Tribes of Europa

Staffelstart: 19.02.2021 | Anbieter: Netflix | Episoden: 6 | FSK: 16 | Land: DEU | Genre: Action, Sci-Fi


Kritik

Nachdem Deutschland im vergangenen Jahr gleich eine ganze Armada an Netflix-Serien hervorgebracht hat, angeführt von der phänomenalen letzten Staffel von "Dark", geht es nun im Jahr 2021 munter weiter. Und Apropos "Dark": Die Produzenten hinter "Tribes of Europa", Wiedemann und Berg, standen auch bereits beim weltweiten Mega-Hit hinter dem Projekt. Das zeigt sich insbesondere beim Genre, welches den Sci-Fi-Ansatz erneut aufgreift und beim düsteren Look der Serie. Dazu darf auch Oliver Masucci nicht fehlen. Herausgekommen ist dabei eine deutsche Serie die nicht alles richtig macht, gerade mit seinem starken Staffelfinale jedoch eine Menge Potenzial offenbart. 

 

Nach einem rätselhaften Blackout im Dezember 2029 sind die Nationen Europas in mehrere kleine Mikro-Staaten, den sogenannten Tribes zerfallen. Im Jahr 2074 kämpfen diese um die Vorherrschaft auf dem Kontinent. "Tribes of Europa" folgt jedoch drei Geschwistern des Origine-Tribes, die die Abgeschiedenheit des Waldes bevorzugen. Als dort ein hochtechnologisiertes Flugzeug der Atlantier abstürzt, werden sie jedoch aus ihrer friedlichen Heimat gerissen.

Nach einer äußerst brutalen und actionreichen Auftaktepisode, die gewissermaßen als Prolog der Serie dient, fokussiert sich die Serie also auf die drei Geschwister und teilt deren Handlungsstränge auf. Den älteren Bruder Kiano trifft das härteste Schicksal der drei, er wird nämlich in die Hauptstadt verschleppt und dort vom Tribe der Crows versklavt. Die Crows sind die Bösewichte der Serie, das teilen die Macher dem Publikum überdeutlich mit. So gut mir Kiano-Darsteller Emilio Sakraya und Mekila Foroutan als seine Herrin Lord Varva auch gefallen, die Crows werden doch etwas übertrieben dargestellt. Gerade der Anführer ihres Tribes  ist dabei so lächerlich und Overacted, dass es die Befürchtungen aus dem Trailer widerspiegelt. Dort konnte man schon sehen, dass "Tribes of Europa" zwar interessant aussieht, allerdings auch einige absurde Szenen auf den Zuschauer warten. Schade, denn die Serie hätte diese übertriebene Darstellung überhaupt nicht gebraucht. Kianos Schwester Liv schließt sich derweil dem Gegner der Crows an. Die Crimson Republic sind seit vielen Jahren im Krieg mit den Crows und versuchen einen Weg in deren Hauptstadt zu finden, der ihnen ausgerechnet eine gefangene Crow beschreiben soll. Von allen drei Handlungssträngen ist dieser trotz allem wohl am uninteressantesten. Der beste dreht sich hingegen um den jüngsten Bruder Elja, dem vom Piloten des abgestürzten Atlantier-Flugzeugs ein geheimnisvoller Cube überreicht wird. Das Rätsel um diesen Hochentwickelten Würfel und Eljos "Freundschaft" mit dem Gauner Moses, stellen mit Sicherheit den spannendsten Aspekt der Geschichte dar. Zumal es hier im starken Staffelfinale einen wirklich fiesen Ciffhanger gibt. Der Handlungsstrang ist der Hauptgrund, wieso ich gerne eine zweite Staffel von "Tribes of Europa" sehen würde. Außerdem besticht hier natürlich Oliver Masucci, einer der im Moment besten deutschen Schauspieler (der vor kurzem sogar eine Rolle im Hollywood-Blockbuster "Phantastische Tierwesen 3" ergattern konnte). Masucci hat sichtlich Spaß an seiner Rolle als Gauner, der sich irgendwo zwischen Han Solo und Star Lord bewegt und tatsächlich sehr unterhaltsam ist.

Was sonst noch auffällt: Nach der harschen Kritik an der deutschen Tonspur von "Barbaren", die für viele zu genuschelt und unverständlich rüberkam, hat sich Netflix interessanterweise dazu entscheiden, "Tribes of Europa" mit zwei deutschen Tonspuren auszustatten. Der deutschen Original-Spur und einer deutschen Synchronisation. Man hat also die ganze Serie noch einmal nachsynchronisiert und diese Fassung ist auch Standardmäßig bei Netflix eingestellt. So etwas habe ich auch noch nie gesehen.

Während man über die Story, übertriebene Charaktere oder einige hölzerne Dialoge durchaus diskutieren kann, gibt es auf einer anderen Seite keine Beanstandungen. "Tribes of Europa" sieht zu jederzeit hervorragend aus. Die Bilder vom postapokalyptischen Deutschland sind gelungen und die Effekte auf höchstem Niveau. Ganz besonders gelungen ist zudem der futuristisch-angehauchte Soundtrack der Serie, der mir sehr gefallen hat. Zart besaitet darf man jedoch nicht sein, denn "Tribes of Europa" ist selbst im Vergleich zu "Barbaren", die bisher blutigste deutsche Netflix-Serie. Es geht überaus düster und brutal zu, was die Verkommenheit dieser neuen Welt noch einmal deutlich unterstreicht.

 

Fazit

"Tribes of Europa" reiht sich nahtlos bei "Barbaren" und "Biohackers" (beide 7/10) ein, zwei deutschen Netflix-Serien aus dem vergangenen Jahr. Auch diese Serie hat mit einigen Problemen zu kämpfen, wie den übertriebenen Bösewichten und einigen hölzernen Dialogen. Insgesamt bin ich jedoch sehr positiv gestimmt, was auch daran liegt, dass "Tribes of Europa" in seinem starken Staffelfinale das größte Potenzial der drei Serien offenbart. Ich bin jedenfalls gespannt wie es weitergeht, denn "Tribes of Europa" bietet mehrheitlich tolle Darsteller (Allen voran Oliver Masucci und Emilio Sakraya), sowie eine interessante Geschichte (gerade hinsichtlich des rätselhaften "Cubes"). Dazu sorgt der düstere Look der bisher blutigsten deutschen Netflix-Serie und ihr toller Soundtrack, für kurzweilige Unterhaltung.

 

7/10


Kommentare: 0

Poster&Trailer: © Netflix