James Bond: Eine Reise durch die Zeit

Zum Kinostart von "Keine Zeit zu sterben", gibt es hier den großen Rückblick auf knapp 60 Jahre James Bond.

Daniel Craig in "Keine Zeit zu sterben" © Universal Pictures
Daniel Craig in "Keine Zeit zu sterben" © Universal Pictures

September 2021 - "Keine Zeit zu sterben" markiert den 25. Eintrag in die James Bond-Reihe und gleichzeitig den letzten Film der Craig-Ära. Dies habe ich als Anlass genommen, um mir im Vorfeld des mehrfach verschobenen Kinostarts, alle Bond-Filme anzuschauen. Angefangen bei Sean Connery, der in den Sechzigern die Romanfigur von Ian Fleming zum Leben erweckte, bis hin zu Daniel Craig, der den etwas angestaubten Agenten erfolgreich in unsere heutige Zeit verfrachtete. Herausgekommen ist dieser Rückblick auf 24 Filme in 60 Jahren Bond. Inklusive meiner Top 7 der besten Bond-Songs, -Girls, -Bösewichte, -Darsteller und -Filme!

Die besten Bond-Songs

Den Anfang macht meine Top 7 der besten Bond-Songs. Die Titelsequenz der Reihe ist legendär und existiert bereits seit dem ersten Bond. Bei 24 Filmen kommt zwar auch viel Mittelmaß zu Stande, mindestens genauso viele Melodien bleiben aber nachhaltig im Gehör. Gerade die Craig-Ära konnte mit ihren Hits begeistern, von denen zwei erstmals den Oscar gewinnen konnten. Mein Platz 1 gehört zwar nicht zu den beliebtesten Songs, ich persönlich liebe den rockigen Song jedoch und habe ihn unzählige Male gehört. Reinhören empfohlen!


Links: Sean Connery als Ur-Bond, Rechts: George Lazenbys einziger Auftritt als 007
Links: Sean Connery als Ur-Bond, Rechts: George Lazenbys einziger Auftritt als 007

Sean Connery & George Lazenby: Die Anfänge einer Legende (1962-1971)

Im Jahr 1962 und damit neun Jahre nachdem Romanautor Ian Fleming das erste Buch "Casino Royale" über den MI6-Agenten veröffentlicht hatte, erblickte James Bond das Licht der Filmwelt. Verkörpert von niemand Geringerem als Schauspiellegende Sean Connery, von dem wir uns im vergangenen Jahr leider verabschieden mussten. Die ersten beiden Auftritte "James Bond jagt Dr. No" (7/10) und "Liebesgrüße aus Moskau" (7/10), haben mit den heutigen Bonds aber nur wenig zu tun. In Sachen Aufwand und Größe hat sich im Laufe der Jahre schlicht zu viel getan. Entsprechend wurden die ersten vier Bond-Filme sogar im jährlichen Rhythmus veröffentlicht. "Dr. No" bleibt allein schon wegen dem ersten Bond-Girl Honey Rider in Erinnerung (Legendär: Ursula Andress' Aufstieg aus dem Meer), während "Liebesgrüße aus Moskau" erstmals Bonds größten Gegner Ernst Stavro Blofeld einführte, der in insgesamt neun Filmen den Bösewicht gab. Nach diesem sehenswerten Start der Reihe, folgte im Jahr 1964 die endgültige Geburtsstunde der Kino-Legende in "Goldfinger" (8/10). Der für viele beste Bond aller Zeiten, brillierte nicht nur mit dem deutschen Bösewicht Gert Fröbe und einem exzellenten Titelsong, sondern führte gleichzeitig viele Markenzeichen der Reihe ein, wie etwa den ersten Aston Martin und den Spruch "Wodka Martini, geschüttelt nicht gerührt". Obwohl Sean Connery ein exzellenter Bond ist, ist er trotzdem nicht mein Liebling. Dafür sind die Filme aus heutiger Sicht zu angestaubt. Sicher muss man Filme immer im zeitlichen Kontext bewerten, der Sexismus von Connerys Bond ist inzwischen jedoch kaum zu ertragen. Besonders auffällig war jener im vierten Teil der Reihe "Feuerball" (5/10), dem für mich schwächsten Connery-Bond. Dort ist nicht nur Bonds Macho-Gehabe am Auffälligsten, besonders schmerzt eine Unterwasser-Szene in denen echte Baby-Haie für den Film mit Harpunen getötet wurden. Mit dem Tierschutz sah man es in den Sechzigerjahren einfach noch nicht so eng, entsprechend schwer tat ich mich aber mit "Feuerball".

Zwei Jahre später markierte "Man lebt nur zweimal" (7/10) dann das vorläufige Ende von Connery und die Reihe erlebte ihren ersten Darsteller-Wechsel. Der Australier George Lazenby, der einzige Nicht-Brite der jemals die Rolle verkörperte, war vielleicht kein guter Bond-Darsteller, der Film hat mich jedoch begeistert. Für mich ist "Im Geheimdienst ihrer Majestät" (8/10) sogar einer der besten Bond-Filme überhaupt. Das liegt vor allem am Auftritt von "Game of Thrones"-Star Diana Rigg als fantastisches Bond-Girl. Tracy ist das einzige Bond-Girl, dass 007 jemals geheiratet hat und entsprechend ist sie weit mehr als nur ein kurzer Seitensprung für ihn. Ihre starke Figur und ihr tragisches Ende hat mich sehr beeindruckt, gerade nach den Connery-Girls. Im Jahr 1971 bekamen die Fans jedoch wieder ihren Sean Connery zurück, der für viel Geld und scheinbar wenig Lust noch ein letztes Mal in die Rolle schlüpfte. Wobei, so ganz ist "Diamantenfieber" (6/10) nicht der letzte Connery-Bond. Zwölf Jahre später erschien mit dem "Feuerball"-Remake "Sag niemals nie" (7/10) noch ein inoffizieller Bond. Der gehört zwar nicht zu den 25 Bond-Filmen dazu, ist wegen des Auftritts von Rowan Atkinson ("Mr. Bean" und "Johnny English") und dem gelungenen Abschied für Sean Connery in der letzten Szene dennoch sehenswert.

Die besten Bond-Girls

Sexismus hin oder her, trotzdem haben es drei Bond-Girls dieser Ära in meine Top 7 geschafft. Ganz besonders wissen jedoch die Bond-Girls aus der Pierce Brosnan-Zeit zu überzeugen, immerhin schaffen drei Girls aus vier Filmen den Sprung in meine Bestenliste. Getoppt werden sie nur noch vom grandiosen Auftritt von Eva Green in "Casino Royale", der sehr an Diana Riggs Bond-Girl erinnert und neben ihr die einzig wahre Liebe von 007 ist. Die Bond-Girls haben mich also immer dann überzeugt, wenn sie mehr als nur hübsches Beiwerk waren, sondern starke und unabhängige Charaktere.


Keiner war öfter James Bond als er: Roger Moore
Keiner war öfter James Bond als er: Roger Moore

Roger Moore: Bond kommt ins Straucheln (1973-1985)

Im Jahr 1973 wurde dann eine ganz neue Ära eingeläutet und Roger Moore betrat das Rampenlicht. Auf eine Verjüngungskur durfte man jedoch nicht hoffen, immerhin war Moore bei seinem Amtsantritt schon drei Jahre älter als Connery bei seinem letzten Auftritt. Den ersten Filmen hat dies jedoch überhaupt nicht geschadet. "Leben und sterben Lassen" (8/10) glänzt mit seinem Titelsong und einer herausragenden Verfolgungsjagd zu Wasser (inklusive dem wohl lustigsten Sidekick der Reihe: Sheriff Pepper) und "Der Spion, der mich liebte" (8/10) mit einer bis dato nie dagewesenen, großen Action-Szene in der Basis des Bösewichts. Legendär ist jedoch nicht der Hauptbösewicht des Films, sondern sein Handlanger "Der Beißer". Der 2,13 Meter große Hühne Richard Kiel gibt mit seinem Metallgebiss eine denkwürdige Vorstellung ab und muss dafür nicht einmal reden. Zwischen diesen beiden Highlights der Moore-Ära überzeugte Christopher Lee als "Der Mann mit dem goldenen Colt" (7/10), auch wenn bei Lees Qualität etwas Potenzial verschenkt wurde. Nach den drei tollen Auftaktfilmen, kam die Bond-Reihe ab dem Jahr 1979 jedoch ins Straucheln. Auch der zweite Auftritt des Beißers konnte daran nicht viel ändern. Dieser kehrte in "Moonraker" (5/10) zwar noch einmal zurück, Bonds Ausflug ins All war jedoch viel zu absurd und verkam spätestens im Finale zum Trash-Fest. Mit "Moonraker" schlitterte die Reihe in ihre schwierigste Phase. Mit immer verrückteren Gadgets versuchte man das hohe Alter des ganz schön steif und faltig gewordenen Roger Moores zu kaschieren, das half jedoch nichts bei den zahlreichen unangenehmen Szenen, in denen der über 50-jährige blutjunge Damen verführte. Dazu waren weder die Bösewichte, noch die Bond-Girls besonders erinnerungswürdig und bei den visuell immer gleichen Intros und unspektakulären Titelsongs, verkam die Bond-Reihe zum Einheitsbrei. Entsprechend schwer fällt es mir, die letzten drei Teile der Ära "In tödlicher Mission" (6/10), "Octopussy" (6/10) und "Im Angesichts des Todes" (6/10) auseinanderzuhalten, wobei letzterer immerhin mit dem Bösewichts-Duo aus Christopher Walken und Grace Jones zu überzeugen wusste. Nach zwölf Jahren Roger Moore und insgesamt sieben Filmen, kein anderer Darsteller hat mehr Filme, war frischer Wind dringend nötig.

Die besten Bond-Bösewichte

Gute Bösewichte waren also in jeder Bond-Ära zu finden, angeführt natürlich von Blofeld, der in sechs Filmen zu sehen war und dabei von fünf verschiedenen Darstellern gespielt wurde. Ansonsten hatten gerade die Brosnan- und die Craig-Bonds einige spannende Bösewichte zu bieten. Generell mangelt es der Reihe nicht an tollen Gegenspielern, weswegen Namen wie Christopher Lee oder Grace Jones nur knapp an meiner Top 7 gescheitert sind. Meinen persönlichen Liebling habe ich aber bereits vorgestellt, denn der Beißer ist und bleibt eine Legende, die mir großen Spaß bereitet hat.


Links: Timothy Dalton in Aktion, Rechts: Pierce Brosnan mit dem gewissen Etwas
Links: Timothy Dalton in Aktion, Rechts: Pierce Brosnan mit dem gewissen Etwas

Timothy Dalton & Pierce Brosnan: Gefangen zwischen neuen Ideen und alten Mustern (1987-2002)

Der frische Wind und neue Ideen hielten im Jahr 1987 Einzug, als Timothy Dalton seine Bond-Premiere feierte. Sein James Bond war so etwas wie der Prototyp für die Craig-Ära, immerhin spielte Dalton einen härteren und kantigeren Bond als seine Vorgänger. Entsprechend gelungen waren die beiden Filme "Der Hauch des Todes" (7/10) und "Lizenz zum Töten" (7/10). Obwohl die beiden Filme eine Verbesserung zu den letzten Moore-Streifen darstellten, wollte der Funke trotzdem nicht vollends überspringen. Das lag zum einen an den weiterhin uninspirierten Drehbüchern und an Timothy Dalton selbst, dem wie Lazenby (und für mich auch Roger Moore) einfach das gewisse Etwas als James Bond fehlte. Für das gewisse Etwas sorgte dann geschlagene sechs Jahre später Pierce Brosnan, bis "Keine Zeit zu sterben" die längste Pause der Bond-Geschichte. Mit einem neuen Intro, einem tollen Bond-Song, Sean Bean und Famke Janssen als exzellenter Bösewicht bzw. Bond-Girl und einem wahren Actionfeuerwerk, wusste Brosnans Auftakt auf ganzer Linie zu überzeugen. "GoldenEye" (8/10) führte darüber hinaus die großartige Judi Dench als M ein, die mein Liebling für die Rolle bleibt und erstmals übernahm Barbara Broccoli das Erbe ihres verstorbenen Vaters Albert Broccoli, als führende Produzentin hinter der Reihe. "Der Morgen stirbt nie" (8/10) konnte mit diesem starken Auftakt problemlos mithalten, weil zum einen Jonathan Pryce als Fake-News-Bösewicht gefiel, zum anderen weil Michelle Yeoh ein exzellentes Bond-Girl abgab. Im Jahr 1999 musste die Reihe dann ihren langlebigsten Darsteller verabschieden. Ein letztens Mal war Desmond Llewyn als Quartiermeister Q zu sehen, der die Rolle in 17 Bond-Filmen seit 1963 verkörperte. Kein anderer Darsteller war so oft in der Reihe zu sehen wie er. Sein Abschied ist auch sehr gelungen, ansonsten konnte "Die Welt ist nicht genug" (7/10) aber nicht mit seinen beiden Vorgängern mithalten. Immerhin sorgte das Bond-Girl noch für die eine oder andere Überraschung. Es zeigte sich jedoch im Verlauf der Filme, dass Pierce Brosnan nach seinem krachenden Auftakt, immer mehr in die Richtung früherer Bond-Filme gedrängt wurde. Plötzlich standen wieder zahlreiche Liebschaften und Gadgets im Vordergrund, was zum Start des neuen Jahrtausends dann auch zum schlechtesten Bond-Film führte. "Stirb an einem anderen Tag" (5/10) kann zwar Halle Berry aufbieten, ist ansonsten aber purer Trash. Vom unsichtbaren Aston Martin, über die katastrophalen Effekte und einem Over-the-Top-Bösewicht mit "Star Wars"-Anleihen. Spätestens mit dem letzten Brosnan-Bond hatten sich die Macher endgültig verrannt und es war an der Zeit die Figur kompromisslos neu zu erfinden. 

Die besten Bond-Darsteller

Für mich teilen sich die Bond-Darsteller also in zwei Lager auf. Zum einen Lager gehören Dalton, Lazenby und Moore, denen einfach das gewisse Etwas als Bond fehlt. Im anderen Lager finden sich Connery, Brosnan und Craig wieder, die meiner Meinung nach eine exzellente Figur abgeben. Wer da der persönliche Favorit ist, ist natürlich rein subjektiv. "Mein" Bond ist definitiv Daniel Craig, während ältere Semester wohl nichts über Sean Connery kommen lassen, der bei mir aber immer diesen Makel des übertriebenen Sexismus tragen wird. Jede Generation hatte halt einfach "ihren" James Bond.


Mein Lieblings-Bond mit Ecken und Kanten: Daniel Craig
Mein Lieblings-Bond mit Ecken und Kanten: Daniel Craig

Daniel Craig: Die knallharte Neuausrichtung (2006-2021)

"Ein Wodka Martini bitte." "Geschüttelt oder gerührt?" "Sehe ich so aus, als würde mich das interessieren?". Kein Satz fasst die Craig-Ära so gut zusammen wie dieses Zitat aus dem besten Bond aller Zeiten: "Casino Royale" (9/10). Eine schwarz-weiße Eröffnungssequenz, ein großartiger Bond-Song und eine unglaubliche Verfolgungsjagd reichten, um mir bereits von den ersten Minuten an die Kinnlade nach unten klappen zu lassen. Ohne Gadgets oder sonstigem Schnickschnack verpasste Daniel Craig der Rolle im Jahr 2006 einen zeitgemäßen Anstrich und lieferte dank herausragender Performances von Mads Mikkelsen als Bösewicht Le Chiffre, sowie dem besten Bond-Girl Eva Green als Vesper Lynd, ein wahres Action-Meisterwerk ab. Schade nur, dass "Ein Quantum Trost" (7/10) zwei Jahre später daran nicht anknüpfen konnte. Ich mag den Film zwar trotzdem, weil ich Craigs knallharten Bond auf Rachefeldzug liebe, weder die Inszenierung mit ihrer übertrieben Wackelkamera, noch das Drehbuch um den blassen Bösewicht, konnten mich aber groß überzeugen. Das gelang wiederum dem Nachfolger "Skyfall" (8/10) aus dem Jahr 2012. Der Abschied von Judi Dench fiel ungewohnt emotional aus und Javier Bardem spielte einen tollen Bösewicht. Vom gleichnamigen Mega-Hit von Adele will ich gar nicht erst anfangen. Allerdings ist das auch der Film, der wieder die Nostalgie zurück in die Reihe brachte. Vom Aston Martin DB5, über die neue Miss Moneypenny, bis hin zu Q, gab es einige Elemente die Bond wieder ein Stück Back-to-the-Roots führten. Was vielen Fans gefiel, kam bei mir nicht ganz so gut an, weil es Craig weniger Kanten verlieh. Besonders auffällig sind die verlorenen Ecken und Kanten in "Spectre" (7/10) aus dem Jahr 2015. Dort wandelt Craig nicht nur in Sachen Lustlosigkeit auf den Spuren von Sean Connery in "Diamantenfieber", auch das Drehbuch wusste kaum zu überzeugen. Christoph Waltz wurde als Bösewicht ebenso verschenkt, wie Dave Bautista als schweigender Beißer-Verschnitt und auch bei Bond-Girl Lea Seydoux konnte der Funke nicht so überspringen. Von Eva Green abgesehen, bleiben die Bond-Girls ohnehin eine Schwäche der Craig-Bonds. Ob "Keine Zeit zu sterben" mit der ersten weiblichen 007-Agentin Lashana Lynch und der tollen Ana de Armas, diesen Umstand ändert (immerhin heißen die Bond-Girls nun offiziell Bond-Women) und ob Daniel Craig seinen verdienten großartigen Abschied bekommt und ob Rami Malek als Bösewicht glänzt, lest ihr in meiner Kritik.

Die besten Bond-Filme

Dann bleibt nur noch die Top 7 der besten Bond-Filme übrig. Die Filme untereinander zu vergleichen ist genauso schwierig, wie die unterschiedlichen Bond-Darsteller zu vergleichen, weil sie natürlich alle ein Kind ihrer jeweiligen Zeit sind. Trotzdem haben am Ende acht Filme eine 8/10 oder besser ergattern können, was dafür sorgt, dass nur "Der Morgen stirbt nie" in dieser Bestenliste fehlt. Von meiner Flop 3 um "Feuerball", "Moonraker" und "Stirb an einem anderen Tag" einmal abgesehen, sind die qualitativen Unterschiede ohnehin nur marginal. Sehenswert ist die Reise durch 60 Jahre Bond-Geschichte nämlich allemal.



Kommentare: 0