzw. Google TV. Dazu besitzt Google Stadia einen eigenen (optionalen) Controller, der nicht nur gut in der Hand liegt, sondern sich direkt mit dem WLAN verbindet, was den Input-Lag reduzieren soll. Da ich jedoch bei keinem der vier Dienste einen zu hohen Input-Lag bemerkt habe, ist mir der Unterschied nicht aufgefallen. Über ein Pro-Abo gibt es zusätzlich eine kleine Bibliothek von Spielen, die ihr solange spielen könnt, wie euer Abo aktiv ist. Einmal freigeschaltet sind die Spiele also auch dann noch verfügbar, wenn sie eigentlich gar nicht mehr Teil des Pro-Abos sind. Lobenswert! Größter Streitpunkt ist jedoch der Einzelkauf der Spiele über den Stadia-Store. Nicht nur ist die Spieleauswahl sehr begrenzt, auch die Preise im Store haben es in sich. Immerhin lässt sich Stadia für 17,99€/Monat inzwischen mit Ubisoft+ verknüpfen, was lediglich einen Aufpreis von 3€ gegenüber dem regulären Ubisoft-Abo bedeutet. Der Einzelkauf bleibt mir zwar ein Dorn im Auge, allerdings braucht ihr wenigstens kein Abo, um ein gekauftes Spiel zu streamen, sondern könnt in 1080p und Stereo Sound dauerhaft darauf zugreifen. So habe ich mir zum Beispiel "NBA 2K21" durch einen Zusatzrabatt für 10€ gesichert und über 180 Stunden darin verbracht, ohne einen zusätzlichen Cent für die Cloud zu bezahlen. Gerade im Verbund mit einem Chromecast wirkt Stadia somit schon fast wie eine "Cloud-Konsole" und Googles Cloud-Gaming-Dienst überzeugt auch mit seinen Komfort-Funktionen: So wird bei einem Disconnect der Platz 15 Minuten lang freigehalten und ihr könnt bequem wieder ins Spiel zurückkehren. Dass der Dienst nur von wenigen Leuten genutzt wird, zeigt jedoch ein Blick in die Multiplayer-Lobbys, die ohne Crossplay gähnend leer sind. Wer online spielen will, sollte sich also vorher informieren. Ansonsten schnürt Google Stadia in Sachen Cloud Gaming aber das qualitativ beste Paket!

+ Beste Streaming-Qualität

+ Stabilste Streams

+ Kein Abo erforderlich 

+ 4K, HDR und Surround Sound mit Stadia Pro

+ Stadia Pro Spiele dauerhaft spielbar

+ Optionaler Controller mit Zusatzfunktionen

+ Bei Disconnect wird der Platz 15 Minuten freigehalten

- Teure Spiele-Preise

- Begrenzte Spielauswahl

- Leerer Multiplayer bei Spielen ohne Crossplay



Kommentare: 0